KdiH

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43.1.32. Bressanone / Brixen, Bibliothek des Priesterseminars, Cod. T 7 (Nr. 151)

Bearbeitet von Regina Cermann

KdiH-Band 5

Datierung:

Um 1457 (5v).

Lokalisierung:

Diözese Bamberg? (1r–4v). Hermann (1905): Polen, vielleicht Krakau? (aufgrund der Litanei 200v–203v).

Besitzgeschichte:

215v Stifterbildnis. 25r Namenseinträge des 18. (?) Jahrhunderts Franciscus Sigismundus Aichner, Franciscus Antonius Aichner.

Inhalt: Psalter, Stunden- und Andachtsbuch mit dem ›Passionstraktat‹ des Heinrich von St. Gallen

1r–4v

Kalender der Diözese Bamberg (fünf Spalten: astrologischer Buchstabe, Goldene Zahl, Mondalter, Sonntagsbuchstabe, Festtage [voll besetzt; 3.3. kungund schidung, 1.9. Gilg, 9.9. kungund erhaben, 30.9. Ott pischoff rot; nicht rot: 6.5. Johans vor der gulden pfor, 9.10. Dyonisius, 21.11. Maria geopfert in tempel], Werktagsstunden). Blätter mit Januar/Februar, Juli/August fehlen

5r

Tabelle mit Goldener Zahl und Sonntagsbuchstabe in den Koordinaten (Ziffern von 0–10)

5v

Tabelle für den Sonntagsbuchstaben, die Goldene Zahl, Tage zwischen Lichtmeß (2.2) und Fassnacht (Sonntag Esto mihi) für die Jahre 1457–1481

6r–6v

Aderlaßtafel (Fragment). Von der Farbe des Blutes. Vier Hauptaderlaßzeiten

7r–20v

Register (danach fehlen vor Blatt 6 Dy vir goltuasten nacheinander vnd wenn das aduent eingeet)

21r–25v

leer, bis auf Nachträge: 21r Tabelle, 25r Namenseinträge

26r–160v

Psalter mit Überschriften (Hohenfurter Psalmenübersetzung, vgl. Schöndorf [1967] S. 83–85; römische Achtteilung, zusätzlich Ps 49 und 119 ausgezeichnet)

26r

Historisierte Initiale: König David, Harfe spielend (Ps 1)

46v

Historisierte Initiale: Gott erscheint dem vor einer Stadt betenden König David (Ps 26)

59r

Historisierte Initiale: Prophet? (Ps 38)

69r

Historisierte Initiale: Christus in einer Landschaft (Ps 49)

72r

Historisierte Initiale: Narr (Ps 52)

86r

Historisierte Initiale: König David im Gebet, vor ihm ein Hündchen (Ps 68)

101r

Historisierte Initiale: König David, ein Glockenspiel schlagend (Ps 80)

115r

Historisierte Initiale: König David, zusammen mit zwei Gefolgsleuten singend vor einem Pult mit Chorbuch (Ps 97; s. 171r)

129v

Historisierte Initiale: Dreifaltigkeit (Ps 109)

144r

Historisierte Initiale: König David im Gebet (Ps 119)

160v–174r

Canticum Isaiae (Is 12,1–6), Ezechiae (Is 38,10–20), Annae (I Rg 2,1–10), Moysis (Ex 15,1–19), Habacuc (Hab 3,1–9), filiorum Israel (Dt 32,1–43), trium puerorum (Dn 3,57–88), Zachariae (Lc 1,68–79), Mariae virginis (Lc 1,46–55: Magnificat), Symeonis (Lc 2,29–32: Nunc dimittis), Ambrosii et Augustini (Te deum), Symbolum Athanasii (Quicumque), deutsch

171r

Historisierte Initiale: König David, zusammen mit zwei Gefolgsleuten singend vor einem Pult mit Chorbuch (s. 115r)

