43.1.108. Los Angeles (California), The J. Paul Getty Museum, Ms. Ludwig IX 19
Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus
Ergänzung zum gedruckten KdiH
Datum der Veröffentlichung: 10.01.2021
1521–1529 (Textvorlage von 1521, Wappenform von vor 1529); 1526−1528 (
Brügge.
Auftraggeber: Kardinal Albrecht von Brandenburg (Wappen 1v); später wohl im Besitz von Kurfürst Lothar Franz von Schönborn (1655−1729), 1738 in der Schönbornschen Bibliothek in Gaibach (1r); 1868 als Besitz von l’Espine versteigert in Paris und 1869 in Wien bei Baron Anselm Solomon von Rothschild (1803−1874) nachgewiesen. Während des 2. Weltkrieges wurde das Andachtsbuch in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien verwahrt; seit 1960 in der Sammlung Ludwig, Aachen und von dort 1983 vom J. Paul Getty-Museum, heute Los Angeles, erworben.
1v |
Wappen Albrechts von Brandenburg |
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2r−337v |
Thomas von Kempen, ›Orationes et Meditationes de Vita Christi. Tractatus prioris‹, deutsch: ›Gebet vnd Betrachtungen des Lebens des mitlers gottes‹, Teil I,1: 2r–92v, Teil I,2: 94r–336v, Abschrift von VD 16 D 1305, gedruckt 1521 bei Grimm und Wirsung, Augsburg (ohne Titelblatt) Ü: Von dem gantzen leben des mitlers gotes vnd des mentschen iesu cristi: zum ersten ain dancksagung vnnd gebett gott zuͦ loben vnnd laytennd zuͦ andacht |
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7v |
Miniatur: Erschaffung Evas |
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8r |
Bordüre: Erschaffung von Fischen und Vögeln |
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13v |
Miniatur: Verkündigung |
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14r |
Bordüre: Gideon mit dem Vlies |
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19v |
Miniatur: Geburt Christi |
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20r |
Bordüre: Moses vor dem brennenden Dornbusch |
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28v |
Miniatur: Beschneidung Jesu |
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29r |
Bordüre: Beschneidung Isaaks |
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31v |
Miniatur: Jesusknabe, umgeben von Engeln mit Marterwerkzeugen |
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32r |
Bordüre: Verehrung des Namens Jesu |
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36v |
Miniatur: Anbetung der Könige |
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37r |
Bordüre: Königin von Saba vor Salomon |
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43v |
Miniatur: Darbringung im Tempel |
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44r |
Bordüre: Samuel wird zu Eli gebracht |
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47v |
Miniatur: Flucht nach Ägypten |
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48r |
Bordüre: Michal verhilft David zur Flucht |
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50v |
− fehlende Miniatur: Bethlehemitischer Kindermord − |
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51r |
Bordüre: Athalia lässt die Königskinder umbringen |
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53v |
Miniatur: Zwölfjähriger Christus im Tempel |
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54r |
Bordüre: Saul wird von Samuel dem Volk als König vorgestellt |
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58v |
Miniatur: Taufe Christi |
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59r |
Bordüre: Durchzug durch das Rote Meer |
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62v |
Miniatur: Versuchungen Christi durch den Teufel |
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63r |
Bordüre: Christus in der Einsamkeit |
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69v |
Miniatur: Auferweckung des Lazarus |
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70r |
Bordüre: Elias erweckt den Sohn der Witwe von Sarepta |
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77v |
Miniatur: Einzug Christi in Jerusalem |
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78r |
Bordüre: David kehrt siegreich mit dem Haupt Goliaths zurück |
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83v |
Miniatur: Letztes Abendmahl |
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84r |
Bordüre: Abraham und Melchisedek begegnen sich |
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87v |
Miniatur: Fußwaschung |
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88r |
Bordüre: Abraham wäscht den drei Engeln die Füße |
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93v |
Miniatur: Verrat des Judas |
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94r |
Bordüre: Josef wird von seinen Brüdern verkauft |
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98v |
Miniatur: Christus am Ölberg |
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99r |
Bordüre: David bittet Gott um das Ende der im Volk wütenden Pest |
