43.1.59. Frankfurt a. M., Universitätsbibliothek, Ms. germ. oct. 31
Bearbeitet von Regina Cermann
KdiH-Band 5
Ca. 1433–1437 (Wasserzeichen;
Südwestdeutschland: Neckarkreis, Odenwald (Mundart;
Auf 106r, 154v, 196v ein bzw. auf 137v zwei weltlich gekleidete männliche Adoranten (alle ohne Ähnlichkeit miteinander), auf 148v weibliche Seele, auf 195r Mönch in brauner Kutte (Franziskaner). Auf 163r wird Georg als heiliger hußherre angerufen (vgl. Nr. 43.1.53., 118r). Auf 195v wird um Ablässe gebeten, die disser heiligen kirchen verliehen sint. Ein Gebet auf 172r zum hl. Joseph könnte auf franziskanischen Einfluß hinweisen (seit 1399 bei Franziskanern verehrt, erst 1487 in das römische Brevier aufgenommen). Der größte Textblock (7v–97v) ist zudem in einer Handschrift parallel überliefert, die vermutlich aus dem Franziskanerkloster Landshut stammt (München, Universitätsbibliothek, 8o Cod. ms. 282, 4r–79r). Allein das Franziskanerkloster in Eßlingen verfügt gemäß Alemania Franciscana Antiqua (Bd. 18 [1973] S. 304–348) über Georg als Patron; von dort aus wirkte Konrad Bömlin (um 1380–1449) als Visitator der schwäbischen Kustodie und zuletzt als Leiter der Ordensprovinz Alemania superior (Ms. germ. oct. 31 ist jedoch kein Autograph Bömlins, wie ein Vergleich mit dem von ihm unterzeichneten Brief an den Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm vom 29.10.1447 erweist [Ludwigsburg, Staatsarchiv, B 509 – U 565]; Bömlins Anweisungen an die Klarissen in Oggelsbeuren aus dem Jahr 1437 wurden nochmals von einer anderen Hand ausgefertigt [Stuttgart, Hauptstaatsarchiv, B 556 f U 6, ehem. B 482a Nr. 4]). 1689/90 mit der Büchersammlung des Frankfurter Ratsherren und Schöffen Johannes Maximilian zum Jungen (1596–1649) in die Stadtbibliothek gelangt (Kupferstich-Exlibris im vorderen Innenspiegel; vgl.
1r–6v |
leer | |
7r |
Veni sancte spiritus | |
7v–97v |
63-teilige Gebetsbetrachtung zum Leben und Leiden Christi mit 63 Federzeichnungen. Zweigliedrig aufgebaut (auf einen Abschnitt der Heilsgeschichte folgt jeweils ein Gebet) 8r In dem funfften Buch her moyses [Dt 4,6] lesen wir daz der heilge her moyses sprach zu dem volck von Jsrahel Do er yn die gebot der alten E gabe Du solt an vnderloß gedencken vnd betrachten die gebot gottes Du siest yn dem huse uff dem felde syczen ader gande wan du slaffen gast oder uff stast vnd sie binden yn dyn hende vnd alle zijd vor oügen han …, So ist ez auch wol czymlich vnd auch billich daz eyn ieglichen cristen mensche auch flyßlich betracht vnd bedenck daz leben den tod vnd die marter vnsers herren ihesu cristi … (Einleitung entspricht Heinrich Egher von Kalkar, ›Informatio meditationis de passione domini et de profectu vitae spiritualis‹, vgl. |
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7v |
Federzeichnung: Moses übergibt dem Volk Israhel die Gesetzestafeln | |
9r |
Federzeichnung: Verkündigung, nach Holzschnitt |
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10r |
Federzeichnung: Geburt Christi, nach Holzschnitt |
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11r |
Federzeichnung: Beschneidung | |
12r |
Federzeichnung: Anbetung der Hl. Drei Könige | |
13r |
Federzeichnung: Taufe Christi | |
14r |
Federzeichnung: Darbringung im Tempel | |
15r |
Federzeichnung: Flucht nach Ägypten | |
16r |
Federzeichnung: Zwölfjähriger Christus im Tempel | |
17r |
Federzeichnung: Hochzeit zu Kana | |
18r |
Federzeichnung: Verklärung Christi | |
19r |
Federzeichnung: Versuchung Christi | |
20r |
Federzeichnung: Auferweckung des Lazarus | |
21r |
Federzeichnung: Versuchte Steinigung Jesu (Io 8,45–59) | |
22r |
