43.1.76. ehem. Innsbruck, Servitenkloster, 9. A; Cambridge, Fitzwilliam Museum, MS 11-2001; Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Min 14691 a
Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus
Ergänzung zum gedruckten KdiH
Datum der Veröffentlichung: 20.08.2017, ergänzt 30.5.2023.
2. Hälfte 15. Jahrhundert, ca. 1480−1490.
Florenz.
Vermutlich für eine Bewohnerin des Klosters St. Klara oder St. Martha in Nürnberg, da Franziskus im Kalender erscheint (
Bl. 122 befindet sich in Cambridge (MS 11-2001), davor wohl bei Bernard Quaritch, London, dann Sotheby’s London (Western manuscripts and miniatures [2000] lot 33).
Bl. 152 wird im Kupferstichkabinett Berlin aufbewahrt (Min 14691 a), nach 1905 in Schloss Ambras (Vermerk auf 152v), dann in der Sammlung Czeczowitzka (Wien), 1930 vom Kupferstichkabinett über das Auktionshaus Ball und Graupe aus der Sammlung erworben (Eine Wiener Sammlung [1930] Nr. 18).
1r−12v? |
Kalender der Diözese Bamberg (19.8. Sebost: Nürnberg; 8.10. Reparata: Florenz) |
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13r−105v |
Kleines Marienoffizium Ü: Das ist unser Frawen tagçeit und metten |
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13r |
Historisierte Initiale: Verkündigung |
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? |
Laudes
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55v |
Prim
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55v |
Historisierte Initiale: Lesende Maria (Brustbild) |
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62v |
Terz
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62v |
Historisierte Initiale: Betende Maria (Brustbild) |
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68v |
Sext |
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68v |
Historisierte Initiale: Betende Maria (Brustbild) |
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75r |
Non
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75r |
Historisierte Initiale: Betende Maria (Brustbild) |
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81v |
Vesper
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81v |
Historisierte Initiale: Betende Maria (Brustbild) |
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95r |
Komplet |
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106r−121v |
Sieben Tagzeiten vom Leiden Christi Ü: Das sind die sieben geçeidt von unsers herren leiden. Metten Herrgot tue auff mein lebsen ... |
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106r |
Historisierte Initiale: Schmerzensmann (Halbfigur) |
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122r−151v |
Sieben Bußpsalmen mit Litanei |
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122r |
Historisierte Initiale: David im Gebet (heute Cambridge, Fitzwilliam Museum, MS 11-2001) |
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152r−221v |
Totenvigil |
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152r |
Historisierte Initiale: Drei Lebende und drei Tote (heute Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Min 14691 a) |
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222r−261v |
Mariengebete |
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222r |
Historisierte Initiale: Madonna (Brustbild) |
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230v |
Historisierte Initiale: Betende Maria (Brustbild) |
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262r−270v |
Gebet zu Christus |
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262r |
Historisierte Initiale: Dreifaltigkeit |
Pergament, 270 Blätter, 120 × 86 mm, Rotunda, geschrieben von einem italienischen Kalligrafen, einspaltig, zwölfzeilig, unfoliiert, Incipits in mit Perlen besetzten Lombarden, rote Rubriken.
Zwölf historisierte Initialen (13r, 55v, 62v, 68v, 75r, 81v, 106r, 122r, 152r, 222r, 230v, 262r), umrahmt von Bordüren mit zahlreichen Medaillons mit halbfigurigen Heiligen, Propheten oder Tieren, verziert mit Spiralranken mit stilisierten Blüten, mit Perlen umgebenen Edelsteinen, Putti und Vögeln. Florentinischer Buchmaler aus der Schule Domenico Ghirlandaios (
Sechs- bis neunzeilige Initialen in unterschiedlicher Höhe.