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102v |
Miniatur: Gefangennahme |
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103r |
Bordüre: Joab ersticht Abner |
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107v |
Miniatur: Fortführung Christi |
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108r |
Bordüre: Abführung des Achior |
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113v |
Miniatur: Flucht der Jünger |
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114r |
Bordüre: Architekturrahmen, Engel schießt mit Bogen, Erbsen |
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119v |
Miniatur: Christus vor Annas |
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120r |
Bordüre: Micha sagt Achabs Tod voraus |
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123v |
Miniatur: Verleugnung Petri |
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124r |
Bordüre: Streublumen |
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128v |
Miniatur: Christus vor Kaiphas |
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129r |
Bordüre: Jeremias vor König Sedekias |
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138v |
Miniatur: Christus vor Pilatus |
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139r |
Bordüre: Gefangener Prophet vor einem König |
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143v |
Miniatur: Christus vor Herodes |
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144r |
Bordüre: Architekturrahmen |
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147v |
Miniatur: Christus wird von Herodes zu Pilatus geführt |
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148r |
Bordüre: Pretiosen |
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154v |
Miniatur: Geißelung |
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155r |
Bordüre: Job wird von seiner Frau verspottet |
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160v |
Miniatur: Dornenkrönung |
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161r |
Bordüre: Simei bewirft David mit Steinen |
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164v |
Miniatur: Ecce homo |
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165r |
Bordüre: Sacharja sieht im Himmel Josua |
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173v |
Miniatur: Handwaschung des Pilatus |
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174r |
Bordüre: Volk bestürmt Cyrus, Daniel in die Löwengrube zu werfen |
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178v |
Miniatur: Kreuztragung |
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179r |
Bordüre: Abraham und Isaak auf dem Weg zur Opferstätte |
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190v |
Miniatur: Kreuzigung |
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191r |
Bordüre: Opferung Isaaks |
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202v |
Miniatur: Schmerzensmann |
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203r |
Bordüre: Streublumen |
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235v |
Miniatur: Verehrung der Inschrifttafel des Kreuzes |
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236r |
Bordüre: Streublumen |
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242v |
Miniatur: Christus am Kreuz mit Maria, Johannes und Maria Magdalena |
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243r |
Bordüre: Eherne Schlange |
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251v |
Miniatur: Mater dolorosa, umgeben von Szenen der sieben Schmerzen |
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252r |
Bordüre: Streublumen |
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302v |
Miniatur: Lanzenstich |
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303r |
Bordüre: Erschaffung Evas |
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311v |
Miniatur: Joseph von Arimathia erbittet den Leichnam Christi |
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312r |
Bordüre: Streublumen |
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317v |
Miniatur: Kreuzabnahme und Beweinung |
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318r |
Bordüre: Naemi trauert um ihren Mann und ihre Söhne |
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328v |
Miniatur: Grablegung |
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329r |
Bordüre: Jonas wird ins Meer geworfen |
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335v |
Miniatur: Verehrung der fünf Wunden Christi |
Pergament, I + 337 Blätter, 168 × 115 mm, Rotunda von einer Hand, einspaltig, 19 Zeilen, Rot ausgegrenzt, rotes Lineament, 62 sechszeilige Initialen (goldenes Astwerk auf hellroten, dunkelroten, blauen, braunen, grauen, ocker oder violetten Farbfeldern, umgeben von einer Rahmenleiste), Rubriken, zahlreiche einzeilige Anfangsbuchstaben und Paragrafenzeichen in Pinselgold und Weiß auf blauem, roten oder ockerfarbenem Grund. Originaler Einband von Louis Bloc (gestorben 1529).
