KdiH

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43.1.72a. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 440

Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datum der Veröffentlichung: 03.02.2017.

Datierung:

1501 (236r).

Lokalisierung:

Frankenthal.

Besitzgeschichte:

Niclas Numan, nachweisbar im Augustiner Chorherrenstift Frankenthal von 1488–1508, Kolophon 236r: Geschrieben und vollenend ist dyß buchlyn Im Jar noch der geburt vnsers lieben hern ihu xpe MV und eynß. vff den xxii tag des meys. Von bruder Niclas numan von franckfort Sant augustyns ordens priester profeß zu groß franckentall. Vor 1581 in Heidelberg, Bibliotheca Palatina (Einband Ottheinrichs, goldener Prägestempel mit dem Portrait Ottheinrichs, der Jahreszahl 1558 und den Initialen O.H.P.C. (Otto Heinrich Pfalzgraf Churfürst), hinten Wappen der Pfalz; 1581 sehr wahrscheinlich im Inventar der Heiliggeistbibliothek verzeichnet; ab 1623 in Rom, Bibliotheca Vaticana (auf dem Einbandrücken die Nummern 169 und 1328 des Transportes nach Rom); Mai 1816 Restitution des Vatikan an die Universitätsbibliothek Heidelberg; im Vorderspiegel von der Hand Hermann Finkes lat. Inhaltsangabe.

Inhalt: Tagzeiten Mariens in Form des Temporale (Brevier)
3*r

Register

1r–107v

Tagzeiten vom Leiden Christi, Vesper Ü: Hie nach begint der curß von dem lyden vnsers hern. Zu der ersten Vesper. A: HErre erbarm dich Crist erbarm dich Erre erbarm dich. Vatter vnser der du bist Durch dynen aller onschuldigsten dot vnd bittersts lyden, gib vns herre ihesu criste dyn gnad vnd benedyung ...

107v–153r

Tagzeiten Mariens und Tagzeiten vom Mitleiden Mariens im Wechsel (außer für die Laudes), durchsetzt mit Gebeten, für die Zeit von Christi Geburt (25.12.) bis Lichtmess (02.02.) Ü: Hie noch folget der Curß der Jungfrauwen marien Zwuschen der geburdt des herren vnd kertzwyhung. Zu metten zijt. A: GElobet sy die stund in der got mentsch ist geboren. Gelobet sy die heilige Jungfrauw maria von der lyb er geborn ist ... 110v Matutin Ü: Hie noch folget die ordenung von der geburt des hern byß zu kyrtzwyhung. Zu metten zijt. A: Sy gegrusset edele gebereryn selyge kyntbetteryn ... 118v Laudes A: Der herre hait geherschet vnd hait angethan die zierde ... 123v Zwei Gebete an Philippus A: Der hellig philippus wol mich mit den ampellen geziert ... A: Wir bitten almechtiger got das der heilig apostel philippus erwerb vor vns dyn hylff ... 124r Matutin vom Mitleiden Mariens 124v A: ZV der zijt der metten ist marien worden verkundt das ihesus von den falschen Judden ist worden gefangen ... 125r ›Salve Regina‹, deutsch 126v Prim A: SY gegrusset edele mutter selige kyntbetteryn ... 130v Prim vom Mitleiden Mariens A: Zu der stund der prym maria Ihesum Iren sone mit manch feltigem ersufftzen noch folgt zu pylato ... 132r Terz A: SY gegrusset edele mutter selige kyntbetteryn ... 134r Terz vom Mitleiden Mariens A: Zu der stund der tertz hat gehört maria das gecrutziget solt werden Ir sone ... 135r Sext A: Gegrusset syst du edele mutter ... 137v Sext vom Mitleiden Mariens A: Zu der stund der sext sahe maria das Ir sone dem crutz angenegelt ward ... 138v Non A: SY Gegrusset du edele kyntbetteryn ... 140v Non vom Mitleiden Mariens 141r A: ZV der stund der none maria den sterbenden ihesum hort hely hely hely mit grosser stym schryen ... 142r Vesper A: SI gegrusset edele mutter selige kyntbetteryn ... 145v Gebet an Philippus wie oben 145v Vesper vom Mitleiden Mariens A: ZV der zijt der vesper maria vol smertzens hielt ihesum von dem crutz gethan ... 146v Komplet A: Sy gegrusset edele mutter selige kyntbetteryn ... 150r Komplet vom Mitleiden Mariens A: ZV der stund der complet komen die marien zu dem grabe ... (die Gebete zu Prim, Terz, Sext und Non sind Übersetzungen aus Bonaventuras ›Orationes‹, deutsch, siehe Bonaventurae Opera omnia [1868] S. 228–230)

