KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

43.1.123. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 127

Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datum der Veröffentlichung: 10.4.2016.

Datierung:

1480/1493. Petzet (1920, S. 230): 1476.

Lokalisierung:

Nürnberg (Kalender, Gebet an hl. Sebald, 326r: O wie frólich Sóll singen der Sal dy̋e königlich Stat zu Nuremberg).

Besitzgeschichte:

Petzet (1920, S. 230) und Haimerl (1952, S. 48–52) vermuteten aufgrund einiger Gebete eine Herkunft aus dem Nürnberger Katharinenkloster (Dominikanerinnen). Die adelige Beterin (79v–80r) spricht jedoch Franziskus direkt an, nicht Dominikus (321v). Sie war wohl Mitglied eines Laienordens, da die Gebetsanweisung 272r darauf hinweist, dass sie nicht am Stundengebet teilnehmen durfte. Später im Münchener Jesuitenkolleg (1r Coll. Soc. Jesu Monachy 1711), von dort vor 1787 an die heutige Staatsbibliothek München gegangen (im Katalog von Ignaz Hardt aus dem Jahr 1787 mit der Signatur A.VII.1 der Bibliothek des Jesuitenkollegs aufgeführt [BSB Cbm Cat. 52, 57v]).

Inhalt: Gebetbuch mit Stundenbuchelementen
1r−12v

Nürnberger Kalender (Sonntagsbuchstabe, vollständig besetzte Festtage, Monatsverse für die Gesundheit, Werktagsstunden, Jahreszeitenanfang)

13r−16v

Erklärungen zum Sonntagsbuchstaben und zur Goldenen Zahl, jeweils mit Zirkel, sowie Erklärungen und Tabellen zur Berechnung der beweglichen Feste (Fastenzeit, Advent, Quatember), Sonntagsbuchstaben (Datierung nach Sonntagsbuchstabe d: 1467–1495), Goldene Zahlen (Datierung nach der Goldenen Zahl 5: 1467−1486), Fastenregeln

Die stilistische Ausführung ist später anzusetzen, so dass anzunehmen ist, dass eine alte Vorlage nicht aktualisiert worden ist (vgl. Georgi [2013] S. 82)
17r−36r

Sieben Bußpsalmen mit Litanei und Fürbitten (Litanei vgl. Nr. 43.1.2.)

Schöndorf (1967) S. 84, Nr. 21
17r

Miniatur (12-zeilig): König David auf einem Thron sitzend und Harfe spielend

36v

Miniatur (12-zeilig): Errettung der Seelen aus dem Fegefeuer (vgl. Nr. 43.1.2., 145v)

36v–42v

Totenvesper

43r–65v

Kurze Totenvigil Ottosen (1993) (−/−/− 1/−/83 79/−/−), vor 43 fehlt der Beginn auf zwei Blättern, zudem falsch zusammengesetzt: 5. Lesung mit 6. Responsorium; siehe Cermann (2010, S. 19), mit Benediktus 63r A: GEbenedeit sey der herre got des Israhellischen volckes, wann er hat getröstet ... 64v Ü: Der versickl A: Die gerechten werden sein in der ewigen gedechtnusse ..., 64v Ü: Antiffen ego A: ICh pin ein auffersteunge vnd ein leben ... 65r Ü: Collect A: Gott des eÿgen ist erparmen vnd entleiben Seÿest genedig den selen deiner diener vnd dienerin ...

65v−73v

Seelengebete 65v Ü: Collect A: GOt du hast gebotten vater vnd mutter tzu eren ... GOtt schõpffer vnd erlõßer aller gelaubigen Selen..., 66r A: ERparm dich got mein herr ṽber alle Selen die da gegen dir nit sunder bitter haben ..., 67r A: GEgrusset seÿet alle ir gelaubigen Sele der leichnam hye vnnd allenthalben rwen in dem puluer des ertrichs ..., 67v A: ALmechtiger got wir bitten Siehe v́ber die Selen deiner diener vnd dienerin aller gelaubigen So von hynnen gescheiden ..., 68r A: O Du Reicher prunn der parmhertzigkeit teÿl mit dein vetterliche lieb ... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 962), 69r Ü: So man vber ein kirchof get A: BArmhertzigister gott herre Ihesu criste Ein Sun des lebendigen gottes Ich armer sünder beuilhe deiner vnaußgrũnten gũttigkeitt Die Sele deiner glaubigenn ..., 70v Ü: Antiffen A: O Hesu ein seligmacher aller werlt erloße alle betrũbt Sele die du mit deinem heilligen Creũtz ... O Mein aller gnedigster herre vnd got dir laße genug sein fũr alle gelaubige Sele ..., 71v A: O Aller guttigiste gepererin gottes vnd ewige Iunckfraw maria vnser ewige hoffnung vnd trõsterin ...

75r−85r

Johann von Neumarkt, Tagzeiten vom Leiden Christi (Typ 2 [Klapper [1935] Nr. 1,2,4,6–14; auch in Nr. 43.1.7., 87r–103v, Nr. 43.1.42a., 25r–40v, Nr. 43.1.52., 233r–245r, Nr. 43.1.56., 39v–43r, Nr. 43.1.61., 38r–42v, Nr. 43.1.82., 62r−68r, Nr. 43.1.109a., 82r–93r, 43.1.123., 75r−85r 43.1.125., 22r−30r, Nr. 43.1.166., 33r−43v, Nr. 43.1.169a., 26v–37r, Nr. 43.1.195a., Nr. 43.1.197., 50r−53v] und zwölf weiteren Textzeugen bei Chlench-Priber [2020] S. 228)

