43.1.7. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. III.1.8º 55
Bearbeitet von Regina Cermann
KdiH-Band 5
2. Hälfte 15. Jahrhundert (
Augsburg? (
Anfang des 16. Jahrhunderts im Besitz von Wolfgang Rumler († 1518) in Innsbruck, der 1508 Ursula Zieglerin aus Nördlingen geheiratet hat (3v–5r; obwohl auf die Gebete zu den weiblichen Heiligen noch eines zum hl. Wolfgang folgt [206v–207r], bleiben aufgrund von Schriftbild und Dekor Zweifel, ob Wolfgang Rumler bereits der Erstbesitzer gewesen ist). Im Vorderdeckel Monogramm JGB: Anno 1732 zu handen bekommen (
Ungeklärte Bibliothekssignatur des 19. Jahrhunderts e. 124 (Vorderdeckel). Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts in die Oettingen-Wallersteinsche Sammlung gelangt. Seit 1980 in der Universitätsbibliothek Augsburg.
1r–3r |
Register (bricht nach dem Gebet zum hl. Christophorus ab) | |
3v–5r |
Nachtrag: Einträge der Familie Rumler (1508–1518) | |
5v |
leer | |
6r–35v |
Sieben Bußpsalmen mit Litanei (darin wilhalm, vlrich, narciß, Conrad, ludwig, mang, afra, hylaria, adelhaid), Fürbitten und Gebet. Anfang fehlt | |
36r |
leer | |
36v–39v |
Johannes von Indersdorf, Gebet zur Dreifaltigkeit aus der Sammlung für Herzog Wilhelm III. von Bayern ( |
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36v |
Miniatur: Gnadenstuhl | |
39v–42r |
Morgengebet | |
42v–46v |
Gebet zum Antlitz Christi bzw. zur hl. Veronika | |
42v |
Miniatur: Veronika mit dem Schweißtuch | |
46v–71r |
Gebete zur Messe O Schoͤffer himmels vnd der erden küng aller künig herr aller herren … (vgl. Nr. 43.1.38., 19v–25v; München, Cgm 178, 27r–31v), darin 60v–63r zwei Seelengebete von Johannes von Indersdorf aus dem ›Ebran-Gebetbuch‹ ( |
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46v |
Miniatur: Schmerzensmann im Sarkophag | |
71v |
leer | |
72r–76v |
Gebete zum Schutzengel und Eigenapostel | |
77r–79v |
Bitte um Ablaß in einer Kirche | |
79v–81v |
Gebet für ein seliges Ende O [l]ieber herr ihu xpe du bist durch vnsern willen kommen auff ditz erdtrich … | |
82r–86r |
Johannes von Indersdorf, Gebet aus der Sammlung für Herzog Wilhelm III. von Bayern ( |
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86v |
leer | |
87r–103v |
Johann von Neumarkt, ›Tagzeiten vom Leiden Christi‹ ( |
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103v–112v |
Gebete zu Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten (zwei), vom Jüngsten Gericht. In Anlehnung an Gebete von Johannes von Indersdorf für Herzog Wilhelm III. von Bayern | |
113r |
leer | |
113v–127r |
Johann von Neumarkt, ›Tagzeiten vom Mitleiden Mariens‹ ( |
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113v |
Miniatur: Sitzende Madonna | |
127v–131v |
Johannes von Indersdorf, Mariengebet aus der Sammlung für Herzog Wilhelm III. von Bayern ( |
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131v–132v |
›Goldenes Ave Maria‹ | |
133r–148r |
Kommuniongebete ( |
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148r–152r |
Drei Gebete zu Gründonnerstag | |
152v–154v |
Pestgebet, mit Ablaß von Papst Pius II. ( |
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155r–156v |
Gebet zum hl. Sebastian (Pestgebet; |
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157r–207r |
Heiligengebete und -suffragien: Apostel, Evangelisten, Märtyrer, Bischöfe, Beichtiger, Jungfrauen, Witwen; Johannes d. T. (zwei), Johannes d. Ev. (zwei, von Johannes von Indersdorf, |
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192r |
leer | |
192v |
Miniatur: Christophorus | |
207v–209v |
Johannes von Indersdorf, drei Seelengebete aus dem ›Ebran-Gebetbuch‹ ( |
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210r–211r |
Kreuzsegen Ich empfilch mich hewt vnd ymmer … | |
211v |
leer |
Pergament, 211 Blätter, moderne Foliierung, 85 × 65 mm. Lagenformel: II
mittelbairisch, mit gelegentlich leicht ostschwäbischem Einschlag (
Fünf Miniaturen (36v, 42v, 46v, 113v, 192v), eingefaßt von einfarbigen (36v, 42v) oder Augsburger Wechselrahmen (46v, 113v, 192v) mit Goldpollen an den Seiten; mindestens zwei weitere Miniaturen herausgeschnitten (vor 6, 155; eventuell vor 153). Auf zwei leeren Seiten möglicherweise Bilder vorgesehen (71v, 86v). Vier vier- bis fünfzeilige Blattgoldinitialen auf blauem Grund (37r, 47r, 54r) bzw. umgekehrt (193r), eine mit Augsburger Wechselrahmen (47r), alle begleitet von zweiseitigen Ranken. Wohl Augsburger Werkstatt.
Vier ganzseitige Miniaturen (36v, 42v, 113v, 192v), 50–55 × 36–43 mm, eine mit einer Textzeile darüber (46v), 48 × 36 mm, jeweils auf verso-Seiten, bis auf die Blätter 113 und 192 Bestandteile des Quaternionenverbunds.
Schlichte, formelhafte Kompositionen, bei denen der Bildgegenstand auf das Notwendige reduziert worden ist. Grobe Werkstattarbeit eines professionellen Ateliers, das sich Dekorformen Johannes Bämlers zu eigen gemacht (aufsichtige wilde Nelkenblüte) und stark simplifiziert hat (Vorläufer der Augsburg-Salzburger Missalien-Werkstatt?).
Der Schmerzensmann (46v) nimmt als Sinnbild des eucharistischen Opfers auf den Höhepunkt der Messe Bezug. Zu den Tagzeiten vom Mitleiden Mariens erscheint (sofern die Miniatur nicht auf die zwei nachfolgenden verlorenen Blätter Bezug genommen hat) kein spezifisches Compassio-Thema, sondern ein neutrales Marienbild (113v). Vor Blatt 6 könnte David im Gebet, vor 155 der hl. Sebastian gestanden haben. Auf 71v war vielleicht ein Schutzengel, auf 87v das Gebet am Ölberg oder eine Kreuzigung geplant.
Rosa, Weiß, Blau, Ocker, Gelb, Grün, Grau, Rot, Beige. Blattgold (brüchig). 113v, 192v verschmiert.
Abb. 46: 46v+47r. Schmerzensmann im Sarkophag. Textseite mit Blattgoldinitiale, Ranke.