174r–199r

Kleines Marienoffizium (mit Verweisen auf den Psalter vorn; vgl. Nr. 43.1.72., Nr. 43.1.90., Nr. 43.1.173., Nr. 43.1.198.; Kapitel von Terz und Sext vertauscht)

174v

Historisierte Initiale: Verkündigung

199r–205r

Sieben Bußpsalmen (mit Verweisen auf den Psalter vorn), Litanei (darunter veit [Patron des Prager Doms, Reliquien in Bamberg], wenczel [Patron von Böhmen, Reliquien in Bamberg], Sigmunt von Burgund [Kult durch Karl IV. nach Prag gelangt], Albrecht [Bischof von Prag], nicasius, procop [Patron von Böhmen], Ruprecht [zweifach; Bischof von Salzburg], Ceruacz [Patron von Maastricht], Gundolff und Mundolff [beides Nachfolger von Bischof Servatius], Stenczlaw [Bischof von Krakau], ludmilla [Großmutter des hl. Wenzel], Anastasia, Hedwigis [Herzogin von Schlesien], Sabina, Regina, kungunt, maria egipciaca), Fürbitten, Kollekten

199r

Historisierte Initiale: Muttergottes

205r–207v

Totenvesper (mit Verweisen auf den Psalter vorn)

207v–215v

Lange Totenvigil (mit Verweisen auf den Psalter vorn. Ottosen [1993] 68/44/84 1/18/83 79/76/38)

207v

Historisierte Initiale: Engel und Teufel ringen um eine Seele

215v–220r

Auslegung des ›Pater noster‹, deutsch Uater vnser der du pist in dem himeln Das ein kint sein noturffte nyndert pillicher suchen soll

215v

Historisierte Initiale: Stifter, mit Paternosterschnur betend

220r–221r

Gereimte Auslegung des ›Ave Maria‹, deutsch (Wackernagel [1864–1877] Bd. II, Nr. 443, 444; London, Arundel 312, 22v–24r; Nürnberg, Stadtbibliothek, Cent. VI. 43p, 184r–185r; Pannonhalma, Szent Benedekrend Központi Főkönyvtára, Cod. 118.I.46, 39r–40r; Wien, Cod. Ser. nov. 39035, 175r–176r)

221r–223v

Zwei Reimgebete zum Leiden Christi Ich mane dich here ihu crist wen du mein schöpfer vnd erlozer pist … (Wackernagel [1864–1877] Bd. II, Nr. 675), 222v Ich danck dir Ich lob dich here ihesu crist Das du mensch worden pist der pein vnd der pitterkeit dy dir ist herre an gelegt vnd aller deyner reue dy mach herre an mir newe … (s. Nr. 43.1.114., 64r–64v; Nr. 43.1.195., 97r–98r)

223r–223v

Johannes von Indersdorf, Passionsgebet aus dem ›Ebran-Gebetbuch‹ (Haimerl [1952] S. 154, Anm. 952)

223v–224r

Anaphorisches Tagzeitengebet zum Leiden Christi (Haimerl [1952] S. 140, Anm. 862)

224v–229r

Tagzeitengedicht zum Leiden Christi, mit Ablaß Here ihs aller engel czire wy soll ich immer gedanken dir Das du herre czu mettenczeit deynen czarten miniglichen leip

225r

Miniatur: Schmerzensmann mit Arma Christi

229r–229v

Gebete zur Elevation von Hostie und Kelch Ich grüße dich warer leichnam vnsers herren …, 229v Dy sele xpi heylige mich … (Haimerl [1952] S. 140, Anm. 859)

229v–234r

Tagzeitengedicht vom Mitleiden Mariens (in Anlehnung an den Hymnus ›Matutino tempore‹, deutsch) Prolog Kvm edeler heyliger geist mit deyner hilf volleist …, In gottes nomen heb ich an Dich czarte hymelfraue Ich mone dich in gantzes herczen innigkeit Durch daz große herczen leit …, 234r Epilog Ich pitt dich parmhertziger got … alle dy ditcz puchlein gern horn oder lesen das si dort ewiglichen genesen … Der das püchlein getichtet hat Dem helff dij vil suse trinitat

