KdiH

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43.1.84a. Klosterneuburg, Stiftsbibliothek, Cod. 1159

Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datum der Veröffentlichung: 20.11.2018

Datierung:

1544 (207r).

Lokalisierung:

Bodenseeregion.

Besitzgeschichte:

Schwester Magdalena Andresin (IIIv) 17./18. Jahrhundert, Mariana de Grader Née Balenta Conseilien Anno 1796 den 12 Sebtember (207v).

Inhalt: Bruder Berthold, ›Zeitglöcklein des Lebens und Leidens Christi‹

1r–207r

Bruder Berthold, ›Zeitglöcklein des Lebens und Leidens Christi‹

Ü: Die vorrede in disz büchlin A: DAs andechtig zitglöglin disz büchlins hat vier vnd zwentzig stück vszgeteilt nach den xxiiij stünden des natürlichen tags ..., 2v Ü: Von dem form disz büchlinsz A: Die form disz büchlins ist also. Am allerersten hept eyn ÿeliche stünd an mit anrüffunge der götlichen gnaden da mag yelicher thüon nach seiner gewonhait ..., 4v Ü: Die ordnüng der stünd volget 5r A: Dÿe ordunng vnd vszteilug der xxiiij stünden disz büchlins ist also ..., 6v Ü: Also hebt an die erste stünd vonn dem englischen grüsz vnd der hochwirdigisten menschwerdung christi in dem heiligen leib der Junckfrauen Marie.

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 207 Blätter (+ 16 Papier), 133 × 95 mm, Bastarda, eine Hand, Nachtragshand 88v und 95v, einspaltig, 19 Zeilen, Foliierung mit Tinte oben rechts, 25 Initialen in Rot oder Blau auf Goldgrund mit Fleuronné (zwei vierzeilige, neun fünfzeilige, sechs sechszeilige, sieben siebenzeilige, eine achtzeilige), rote und blaue drei- und vierzeilige Lombarden, rote Rubriken.

Schreibsprache:

alemannisch (bereits stark normalisiert).

II. Bildausstattung:

32 Miniaturen von einer Hand (7v, 17v, 26v, 35v, 41r, 52r, 64r, 65v, 70v, 75r, 80r, 83r, 87r, 88r, 95r, 102r, 107v, 110r, 112v, 116v, 120r, 126v, 133v, 142r, 152r, 155v, 158v, 163r, 169r, 179r, 189r, 197r).

Format und Anordnung:

Ganzseitige Miniaturen recto und verso im Lagen- und Textverbund. Breiter goldener Rahmen mit roten und blauen Kugeln besetzt, der auf 7v und 17v mit Festons aus Akanthusranken am unteren Rand ergänzt wird. Die Textanfänge der 24 Stunden werden mit mehrfarbigen Akanthusranken umgeben.

In der Regel folgt dem Textanfang eine Miniatur auf der nächsten freien Seite, recto oder verso, nur bei 35v/36r geht die Miniatur dem Textanfang voraus.

An einer Stelle hat der Schreiber erst zwei Seiten später und auch dann noch zu spät daran gedacht, eine Seite für eine Miniatur freizulassen, und hat die erste Zeile geschrieben, darunter befindet sich die daher etwas kleinere Miniatur mit den Buchstaben am oberen Rahmen anstelle der blauen Kugeln. Dieselbe Textzeile hat er dann verso noch einmal wiederholt.

Bildaufbau und -ausführung:

Es handelt sich um qualitätvolle Miniaturen, die nicht auf die Vorlagen der gedruckten Textausgaben von 1497 zurückgehen, sondern zu einem großen Teil die Kleine Holzschnittpassion Albrecht Dürers verwenden. Die Hälfte der Miniaturen (7v, 65v, 80r, 87r, 88r, 95r, 102r, 110r, 112v, 116v, 120r, 126v, 169r, 179r, 189r) nehmen diese Kleine Passion sehr getreu zum Vorbild, gelegentlich etwas vereinfacht in der Szenerie oder mit kleinen Weglassungen, wie dem Hündchen von Kaiphas und von Pilatus (Herodes jedoch hat seinen Dürerschen Hund behalten). Andere Miniaturen nehmen nur einzelne Motive aus der Kleinen Passion oder auch der Großen Passion Dürers auf (34r, 64r, 75r). Die Vorlagen für die restlichen Miniaturen (17v, 26v, 35v, 41r, 52r, 70v, 83r, 107v, 133v, 142r, 152r, 155v, 158v, 163r, 197r) müssen noch gefunden werden. Der Duktus ist sehr luftig und leicht, mit dünnem Pinsel wurden viele Details gesetzt, um Plastizität und Details herzustellen. Räumlichkeiten und Landschaften, in die die Personen gut im Bildraum verteilt sind, sind genau und detailliert angegeben. Verkürzungen der etwas gedrungenen, untersetzten Personen und Perspektiven gelingen gut. Bei einigen Miniaturen, so der Geburt Christi (17v), stellt der Maler simultan eine zweite Szene im Hintergrund dar, in diesem Fall eine winzige Verkündigung an die Hirten hinten links. Generell bemüht er sich sehr um eine interessante Gestaltung der Szenen mit viel Bewegung und zahlreichen Details. Gelegentlich geraten die Gesichter der Nebenfiguren etwas stereotyp, es sind aber auch ›Typen‹ dabei, wie der dicke Knecht bei der Kreuzanheftung. Prinzipiell etwas untersetzte, rundliche Personen, die modische Kleidung tragen und viele Accessoires bei sich haben.