Federzeichnung: Hoherpriester, umringt von Juden (Tötungsbeschluß des Hohen Rates) | |
23r |
Federzeichnung: Palmsonntag | |
24r |
Federzeichnung: Maria Magdalena salbt Christus die Füße | |
25r |
Federzeichnung: Letztes Abendmahl | |
26r |
Federzeichnung: Fußwaschung | |
27r |
Federzeichnung: Gebet am Ölberg | |
28v |
Federzeichnung: Zweites Gebet am Ölberg | |
30v |
Federzeichnung: Drittes Gebet am Ölberg. Christus in Todesängsten am Boden liegend | |
32r |
Federzeichnung: Zurückweichen der Häscher, als sich Jesus zu erkennen gibt (Io 18,4–6) | |
33r |
Federzeichnung: Judaskuß. Gefangennahme | |
34v |
Federzeichnung: Judaskuß. Christus setzt Malchus das von Petrus abgeschlagene Ohr an | |
36r |
Federzeichnung: Christus vor Annas | |
37v |
Federzeichnung: Verleugnung Petri, vgl. die Holzschnitte in Nr. 43.1.100. ( |
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39v |
Federzeichnung: Christus vor Kaiphas | |
41r |
Federzeichnung: Verspottung Christi | |
42r |
Federzeichnung: Christus vor Pilatus | |
43r |
Federzeichnung: Pilatus befragt vor dem Haus die Juden, welcher Sache sie Christus beschuldigen | |
44r |
Federzeichnung: Pilatus befragt Christus im Haus | |
45r |
Federzeichnung: Pilatus tritt wieder vor die Juden | |
46v |
Federzeichnung: Christus im weißen Spottgewand vor Herodes | |
47v |
Federzeichnung: Pilatus tritt erneut vor die Juden | |
48v |
Federzeichnung: Geißelung mit vier Schergen | |
49v |
Federzeichnung: Dornenkrönung | |
50v |
Federzeichnung: Ecce homo | |
51v |
Federzeichnung: Unterredung zwischen Pilatus und Christus | |
52v |
Federzeichnung: Pilatus tritt vor die Juden | |
54r |
Federzeichnung: Handwaschung des Pilatus | |
55r |
Federzeichnung: Verurteilung | |
56r |
Federzeichnung: Entkleidung | |
57v |
Federzeichnung: Kreuztragung | |
58v |
Federzeichnung: Christus in der Rast. Vorbereitung zur Kreuzigung | |
59v |
Federzeichnung: Entkleidung | |
63v |
Federzeichnung: Kreuzannagelung | |
69r |
Federzeichnung: Große Kreuzigungsszene | |
70v |
Federzeichnung: Kleine Kreuzigung, oben Sol und Luna sowie Engel und tiergestaltiger Teufel als Symbole für Ecclesia und Synagoge, unten aus Gräbern Auferstehende | |
71v |
Federzeichnung: Christus in der Vorhölle | |
73r |
Federzeichnung: Schergen zerschlagen den Schächern die Beine | |
74v |
Federzeichnung: Lanzenstich. Große Kreuzigungsszene (wie 69r: Ohnmacht Mariens, Soldaten würfeln um das Gewand Christi) | |
76r |
Federzeichnung: Kreuzabnahme | |
77v |
Federzeichnung: Grablegung | |
79v |
Federzeichnung: Auferstehung | |
81r |
Federzeichnung: Engel zeigt Frauen das leere Grab | |
83r |
Federzeichnung: Christus als Gärtner | |
84v |
Federzeichnung: Ungläubiger Thomas | |
86r |
Federzeichnung: Himmelfahrt Christi | |
87v |
Federzeichnung: Pfingsten | |
90r |
Federzeichnung: Gnadenstuhl | |
92r |
Federzeichnung: Engel halten Monstranz mit Sakrament empor | |
97v |
Federzeichnung: Jüngstes Gericht | |
98r–101r |
Fünf Kommuniongebete: Gegrusset siestu ein anefangk vnsers geschopftes Gegrusßet siestu ware spiese vnsers elenden weges den wir wandern …, Gegrusßet siestu her ihesu xp̄e worer lichnam als du bist geboren von mariam der reynen maget …, Herre ihesu xp̄e Almechtiger got der du den allerheiligesten lypp enphangen hast von der reynen Jungfrauwen lypp …, ›Anima Christi‹, deutsch, Ich dancken dir vnd lobe dich herre ihesu xp̄e daz du mensch worden bist … | |
101r |
Federzeichnung: Messe, Elevation der Hostie | |
101v–103r |
Kurze Betrachtung des Lebens und Leidens Christi O lieber herre ihesu xp̄e als du vmb erlosung der werlt von hymel her abe woltest komen vnd dich demútigen … | |
103v–104v |