234r–239v

Zwei Gebete Augustins zum Abendmahlsempfang in der Übersetzung Johanns von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 13, 14; s. 346r–348r und 336v–339r)

239v–241r

Ambrosius’ Gebet zum Abendmahlsempfang in der Übersetzung Johanns von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 15; s. 348r–349v)

241r–241v

Auslegung des ›Pater noster‹, deutsch (Adam [1976] Gruppe E.I.2b)

241v–243r

Fünf Schmerzen Mariens (Weissagung Simeons, Suche nach dem Zwölfjährigen, Gefangennahme, Kreuzigung, Pietà), vorweg Exempel

243r–244v

Bittgebet zu Maria und Johannes O Du allergutigiste iunckfraw ein gepererin des waren gottes Ich pitt dich …, 243v O Johannes allerheyligister hymelischer freunt xpi wann dich got

244v–253r

›Ars moriendi‹, deutsch Wenn wir allerlibste hye in dieser welt sein plickende vnd vns dy tage hyn genn als ein schott So ist vns ein notturft des wir dester mer gedencken …, 245r Auch liben pruder das wir mugen dy schande vnsers letczten endes vorsehen …, 252v Ich pitt dich heyliger herr sant cristofel …, 253r Ich pit dich Sant cristoff daz ich mitt deim geleite vberwinde alle dye mir schedlich sein

253r–254r

Morgen- bzw. Abendsegen: Klapper (1935) Nr. 33,1; 253v Maria du vil gute hab vns in deyner hute …; Klapper (1935) Nr. 33,3 und 33,2; Ich pitt dich herr durch deyn heylig funff wunden …; Klapper (1935) Nr. 33,4 und 33,5

254r–255r

Segen, mit Ablaß Gesegnenn mich dy keyserliche maiestat Beschirm mich dy kintlich gewalt … (ähnlich Haimerl [1952] S. 140, Anm. 864, Nr. 6)

254r

Historisierte Initiale: Landschaft mit Häusern (teilweise zerstört)

255r–255v

Gebet zum hl. Christophorus

255v–256r

Morgensegen Herre ihu xpe durch daz czeichen des heyligen creutzes beware mich vor allen meynen feintern …

256r

Historisierte Initiale: Landschaft mit Häusern

256r–256v

Gebet zum Kirchbesuch (Klapper [1935] Nr. 34)

256v

Tägliches Gebet Hherre almechtiger got Ich pitt dein genade erparme dich gütiglichen vber mich

256v–257r

Abendgebet (Klapper [1935] Nr. 37,1)

257r–258r

Zwei Morgengebete (Klapper [1935] Nr. 35, 36)

258r–262r

Fünf Bittgebete für ein christliches Leben und Sterben Got almechtiger herre gnediger vnd parmhercziger vater wan daz ist alleczeit deyn eygen daz du dich erparmest … (darin Klapper [1935] Nr. 37,3,4,6 [Zeile 30–32]; 38,18–32; 37,6 [Zeile 33–35]), 259v Herre ihu xpe gedenck daz du durch der sunder willen in dise welt kumen pist …, 260v Herre ihu xpe wir pitten dich vnd manen dich ann dy vberflussigen grosen libe daz du durch vnsern willen mensch worden pist …, 261r Here ihu xpe wann du ann dem creutz den tot hast vberwunten …, 261v Here ihu xpe parmhertziger got vnd warhaftiger mensche wir pitten dich

262r–262v

Fürsprache der Heiligen Here biß vnserm gepete nahent pey durch alle deyner liben heyligen willen …, 262r Alle dein libe heyligen herr almechtiger got dy helfen vns

262v–263r

Gebet zu den Engeln Sent michael Gabriel Raphael vnd dy andern obersten …, 262r Johann von Neumarkt, Gebet zum Schutzengel (Klapper [1935] Nr. 23; s. 339r–339v)