108r

leer, Miniatur fehlt

153r–164r

Tagzeiten Mariens für die Zeit von Lichtmess (02.02.) bis Ostern Ü: Hie noch folget die ordenung von kyrtzwyung byß zu ostern 154r Matutin A: IN der ere der aller heyligsten marie der Jungfrauwen Sollen wyr frolocken ... 158r Laudes 159r Prim 159v Terz Ü: Alle dyng wie vor In der prym 160r Sext Ü: alle ander dyng wie vor in der tertz 160v Non Ü: Wie vor an Zu halten das In der Sext gehalten wyrt 161r Vesper 163r Komplet

153v

leer, Miniatur fehlt

164r–174v

Tagzeiten Mariens für die Zeit zwischen Ostersonntag und Christi Himmelfahrt Ü: Hie noch folget die ordenung der heyligen Jungfrauwen marien von der vfferstentenyß byß zu vffart des hern Matutin A: WYr sollen anbetten den konig der konige des obersten vatters sone ... 169r Laudes A: Got myrck uff myn hylff 170v Prim A: Sy gegrusset edele mutter ... 171r Terz A: Es frolockt die kyrch ... Sext A: Sy gegrusset edele mutter ... 171v Non Ü: Zu der none Sy gegrußt. wie vor. 172r Vesper A: Sy gegrusset edele mutter seli kyntbetteryn ... 174r Komplet A: Bekere vns got vnser heyll vnd wend ab ...

174v–175r

Tagzeiten Mariens für die Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und dem 1. Advent Ü: Ordenung des Curß der heiligen Jungfrauwen marien von der vffart vnsers lieben hern Jhesu cristi byß zu synem aduent. Zu der metten vnd zu allen andern gezijtten wyrt es gehalten in allen dyngen als noch kertzwyhe byß zu ostern nichts zu andern von dem Register das da selbs gezeichent ist.

175r–183r

Tagzeiten Mariens für die Zeit zwischen dem 1. Advent und Weihnachten (25.12.) Ü: Nu folget hernach die ordenung von dem ersten sondag des aduents Byß zu der geburt vnsers lieben hern ihesu cristi 176r Matutin A: GEgrusset sist du maria vol gnaden der herr ist mit dyr ... 179v Laudes A: Got myrck vff myn hylff ... 180v Prim Ü: Ander dyng wie vor. Zu der prym ... Terz Ü: als nehst hie vor. Ander dynge wie vor. Zu tertz... wie nehst hie vor Jn der laudes ... 181r Sext Ü: Zu der sext. wie vor... als hie vor Jn der laudes 181v Non Ü: Zu der none wie vor Vesper Ü: Zu der vesper. alle dyng wie vor 183r Komplet Ü: Zu der complett. Bekeer vns got vnser heyl... Die gebet vnd all ander dyng wie vor CXLIX

175v

leer, Miniatur fehlt

183r

Schlussgebet zu allen Tagzeiten Ü: Hie noch folgt eyn beschloß aller gezijtt in der gemeyn 183v A: Uf nym bitten wyr heiliger herr almechtiger vatter ewyger vnd aller clarster gott ...

183v

Gebet zu Gott A: Almechtiger ewyger got wyr bitten dich aller andechtiglichst nit verheng das wyr verderben vnser sunden halb ...

184r

Gebet zu Christus A: O Gutiger ihesu zwey dyng erken an myr armstem sunder, die natuer die dyn ongemessen gutd vnd almechtigkeit gemacht hait, vnd die sunde die ich armster sunder ...