Zwei Gebete zu Christus Herre ihesu xp̄e ich armer sunder manen dich daz mir alles myn [!] lÿden zu hilffe kome vnd mych beschirme vor allem smerczen vnd angsten …, Got herre got vs got liecht vs liecht als du das menschlich geschlecht an dem galgen des heiligen cruczes von gebots wegen dines vaters geruch gewest bist zu erlosen … | |
104v |
Federzeichnung: Schmerzensmann, umgeben von Passionswerkzeugen | |
105r–106r |
Reuegebet Herre ich stehen vor dir als ein schuldiger mensch vor eym gewaltigen Richter … ( |
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106r |
Federzeichnung: Männlicher Stifter kniet bittend vor Schmerzensmann | |
106v–115v |
Anaphorisches Tagzeitengebet zum Leiden Christi (abgewandelte Fassung von |
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107v |
Federzeichnung: Gefangennahme | |
108v |
Federzeichnung: Christus vor Pilatus | |
110r |
Federzeichnung: Geißelung (vier Schergen) | |
111v |
Federzeichnung: Kreuzannagelung | |
113r |
Federzeichnung: Kleine Kreuzigung | |
114r |
Federzeichnung: Kreuzabnahme | |
115v–116v |
Fünf Passionsgebete: Got gebe den seligen gnade Den toten barmherczigkeit …, Herre ihū xp̄e Durch die bitterkeit die du lit an dem heiligen crucz …, Herre hÿmelischer kunig vnser herre ihesus xp̄s hingk an dem crucz allein jn gehorsame sines vatters …, Herre ihesu xp̄e almechtiger got Secz hut vnd an dem Jungsten tag dyn tod din marter vnd din vrstende czwischen myn sele …, O Almechtiger vatter wir bitten dich durch die marter dines eingebornen sones … | |
116v–117r |
Bittgebet zu Maria O Aller milteste frauwe Ich weis vnd erkenne wol das din müterlichs hercze vnd sele manigfaltiglich vorwundet was … | |
117r–120r |
15 Ermahnungen an die Kreuzigung Christi Herre ich man dich der schame die du hettest do du nackest vor dem crucz stunde … | |
120r–121v |
Fünf Bitten an Christus Ich bit dich lieber herre daz du an mir volbringest alles das dir an mir loblich sy …, Ich bit dich daz du schribest yn myn sele vnd yn myn kranckes hercz din heilige tieff wunden …, Ich bit dich lieber herre daz du mir gebest demütigkeit …, O herre der du bist komen durch vnsern willen uff daz erttrich … wir bieten dich …, Ich bit dich lieber herre ihū xp̄e daz du mich also demutigk machest als du wart do du dich von hymel liest uff die erde … | |
121v–122r |
Gebet gegen einen jähen Tod Herre ich wil hut an ruffen got din waren lichnam daz mir der snelle tod nymer so not thü …, Got vatter aller cristenheit lob vnd ere sie dir geseit von aller diner hant getot … ( |
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122r |
Federzeichnung: Grablegung Christi | |
122v–124r |
Drei Gebete zum Antlitz Christi: Gegrusset siestu gar clares antlitz das du an dem stam des heiligen cruczes bist worden bleich …, Psalm 66, deutsch, Herre der du woltest durch flißig gebet der veronica vns beczeichenen mit dem licht dines antlicz … | |
124r |
Federzeichnung: Veronika mit dem Schweißtuch | |
124v–132r |
13 Kommuniongebete: Herre ihesu xp̄e des lebendigen gottes sun ein kunig über alle kunigk ein herre uber alle herren So ich vnwirdiger diner gedenck daz ich wil gan zu dem tische …, Herre ihesu xpe ich czeige dir schlege vnd wunden myner armen sele Ich entbloß vnd enteck myn sunde …, Herre ihū xp̄e gedenck dines blut faren schweiß der von diner czarten vnd edeln menscheit uff daz ertrich ran …, Gegrusset siestu gnadenriches vnd seliges heilsames opffer …, Gegrusset siestu got clares blut das von mynes [!] herzen vnd vatters sieten geflossen ist …, Gvtiger vnd milter herre xp̄e enphure von mir das ubel myner sele mit de[m] ich dich manigfaltiglich vnd großlich erczornet han …, Almechtiger vnd hymelischer vatter Ich armer sunder wil gan zu dem wirdigen Sacrament … ( |