76r

Miniatur (12-zeilig): Gebet auf dem Ölberg

85r−98v

Thomas von Aquin, Sechs-Gebete-Serie Ü: Hie heben sich an die gepet des heiligen lerers sant Thomas von aquin prediger ordens Das erst gepet ist der widerumbgenesenden oder anfahenden menschen A: ZV dir O gott dem prunnen der parmhertzigkeit Gee ich armer Sũnder Darumb so gerũch tzu waschen den vnreynenn ..., 87r Ü: Das ander gepet des vorgenanten heilligen sant Thomas Ist recht als der zunemenden menschen 87v A: ALmechtiger gott aller ding wissend des anfangs vnd des endes mangel end Der du pist ein geber ein behalter vnd ein beloner der tugent ..., 90r Ü: Das drit gepet des egenanten heiligen lerers Sant Thomas Vnd ist der volkummen menschenn A: UErleyhe mir parmhertziger gott Alle ding die dir geuallen Inhitziglichen tzubegeren ..., 93r Ü: Das vierd gepet des heiligen Sant Thomas Ist des lobs vnd danckperkeit A: O Got Ich lobe vnd erwirdig vnd gebenedey dich durch die vngemessenen guttat die du mir vnwirdigen verliehen hast ..., 95r Ü: Das fünfft gepet des vorgenanten lerers sant Thomas Ist v̈mb die künfftigen glori vnd selikeit A: ICh ruff dich an O got des hertzen gantzer trost der du got nichts In vns krönest dann dein gabe das du mir nach dem ende dises lebens gerũchest Zugeben ..., 97r Ü: Das sechst gepet des heillign lerers sant thomas von aquin Ist von dem hochwirdigen Sacrament vnsers herrn ihu xpi, ›Adoro te devote‹, deutsch A: ICh pete an andechtiglichen dich verporgene warheit ... (Haimerl [1952] S. 49f.; auch in München, Cgm 833, 1r–11v)

98v−115r

Ps.-Birgitta von Schweden, 15 Gebete zum Leiden Christi (zahlreiche Überlieferung, u.a. auch in Cgm 833, 49v–61v)

115r−120v

Vierteiliges Passionsgebet ›Mit betrübter sele‹ Ü: Ein gepete tzu eren dem leidenn ihesu cristi In vier theil gemacht. Das erst theil A: MItt betrübter Sele Mitt erplichem antlitz Vnd mit erschrockem hertzen Zu lob eren vnd danckperkeit deinem heilligen fronleiden ..., 117r A: IHesu Ihesu Ihesu mein gott Schöpffer vnd erlediger Welches menschen hertz soll nit pillichen erschrecken ..., 117v A: O Ich vnnũtzer mensch wie gar ein hoher herr fur mich In den aller versmechsten tode gegeben ist ...., 119r A: DEinen so senlichen außgang zum tode O herre Ihesu Criste wer betracht denn die emplosung aller deiner cleider nach deiner so strengen geißlung ... (auch in Nr. 43.1.121., Cgm 121, 122v–126r, Cgm 833, 61v–65v)

120v−129r

Gebet von den zehn inwendigen Leiden Jesu 121r A: HErre Ihesu criste mein gott vnd mein erlõßer Ich ermane dich deines ersten Innwenndigen leidens vnd sterbens das du hettest do du erkanntest das durch die Iuden vnd deine veinde der gewalt deines himelischen vaters sollt so gar vernicht werden ..., 121v A: MEin sũsser herre Ihesu xpe Ich ermane dich deines annderen leÿdens vnd Inwenndigen sterbens Das dein edele Sele hette In dem wie du gõtliche weißheit des ewigen vaters warer got vnd mensch Sõltest so gar vertõret werden ..., 122r A: DV edler gemahel aller Reinen hertzen herre Ihu xpe Ich ermane dich deines dritten leÿdens vnd Innwenndigen sterbens Das dein Reine Sele hette In der erkantnuss wie die gũttigkeit des heilligen geistes ..., 122v A: LIeplicher herre Ihesu xpe Ich ermane dich deines vierden leidens vnd Innwenndigen smertzens das dein hohe sele trug In ir selber vnd in allen Iren krefften ..., 123v A: GEtrew̃er lieber herre Ihesu xpe Ich rũffe dich an vnd ermane dich deines fũnfften leidens vnd Innwenndigen sterbens das dein erwirdige Sele trug In deinem heilligen leichnam In der erkantnuß das der So pitterlichen gemartert solt werden ..., 124r A: DV edler lieber gemahel aller Reinen Selen herre Ihesu criste Ich ermane dich deines Sechsten pittern leidens vnd Inwenndigen sterbens deiner Sele das du gehabt hast von deiner lieben mutter der reÿnen Junckfrawen marie wegen das sie hette In deinem leyden So grossen Iamer ..., 125r A: DV hochster meister vnd ewige weißheit Ihesu criste Biß ermant von mir armen Sũnderin deiner creatur vnd vnwirdigen dÿenerin diemuttiglich deines Sibenden leidens vnd Inwenndigen sterbens das du trugst in deiner wirdigen Sele Als du erkantest wie dein Lieb Iungern in deiner grossen not dich wũrden verlassenn ..., 126r A: ALler getrew̃ster bruder herre Ihesu xpe gedenck des achten leidens vnd Innwenndigen sterbens deiner Sele das du gedultiglich trugst In dem das du erkanntest wie du wũrdest vnd wõlltest leiden ..., 127r A: DV ewiger got vnd außerwelts lieb aller reynen hertzen Herre Ihesu xpe Ich ermane dich des new̃nten leidens vnd Innwenndigen smertzens vnd sterbens an deines hertzen vnd Sele pittrikeit Als du wol erkantest wie der werlt dein vnschuldiger tod wũrd so gross vndanckperlich ertzeigt ..., 127v A: DV anfang vnd ende aller ding Du Innsigel vnd schloss aller lautern hertzen ... (auch in Nr. 43.1.55., S. 412–422, Nr. 43.1.169b., 61v–66v, Nr. 43.1.212., 204r−210v, Cgm 833, 65v–71r; Kornrumpf/Völker [1968] S. 275f., Haimerl [1952] S. 49, 51)