263r–263v

Segen Herre hymmelischer vater gib vns deynnen heyligen segen

263v

Johann von Neumarkt, Gebet zum Eigenapostel. Bricht ab … dem almechtigen gote so fley (Klapper [1935] Nr. 24,1–13)

264r–335r

Heinrich von St. Gallen, ›Passionstraktat‹ (Ruh [1940] S. 1,1–76,8)

292v

Miniatur: Gebet am Ölberg

308v

Miniatur: Geißelung

311v

Miniatur: Dornenkrönung

317r

Miniatur: Kreuztragung

321v

Miniatur: Kreuzabnahme

335r

Miniatur: Grablegung

335v–336v

Mariengebet Wann also gewis daz ist daz dir dein sun nichs versagt Sunder er dich eret … (Klapper [1935] Nr. 83)

336v–339r

Augustinus’ Gebet zum Abendmahlsempfang in der Übersetzung Johanns von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 14; s. 236v–239v)

339r–339v

Johann von Neumarkt, Gebet zum Schutzengel (Klapper [1935] Nr. 23; s. 262r–263r)

339v–340r

Gebet, Papst Gregorius zugeschrieben Almechtiger ewiger gott parmhertziger gutiger herr Ich erman dich deyner gute

340r–341r

Augustinus’ Gebet von der Marter Christi in der Übersetzung Johanns von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 3,2)

341r–342r

Johann von Neumarkt, Mariengebet aus den ›Tagzeiten zum Mitleiden Mariens‹ (Klapper [1935] Nr. 2,13)

342r–342v

Mariengebet In der crafft des eewigen vaters In der claren weisheit des gotlichenn suns

342v–344v

Anselms Mariengebet in der Übersetzung Johanns von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 19)

344v–346r

Jan Milíč von Kremsier, Mariengebet (Klapper [1935] Nr. 31; zur bislang einzigen Zuschreibung in Nr. 43.1.198., 101r–104v kommt hier eine weitere hinzu: Oratio de beata virgine quam milicius olim predicator verabilis [!] in prago compilauit)

346r–348r

Augustinus’ Gebet zum Abendmahlsempfang in der Übersetzung Johanns von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 13; s. 234r–236r)

348r–349v

Ambrosius’ Gebet zum Abendmahlsempfang in der Übersetzung Johanns von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 15; s. 239v–241r)

349v

Jan Milíč von Kremsier, Gebet nach dem Abendmahlsempfang. Bricht ab … eyn setigung des ewigen reichtums (Klapper [1935] Nr. 30, S. 194,1–11)

350r–356v

Zweites und drittes Gebet zur Dreifaltigkeit des Petrus Damiani in der Übersetzung Johanns von Neumarkt. Anfang fehlt (Klapper [1935] Nr. 9,2, S. 78,5–85,3; Klapper [1935] Nr. 9,3)

356v–357v

Augustinus’ Gebet von der Marter Christi in der Übersetzung Johanns von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 3,1, S. 27,11–30,17)

358r–358v

Nachtrag: O zarte reyne vnd keusche Junckfraw maria … (Haimerl [1952] S. 140, Anm. 866, Nr. 4)
I. Kodikologische Beschreibung:

