43.1.21. Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 507-1 bis 519-1
Bearbeitet von Regina Cermann
KdiH-Band 5
Mitte 15. Jahrhundert.
Köln.
1835 mit der Sammlung Carl Ferdinand Friedrich von Naglers (1770–1846) erworben (
507–1r |
Kupferstich: Meister mit den Blumenrahmen, Petrus ( |
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507–1v |
14 Zeilen eines Gebetes zum hl. Petrus (Schluß) | |
508–1r |
Kupferstich: Meister der Berliner Passion, Christophorus ( |
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508–1v |
Zwölf Zeilen eines Gebetes zu den Aposteln, Patriarchen, Johannes d. T., Evangelisten, Märtyrern, Predigern und Jungfrauen (Anfang) | |
509–1r |
Kupferstich: Meister mit den Blumenrahmen, Hubertus ( |
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509–1v |
Sieben Zeilen eines Gebetes (Schluß). Rubrik für ein Gebet zum hl. Cornelius | |
510–1r |
Kupferstich: Meister der Berliner Passion, Katharina ( |
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510–1v |
Elf Zeilen eines Gebetes (Schluß). Anfang eines Gebetes zum hl. Johannes d. T. | |
511–1r |
Kupferstich: Meister der Berliner Passion, Anbetung der Hl. Drei Könige ( |
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511–1v |
14 Zeilen eines Gebetes zu den Hl. Drei Königen (Schluß) | |
512–1r |
Kupferstich: Meister mit den Blumenrahmen, Andreas ( |
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512–1v |
14 Zeilen eines Gebetes zum Eigenapostel und allen Aposteln | |
513–1r |
Kupferstich: Meister der Berliner Passion, Georg ( |
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513–1v |
14 Zeilen eines Gebetes zur hl. Dorothea | |
514–1r |
Kupferstich: Meister der Berliner Passion, Cornelius ( |
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514–1v |
Neun Zeilen eines Gebetes (Schluß) | |
515–1r |
Kupferstich: Meister mit den Blumenrahmen, Gertrud ( |
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515–1v |
13 Zeilen eines Gebetes zur hl. Gertrud | |
516–1r |
Kupferstich: Meister des Dutuitschen Ölbergs, Antonius ( |
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516–1v |
Zehn Zeilen eines Gebetes (Schluß) | |
517–1r |
Kupferstich: Meister der Berliner Passion, Quirin ( |
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517–1v |
Zehn Zeilen eines Gebetes (Schluß) | |
518–1r |
Kupferstich: Meister mit den Blumenrahmen, Apollonia ( |
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518–1v |
14 Zeilen eines Gebetes zur hl. Barbara | |
519–1r |
Kupferstich: Meister der Berliner Passion, Margarete ( |
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519–1v |
14 Zeilen eines Gebetes |
Pergament, 13 Blätter, 64–71 × 42–56 mm (ringsum beschnitten), Textura, eine Hand, einspaltig, ursprünglich mindestens 15 Zeilen, rote Strichel, Rubriken, eine zweizeilige blaue Lombarde (510–1v).
niederdeutsch.
13 Kupferstiche: sieben vom Meister der Berliner Passion (508–1r, 510–1r, 511–1r, 513–1r, 514–1r, 517–1r, 519–1r), fünf vom Meister mit den Blumenrahmen (507–1r, 509–1r, 512–1r, 515–1r, 518–1r), einer vom Meister des Dutuitschen Ölbergs (516–1r).
Die Kupferstiche sind direkt auf das Pergament gedruckt, 58–66 × 36–49 mm. Aufgrund der allseitigen Beschneidung ist ihre einstige Positionierung im Text nur schwer auszumachen. Auf 507–1r blieb oben links ein n stehen, so daß man annehmen kann, daß auch die Seiten mit den Kupferstichen beschrieben waren. Ob die Bildchen immer auf recto- oder auf verso-Seiten gestanden haben oder ob sie jeweils nach den Gegebenheiten des Textes situiert waren, muß offen bleiben. Unsicher erscheint das Seitenverhältnis insbesondere bei den Blättern mit Text-Bild-Diskrepanzen, so bei 508-1, 513-1 und 518-1. Die originale Abfolge der Gebete spiegelt sich in den Inventarnummern nicht wider. Nur in einigen Fällen lassen sich mit Hilfe von vorausweisenden Rubriken und Text-Bild-Korrelationen Partien rekonstruieren: Auf Katharina folgte Johannes d. T. (510–1), auf Georg Dorothea oder umgekehrt (513–1) und auf Barbara höchstwahrscheinlich Apollonia (518–1). Männliche und weibliche Heilige waren demnach nicht in getrennten Blöcken angeordnet. Die vier Marschälle Hubertus, Cornelius, Antonius und Quirin (509–1, 514–1, 516–1, 517–1) standen aber wohl – wie es Kölner Tradition entspricht – als Quaternio zusammen (vgl. Nr. 43.1.37., Nr. 43.1.84., 43.1.88., Nr. 43.1.184; vgl.