Ruh (1989) Sp. 347
129r−132v

›Die drei Geschoß‹, am Karfreitag zu beten Ü: Hernach volgen dreij gepet die man mit andacht peten sol vor dem Crucifix an dem heiligen karfreitag Vnd heissen die drew̃ geschoß vnnsers herrenn ihesu cristi A: HErre Ihesu criste warer got von warem got Der du vmb erlõsung willen menschlichs geslechts das do durch schlangen gifftigen Rate betrogen was ..., 130v A: GOt der du moysi deinem knecht gepottest Auff zuhencken ein reyne schlangen auff dem wege der wũsten ..., 132r A: HErre Ihesu criste der du vns auff den hew̃ttigen tage an dem galgen des Creũtzes von der diensperkeit des tew̃fels hast erlediget ... (auch in Nr. 43.1.2., 182v−197r, Nr. 43.1.55., S. 422–427, Nr. 43.1.56., 51v–53r, Nr. 43.1.197., 64r−65v, Nr. 43.1.212., 211r−214r, Cgm 833, 71r–73v; Haimerl [1952] S. 49)

132v−135r

Anfang des Johannesevangeliums (Io 1,1−14) mit Versikel und Kollekte

135r−157v

Tägliche Beichten und Gebete, darunter ein St. Bernhard zugeschriebenes, eines mit Ablass A: EWiger almechtiger guttiger vnnd parmhertziger gott Ich armer sũnder bekenne mitt schmertzen das ich leider auß menschlicher plódigkeit wider dein gotliche almechtigkeit verschuldet han ..., 136r A: ICh armer sunder Bekenne dem almechtigen Barmhertzigen got Marie der himelkõnigen Allen heilligen Allenn engeln Das ich leider alltzu vil gesúndet han ..., 140v Ü: Hernach volgt aber ein schone peicht für die sunde teglich zesprechen hat sant Bernhart gmacht A: IN einigkeit deines schmertzen das du durch meines schmertzens willen vnd vmb genungthuung meiner súnde an dich genommen hast ..., 146v Ü: Ein gepet alle tag des morgens zesprechen A: HErre heilliger vatter Almechtiger ewiger got Der du vns arme sundere Nicht auß vnserm verdienen Sunder auß deinen allerheilligsten gnaden zu dem anfang dits tags zu kommen verhenget hast ..., 147v A: ALmechtiger got herre Ihesu Criste Biß gebenedeÿet gelobt vnd geeret Der du mich erschaffen vnd von den sünden darumb ich der ewigen verdampnuss wirdig was erlõst ..., 149r A: O Herre got Ihesu xpe du Schöpffer vnd erleũchter aller ding Du weist das ich alle meine guter von dir habe ..., 150r A: ALmechtiger ewiger got Durch dein milte parmhertzigkeit vnd pitteren tode deines Sunes vnsers herren Ihesu xpi Lõße auff die pandt aller vnser sũnden ..., 151r A: DEr aller hõchsten vnd vntailparn driualtigkeitt vnsers herren Ihesu Cristi des gekreũtzigten menscheit Vnd der seligen Iunckfrawen marie ..., 151v A: O Du warer pabst herre Ihesu xpe Ich armer sunder valle fũr dich hewt Vnd neige mich fũr dein gõtliche fusse ...

157v−178v

Kommuniongebete aus dem deutschen ›Hortulus‹ Nr. 43.1.191., 366r−379r in veränderter Reihenfolge, darunter ›St. Bernhards Kurs‹, (Auszüge bei Haimerl [1952] S. 143, Anm. 897), dazwischen 164v−173v und 178r−178v Seuses Abendmahlsgebet (Haimerl [1952] S. 49, Anm. 247,2–12)

179r−204r

Gebete zur Dreifaltigkeit mit Versikeln und Kollekten, Schluss Anima Christi, Abbruch A: UOn gantzem hertzen Auß gantzer Sele von allen crefften Vnd auß allem meinem gemũte Seiest gegrusset ... (Haimerl [1952] S. 53, Anm. 268), 180v A: O Du allerhochster vatter heilliger got Ich schuldige arme sunderin Ruffe zu dir pittende Erparm dich mein ..., 182v A: O Allerguttigster O allersũster vnd allermiltster Ihesu O Ihu ein Sun gottes des himelischen vatters ..., 185v A: KVm heilliger geist mit den flamen deiner genaden zu Reinigen vnsere hertzenn ..., 187v A: O Du allerheilligste driualtigkeit Vnd du aller wirdigste einigkeit Gott vatter Gott Sun Gott heilliger geist Driualtig in der person ... (Zählung springt von 189 auf 199 ohne Textlücke), 199r Ü: Wenn man am Suntag den weichprunn sprengt A: O Erre bespreng mich mit ysopen deines heiligen pluttes So wird ich gereinigt ...(auch in Nr. 43.1.41., 110v−111v), 199v Ü: Hernach volgen vil schöner gepet von der heiligen drijualtigkeit Vnd Babst martinus hat geben von disem ersten gepet dreissig tag ablass A: DEr allerhochsten vnd vnteilparen driualtigkeitt Der menscheit vnsers herren Ihesu xpi ..., 200r ›Trina oratio‹, deutsch (Haimerl [1952] S. 141, Anm. 869, dt. Hortulus)

204r−204v

Befehlnis in Jesus A: Herre Ihesu xpe Ich beuilhe mein hertze deinem gotlichen hertzen Mein geist deinem heilligen geist ...