185r

Gebet zu Maria A: HEylige maria eyn mutter vnsers herren ihesu cristi durch die heilige verkundung mentschwerdung geburt ...

186r

›Salve Regina‹, deutsch A: GEgrusset sist du konnigyn der barmhertzigkeit. Als vor CXXV (Verweis auf Bl. 125)

186r

Ablassgebet von Papst Sixtus IV. Ü: Babst sixtus der vierd hait gegeben allen den ghen die mit ruw vnd leyd Irer sunden vnd mit Innigkeit Ires hertzen betten dyß nach geschrieben gebetgyn vor marien byld in der sonnen xj tusent Iar ablaß, also dick sie es betten. A: GEgrusset sist du aller heiligste maria (rot) ... Bit vor mich Jhesum (rot) dynen sone vnd erlose mich von allem vbel Amen. (Haimerl [1952] S. 121 Anm. 711, S. 144, in zahlreichen Gebetbüchern enthalten: Nr. 43.1.13., Nr. 43.1.17., Nr. 43.1.52., Nr. 43.1.56., Nr. 43.1.60., Nr. 43.1.73., 43.1.75., Nr. 43.1.85., Nr. 43.1.107., Nr. 43.1.156., Nr. 43.1.159., Nr. 43.1.166., Nr. 43.1.176.)

Fassung I.3. Gegrotet sistu alder hilgeste maria eine moder godes ein konninginne des hemels ein porte des paradises ... ... (Wachinger [1981] Sp. 81, Nr. I.3)
186v–187r

Pestgebet, vor einem Annenbild zu verrichten, mit Ablass, hier Papst Alexander IV. zugeschrieben, eigentlich Alexander VI. Ü: JN dem Jar noch der geburt Ihesu cristi mccccxciiij hat gegeben babst Alexander der vierd allen den ghen die mit Innigkeit betten dyß nachgeschrieben gebetgyn dru mal noch eynander vor sant Annen byld x tusent Jar ablaß dotlicher sunden vnd xx Jar teglicher sunden, also dick sie es betten, welchen ablaß er selbs verkunt hait. A: GEgrußt sistu Maria (rot) gnaden fol... Vnd gesegent sy sant Anna (rot) dyn heilige mutter, Vß welcher du heilige Jungfrauw maria (rot) entsprongen bist an flecken vnd sunde... (s. Haimerl [1952] S. 144 von Papst Alexander VI. 1494 erteilt; Dörfler-Dierken [1992] S. 17; aus dem deutschen ›Hortulus animae‹, auch in Nr. 43.1.12., Nr. 43.1.62., Nr. 43.1.63., Nr. 43.1.73., Nr. 43.1.91., Nr. 43.1.199., Budapest, Eötvös Loránd Tudományegyetem, Egyetemi Könyvtár, Cod. germ. 3, Freiburg, UB, Hs. 1500,30, 208rund Karlsruhe, St. Peter pap. 18; vgl. Haimerl [1952] S. 141, Anm. 873)

187v

Miniatur: Gastmahl in Bethanien

188r–211r

Tagzeiten zur Vergebung der Sünden Ü: Hie nach anfahet der Curs vor die sunden von eym yglichen vast Andechtigen zu sprechen 188r Vesper A: Gegrüst sist du maria. Das vesper gebett styg vff zu dyr herre: vnd es styg ab vber vns dyn barmhertzigkeit ... 191r Komplet A: BEkere vns got vnser heyll vnd wend ab dyn zorn von vns ... 193v Matutin 199r Laudes A: Got erbarm dich myn nach dyner ... 202r Prim 204r Terz 206v Sext A: Zeyge vns herre dyn barmhertzigkeit ... 207v None A: In dyn hend beuehle ich myn geist ...