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132r |
Federzeichnung: Kommunionempfang | |
132v–137v |
Sieben Mariengebete: ›Salve regina‹, deutsch ( |
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137v |
Federzeichnung: Madonna, adoriert von zwei männlichen Stiftern, Madonna nach Holzschnitt |
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138r–138v |
›Sieben irdische Freuden Mariens‹ (Hymnus ›Gaude virgo, stella maris‹, deutsch) Frew dich stern des meres ein besunder brut vnd gemahel xp̄i wann du bist gar fruchtbar worden von der botschafft des ewigen heiles … (Darstellungs-Typus, |
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138v |
Federzeichnung: Verkündigung | |
139r–139v |
leer | |
140r–144v |
Fortsetzung von 175v, vierter bis siebter Schmerz Mariens (Gefangennahme, Kreuzigung, Kreuzabnahme, Grablegung) | |
140r |
Federzeichnung: Zwölfjähriger Christus im Tempel | |
141r |
Federzeichnung: Gefangennahme | |
142r |
Federzeichnung: Kleine Kreuzigung, nach Holzschnitt |
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143r |
Federzeichnung: Kreuzabnahme | |
144v |
Federzeichnung: Grablegung | |
145r–152v |
›Sieben himmlische Freuden Mariens‹ (Erleuchtungs-Typus; Prosa) | |
145v |
Federzeichnung: Mondsichelmadonna | |
146v |
Federzeichnung: Strahlenkranzmadonna, verehrt von Engeln | |
147v |
Federzeichnung: Madonna im Wolkenkranz, adoriert von Engeln und Heiligen | |
148v |
Federzeichnung: Maria kniet vor Schmerzensmann und bittet für eine weibliche Seele | |
149v |
Federzeichnung: Maria kniet vor Christus als Weltenherrscher, über ihnen ein Engel | |
150v |
Federzeichnung: Maria als Himmelskönigin wird von der Hl. Dreifaltigkeit gesegnet | |
152v |
Federzeichnung: Maria, umgeben von Blumen | |
153r–163v |
Heiligengebete: Engel, Schutzengel, Johannes d. T., Johannes d. Ev., Petrus und Paulus, Apostel, Evangelisten, alle Heiligen, 15 Nothelfer, Hl. Drei Könige (s. Nr. 43.1.53., 117r–118r), Georg (angerufen als heiliger hußherre; s. Nr. 43.1.53., 118r–119r), Fortsetzung auf 176r | |
153v |
Federzeichnung: Drei Engel als Seelenwäger | |
154v |
Federzeichnung: Gottvater weist einem männlichen Stifter Schutzengel zu | |
156r |
Federzeichnung: Enthauptung Johannes des Täufers | |
157r |
Federzeichnung: Johannes Ev. | |
158r |
Federzeichnung: Petrus und Paulus | |
159r |
Federzeichnung: 13 Apostel | |
160r |
Federzeichnung: Vier Evangelistensymbole | |
161v |
Federzeichnung: Sieben Heilige (darunter ein Papst und ein Kardinal) | |
162v |
Federzeichnung: Anbetung der Hl. Drei Könige | |
163v |
Federzeichnung: Georg als Drachentöter | |
164r–169v |
Fortsetzung von 138v, zweite bis siebte irdische Freude Mariens (Heimsuchung, Geburt Christi, Anbetung der Hl. Drei Könige, Auferstehung, Himmelfahrt Christi, Marientod) | |
165r |
Federzeichnung: Heimsuchung | |
166r |
Federzeichnung: Geburt Christi | |
167r |
Federzeichnung: Anbetung der Hl. Drei Könige | |
168r |
Federzeichnung: Auferstehung Christi | |
169r |
Federzeichnung: Himmelfahrt Christi | |
169v–171v |
Sieben irdische Freuden Mariens (Verkündigung, Geburt Christi, Anbetung der Hl. Drei Könige, Heimsuchung [!], Auferstehung, Himmelfahrt Christi, Himmelfahrt Mariens; vgl. Nr. 43.1.51., 177r–179r) | |
171v |
Federzeichnung: Marientod | |
172r–172v |
Gebet zum hl. Joseph | |
172v |
Federzeichnung: Joseph | |
173r–175v |
Sieben Schmerzen Mariens mit Gebeten (Symeons Weissagung, Flucht nach Ägypten, Suche nach dem Verlorenen), bricht nach dem dritten Schmerz ab, Fortsetzung auf 140r | |
174r |
Federzeichnung: Darbringung im Tempel | |
175r |