204v

›Anima Christi‹, deutsch (Haimerl [1952] S. 140, Anm. 859, dt. Hortulus)

zwei Blätter fehlen, Text- und Bildverlust

205r−210v

Johann von Neumarkt, Tagzeiten vom Mitleiden Mariens Typ 1, mit Schlussgebet. Anfang der Mette fehlt, Blatt 207 und 208 vertauscht (Gefangennahme, vor Gericht, Verspottung, Kreuzannagelung, Kreuzestod, Pietà, Grablegung). (Klapper [1935] Nr. 2, 6–13; auch in Nr. 43.1.41., 150r–157v, Nr. 43.1.93., 36r−38v, Nr. 43.1.95., 202v−209r, Nr. 43.1.96., 94v–100r, Nr. 43.1.109., 115v−119v, 43.1.119., 7r–15v, Nr. 43.1.192., 141v−143v und 16 weiteren unillustrierten Textzeugen bei Chlench-Priber [2020] S. 236)

211v

Miniatur: Mondsichelmadonna

212r−219r

›Sancta Maria‹, deutsch (Klapper [1935] Nr. 98,1)

219r−229r

Marienmesse ›Rorate caeli‹ (samstags im Advent), deutsch Ü: Ein antiff vor vnser frawen mess zesprechen A: Diß ist der tag den gemacht hat der herre Hewt hat angesehen der herre die quellung seines volckes ..., 220r Ü: Ein Anttiffenn A: AVe maria gnaden vol der herre ist mit dir Gesegent pistu in den frawenn Der heillig geist wirt in dich absteigen ..., 220v Ü: Der anfang der Messe von dem engellischenn grus A: IR hy̋mel taw̋et von oben herny̋der vnd Ir wolcken regnet den gerechten ..., 221r Ü: Gloria in excelsis deo A: Lob seÿ dir got in der hohe ..., 222r Ü: Ein Collecten A: O Gott der du wolst nemen das fleisch von dem leib der Iunckfrawen marie ..., 222v Ü: Epistel A: IN den tagen hat geredt der herre Zu Achas vnd gesprochen ..., 223r Ü: Das Gradual A: SEin außganng ist von den hõhen der hy̋mel ..., Ü: Vers A: Die hy̋mel kũnden vns sein ere ..., 223v Ü: Alleluia A: Die heiligen propheten haben geprediget ... Ü: Sequenz A: DEr menschen liebhaber sendet zu der mey̋d here Von seiner engel schar ... (AH 54, Nr. 1915; Spechtler [1987]), 225r Ü: Ewangelii A: IN der Zeitt in dem sechsten monet ist gesanndt der engel Gabriel von gott in die stat des lanndes Galilea der namen was nazareth ..., 228v Ü: Offertorium A: GEgrũsset seystu maria voll genaden ..., Ü: Conmün A: NEmpt ware die Iunckfraw wirt empfahen vnd geperen ..., Ü: Collectenn A: HErre wir pitten mach vest in vnserm gemũtt das Sacrament des waren gelaubens ..., 229r Ü: Ein Respons zu vnser frawen A: O Du heillige vnuermeyligte Iunckfrawe mit was lobe ich dich loben soll das weiß ich nicht ...

229v−255v

Mariengebete A: CRisti Ihesu In ewigkeit Ein furgesehenne außerwelte mutter O maria aller rey̋nigkeit ein clarer Spiegel vnd ebenpilde aller tugent ... (auch in Nr. 43.1.155., 6r), 232r A: O Du aller súste vnnd hohgesegente ewige Iunckfraw maria Ich arme sunderin valle demuttiglich zu den fũssen deiner heiligen mũtterlichen parmhertzigkeit ..., 237v A: Eija du sũnderliche gotfõrmige vnd heilligste key̋serin der guttigkeit Iunckfraw maria Ich pitte dich das du mit deinen seligen gepetten mir von deinem lieben sune wollest erwerbenn Das ich in crafft seines heilligen leidens vnd deines schmertzenlichsten mitleidens ..., 240r A: MAria du gewaltige konigin der hy̋mel du heilige keiserin der engel Du widerpringerin der armen sũnder ... (aus dem Ebran Gebetbuch Nr. 43.1.112., 49v−50r; Haimerl [1952] S. 154, Anm. 953), 242v ›Ave maris stella‹, deutsch, A: BJß gegrūsset des meres sterne heilige gottes mutter ... (AH 51, Nr. 123, Cantus ID 008272), 243v Zwei Gebete vom Mitleiden Mariens A: O Liebe vnd allerliebste maria edele sússe kónigin Ich vnwirdige aller creatur Ich naige mich zu deinen genaden ..., 246v A: O Du kónigin vnd key̋serin aller engel vnd menschen Vnd du frawe des gantzen hymelischen hofes ..., 247v Vier Mariengrüße Ü: In nachgeschribner weise grũsset Sant Bernhart die Junckfrawen maria A: Bis gegrũsset du maget der heilligen driualtigkeit Biß gegrũsset du mutter vnsers herren Ihu xpi ..., 248v Ü: Ein gut gepet zu vnßer frawe vmb ein seligs ende A: BIß gegrũsset du die erhõcht pist vber alle kõre der heilligen engel ..., 249v A: GEgrũsset seist du maria vol genaden der herre ist mit dir Dein genade sey alletzeit mit vns ... (auch in Nr. 43.1.155., 2v, 4r), 250v A: ICh grússe dich du allerliebste gepererin gottes Iunckfraw maria ein konigin der engel vnd der hy̋mel ... (auch in Nr. 43.1.155., 4r), 252r Drei Mariengebete A: O Du gebenedeite Iunckfraw maria du vinderin der genaden du gepererin des lebens ... (Kornrumpf/Völker [1968] S. 265; auch in Cgm 833, 161r), 253v A: O Du ewige tochter des ewigen vatters O du ausserwelte mutter des ewigen Sunes ..., 254r A: O Allerheilligste vnd keuschte maria Iunckfraw ob allen Iunckfrawen Ein mutter meines herren Ihu xpi Die du solche hohe vnd wirdigkeit verdienet hast ... (alle auch in Cgm 833, 74v–92r)