Sehr feines Pergament, 359 Blätter (358 + 1 [+103a]), zeitgenössische römische Tintenfoliierung oben, moderne arabische Tintenfoliierung unten (hier maßgeblich): 1–6 = iij, iiij, vj–viij, x; 26–358 = xi–cccxlviij. Demnach fehlen neun Blätter (zwei vor 1 [i, ij], je eines vor 3 [v], vor 6 [ix], vor 20 [keine alte Foliierung vorhanden], vor 264 [ccxlx], 299 [cclxxxvj], 319 [cccvij], 350 [cccxxxix]), eines wurde bei der modernen Zählung übersprungen (103a = lxxxix). 108 × 74 mm (beschnitten), bei Blatt 95 und 212 an der Längsseite ein 16 mm breiter Streifen abgeschnitten. Lagenformel: V–46 (2 vor 1, 1 vor 3 und vor 6), V16, V–125 (vor 20), 23 V254 (+103a), V–1263 (vor 264), 3 V293, V–1302 (vor 299), V312, V–1321 (vor 319), 2 V341, V–1350 (vor 350), V–2358 (nach 358). Textura, eine Hand, einspaltig, 24–26 Zeilen, Rubriken, ein- bis zweizeilige rote und blaue Lombarden. Zwei- bis dreizeilige Initialen in Blau, Rosa, Grün, Gelb, Gold (selten auch vier-, fünf- oder siebenzeilig), zumeist mit farbigen, am Schriftspiegel entlanglaufenden Zierstrichen. 358r–358v Nachtrag des 15. Jahrhunderts: Bastarda, Rubriken, zweizeilige rote Lombarden. Unterschiedlich starke Gebrauchsspuren, besonders abgegriffen 174v (Beginn des Marienoffiziums).

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch?

II. Bildausstattung:

Sieben Miniaturen (225r, 292v, 308v, 311v, 317r, 321v, 335r), zwei weitere herausgeschnitten (vor Blatt 299, 319). 17 historisierte Initialen (26r, 46v, 59r, 69r, 72r, 86r, 101r, 115r, 129v, 144r, 171r, 174v, 199r, 207v, 215r, 254r, 256r), zwei zehnzeilige Buchmalerinitialen (253r, 264r): entweder farbige Initialkörper (blau, grün, rosa) auf Blatt- oder Pinselgoldgrund oder goldene Initialkörper auf farbigem Grund (rosa, blau, rot) mit schmalem, zweifarbigem Rändchen herum. 26 vierseitige Akanthusranken, zwei Varianten: I. auf den Seiten mit historisierten bzw. Buchmalerinitialen (26r, 46v, 59r, 69r, 72r, 86r, 101r, 115r, 129v, 144r, 171r, 174v, 199r, 207v, 215v, 253r, 254r, 256r, 262r) Akanthus, dessen schlanke Lianen sich zu kleinen, üppigen Blättern und stilisierten Blüten auswachsen, einem Knotenpunkt am Initialfeldgrund entspringend, gelegentlich um einen Stab gewickelt, heftig bewegt und räumlich um sich greifend, belebt mit naturalistischen Vögeln (darunter Adler, Pfau, Taube, Elster etc.) und anderen Tieren (Meerkatze, Eichhörnchen, Hirsch, Hase, Reh, Affe, Falter) sowie kleinen Figuren (Bogenschütze, Kämpfende); II. auf den Seiten mit Miniaturen dagegen spillrige Blätter (wohl um die Bilder nicht zu »erdrücken«), die sich nur noch plan ausbreiten, in zurückhaltenden, eher düsteren Farben, an einer Ecke des Bild- ( 292v, 311v, 317r, 321v, 335r) bzw. Schriftfeldes (225r) ansetzend oder haltsuchend um einen Stab sich windend (308v). Nach Hermann (1905) zwei Miniaturisten (s. u.).

Format und Anordnung:

Fünf ganzseitige (292v, 308v, 311v, 317r, 321v), 74–82 × 45 mm, eine 4/5 Miniatur (335r), 62 × 44 mm, sowie zwei verlorene Miniaturen (vor Blatt 299, 319) entfallen auf den ›Passionstraktat‹ des Heinrich von St. Gallen. Eine 3/4 Miniatur geht dem Tagzeitengedicht zum Leiden Christi voran (225r), 58 × 45 mm. Elf acht- bis zwölfzeilige historisierte Initialen gliedern den Psalter mit den Lobgesängen nach der römischen Achtteilung (26r, 46v, 59r, 72r, 86r, 101r, 115r, 129v; zusätzlich 69r, 144r; 171r). Sechs sieben- bis elfzeilige historisierte Initialen schmücken Bestandteile des Stundenbuchs (174v, 199r, 207v, 215r, 254r, 256r).