Eine Wappenseite (1v) und 41 ganzseitige Miniaturen (7v, 13v, 19v, 28v, 31v, 36v, 43v, 47v, 53v, 58v, 62v, 69v, 77v, 83v, 87v, 93v, 98v, 102v, 107v, 113v, 119v, 123v, 128v, 138v, 143v, 147v, 154v, 160v, 164v, 173v, 178v, 190v, 202v, 235v, 242v, 251v, 302v, 311v, 317v, 328v, 335v), ursprünglich 42 (vor Blatt 51 eine Miniatur verloren). Die 42 gegenüberliegenden Textanfänge werden auf 29 Seiten mit szenischen, alttestamentlichen Bordüren, auf fünf Seiten mit Streublumen, Früchten, Insekten und Vögeln (124r, 203r, 236r, 252r, 312r), auf vier Seiten mit Architekturmotiven (114r, 144r, 336r) und auf einer mit Pretiosen (148r) gerahmt. In der oberen rechten Ecke der alttestamentlichen Bordüren befindet sich jeweils eine kleine Schrifttafel mit Angabe der alttestamentlichen Bibelstelle, die in eine Architektur gehängt ist. Ausnahmen bieten die beiden Darstellungen aus der Genesis (8r, 303r) und die Szene, in der Jonas ins Meer geworfen wird (329r). Maler war Simon Bening (Monogramm 336r), dessen einziges signiertes Werk diese Handschrift ist. Dieses Andachtsbuch war die Vorlage für zwei weitere mit dem gleichen Text: Nr. 43.1.111. (Modena, alfa.u.6.7) und Nr. 43.1.190. (Wien, Cod. 1847).
Die Miniaturen der Größe 140 × 96 mm wurden als Einzelblätter verso eingebunden und später beschnitten. Sie sind mit einem bräunlich-goldenen, profilierten Bilderrahmen umgeben; nur bei der Anbetung der Könige ist dieser mit Perlen belegt. Bei vier Miniaturen ist das Bildfeld oben mit einem halbrunden Abschluss und einem zweiten, inneren Rahmen verkleinert und mit einer Bordüre umgeben, so dass die Größe des gesamten Bildfeldes gleich bleibt (19v, 43v, 83v, 202v). Diese Rahmenfelder sind mit goldenen Architekturmotiven (19v, 83v) oder Grisaille-Buchstaben gefüllt (Nunc timittis servum tuum one secunc [43v], Ave mano dextra xpi ave palma iesu leva [202v]). Hinter diesen vier Bordüren liegt die Miniatur (Fensterblick nach
Benings Miniaturen sind volkreich mit vielen beteiligten Personen angelegt. Oftmals werden in einem Bild mehrere Szenen erzählt: im Vordergrund beispielsweise Evas Erschaffung aus Adams Rippe und im Hintergrund, räumlich durch einen Fluss getrennt, die Vertreibung Evas und Adams aus dem Paradies (7v). Bei der Versuchung Jesu sind sogar alle drei Versuchungen Jesu dargestellt, räumlich in die Tiefe und in die Höhe, auf den Berg, gestaffelt (62v). Die Miniaturen zeigen eine narrative Dramatik, die durch viele nächtliche Szenen mit Fackelschein noch verstärkt wird. Tiefe Schluchten, Flüsse und steile Berge kennzeichnen die tiefgründigen Landschaftspanoramen, die in einer bläulich atmosphärischen Perspektive auslaufen. Detaillierte Stadtansichten zeigen in der Regel Benings Heimatstadt Gent mit dem charakteristischen Turm von St. Bavo (z. B. beim Einzug nach Jerusalem 77v). Durch eine sehr differenzierte Mimik werden Emotionen wiedergegeben, die Charakterisierungen zulassen und die Personen lebendig werden lassen. Für die Konturen benutzte Bening einen eher groben Pinselstrich, wohingegen ein sehr spitzer Pinsel feine, pointillistische Blätter an die Bäume tupfte. Auffallend sind die prächtigen, äußerst aufwendigen Gewänder der aktuellsten Mode aus kostbaren Stoffen.