256v

Miniatur: Tempelgang Mariens, ähnlich Miniatur in Nr. 43.1.155., 6v

257r−268v

›Goldenes Krongebet von den zehn Freuden Marias‹ mit Einleitungssätzen (u. a. auch in München, Cgm 121, Nr. 43.1.121., 262r–269v, Cgm 9110, Nr. 43.1.133., 183r–197r und Nr. 43.1.147., 37v−45v; Haimerl [1952] S. 141, Anm. 871; Hilg [1981] S. 428f., Nr. 72)

vor 259: Blatt-, aber kein Textverlust

268v−269v

Dankgebet an Maria A: O Maria mutter Maria tochter Maria gemahel Auch prawt des himelischen keysers Maria Spiegel aller heilligkeit ...

269v−272r

Sechs Mariengrüße (zu sechs Freuden Marias: Empfängnis, Geburt, Säugen, Geduld im Leiden Jesu, Bitte um Gnade und Barmherzigkeit bei Gott, Bitte um Liebe und Gesundheit) Ü: Hernach volgen Sechs gruß von vnser frawen Sprich auff ÿeglichen ein Aue A: GEgrusset seist du Iunckfrawe maria Ein fey̋hel der waren demúttigkeit Ich mane dich an die hertzen frew̃de die du empfiengest In der empfencknuss deines lieben kindes ...

272r−275r

Gebet während der Vesper zum Magnificat (Heimsuchung) Ü: Von vnser liebenn frawenn Als sie v̈ber das gepirg zu irer muemen Elizabeth gieng A: WEnn man vnntter der vesper das Magnificat anhebt So heb den glauben an vnd pet In Biß auff das wortt empfangen ward von dem heilligen geist. Vnd stee denn auff vnd pett Siben Aue maria Vnd das Magnificat mit fley̋s Vnd sprich denn Dits gepette sey dir Zu eren gesprochen Du wirdige Iunckfraw maria du schõne tochter Joachim vnd der lieben Anna ...

275r−284v

Gebet zu Christus und allen seinen Heiligen mit zwei Antiphonen, einem Versikel und zwei Kollekten 275v A: HErre ihesu Criste Ich bitte dich das du mich teilhafftig machest Vnd In mein verdienligkeit kumen thuest das erlich verdienen aller deiner heilligen ... (auch in Cgm 833, 106v–113r)

284v−289r

Suffragium zum Eigenengel A: DIr meinem besunderen von dem almechtigen gott zugefũgten heilligen engel Beuilhe ich mich arme súnderin ... (auch in Nr. 43.1.121., 278v–280v, 43.1.180., 162r−164v, Cgm 833, 94v–96r)

285r

Miniatur: Erzengel Michael

288v

Miniatur: Anbetung der Könige

289r−291r

Suffragium zu den hl. Drei Königen A: ZV lob ere vnd wirdigkeit gott dem almechtigen seyet hew̃t von mir armen sunderin angerúffet ... (auch in Nr. 43.1.121., 282v–284r, Nr. 43.1.180., 58r−59v, Cgm 833, 121v–123r)

291r−294r

Suffragium zu den zwölf Aposteln A: O Ir besunder ausserwelten vor gott heillige zwelfpotten vnnsers lieben herren ihu xpi der warhafftige stimme seliger predig In alles ertrich außgegangen ... (auch in Nr. 43.1.155., 15r)

293v

Miniatur: Apostel Simon und Judas

294r−295r

Suffragium zu Simon und Judas A: O Ir lieben himelfúrsten ... (auch in Nr. 43.1.180., 167v−168v)

295r−297r

Suffragium zu den Evangelisten A: INniglich auß gantzem hertzen vnd aller cristenlicher andacht Seit begrũsset o ir in ewigkeit von got fũrsehen vier heillig ewangelisten ... (auch in Cgm 833, 97r–98v)

297r−298v

Suffragium zu Johannes d. Ev. A: O Heilliger Sant Johanns du zwelffpot vnd ewangelist Cristi vnsers herren Vnd du ausserwelte Iunckfraw gottes ... (auch in Nr. 43.1.180., 55r)

298v−301v

Suffragium zu Johannes d. T. A: WIe wol dein grundlose parmhertzigkeit O almechtiger got So gar wunderlich In allen deinen heilligen escheinet ... (auch in Nr. 43.1.121., 280r–282v, Nr. 43.1.180., 137v−140v, Cgm 833, 119v–121v)

301v−305r

Suffragium zu allen Märtyrern A: ARistoteles bezew̃get das vntter allen erschrõckenlichen dingen nichts erschrõckenlichers sey dann der todt ... (auch in Cgm 833, 98v–100r)

304v

Miniatur: Laurentius

305r−306v

Suffragium zu Laurentius A: CLarschóns vnd v́berliechtes gold durch manigueltigs few̃er wol beweret ... (auch in Nr. 43.1.180., 153r−154v, Cgm 833, 125r–126v)

306v−309r

Suffragium zu Sebastian A: FRewdenreicher Ritter vnd besunder ausserwelter mertrer gottes heilliger herre Sant Sebastian ... (auch in Nr. 43.1.121., 285v–290r, Nr. 43.1.155., 19v, Nr. 43.1.180., 61r−63v, Cgm 833, 126v–128r)

309r−310r

Suffragium zu Christophorus A: O Heilliger Sant Cristoffel Du wirdiger marterer gottes dem alle dise werlt zuuerlassenn Vnd so hertt engstlich pein vnd manigueltiglich zeleiden ...