Drei der Kupferstiche tradieren nachweislich Kompositionen, die auch in der Buchmalerei in Gebrauch waren: So wie hier warf sich der Ritterheilige Georg (513–1r) bereits im Berliner Lochner-Gebetbuch in Pose (Kupferstichkabinett, Cod. 78 B 1a, 195r), lediglich die Standarte wechselte von seiner rechten in die linke Hand über. Der durch die Fluten steigende Christophorus (508–1r) wurde von einem eher mediokren Buchmaler genutzt, der seine Arbeit mit einer Blumenranken-Bordüre aufzuwerten wußte (Darmstadt, Landesmuseum, Graphische Sammlung, AE 331). Seitenverkehrt wurde Apollonia mit ihrer überdimensionierten Zange (518–1r) bzw. der ihr zugrundeliegende Stich (s. o.) als Agathe in einem Gebetbuch verwendet, von dem nur Bruchstücke überkommen sind (s. Nr. 43.1.138., Mm 15v).
Die vorliegenden Kupferstiche könnten einen frühen Versuch darstellen, die aufwendige Produktion von Luxushandschriften zu rationalisieren. Denn daß man keineswegs billige Massenware im Blick hatte, belegt der Umstand, daß die Stiche auf Pergament abgezogen und äußerst sorgfältig koloriert worden sind. Vermutlich haben über einen längeren Zeitraum zwischen verschiedenen Kölner Buchmaler- und Kupferstecher-Werkstätten enge Kontakte bestanden: Verantwortlich für die Bilderfindungen war wohl Stefan Lochner. Neben dem hl. Georg ( 513–1r) wurde aus den beiden ihm zugeschriebenen Gebetbüchern z. B. der Erzengel Michael (Nr. 43.1.43., 150r; Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. 78 B 1a, 199r) im Kupferstich reproduziert (vormals Israhel van Meckenem zugeschrieben,
Ein Pergamentblatt mit einem aufgedruckten Kupferstich auf der einen und einer Miniatur auf der anderen Seite, das über den Wettstreit beider Techniken näheren Aufschluß hätte bieten können, ist heute verloren (Nr. 43.1.92.). Die Platten müssen zu dieser Zeit noch für den Abzug individuell in den Text eingepaßt worden sein. Wurden Bordüren zunächst nachträglich per Hand gemalt (Nr. 43.1.20.; vgl. auch Dresden, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 1917-592–598, in: A 70, 1a; Abb.
Nach anfänglichen Experimenten wurde das Verhältnis von Perfektionsanspruch und Arbeitsaufwand offenbar neu austariert. Vereinfachende Verfahren (Einkleben statt Eindrucken) und billigere Materialien (Papier und Wasserfarben anstelle von Pergament und Buchmalerfarben) trugen allmählich zu einem Qualitätsverfall bei (Nr. 43.1.45., 43.1.46., Nr. 43.1.101., 43.1.145., Nr. 43.1.183., vgl. auch Berlin, Kunstbibliothek, 4008,1 – Bi. 68,257; Abb.
Alle Kupferstiche,auch die Anbetung der Hl. Drei Könige (511–1r), dienen der Illustration von Heiligengebeten. Die Anbetung der Hl. Drei Könige vom Meister der Berliner Passion (
Kräftig mit Buchmalerfarben koloriert: Blattgold, Silber, Orangerot, Rosa, Blau, Grün, Gelb. 513–1r zudem Bordeaux, Orange, Hellblau, Deckweiß. 515–1r zudem Schwarz. Die Farben unterscheiden sich deutlich von denen der Lochner-Gebetbücher (s. Nr. 43.1.43.; Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. 78 b 1a).
Abb. 38: 518–1r. Hl. Apollonia.
Abb. 39: 518–1v. Textseite.