In der umfangreichen Literatur vorgestellt und diskutiert wurden zahlreiche Vorlagen bzw. Inspirationsquellen, auf die Simon Bening offensichtlich zurückgegriffen hat (siehe
Simon Bening zitierte sich auch oftmals selbst und scheute sich nicht, einmal gefundene Kompositionen und Figuren mehrfach zu verwenden. Diese Tatsache lässt sich am Getty Andachtsbuch sehr gut sehen, das in seinem Werk zeitlich eine mittlere bis späte Position einnimmt. Inspiration verdankt er dem Grimanibrevier, an dem er als junger Maler mitgewirkt hat. Die Komposition der Beschneidung (28v) ist recht genau in der Beschneidung des Grimanibreviers (67v) vorgebildet. Diese Komposition ist nicht neu, sondern stammt bereits aus dem Madrider Hastings-Stundenbuch der 1470er Jahre (Madrid, Museo Lázaro-Galdiano, Ms. 15503, 117v). Auch die Fußwaschung (87v) wiederholt detailgetreu die Komposition des Breviarium Grimani (219v). Die Darbringung (43v) dagegen ist nur in den Hauptakteuren Maria, Jesus und Simon aus dem Grimanibrevier (514v) übernommen. Die exakten Körperhaltungen von Johannes und Jesus in der Taufszene (58v) sind bereits in der Bordüre des Grimanibreviers (593v/594r) dargestellt. Viele Kompositionen oder Figuren des Getty Stundenbuches finden sich in weiteren früheren Werken seiner Hand wie dem Stundenbuch der Isabella von Kastilien von vor 1504 (Cleveland, CMA, Ms. 63.256), aus dem er das Jesuskind mit den Arma (50r), Christus vor Pilatus (63r), die Kreuztragung (69r), die Geburt Jesu (126v) und die Darbringung (141v) weiterverwendet. Auch aus seinem flämischen Kalender (München, Clm 23638 von 1520–25, vgl.
Sehr viele Motive und Kompositionen des Getty Stundenbuches finden sich auch in späteren Werken Benings wieder. Vor allem im sog. Beatty-Rosarium (Dublin, Chester Beatty Library, MS Western 99) und im Münchener Clm 28346 finden sich zahlreiche Übereinstimmungen. Am auffälligsten ist dies bei der Szene Christus vor Annas, in der Annas hinter einem ungewöhnlich gebauten Tisch steht (zudem auch in Neapel, BN, MS I.B.51, 29r und Wien, Cod. 1897, 203r). Auch die Geißelung taucht ähnlich in allen drei Codices auf. Die Darbringung finden wir im Clm 28346 auf 82v, die Verkündigung und die Dornenkrönung in weiten Teilen im Beatty-Rosarium. In gleicher Weise ist die Beschneidung (28v) im Beatty-Rosarium komponiert, nur die Farbe des Vorhangs und Hannahs Kleid wurde geändert. Oft werden die Farben von Unter- und Oberkleid oder aber von Hose und Oberteil einfach ausgetauscht, um eine Wiederholung zu vermeiden. Das gleiche machte Bening bei der Anbetung der Könige, zudem ist der luxuriöse Innenraum in einen offenen Stall verändert worden. Die Person des Herodes von 143v findet sich in genau derselben Kleidung aber in einer ganz anderen Haltung im Beatty-Rosarium wieder. Die weiße Decke mit den blauen Streifen und Fransen der Beschneidung in der Getty-Handschrift (28v) wird wiederverwendet in der Darbringung im Beatty-Rosarium (22r), wohingegen die Komposition der Beschneidung die gleiche ist. Auch die beiden rechts seitwärts stehenden Männer des Ecce Homo werden direkt in das Beatty-Rosarium (36v) übernommen, während die anderen Personen verändert und deren Zahl stark reduziert worden sind. Gerade in diesen beiden Handschriften, Beatty-Rosarium und Clm 28346, fällt auf, dass unnötige Figuren aus den Kompositionen des Getty-Gebetbuches entfernt wurden (z. B. die Zahl der Kinder und Jünger beim Einzug in Jerusalem oder die der Zuschauer beim Ecce Homo), wodurch die Miniaturen luftiger und leichter und nicht so gedrängt wie im Getty-Gebetbuch wirken. Generell werden die vielfigurigen Szenen des Getty-Stundenbuches dadurch aufgelockert und entschlackt. Im Hennessy-Stundenbuch (Brüssel, Ms II.158) und im Blumen-Stundenbuch Benings (München, Clm 23637) findet sich die identische Darstellung des Gebets am Ölberg (16v), nicht bloß in Bezug auf die recht gängige Position der Jünger, sondern es findet sich auch die Steinplatte, auf die sich Jesus im Gebet stützt und der davor kniende Engel, der den Kelch reicht. Diese Steinplatte taucht im Getty Andachtsbuch bei der Auferweckung des Lazarus bereits auf und scheint daher eine bewusste Analogie zwischen Lazarus’ Auferstehung und Jesus herzustellen.