310r−312v

Gebet zu den Beichtigern, die nicht Bischöfe waren 310v A: DRackenplut Als die geschrifft bezew̃get Vnd aller vergiftigster schlangen vnheilsame gifft Ist allen In hellischer pein wonende zutranck auffgesatzt ... (auch in Nr. 43.1.143a., 229r–233r und Cgm 833, 101v–103r)

312v−315r

Suffragium zu den Bischöfen und Beichtigern 313r A: BIschoffliche ṽberpreißlichewirdigkeit Damit dich der almechtig gott So gnadenreichlich gezieret begnadet vnd Im zu besunder dinstperkeit seines heilligen lobes fúrsehen vnd ausserwelt hat ... (auch in Cgm 833, 100r–101v)

315r−318r

Suffragium zu Hieronymus mit Kollekte A: O Du hochwirdiger heilliger priester vnnd Cardinal Sancte Ieronime Der du pist ein sty̋mme der hymel ..., 318r A: HErre gott der du hast gerũcht zuoffenwaren durch den heilligen Sanctum Ieronimum ...

318r−321v

Suffragium zu Leonhard 318v A: O Du seliger peichtiger xpi leonharde Der du pist gewest hie auff erdenn got geneme Vnd nun In dem hy̋mel erhocht ...

319r

Miniatur: Leonhard

321v−323v

Suffragium zu Franziskus A: GEgrũsset Seistu allerheilligster vatter Sancte francisce Ein wirdiger Zeichentrager des lebendigen gottes ...

323v−324v

Suffragium zu Nikolaus A: O Du ewiger hirtt o du getreẃer vnd du gúttiger hũter deiner scheflein herre Ihu xpe Das deine verIrrte scheflein In einigkeit des gelaubens gepracht wúrden ...

324v−327r

Suffragium zu Sebald 326r A: O Wie frólich Sóll singen der Sal dy̋e kõniglich Stat zu Nuremberg Als sie empfangen hat den heilligen Sant Sebolt ...

325v

Miniatur: Sebald

327r−328r

Suffragium zu Ägidius A: ICh bitte dich heilliger Sant Egidi du wirdiger peichtiger des herren Bitt got den herren fúr mich ...

328r−331r

Suffragium zu Jungfrauen A: CRistenliche wirdigkeit erscheinet gar vil fruchtparer In geistlicher tugent auffnemung vnd volkomenheit Dann In leiplicher freuntschafft ... (auch in Cgm 833, 103r–105r)

331r−334v

Suffragium zu Katharina A: LOblich auß kóniglichem stammen entsprungen ... (u. a. auch in Nr. 43.1.2., Nr. 43.1.82., 132r–134v, Nr. 43.1.121., 296v–300r, Nr. 43.1.155., 21r, Nr. 43.1.180., 177v−180v, Cgm 833, 121r–123r)

334v−338r

Suffragium zu Barbara A: GOttlicher kreffte barmhertzige wundlung ist mit deinem namen volpracht ... (auch in Nr. 43.1.121., 300r–302r, Nr. 43.1.180., 183r−184r, Cgm 833, 133r–135r)

335r

Miniatur: Barbara

338r−340r

Suffragium zu Ursula mit Gesellschaft A: O Wunnderlicher streit Vnd new̃e ṽberwindung Iunckfrew̃licher crafft ... (auch in Nr. 43.1.121., 302r–303v, Nr. 43.1.180., 165v−167v, Cgm 833, 137r–138v)

340r−344r

Suffragium zu Maria Magdalena A: NEmptwar alle menschen Den Spiegel heilsammer puß ... (auch in Nr. 43.1.121., 294v–296v, Nr. 43.1.180., 145v−148v, Cgm 833, 129r–131r)

343v

Miniatur: Apollonia

344r−345r

Suffragium zu Apollonia A: EWiger aller sterckster gott Der du deinen ausserwelten In der peinigung des fleisches deinen namen ze eren mit dem geist sterck sterckest ...

345v−347v

Suffragium zu Witwen A: OWee owee vnd Aber wee Allen wonendenn in der werlt DarInnen vntter andern verdamblichen geprechlichheiten herschent ... (auch in Cgm 833, 105r–106v)

347v−348v

Suffragium zu Anna A: SSancta Anna Du pist gesegent In dem samen Abrahe ...

348v−350v

Suffragium zu Helena A: SEintdenmalen an dem stammen des heilligen Creũtzes Durch das heillig fronleiden ihu xpi vnd pittern todt volpracht ist das werck ... (auch in Nr. 43.1.41., 52v–55r, Nr. 43.1.121., 303v–304v, Nr. 43.1.155., 20v, Cgm 833, 135r–136r)

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 342 Blätter (alte Tintenfoliierung oben rechts zählt 332 Blätter: 145, 145a, Sprung von 189 auf 199 und von 297 auf 280, moderne Bleistiftfoliierung setzt korrigierend nach 297 ein und zählt bis 350), 115 × 85 mm, eine Hand, Fraktur, einspaltig, mit Ausnahme des Kalenders 15–16 Zeilen, Cadellen, aus denen sich gelegentlich kleine Fratzen und Gesichter entwickeln, rote Zierstriche, rote Versalien, 189 dreizeilige, eine zweizeilige (223v), eine fünfzeilige (275v) Initialen auf Blattgoldgrund mit Rahmen, umgeben mit Mausezähnchen, rote und blaue, ein- bis zweizeilige Lombarden. Im Kalender rote Rubriken, sonst Goldüberschriften.

Schreibsprache:

nürnbergisch.