Nur von drei Miniaturen sind Abbildungen erhalten. Die ganzfigurige Initialdarstellung des knieenden greisen David in freier Natur auf einer Wiese vor einer Waldlandschaft (heute Cambridge, Fitzwilliam Museum, MS 11-2001, 122r) hat eine sehr feine Zeichnung mit einem reichen, zarten, sehr geraden Faltenwurf in der Gewandgestaltung. Dem Maler gelingt es, Emotionen in den Gesichtsausdruck zu legen, der bei David Verzweiflung zeigt. Auch die in den Bordüren angesiedelten Gesichter von drei Propheten und von Goliath, prominent auf dem unteren Rand, sind sehr expressiv gestaltet. Von einer weiteren Initialminiatur ist nur eine alte schwarz-weiß-Aufnahme erhalten und somit ist sie nur sehr eingeschränkt zu beurteilen. Der Schmerzensmann (106r) steht als close-up bis zur Hüfte im Sarg, die Arme hat er vor der Brust gekreuzt und schaut mit geschlossenen Augen nach unten. In der Bordüre sind oben in einem mittigen Medaillon Gottvater und unten der kreuztragende Christus platziert, jeweils flankiert von Maria und Johannes, auf dem rechten Rand Maria Magdalena. Die dritte Abbildung, heute Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Min 14691 a) der drei Lebenden und der (eigentlich) drei Toten (152r) ist mit fünf Figuren dicht gedrängt gestaltet. Die drei Lebenden und der Heilige tragen reich verzierte, in geraden Falten fallende Gewänder und sind der Gestik und Mimik nach ins Gespräch vertieft mit dem Heiligen.
Sowohl inhaltlich als auch in gestalterischer Hinsicht finden sich viele Übereinstimmungen mit Werken der florentiner Schule, namentlich Mariano del Buono di Jacopo (1433–1504). Die Darstellung der Kreuztragung und des Schmerzensmannes (106r) sind beispielsweise im Stundenbuch für Lorenzo di Medici in Cambridge, University Library, MS Add. 4101, 196r und 238r identisch mit denen dieses Stundenbuches gestaltet. In einem weiteren Stundenbuch Mariano del Buonos für die Medici-Familie, dem sogenannten Medici-Rothschild-Stundenbuch, heute in Waddesdon Manor, Ms. 16, aus dem Jahr 1488 findet sich auf 93r eine ähnliche Darstellung der drei Lebenden und drei Toten, hier jedoch ausführlich erzählt mit tatsächlich je drei Lebenden und drei Toten, während in ehem. Innsbruck, sicherlich auch dem Platzmangel der Initiale geschuldet, die drei Toten auf ein Skelett verkürzt wiedergegeben sind. Weitere Übereinstimmungen finden sich in der Figur des David, vor allem in seinem Gesicht, mit dem im Missale Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Acquisti e Doni 237, 7r, das ebenfalls Mariano zugeschrieben wird (siehe
Das verschollene Stundenbuch stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus derselben Werkstatt wie das genannte Medici-Stundenbuch in Cambridge, MS Add. 4101 und das Medici-Rothschild-Stundenbuch in Waddesdon Manor, Ms. 16. Letzteres ist datiert auf 1488, das Innsbrucker Stundenbuch muss zeitlich sicherlich etwas früher angesetzt werden, da es, zumindest den drei abgebildeten Seiten und der Beschreibung
Die Verkündigung zur Einleitung des Marienoffiziums und die Brustbilder Mariens, betend oder lesend, zu jeder Tagzeit, außer zur Laudes, sowie zu den Mariengebeten, der Schmerzensmann zur Tagzeit des Leidens Christi, David im Gebet zu den Bußpsalmen und die Dreifaltigkeit zu Christusgebeten sind tradierter Standard. Die Darstellung der drei Lebenden und der drei Toten ist nicht ungewöhnlich zur Totenvigil. In dieser Darstellung handelt es sich um den weit verbreiteten italienischen Typus (nach
auf Bl. 122 und 152: Gelb, Grün, Dunkelgrün, Rot, Blau, Inkarnat, Braun, Grau, Schwarz, Gold und Goldtöne.
https://data.fitzmuseum.cam.ac.uk/id/object/32075; https://id.smb.museum/object/2430881/initiale-o-mit-vier-figuren-an-einem-grab-mit-rahmung-aus-ranken-und-medaillons