Bildaufbau und -ausführung:

Hermann (1905) hielt die Miniaturen innerhalb des ›Passionstraktats‹ für das Werk eines erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts tätigen deutschen Buchmalers, dessen Arbeit im Vergleich mit dem übrigen Buchschmuck qualitativ deutlich abfiele. Wie das Register zeigt (7r–20v), wurde die Handschrift in einem Zuge angelegt, die Miniaturen befinden sich nicht auf Einzelblättern, sondern sind Bestandteile des regelmäßigen Quinionenschemas, ihre Rückseiten wurden allesamt von der Haupthand beschrieben. Die von Hermann (1905) konstatierten Mängel (rohe, unbeholfene Arbeit; kleine Köpfe, winzige Hände und Füße im Kontrast zu den langgestreckten Körpern) treffen ebenso auf die Miniatur zum Tagzeitengedicht zu (225r). Es ist daher eher zu vermuten, daß der Buchmaler bei größeren Flächen das Gefühl für Proportion verloren hat. Die kleinen Initialfelder sind mit ein bis drei Figuren, umfaßt von einem knappen Landschafts- (199r, 207v) oder Raumausschnitt (174v, 215v), bereits vollständig ausgefüllt, so daß diese Schwäche hier nicht zutage tritt. Die ihm eigene kleinteilige Malweise wirkt hier offen und durchlässig, während sie im größeren Format zu einem ängstlichen Duktus und verhärteten Stil führt. Aufgrund modischer Details (Schnabelschuhe, Schecke, Beinlinge) gehören die Miniaturen überdies mit Sicherheit dem 15. Jahrhundert an.

Bildthemen:

Das Marienoffizium ist nur mit einer Verkündigungsinitiale ausgezeichnet (174v). Zu Beginn der Bußpsalmen erscheint eigentümlicherweise ein Bildnis der Muttergottes (199r). Der handgreifliche Streit zwischen Engel und Teufel um eine Seele als Illustration zur Totenvigil wird merkwürdigerweise nicht im Fegefeuer, sondern auf der grünen Wiese ausgetragen (207v). Sinnfällig wird zur Auslegung des Paternosters ein Beter bei der Verrichtung dieser Andacht vorgeführt (215v). Passionsikonographie kommt innerhalb des Stundenbuchs nur beim Tagzeitengedicht in Form eines verweisenden Andachtsbildes vor (225r), eine Schilderung der einzelnen Stationen ist dem ›Passionstraktat‹ vorbehalten (264r–335r). Nicht recht ersichtlich ist, warum zwei Segensgebete mit historisierten Initialen hervorgehoben wurden (254r, 256r), dabei hat man beide Male dieselbe nichtssagende Komposition wiederholt.

Farben:

reiche, etwas naive Palette. Auffällig ein durchdringendes »Schokoladebraun«, viele Mischtöne. Blau, Hellblau, Hellgrün, Grün, Oliv, Rotorange, Rot, Rosa, Grauviolett, Braun, Ocker, Gelb, Weiß, Grau, Schwarz, Hellbraun, Beige, Orange, Violett, Blatt- und Pinselgold. Blau ausgewaschen, Blattgold porös, vielfach Farbe abgerieben bzw. abgeplatzt. Für die Miniaturen im ›Passionstraktat‹ identische Farben verwendet (nach Hermann [1905] von anderer Hand).

Zu den Illustrationen von 26r–160v und 264r–335r siehe Stoffgruppe Nr. 104. Psalter und Nr. 73. Leben Jesu.

Literatur:

Hermann (1905) S. 42f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XVa: 215v. Textseite mit historisierte Initiale: betender Stifter, Rankenbordüre.

Taf. XVb: 225r. Schmerzensmann mit Arma Christi, Rankenbordüre.

43.1.32._Taf._XVa.jpg
Taf. XVa.
43.1.32._Taf._XVb.jpg
Taf. XVb.