II. Bildausstattung:

Drei zwölfzeilige Miniaturen, gerahmt mit Mausezähnchen (17r, 36v, 76r), zehn ganzseitige Miniaturen (70 × 52 mm), (211v, 256v, 285r, 288v, 293v, 304v, 319r, 325v, 335r, 343v). Von den Initialen ausgehend bunte Akanthusranken, dunkler geadert, mit Weiß und Gelb gehöht, versehen mit Phantasieblüten, Federornamentik, Goldtropfen und Goldpollen mit Zierstrichen über überwiegend ein bis zwei Ränder. Umfeld der Wolgemut-Werkstatt.

Format und Anordnung:

Im ersten Teil befinden sich drei quadratische zwölfzeilige Miniaturen von 50 × 50 mm oberhalb des Textanfanges (17r, 36v und 76r). Dieser liturgische Teil des Gebetbuches orientiert sich am Seitenlayout eines französischen Stundenbuches. Ab 211v werden zehn ganzseitige, plastisch gerahmte Miniaturen von 70 × 52 mm als Einzelblätter auf festerem Pergament mit freier Rückseite dazwischengeheftet, in der Regel verso, so dass Miniatur und Textanfang sich immer gegenüberstehen. Nur zwei Miniaturen sind recto eingeheftet (285r und 335r), da der zugehörige Text verso im Voraus begonnen wurde, womit sie dem Textanfang ebenfalls gegenüberstehen. Die Miniaturen sind gegenüber dem Textspiegel tiefer auf der Seite angebracht, korrespondieren somit nicht, obwohl das Format dem des Textspiegels entspricht. Die Miniaturen waren wohl nicht eigens für diese Handschrift konzipiert. Die zehn ganzseitigen Miniaturen sind in einheitliche, plastisch wirkende Rahmen gesetzt. Dieser ist fünfmal rot (211v, 285v, 288v, 293v und 319r), zweimal gold (256v und 325v) und je einmal silber (304v), blau (343v) und rot/grün (335r). Diese Rahmen werden gelegentlich von den dort großräumig auf drei Rändern schwungvoll wuchernden Ranken überschnitten (17r, 36v, 76r, 212r, 257r, 284v, 289r, 294r, 305r, 318v, 326r, 334r, 344r). Nur auf diesen Seiten sind die Ranken zudem von Vögeln bevölkert.

Bildaufbau und -ausführung:

Die drei kleinen und die zehn großen Miniaturen scheinen stilistisch einheitlich zu sein. Die reduzierte Bildsprache kommt ohne erzählerische Details und ohne viele Personen aus. Wo mehrere Personen nötig sind, werden sie nur skizziert. Die Miniaturen sind von unterschiedlicher Qualität, was womöglich auf eine Meister-Schüler-Arbeit hinweist (vgl. Georgi [2013] S. 117). Die stereotypen Gesichter verraten aufgrund reduzierter Mimik wenig über Emotionen und lediglich die schlafenden Jünger am Ölberg haben einen entspannten Gesichtsausdruck. Die Modellierung der Gewandfalten durch die Farbgebung wird durch teilweise sehr starke Schraffierungen unterstützt. Eine der schwächsten Darstellungen mit starken Schraffuren ist der hl. Leonhard (319r), qualitätvoller dagegen sind die Apostel Simon und Judas (293v) und die hl. Barbara (335r), die einen deutlich aufwendigeren Faltenwurf zeigen, sowie David (17r) und Michael (285r). Gerade der Erzengel Michael hat eine bewegte, sehr körperliche Präsenz. Diese Miniatur orientiert sich eng am Michael-Holzschnitt aus der Wolgemut-Werkstatt, der den Winterteil vom Kobergerschen Heiligenleben illustriert (Nürnberg 5.12.1488; TIB 86 Nr. 197; Cermann [2010] S. 16, Anm. 63).

Die schnelle und flüchtige, aber sichere Ausführung setzt sich auch in der Gestaltung der Umgebung fort: Rasen wird nur gestrichelt, ohne Blumen oder andere Einzelheiten anzugeben. Auch der Hintergrund ist schnell ohne atmosphärische Tiefe skizziert. Alle Miniaturen bis auf drei haben einen Blattgoldhintergrund mit gelben feinen Ranken und teilweise eine Textilbespannung. Nur bei drei Miniaturen lässt sich überhaupt eine Landschaftsgestaltung im Hintergrund erkennen, wie eine Stadtansicht (Nürnberg?) in der Abenddämmerung beim Gebet am Ölberg (76r). Bei der Anbetung (288v) wird etwas grüne Landschaft mit blauen Bergen flüchtig angedeutet, die dann wiederum von einem goldenen Hintergrund begrenzt wird. Die Landschaft hinter dem hl. Sebald (325v) ist mit nur einem Fels und flüchtig skizzierten Bäumen angegeben. Cermann (2010 S. 16, Anm. 63) weist darauf hin, dass der hl. Sebald seine Entsprechung findet im ›Salus animae‹ (Nürnberg: Hieronymus Höltzel, 18.10.1503 VD16 S 1507). Neben der Ölbergszene und dem hl. Sebald ist der Tempelgang Mariens (256v) die dritte Szene ohne reinen Goldhintergrund. Dort ist der Hintergrund nur von einer mit Fenstern durchbrochenen grauen Mauer gebildet, deren Architekturdarstellung wenig überzeugend ist. Die Verkürzung stimmt nicht und im Ganzen ist die Komposition ungeschickt gewählt mit der prominent platzierten einfachen Treppe. Generell wird Blattgold üppig verwendet, wobei die Nimben sehr einfach aus flachen goldenen Scheiben gebildet sind.