Vorangestellt ist das Wappen Albrechts von Brandenburg auf 1v. 40 der insgesamt 62 Gebete des Traktates sind illustriert worden. Sieben Kapitel des ersten Teiles und zwölf Kapitel des zweiten Teiles dagegen blieben unillustriert. Es wurden vor allem Szenen weggelassen, die schwierig oder nur in Doppelungen darzustellen wären wie die Gebrechlichkeit oder das Jammern des Christkindes oder auch das Verharren Christi am Kreuz. Weitere Motive wie die Trostlosigkeit oder die Verspottung Jesu wurden ebenfalls nicht illustriert, obwohl für diese Szenen verschiedene Bildformulare zur Verfügung standen. Nicht immer stehen die gewählten Illustrationen tatsächlich mit den Textinhalten in Übereinstimmung. Die Erschaffung Evas (7v) illustriert die Erschaffung Adams und das Christuskind mit den Arma (50r) illustriert den Namen Jesu. Auch die Szene der Kreuzabnahme (317v), über die im Text gesprochen wird, spielt sich nur im Hintergrund als Nebenszene ab. Generell gehen die Illustrationen zwar auf den in den Rubriken zusammengefassten Inhalt der Texte ein, nehmen aber keine Bezüge auf Details oder Intentionen der Texte Thomas’ von Kempen.
Bei der Bildthemenauswahl hält sich Bening an die bei Sigmund Grimm und Marcus Wirsung in Augsburg zuerst 1520 auf Latein, 1521 auf Deutsch gedruckte und vom Petrarcameister illustrierte Vorlage (
Dargestellt wird die Erschaffung Evas, obwohl in der Rubrik die Erschaffung des ersten Menschen genannt wird und auch im Text keine Rede von Eva ist. Es schließt sich ein Zyklus von Bildern aus dem Leben und Leiden Jesu von der Verkündigung an Maria bis zur Bitte Josephs von Arimathia um den Leichnam Christi an. Es fehlt der Bethlehemitische Kindermord, der wohl der Darstellung in dem Andachtsbuch mit demselben Text in Modena (Nr. 43.1.111., 21v) geglichen haben dürfte, da Nikolaus Glockendon die Bilder aus dem Leben Jesu recht getreu aus dem Getty-Andachtsbuch kopierte.
Der Schwerpunkt liegt mit 25 Miniaturen deutlich beim Passionsgeschehen. Ergänzt wird dieser Passionszyklus durch vier sinnbildliche Darstellungen: der Schmerzensmann (202v), die Schmerzen Mariens (251v), die Inschrifttafel INRI (235v) und die Verehrung der Wunden Jesu durch die weltlichen Stände (335v). Nach dem typologischen Prinzip sind den Szenen aus den Evangelien in der Regel alttestamentliche Szenen in den Bordüren der gegenüberliegenden Seiten gegenübergestellt. Bei elf Themen, darunter den emblematischen Bildthemen, wird von diesem Prinzip abgewichen. Hier werden Streublumen (124r, 203r, 236r, 252r, 312r), Architekturen (114r, 144r, 336r) oder Pretiosen (148r) gewählt, da es für diese Textstellen kein typologisches Vorbild gibt (vgl. die typologische Tabelle bei
Kräftige Primärfarben Blau, Rot, Grün, Gelb. Gold, Silber, Rosa, Grau, Braun, Türkis.