Bildthemen:

Zyklus vom Leben und Leiden Jesu in 32 Bildern: Verkündigung (7v), Geburt Jesu (17v), hl. Drei Könige (26v), Flucht nach Ägypten (35v), der 12-jährige Jesus im Tempel (41r), Taufe Jesu (52r), Abendmahl (64r), Fußwaschung (65v), Verrat des Judas (70v), Gebet am Ölberg (75r), Verhaftung (80r), Jesus Abführung (83r), Jesus vor dem Hohepriester (87r), Verspottung (88r), Jesus vor Pilatus (95r), Jesus vor Herodes (102r), Entkleidung (107v), Geißelung (110r), Dornenkrönung (112v), Pilatus wäscht seine Hände (116v), Kreuztragung (120r), Kreuzannagelung (126v), Kreuzaufrichtung (133v), Kreuzigung (142r), drei Marien (152r), Kreuzabnahme (155v), Grablegung (158v), Jesus in der Vorhölle (163r), Auferstehung (169r), Himmelfahrt (179r), Pfingstwunder (189r), Jüngstes Gericht (197r).

Die Zuteilung der Bilder hält sich eng an die Textinhalte bzw. die Stundeneinteilung Bertholds. Einige Abweichungen gibt es jedoch, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass 32 Miniaturen für 24 Stunden eingefügt worden sind. In der Regel stehen die Miniaturen gleich zu Beginn des Textabschnittes, nur bei der dritten Stunde hat man sich für die Darstellung der hl. Drei Könige entschieden, denen erst der zweite Textabschnitt in diesem Kapitel gewidmet ist, und nicht für das Thema der Beschneidung des Eingangstextes. Daher blieb der Textbeginn unillustriert und erst später im Kapitel folgt die Miniatur. Drei Miniaturen wurden in die Passion zusätzlich zu den entsprechenden Textabschnitten eingefügt (Fußwaschung [65v], Jesus Abführung [83r], Verspottung [88r]). Die 14. Stunde wird gleich mit drei Miniaturen versehen: Entkleidung (107v), Geißelung (110r) und Dornenkrönung (112v). Zur 15. Stunde wird die Szene: Pilatus wäscht seine Hände (116v) von der Kreuztragung (120r) ergänzt. Auch wiederum drei Miniaturen begleiten die 19. Stunde (drei Marien [152r], Kreuzabnahme [155v] und Grablegung [158v]).

Die Handschrift unterscheidet sich hinsichtlich der Schreibweise von den deutschsprachigen ›Zeitglöcklein‹-Drucken (GW 4166–4171), nicht aber hinsichtlich der Wortwahl (am dichtesten an den Drucken aus Basel: Johann Amerbach 1492; GW 4167 und 4168). Wie sich das Abhängigkeitsverhältnis dieser Handschrift zu den Drucken gestaltet, müsste genauer untersucht werden. Die Illustrationen übernehmen die Vorlagen der Drucke nicht. Nur der Augsburger Druck von 1489 (Augsburg: Anton Sorg, 1489; GW 4173) enthält ein Bildprogramm, das kompositorisch sehr ähnlich ist und vielleicht für die stärker ausgearbeitete Version in den Miniaturen als Vorlage diente.

Neben sieben gedruckten, die mit bis zu jeweils 42 Bildern illustriert sind, und acht handschriftlichen deutschsprachigen Ausgaben (zusammengestellt bei Griese [2005] S. 25–27, 29, ohne diese Handschrift) des ›Zeitglöcklein‹ existieren nur noch zwei weitere illustrierte Handschriften des Textes (Nr. 43.1.28. und Nr. 43.1.90a.). Berthold schrieb den deutschen Text, der dann ins Lateinische übersetzt und später rückübersetzt wurde. Dieser rückübersetzte Text bildete wohl die Grundlage für die deutschsprachigen Drucke und für diese Handschrift (Griese [2005] S. 7f.). Unterschiedlich ist vor allem die Vorrede, die hier Gebetsanweisungen gibt, in der älteren Vorlage jedoch einen Kontext zur Entstehung des ›Zeitglöcklein‹ angibt (siehe in den lateinischen Drucken und in Nr. 43.1.90a.), der in der Rückübersetzung weggefallen ist. In der Vorrede der deutschen Handschrift des ›Zeitglöcklein‹ Nr. 43.1.90a. wird die Entstehungsgeschichte des Textes erläutert: Berthold habe sich sieben Jahre lang in die Einsiedelei zurückgezogen und einen Text auf Deutsch verfasst, den er als ›Seger und ein wircker der tugent‹ betitelte. Dieser deutschsprachige Text gefiel aber offenbar den litterati nicht, daher, so schreibt Berthold im Vorwort der lateinischen Ausgaben, habe er selbst ihn ins Lateinische übersetzen lassen (vgl. Kaeppeli [1970] S. 242, ohne diese Handschrift). Dieser lateinische Text erfuhr eine große Beliebtheit und wurde wieder ins Deutsche (zurück) übersetzt (Weck [1978] und Griese [2005] S. 7f. ohne diese Handschrift; Rechtssumme 1 [1987] S. 3*f.), was die Grundlage für die sieben deutschen Drucke und zehn Handschriften bildet (davon ist diese illustriert sowie Nr. 43.1.28.). In der lateinischen und in der zweiten deutschen Version (Nr. 43.1.90a.) ist die Vorrede über Berthold nicht mehr enthalten (zum Komplex der deutschen und lateinischen Ausgaben siehe Weck [1978], Rechtssumme 1 [1987] S. 4* und Griese [2005] S. 7f.).

Farben:

Rot, Blau, Hellblau, Grün, Ocker, Braun, Weiß, Grau, Gold.

Literatur:

Zeibig (1850) S. 107 (Nr. 67); Pfeiffer/Černik (o. J.) Bd. 6, S. 899.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus ; manuscripta.at 194