211r-230r

Totenvigil mit 9 Lektionen zur Vesper Ü: Hie Noch folget die vigylg vor die gleubigen dotten zu dem ersten: Die Vesper vor die dottenn. Psalmus. 212r A: ICh han lieb gehabt dan der herr wyrt erhoren die stym mynß gebets 214v 1. Nokturn A: MYn wort mit den oren entphohe herr, verstee... 218v 2. Nokturn A: DEr herr regiert mich vnd myr wyrt nit gebresten ... 223v 3. Nokturn A: HErre in dynen grym straff mich nit ... Laudes Ü: Zu der Laudes A: GOt erbarm dich myn nach dyner grossen. (Responsorien nach Ottosen [1993] 14 72 24, 46 32 57, 68 28 38)

211v

Miniatur: Errettung zweier Seelen aus dem Fegefeuer

230r–236r

Sieben Bußpsalmen mit Allerheiligenlitanei, darin einzelne hervorgehoben: Michael, Peter, Philip, Nikolaus, Augustin, Maria Magdalena, Katharina, Elisabeth, Barbara, Ursula, Dorothea. Diese Auswahl weist darauf hin, dass Niclas Numan das Gebetbuch für seinen eigenen Gebrauch im Kloster geschrieben hat. Augustin ist der Ordensheilige und Maria Magdalena die Patronin des Augustinerchorherrenstifts in Frankenthal.

230v

leer, Miniatur fehlt

236r

Kolophon: Geschrieben und vollenend ist dyß buchlyn Im Jar noch der geburt vnsers lieben hern ihu xpe MV und eyns. vff den xxii tag des meys. Von bruder Niclas numan von franckfort Sant augustyns ordens priester profeß zu groß franckentall.

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 240 Blätter, zeitgenössische rote Foliierung oben mittig I–CCXXXVIII, 139 × 98 mm, Textfeld 100 × 58 mm, Bastarda, ein Schreiber: Niclas Numan (vgl. auch Cod. Pal. germ. 468), einspaltig, 19 Zeilen, wenige rote Unterstreichungen, rote Strichel, rote Rubriken in Textura, zahlreiche ein- bis dreizeilige Lombarden in Rot und Blau im Wechsel, zwei- bis dreizeilig bei Textanfängen, nur einzeilig bei Versanfängen, eine achtzeilige (1v) und sieben siebenzeilige Buchmalerinitialen (1r, 108v, 154r, 176r, 188r, 212r, 231r) auf Blattgold oder Silber mit bunten Blattranken, Blumen, Palmetten oder Halbpalmetten im Binnenfeld, mit schwarzer Feder gerahmt und mit Zierstrichen versehen, außer 212r: breiter grüner Rahmen und zusätzlich von diesem ausgehend blaue Ranken. 14 vierzeilige (10r, 17r, 62r, 75r, 82r, 89r, 110v, 127v, 132r, 135v, 138v, 142r, 146v, 191r, 193r), eine fünfzeilige (94v), eine sechszeilige (164r) Fleuronnéinitialen mit in der Hälfte gespaltenem blau-rotem Buchstabenstamm mit roten, blauen und grünen Fleuronnéstäben mit Blatt- und Palmettenfleuronné, das sich über ein oder zwei Ränder zieht, darunter drei litterae duplices (vgl. Wien, Cod. 443, fol. 33r, 51v).

Schreibsprache:

hessisch.

II. Bildausstattung:

Zwei ganzseitige Miniaturen (187v, 211v), eine verloren (vor Bl. 1), vier weitere wohl vorgesehen (108r, 153v, 175v, 230v), dort gehen den Initialen leere Seiten voraus. Acht große Buchmalerinitialen stammen ebenfalls von der Hand des Miniaturisten, was an der Palette gut sichtbar ist. Ein Maler der Heidelberger Schule. Jeudy/Schuba (1981) und Cohen-Mushlin (1990, S. 153) bringen die Miniaturen in die Nähe der Maler, die Handschriften für Erhard Knab in Mainz illuminiert haben. Der Hauptmaler dieser Gruppe wurde von König (1986, S. 310) identifiziert als Maler des Mainzer Verlegers Johannes Fust. Überzeugend ist diese Identifizierung jedoch nicht, da dieser Maler bekannt war als Ranken- und Initialenmaler in Mainz (ab dem Tod Johannes Fusts 1466 in Heidelberg), seine Spur sich aber bereits 1471 verliert. Die Gemeinsamkeit dieser Vorschläge beruht auf der Lokalisierung des Malers nach Heidelberg. Dagegen schlägt Hürkey (2007, S. 178) den Maler des Mainzer Sebastiansaltares oder einen anderen mittelrheinischen Maler vor.