Federzeichnung: Flucht nach Ägypten | |
176r–193v |
Heiligengebete (Fortsetzung von 163v): Christophorus (s. Nr. 43.1.53., 119r–119v), Erasmus (s. Nr. 43.1.53., 119v–121r), Nikolaus (s. Nr. 43.1.53., 121r–121v), Valentin, Hubertus, Florentius von Straßburg (angerufen gegen suchen des gebruchs), Vitus, Sebastian, Antonius, Barbara (s. Nr. 43.1.53., 121v–123r), Apollonia (s. Nr. 43.1.53., 126r–127v), Katharina (s. Nr. 43.1.53., 124r–125r), Dorothea (s. Nr. 43.1.53., 125r–126r), Ottilie (s. Nr. 43.1.53., 123r–124r), Maria Magdalena (s. Nr. 43.1.53., 127v–129r), Elisabeth (s. Nr. 43.1.53., 129r–129v) | |
176v |
Federzeichnung: Christophorus | |
178r |
Federzeichnung: Martyrium des hl. Erasmus | |
179r |
Federzeichnung: Bischof (Nikolaus) | |
180r |
Federzeichnung: Bischof (Valentin) | |
181r |
Federzeichnung: Bischof (Hubertus) | |
182r |
Federzeichnung: Bischof, vor einem Tisch mit Salbgefäßen stehend (Florentius von Straßburg) | |
183r |
Federzeichnung: Martyrium des hl. Vitus | |
184r |
Federzeichnung: Martyrium des hl. Sebastian | |
185r |
Federzeichnung: Antonius | |
186v |
Federzeichnung: Barbara | |
188r |
Federzeichnung: Martyrium der hl. Apollonia | |
189r |
Federzeichnung: Katharina | |
190r |
Federzeichnung: Dorothea | |
191r |
Federzeichnung: Ottilie bittet für die Seele ihres Vaters | |
192v |
Federzeichnung: Maria Magdalena | |
193v |
Federzeichnung: Elizabeth pflegt Kranken | |
194r–195r |
Vier Seelengebete: Herre der du vns gebotten hast vatter vnd mutter zu eren Erbarme dich gnediglichen uber myns vatter sele …, Herre der die gabe mynn vnd liebe durch dy gnade des heiligen geistes in die herczen der gleubigen vnd getruwen gegossen hast …, Herre nym gnediglich uff die gebet der heiligen cristenheit …, Got gruße uch ir cristen selen … | |
195r |
Federzeichnung: Mönch (Franziskaner) bittet um Errettung von Seelen aus dem Höllenrachen | |
195v–196v |
Bitte um Ablaß einer Kirche Here ich gehen in dyn hus …, Almechtiger ymmer ewiger got wann du durch das lyden vnd den tod dines eingebornen sons vnsers herren vns gleubigen barmhercziglich fursehen hast mit afflas vnd vergebung der sunde … also bitten wir dich das du vns vergebest vnd der applas die disser heiligen kirchen verliehen sint hie inczyt teilhafftig machen wollest … | |
196v |
Federzeichnung: Männliche weltliche Stifterfigur kniet vor einer Kirche | |
197r–198r |
Nachtrag: Mariengebet [O] gebenediete frauwe myn maria, du bist godes vnd des menschen ein Engelische Jerachia vnd bist ein Jongkfrauwe aller kuscheit … | |
198v–199v |
leer | |
200r–206v |
Nachtrag: Gebete zu Gott [O] Gebenedieter got Gebenediget bistu jn dyner ewigen gotheit Gebenediet bistu jn dyner vnbegreifflichen dryfaltikeyt …, Maria [O] Gebenedigte mutter aller barmherzigkeyt Gebenedigter tempel der heyligen driualtikeyt …, den Engeln bzw. zum Schutzengel [O] Heyliger Engel byß eyn huder myn vnd alle heyligen engel die mit gode syn …, Aposteln bzw. zum Eigenapostel Matthias O herre Sant Mathys heyliger appostel myn vnd alle jr heyligen apposteln die mit got syen …, gläubigen Seelen [O] Gebenedyter got Eyn vrsprung aller barmhertzigkeyt Eyn born aller gnaden … | |
207r–251v |
leer |
Papier, 251 Blätter (Bl. 7–198 Wasserzeichen Mohrenkopf, mit einschlaufigem und geteiltem Stirnband, ohne Bindedrahtüberschneidung, Hinterhaupt durchgehend sichtbar,
ostalemannisch (Neckarkreis, Odenwald laut Nigel. F. Palmer [mündlich];
126 Federzeichnungen (s. o.;