Eine enge Verwandtschaft des Cgm 127 wurde bereits 1884 im Auktionskatalog Firmin-Didot mit dem dort beschriebenen Nr. 43.1.155., mit Nr. 43.1.2. und Nr. 43.1.209 konstatiert. Hinzu kommt das Brevier Cgm 177, Nr. 43.1.127. Diese Handschriften legen aufgrund ihrer großen stilistischen Ähnlichkeit eine Herstellung in einem Atelier, aber sicher nicht von einer Hand, nahe. Alle fünf Handschriften bilden eine geschlossene, gegenüber der Nürnberger Buchmalerei abgegrenzte Gruppe und stammen möglicherweise aus einer Werkstatt aus dem Wolgemut-Umkreis. Zu dieser Gruppe siehe ausführlich Georgi (2013). Vor allem gegen das Augsburger Gebetbuch Nr. 43.1.2. fällt der Cgm 127 wegen seiner wenig gelungenen Ausführung von Emotionen und seiner Ideenlosigkeit ab. Da einige Szenen verkürzte Wiedergaben aus Nr. 43.1.155 (Tempelgang, Ölberg, Fegefeuer) sind, wird dieses Gebetbuch nach Nr. 43.1.2. und Nr. 43.1.155., aber vor dem Cgm 134, Nr. 73.15.1. aus dem Jahr 1494 entstanden sein, da dessen Rankengestaltung abhängig ist vom Gebetbuch Cgm 127 (vgl. Pfändtner [2009] S. 59). Die Rankenform wurde vorbereitet in zwei dominikanischen Brevieren, die wohl aus dem Katharinenkloster in Nürnberg stammen, Clm 23157 und Clm 23169, beide aus den Jahren 1458/61. Über den Cgm 127 weiter verbreitet fand dieser Rankenstil dann in den 1480/90er Jahren Verwendung in den Münchener Codices 85 und 5186 (zusammen Nr. 43.1.115.) und im Cgm 134 (Nr. 73.15.1.), die einen sehr ähnlichen Rankenstil mit den gleichen Phantasieblüten aufweisen. Zur Rankenornamentik siehe unter Nr. 43.1.115. und Pfändtner (2009) S. 59–62. Diese Ranken sind in zweifarbiger, geäderter und weiß gehöhter, lebendiger Nürnberger Manier gestaltet. An den Enden sind die zweifarbigen Blätter eingedreht. Von den polierten Goldpunkten geht Federwerk mit Strahlen oder Wirbeln aus. Zusätzlich werden die Ranken mit vielen, sehr naturgetreu erfassten Vögeln und Fantasieblüten belebt. Dieser Maler kann der Wolgemut-Pleydenwurff Werkstatt zugeordnet werden.

Bildthemen:

Das sparsame Bildprogramm konzentriert sich auf die Heiligengebete. Eigenengel (285r), hl. Drei Könige (288v), Simon und Judas Thaddäus (293v), Laurentius (304v), Leonhard (319r), Sebald (325v), Barbara (335r), Apollonia (343v). Damit sind von den 28 angerufenen Heiligen oder Heiligengruppen acht mit Bildern versehen und bilden einen Schwerpunkt der Illustrierung.

Die Bußpsalmen werden traditionell eingeleitet vom Harfe spielenden David (17r), die Totenvesper von der Errettung der Seelen aus dem Fegefeuer (36v). Der Beginn der Totenvigil fehlt, dort war ursprünglich vermutlich eine weitere kleine Miniatur. Das Gebet am Ölberg (76r) markiert den Beginn für die Tagzeiten der Leiden Christi. Der Anfang der Tagzeiten vom Mitleiden Mariens (vor Bl. 205) dagegen fehlt mit sicherlich einer Miniatur (ein oder zwei Blätter?). Die Mondsichelmadonna (211v) und Mariens Tempelgang (256v) leiten jeweils Mariengebete ein.

Weitreichende Textübereinstimmungen und Fehlerübernahmen verweisen auf eine gemeinsame Vorlage sowohl mit dem Gebetbuch Nr. 43.1.155. und mit der Elsässer Papierhandschrift Cgm 833 (Georgi [2013] S. 130).

Farben:

Braun-, Grün- und Grautöne in vielen Abstufungen. Durchdringendes Blau, französisches Grün, Grauviolett, Ocker, Silber, Schwarz, Weiß, Rosa, Rot, dunkles Bordeaux, Hellgrün, Rotbraun, Pinselgold, Rehbraun, Oliv, Grau, Hellblau, blasses Orange, Gelb, Graublau, Dunkelbraun, Beige.

Literatur:

Petzet (1920) S. 230–234. – Raspe (1905) S. 34−36, Taf. 2; Fischer (1927/28) 83f.; Klapper (1935) S. LXII; Rost (1939) S. 340; Haimerl (1952) S. 48−50, 53; Traunbauer (1955) S. 101 u. ö.; Stange 9 (1958) S. 86; von Rohr (1967) S. 197, Anm. 15; Borst (1966), S. 89; Hofmann (1969) S. 159; Grimm (1981) S. 101−109; Das Fest-Epistolar Friedrichs des Weisen (1983) S. 69; Heilige und Hasen (2008) S. 106 [Katharina Georgi]; Georgi (2013) S. 75–83, 115–121, 202f. u.a.; Pfändtner (2009) S. 59; Cermann (2010), S. 16, 19f.; Bilderwelten (2016) S. 37, 98, 117; Cermann (2018) S. 266; Chlench-Priber (2020) S. 64, 236, 243f., 288.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. IIIc: 288v.

Taf. IIId: 36v.

Abb. 28: 256v+257r

43.1.123._Taf._IIIc.jpg
Taf. IIIc.
43.1.123._Taf._IIId.jpg
Taf. IIId.
43.1.123._Abb._28.jpg
Abb. 28.