KdiH

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43.1.13. Basel, Universitätsbibliothek, B XI 26

Bearbeitet von Regina Cermann

KdiH-Band 5

Datierung:

1495.

Lokalisierung:

Basel (160v).

Besitzgeschichte:

Vom Basler Ratsschreiber Niklaus Meyer zum Pfeil (um 1435/45 bzw. 1451–um 1500) für sich und seine Frau Barbara, geb. zum Luft (1471–1534), geschrieben (1v Allianzwappen, 4v Stifterin, Wappen zum Luft, 27v Wappen Meyer zum Pfeil, 41v Stifter?, 160v Diß bettbüchlin ist durch mich Clausen Meiger der zitt Rattschriber der Statt Basel geschriben Vnd vollendet worden In dem Jar da man zallt m.cccc. vnd xc. vnd v. Jar). 1951 aus dem Antiquariatshandel erworben (Innenspiegel 1/2 AA 17906, 1r 51.708 Art Ancien).

Inhalt: Gebetbuch des Niklaus Meyer zum Pfeil und seiner Frau Barbara

1r

leer

1v

Miniatur: Allianzwappen Meyer zum Pfeil, zum Luft

2r–4r

Anfang des Johannesevangeliums (Io 1,1–14)

4v–6r

Morgengebet O almechtiger ewiger guͤttiger gott, Ich sagen dir lob vnd danck dz du mir uß diner grundlosen barmhertzikeit dise vergangen nacht

4v

Miniatur: Stifterin mit Rosenkranz, betend vor einem Altar mit der Erscheinung des Schmerzensmann. Wappen der Familie zum Luft im Schlußstein der Kapelle

6r–8r

Gebet zum Schutzengel O du min engell gottes, der, der, du von gott dem almechtigen mich ze behüten mir zügegeben

8r–16v

Drei Gebete (gegen böse Gedanken, Anfechtungen, Bitte um Erleuchtung) nach Thomas von Kempen (?), ›De Imitatione Christi‹, Buch III, Kap. 23 und 29 (Pohl [1902–1922] Bd. 2, S. 189 f., 198 f.), hier St. Bernhard zugewiesen

16v–23v

›Acht Verse St. Bernhards‹ mit Kollekten. Bricht 23v ab … wann du herr hast mir gehollffen vnd

24r–26v

Passionsgebet Gregors d. Gr., ›Adoro te in cruce pendentem‹, deutsch (siebenteilig)

26v–27r

Mariengebet mit Ablaß von Papst Sixtus IV. Gegrüsset syestu aller heyligeste Maria Eyn muͦter gottes Eyn kungin des hymels Eyn port des paradises

27v–41r

›Sancta Maria‹, deutsch (Klapper [1935] Nr. 98,1)

27v

Miniatur: Maria sitzt lesend unter einem Baldachin in einem bürgerlichen Interieur, neben ihr steht das nackte Jesuskind, über die Schwelle tritt soeben Joseph von draußen herein. In der Bordüre unten Wappen der Familie Meyer zum Pfeil

41v–118r

Gebete vor (42r–106v), während (106v–107v) und nach (107v–118r) Empfang der Kommunion Almechtiger ewiger gott schöpffer aller dingen vor dem alle heymlicheit offennbar nutzit vnmuͦglich nutzit vngeordnet ist

41v

Miniatur: Stifter (?) bei Empfang der Kommunion

118v–122v

Zwei Gebete zur Elevation: Ich bitten dich O du miltester herre ihu xpe durch die aller größten mynne … (Haimerl [1952] S. 55, Anm. 281), andernorts laut Rubrik auf Bitten einer englischen Königin von Papst Gregor III. verfaßt und mit soviel Tagen Ablaß versehen wie Christus Wunden zählte, 121r Herre ihu xpe der du disen allerheyligosten lichnam von dem lib der erwirdigen Jungfrowen marien hast empfangen …, andernorts auf Bitten Philipps von Frankreich von Papst Innozenz VI. mit Ablaß versehen

123r–139r

Zwei Gebete (Ölberg, Gefangennahme) nach Thomas von Kempen, ›Orationes et meditationes de vita Christi‹, Teil I, 2, Kap. 3 und 4 (Pohl [1902–1922] Bd. 5, S. 60–65)

139v–144r

Vier Seelengebete, auf dem Friedhof zu sprechen, das erste mit Ablaß von Papst Pius II. für Verstorbene, die keinen Fürsprecher haben

139v

Miniatur: Errettung von Seelen aus dem Fegefeuer

144r–149v

Seelengebete für Eltern/Vorfahren, einen jüngst Bestatteten, am Jahrestag, allgemein (drei)

149v–154r

Johannes von Indersdorf, vier Seelengebete aus dem ›Ebran-Gebetbuch‹ (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 976, Nr. 1, 3–5)

154v–160r

leer

160v

Kolophon
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 160 Blätter, moderne Bleistiftfoliierung, ein Vorsatzblatt aus Papier (A), 115 × 80 mm. Lagenformel: IA (+ Innenspiegel), II4, 2 IV+122 (+10, 19), IV+1–130 (+27, – vor 24), IV+139 (+34), IV47, 5 IV+192 (+ 53, 58, 71, 77, 85), 3 IV116, IV+1–1124 (+/– vor 123), 3 IV148, V158, I160. Kursive, ein Schreiber, Hand des Niklaus Meyer zum Pfeil (160v; schrieb auch Basel, Öffentliche Bibliothek der Universität, Cod. O I 18 und Cod. AA I 2 [s. Nr. 13.0.2.]), einspaltig, zwölf Zeilen, Rubriken, rote Strichel, Caputzeichen.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

Eine Wappenseite (1v), vier Miniaturen (4v, 27v, 41v, 139v), umschlossen von Ranken (1v, 4v, 139v) bzw. Bordüren (27v, 41v). Zwei weitere Miniaturen verloren (vor 24, vor 123). Auf vier gegenüberliegenden Textseiten über Eck (24r, 42r, 123r) bzw. an zwei Seiten Kompartimentbordüren (5r). Zwölf drei- (2r, 8r, 10r, 13r, 28r, 42r, 94v, 118v, 121r, 123r, 130r, 140v), 46 zweizeilige Buchmalerinitialen (5r, 6r, 17r [2], 18r, 18v, 19r [2], 19v, 20r, 20v [2], 21v [2], 22r, 22v, 23r, 23v, 24r [2], 24v, 25r [2], 26r [2], 26v, 45r, 71v, 78r, 85r, 101v, 106v, 107v, 141v, 142v, 143r, 144r, 144v, 145r, 145v, 148r, 148v, 149v, 150v, 152r, 153r). Buchstabenkörper bis 139r zumeist in Gold (mit Filigranritzung) auf mehrfarbigem Blattwerkgrund (rot, blau, grün), von denen Büschel roten Fleuronnées ausgehen, oftmals mit Fratzen, Tier- oder Menschenmasken versehen; ab 140v farbige Akanthusinitialen (in Blau, Grün oder Rot) auf poliertem Blattgoldgrund, begleitet von rotem Fleuronnée. Von Ganz (1960) mit einem Maler in der Basler Rektoratsmatrikel und der philosophischen Matrikel in Verbindung gebracht (Basel, Öffentliche Bibliothek der Universität, AN II 3, 80r; AN II 9, S. 51, 183), nach dieser Handschrift Meister des Meyerschen Gebetbuchs genannt.

Format und Anordnung:

Ganzseitige Miniaturen, 70 × 53 mm (1v), 78 × 53 mm (4v), 90 × 63 mm (27v), 76 × 55 mm (41v) bzw. 84 × 48 mm (139v); 4v und 139v mit eingezogenem Rundbogenabschluß oben. Stets auf verso-Seiten plaziert.

Bildaufbau und -ausführung:

Beachtliche Raumtiefe besitzen die Kircheninnenräume auf 4v und 41v sowie das bürgerliche Interieur auf 27v; dabei wurden auch bei schräger Raumeinsicht mit Blick in ein Seitenschiff (4v) oder Chorumgang (41v) die perspektivischen Schwierigkeiten recht überzeugend bewältigt. Bei den Figuren hat sich der Künstler auf wenige beschränkt, die in verhaltenen Handlungsmomenten begriffen sind (4v Zwiesprache mit Schmerzensmann, 27v vertieftes Lesen Mariens, eintretender Joseph, 41v Emporhalten der Hostie, Aufrecken des Kopfes). Sinn für das Erzählerische zeigt sich in der Liebe zu ausschmückenden Details (4v Rosenkranz, Altardecke mit Fransen, Gewölbe mit Schlußstein, Maßwerkfenster; 27v Bank mit Decke und Kissen, Maßwerkfenster mit Luftgitter, Ecksäule; 41v Altartuch, Kelch, Monstranz, Leuchter, Butzenscheiben). 139v ist unterteilt in verschiedene Farbzonen (von Blau über Gelb, Orange, Rot, Hellviolett zu Blau), in die Gottvater, zwei hilfreiche Engel sowie die im Fegefeuer zusammengedrängten Seelen mit der Feder locker hineinskizziert worden sind.

Bildthemen:

Vor 24 Gregoriusmesse, vor 123 Gebet am Ölberg zu ergänzen (123r uff dem hohen donstag oder sust zuͦ ander zitten vor dem ölberg ze tuͦnd).

Farben:

Rotbraun, Rosa, Violett, Grau, Blau, Blaugrau, Grün, Hellgrün, Türkis, Rot, Braun, Ocker, Gelb, Weiß, Schwarz, Silber, Pinsel- und Blattgold. Die Handschrift hat durch Farbabplatzungen und Abrieb gelitten.

Literatur:

Meyer/Burckhardt (1966) S. 1089–1098. – Bericht über die Verwaltung der Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel 1951, S. 14, Abb. zwischen S. 14/15 (27v+28r); Ganz (1960) S. 38 f., 97 f.; von Scarpatetti (1977–1991) Bd. I, Textbd. S. 143, Nr. 393, S. 270, Bildbd. S. 211, Abb. 523 (94v); Ochsenbein (1980a) Sp. 1119 f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 24: 4v+5r. Stifterin vor einem Altar mit Erscheinung des Schmerzensmanns, Streublumenbordüre. Textseite mit Buchmalerinitiale, Kompartimentbordüre.

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Abb. 24.