Ganzseitige Federzeichnungen, nur gelegentlich zwei bis vier Zeilen Text über den Bildern (24r, 28v, 34v, 43r, 71v, 97v, 114r, 162v, 183r, 184r, 189r, 193v), 105–124 × 67–85 mm. Der Gebetszyklus hebt mit einer Zeichnung auf 7v an, aufgrund des längeren Einleitungstextes (8r–8v) gerät die nächste Illustration auf eine recto-Seite (9r), so daß der entsprechende Textabschnitt (9v) nicht parallel dazu gelesen werden kann. Dieser Aufbau – vorn das Bild, rückseitig der Text – wird bis 27r durchgehalten (der Text zu Palmsonntag reicht allerdings schon auf die nachstehende Bildseite hinüber [23v–24r]). Mit Beginn der Passion gerät dieses regelmäßige Schema jedoch aus den Fugen, da die Textabschnitte nun häufiger zwei, gelegentlich sogar noch mehr Seiten beanspruchen, woraus sich eine wechselnde Positionierung der Bilder ergibt. Konsequenzen zeitigt aber vor allen Dingen ein Fehler, der dem Schreiber auf 29v unterlaufen ist: Hier hätte eigentlich das Bild zum zweiten Gebet am Ölberg stehen müssen; statt dessen fuhr der Schreiber mit dem Text fort, so daß die Bilder von nun an dem Text nachgeordnet werden mußten. Dieses unorthodoxe Vorgehen wurde merkwürdigerweise bis zum Ende der Handschrift durchgehalten, also auch zu Anfang eines neuen Abschnitts nicht korrigiert (z. B. ab 98r–101r). Derselbe Fehler drohte sich nochmals auf 34v zu ereignen; hier jedoch bemerkte der Schreiber seinen Irrtum nach drei Zeilen, strich diese durch und begann auf der gegenüberliegenden Seite aufs neue. Nochmals wurde auf 155v versäumt, Platz für eine Illustration frei zu lassen: Auf das Gebet zu Johannes d. T. (155r) folgt unmittelbar dasjenige zu Johannes Ev. (155v), erst dann wurde das Martyrium von Johannes d. T. dargestellt (156r). Die Diskrepanz zwischen Text und Bild zieht sich bis 161v hin: Zum Gebet zu Petrus und Paulus (156v) erscheint Johannes Ev. (157r), zu den zwölf Aposteln (157v) Petrus und Paulus (158r), zu den vier Evangelisten (158v) 13 Apostel (159r), zu allen Heiligen (159v) die vier Evangelistensymbole (160r), zu den 14 Nothelfern (160v–161r) sieben Heilige (161v). Erst die Zeichnung auf 161v, die zugleich als Illustration für das Gebet zu allen Heiligen und zu den 14 Nothelfern herhalten kann, hebt den sich hinschleppenden Fehler auf. Beim anaphorischen Tagzeitengebet, das mit sieben Tagzeiten zur Passion verschränkt ist (106v–115v), die mit der Gefangennahme zur Matutin beginnen, blieb das letzte Gebet unillustriert (nach 115r) – vielleicht mit Absicht, weil das Gebet am Ölberg zur Komplet zwar zur Tageszeit paßt, aber der allgemeinen Chronologie entgegen steht (vgl. dagegen Nr. 43.1.72., 137v–199v, wo auf die Kreuzigung [Non] das letzte Abendmahl [Vesper] und schließlich – rekonstruierbar – das Gebet am Ölberg [Komplet] folgt). Aufgrund der falsch eingelegten Lage 15 sind drei illustrierte Texteinheiten künstlich auseinandergerissen (138r–138v, 164r–169v sieben irdische Freuden Mariens; 173r–175v, 140r–144v sieben Schmerzen Mariens; 153r–163v, 176r–193v Heiligengebete). Von der Organisation der Handschrift zeugt auf 184r unten noch die Kustode Anthonius (s. u.).
Zwei Hände lassen sich unterscheiden: Deutlich hebt sich vom Gros der Zeichnungen eine Hand ab, die lediglich 22 Illustrationen übernommen hat, welche sich zu zwei Blöcken zusammenschließen, einmal zwölf (37v bis 50v), das andere Mal zehn Darstellungen (74v [partiell, s. u.] bis 90r) umfassend (nachfolgend Hand B oder zweiter Meister genannt). Die übrigen 104 Zeichnungen (7v bis 36r, 51v bis 73r, 92r bis 196v) dürften allesamt von einer Hand stammen (Hand A, erster oder Hauptmeister) – auch wenn einige darunter sind, die qualitativ arg abfallen; derartige Schwankungen könnten jedoch als Ermüdungserscheinungen zu werten sein, da sie insbesondere bei Motivwiederholungen auftreten (z. B. 138v, 140r, 162v, 166r, 167v, 174r, 175r).
Leicht auseinanderzuhalten sind beide Kräfte anhand der Art und Weise, wie sie Augen wiedergeben: Der Hauptmeister kennt nur eine stereotype Form von »klimpernden Kulleraugen«, dabei wird ein Kreis quer durchgestrichen und in die untere Hälfte ein Punkt für die Pupille gesetzt. Dagegen deutet der zweite Meister Pupille und Lid minimalistisch nur mit einem Punkt und einem Strich an, setzt darüber aber ein oder zwei weitere Striche für Braue und Stirnfalte, die beweglich über dem Auge tanzen und so vermögen, dem Gesicht einen differenzierten Ausdruck zu verleihen. Beim ersten Zeichner muß dagegen der Mund die ganze Last des Mienenspiels tragen: Als liegender Halbmond nach unten oder nach oben gerichtet, erzeugt er oft grundlos den Eindruck von Mißmut (z. B. 13r Christus bei seiner Taufe, 92r einer der Engel, die die Monstranz halten) oder deplazierter Fröhlichkeit (so bei den Soldaten, die bei der Gefangennahme Christi rücklings auf den Boden fallen und dabei töricht lachen [32r], 114r Johannes und Maria bei der Kreuzabnahme, 144r Maria bei der Grablegung, Erasmus [178r] oder Sebastian [184r], während sie ihr Martyrium erleiden). Generell geht Zeichner A seine Arbeit schwungvoll an: Mit zügigen, z. T. etwas großspurigen Strichen, die die Proportionen gelegentlich verrutschen lassen, werden von ihm Figuren auf die Seite geworfen, meist ohne sich lange mit der Draperie der Gewänder oder dem Ausdruck der Gesichter aufzuhalten. Meister B beherzigt dagegen eine kontrollierte, nicht so pauschalisierend einebnende Linienführung. Gesichter und Frisuren werden additiv aus kurzen geraden Strichen und Bögen gebildet, die individuelle Züge und seelische Empfindungen der Agierenden zum Vorschein kommen lassen.
Der Wechsel zwischen beiden Händen fällt nur einmal mit einer Lagengrenze zusammen (Bl. 90). Auf 74v spielt er sich mitten auf einer Seite ab: Hand A hat die obere Partie noch begonnen (von ihr stammen die drei Gekreuzigten und Longinus), während die untere Hälfte von Hand B vollendet wurde (berittener Hauptmann, ohnmächtige Maria, gestützt von Johannes und Maria Magdalena [?], Soldaten, die um das Gewand Christi würfeln). Beide Meister haben offenbar eng zusammengearbeitet und Zugriff auf dasselbe Vorlagenmaterial gehabt, wie Motivwiederholungen zeigen, wo mal der eine, mal der andere mehr Details aufzubieten hat (vgl. z. B. Christus vor Pilatus: 42r [B], 55r [A]; Pilatus disputiert vor dem Richthaus mit den jüdischen Anklägern: 43r, 45r, 47r [B], 52v [A]; Geißelung: 48v [B], 110r [A]; Kreuzigung: 69r [A], 74v [A und B]; Kreuzabnahme: 76r [B], 114r, 143r [A]; Grablegung: 77v [B], 122r, 144v [A]; Auferstehung: 79v [B], 168r [A]; Himmelfahrt Christi: 86r [B], 169r [A]). Zeichner B, obwohl expressiver und prägnanter, kann daher nicht als spiritus rector gelten, dessen Bildschöpfungen von Zeichner A einfach kopiert wurden; vielmehr dürften sich beide an Holzschnittmaterial orientiert haben, was einige Male – so bei der Verkündigung (9r:
Ein komplexer Szenenaufbau liegt bei der Verleugnung Christi (37v) vor: Während Petrus die ihn ansprechende Magd mit Gesten abwehrt, deren Aussage aber von zwei vor einem Lagerfeuer sitzenden Männern bekräftigt wird, erblickt man im Hintergrund durch ein Fenster Christus, der im Inneren des Gebäudes von einem Amtmann abgeführt wird; in einem kleinen Anbau hat sich bereits der Hahn postiert, der Petrus mit seinem Krähen alsbald an die Voraussage seines Verrats erinnern wird. Die Komposition stellt eine Variante zu den Holzschnitten
Für die Ausstattung des Frankfurter Bändchens wurde offenbar unterschiedliches Vorlagenmaterial herangezogen. Qualitativ heraus fallen die Federzeichnungen auf 19r, 32r, 46v, 83r, hinter denen schönlinige, scharf geschnittene Vorlagen zu vermuten stehen (die ersten beiden sind von Hand A, die letzten beiden von Hand B ausgeführt). Hinweise auf das kopierte Material könnten neben der Gesamtanlage in einigen Fällen womöglich Details geben, die genauer beobachtet und getreuer übertragen worden sind, wie z. B. reicher Faltenwurf (19r, 84v, 90r, 137v, 157r, 165r), Zaddeln (12r, 32r, 36r, 141r, 167r), bordiertes Gewand Christi (46v), Kastenbrust und Tonnenrock (56r, 59v, 163v), Epauletten (107v), verschiedene Hüte (41r, 42r, 108v, 178r, 184r), umgeschlagener Mantelkragen (137v), Weidenzaun (32r, 83r), schräg gestellter Thron (39v, 42r, 55r), Sitz bzw. Thron mit rundförmig vorkragender Plinthe (41r, 54r, 108v), Thronbaldachin (54r), Konche (174r), Kreuzrippengewölbe (16r). Reste von Vorzeichnungen, die etwa auf 14r, 46v und 87v zu erkennen sind, sprechen jedoch ebenso wie die endgültige Ausführung für eine recht lockere Vorgehensweise beim Umreißen und Festlegen der Szenen.
Anders als bei der »Werkstatt von 1418« und später bei Diebold Lauber, wo sich die Figuren meist ungehindert über eine Seite bzw. Doppelseite ausbreiten können, werden die Darstellungen hier regelmäßig durch einen Rahmen begrenzt. Hinzu kommt häufig eine zweite, bildinhärente Einfassung, die
Die Form der Zusammenarbeit von Hand A und B – übergangsloser Arbeitswechsel, gemeinsamer Vorlagenschatz – spricht für die Annahme einer Werkstatt, auch wenn bislang kein weiteres Stück der Frankfurter Handschrift beigesellt werden kann. Die von
21 Szenen werden z. T. mehrfach wiederholt, wobei sie sich motivisch meist weitgehend entsprechen: Verkündigung (9r, 138v), Geburt Christi (10r, 166r), Anbetung der Hl. Drei Könige (12r, 162v, 167r), Darbringung im Tempel (14r, 174r), Flucht nach Ägypten (15r, 175r), zwölfjähriger Christus im Tempel (16r, 140r [abweichend]), Gebet am Ölberg (27r, 28v), Gefangennahme (33r und 141r; 34v und 107v), Christus vor Pilatus bzw. Verurteilung durch Pilatus (42r, 55r, 108v [abweichend]), Urteilsfindung durch Pilatus (43r, 45r, 47v, 52v), Pilatus befragt Christus im Haus bzw. Unterredung zwischen Pilatus und Christus (44r, 51v), Geißelung (48v, 110r), Entkleidung (56r, 59v), Kreuzannagelung (63v, 111v), große Kreuzigungsszene (69r, 74v), kleine Kreuzigung (70v [abweichend], 113r, 142r), Kreuzabnahme (76r, 114r, 143r), Grablegung (77v, 122r, 144r), Auferstehung (79v, 168r), Himmelfahrt Christi (86r, 169r), Bischof (179r, 180r, 181r). Ungewöhnlich ausführlich wird das Prozeßgeschehen behandelt, und zwar nicht wie bei Jordanus von Quedlinburg (vgl. Nr. 43.1.71.), der mit Nachdruck alle Arten der grausamen Mißhandlung schildert, sondern indem eine gewissenhafte Erforschung der Sachlage durch Pilatus erfolgt, ähnlich wie sie im apokryphen Nikodemus-Evangelium vorkommt (vgl. besonders 42v–44v mit Kapitel III,1–IV,1 bei
Zeichnungen ausgeführt mit brauner Tinte unter Verwendung von unterschiedlich dicken Federn. Einheitlich koloriert mit Wasserfarben in Rotbraun, Braun, Braunviolett, Graublau, Gelbgrün, Gelb (verblaßt), Orange. Umrahmt von rotbraunen Leisten, deren äußere Konturierung einige Male vergessen wurde (10r, 39v, 43r, 137v). Das Papier der Blätter 7–198 ist ermüdet, fleckig, eingerissen, geknickt, zerlesen.
Taf. XXXI: 9v+10r. Textseite. Geburt Christi.
Taf. XXXIIa: 48v. Geißelung Christi.
Taf. XXXIIb: 110r. Geißelung Christi.
Abb. 88: 86r. Himmelfahrt Christi.
Abb. 89: 169r. Himmelfahrt Christi.