Format und Anordnung:

Die beiden ganzseitigen Miniaturen befinden sich auf Versoseiten, dem gegenüberliegenden Textanfang vorausgehend.

Bildaufbau und -ausführung:

Diese einzigen beiden ausgeführten Miniaturen sind in der Gestaltung etwas derb mit lang gezogenen Gesichtern und markanten Nasen. Haare und Bärte sind nur gestrichelt. Dennoch sind die Köpfe individuell gestaltet, bemerkenswert ist z. B. das feiste Gesicht des Gastes beim Gastmahl in Bethanien. Die Malweise wirkt schnell und sicher mit vielen Strichelungen. Gestik und Blickbeziehungen sind reichlich vorhanden. Die Gewandgestaltung erfolgt mit Schraffuren im dunkleren Farbton und Gold. Perspektivisch arbeitet der Maler nicht sehr geschickt,weshalb die Anlage des Innenraumes beim Gastmahl mit dem nicht parallel zu den getäfelten Wänden verlaufenden Fliesen problematisch ist. Der Maler zeigt eine Vorliebe zu stilllebenhaften Details wie die abgenagten Knochen oder die Verzierungen der Weingläser auf dem Tisch.

Die Darstellung der Errettung der Seelen aus dem Fegefeuer ist kompositorisch interessant farblich dreigeteilt. Im unteren Bilddrittel dominiert das rotbraune Fegefeuer, das neben einem grünen Berg züngelt. Die Flammen sind sehr fein mit Braun, Violett und Gold gemalt. Die Farben des Fegefeuers gehen durch das kräftige Violett der Engelgewänder über in das strahlende Blau des zwei Drittel einnehmenden Himmels, in dem Gottvater in einer goldenen Gloriole thront.

Bildthemen:

Das Gastmahl in Bethanien ist eine sehr passende Illustration zu den Tagzeiten der Vergebung der Sünden, da Maria Magdalena ihre Sünden vergeben werden (Lk 7,36–38). Die Errettung der Seelen aus der Hölle leitet die Totenvigil ein (211v). Welche Themen die nicht ausgeführten Miniaturen jeweils zu Beginn der Tagzeiten Mariens für die verschiedenen Kirchenjahreszeiten hätten haben sollen, ist nicht eindeutig zu rekonstruieren. In der Regel waren die Marienoffizien mit Szenen aus der Passion oder aus der Kindheit Jesu illustriert. Vermutlich waren hier also Illustrationen aus der Marienikonografie vorgesehen. Vor den Bußpsalmen fehlt wohl eine Darstellung des David im Gebet (230v).

Die Textauswahl ist ungewöhnlich, da die Tagzeiten vom Mitleiden Mariens als Temporale eingerichtet sind. Der Eintrag breúir auf 1r, der mit dem Katalogeintrag von 1581 übereinstimmt (Ein teutsch Breuir ...), nimmt auf diese Brevierstruktur Bezug. Die Tagzeiten zur Vergebung der Sünden sind zudem bisher nicht aus anderer Überlieferung bekannt.

Farben:

Hellblau, Dunkelblau, Grün, Violett, Gelb, Ocker, Braun, Grau, Blattgold, Gold.

Literatur:

Bartsch (1887) S. 139 (Nr. 242); Archivbeschreibung Günther Jungbluth (1938) 14 Bll.; Miller/Zimmermann (2007) S. 432–435. – Wilken (1817) S. 479; Bibliotheca Palatina (1986) S. 513–515; Cohen-Mushlin (1990) S. 152f.; Hürkey (2007) Nr. 14, S. 178–186.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus