KdiH

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43.1.10. Bamberg, Staatsbibliothek, Msc.Add. 19

Bearbeitet von Regina Cermann

KdiH-Band 5

Datierung:

Nach 1485 (XIVr, XVv).

Lokalisierung:

Paris, für Nürnberg (Kalender, Litanei).

Besitzgeschichte:

Im hinteren Innenspiegel Provenienzvermerk, in den entscheidenden Partien ausradiert (1816. Zur Bibliothek des Pfarrers M. Aug. […]. Aus der Bibliothek des Pfarrers […]. Ein Geschenk der Erben). I*v Catal. Nº 985. IV*v Stempel der Zentralstelle für Denkmalschutz in Wien, verwendet vom 1.4. bis 1.8.1938 (rechteckig, ohne Umrandung: Von der Zentralstelle für Denkmalschutz zur Ausfuhr freigegeben). 1973 von der Staatsbibliothek Bamberg aus dem Kunsthandel erworben (II*v Zugangsnummer 73/1558).

Inhalt: Stunden- und Gebetbuch

Ir

Regel zur Berechnung des Adventanfangs … Diser kolender ist nach Bamberger pisthum der heilige tag

Iv

Vier Goldfasten

IIr–XIIIv

Kalender für Nürnberg (drei Spalten: Goldene Zahl, Sonntagsbuchstabe, Festtage [voll besetzt], darunter 3.3. küngund schidung [rot], 29.3. küngund weberung, 7.6. Deocarus, 19.8. Sebolt [rot], 9.9. kungund bewerung [rot], 30.9. Ot pisch [rot]; am Rand: Werktagsstunden)

XIVr–XVv

Zirkel für den Sonntagsbuchstaben und die Goldene Zahl (ausgehend vom Jahr 1485), mit Erläuterungen

XVv–XVIr

Erläuterungen zur Bestimmung des Neumonds im Kalender

XVIv

Rubrik zum Johannesevangelium

2r–3r

Beginn des Johannesevangeliums. Anfang fehlt (Io 1,6–14)

3v

Rubrik zum Marienoffizium

5r–71r

Kleines Marienoffizium (zu Mariae Himmelfahrt). Anfang fehlt

71v

Rubrik zu den sieben Bußpsalmen

73r–96v

Sieben Bußpsalmen, Anfang fehlt, mit Litanei (90v Sebolt), Fürbitten und Gebeten (darunter Klapper [1935] Nr. 96,19)

96v

Rubrik zu den Gebeten zur Dreifaltigkeit

98r–103r

Gebete zur Dreifaltigkeit: eines von Johannes von Indersdorf aus der Sammlung für Herzog Wilhelm III. von Bayern (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 965, Nr. 1), Anfang fehlt, ›Trina oratio‹, deutsch

103v

Rubrik zu den Tagzeiten zur Passion

105r–108r

Tagzeiten zur Passion (Hymnus ›Patris sapientia‹, deutsch, jede Strophe mit Vers und Kollekte), hier Papst Johannes [XXII.] zugeschrieben, mit Ablaß

108r–110r

Zwei Passionsgebete

110v–113r

›Gebet St. Peters‹, mit Ablaß

113r–113v

Gebet zu Christus

113v

Rubrik zum Passionsgebet Gregors d. Gr.

115r–116r

Passionsgebet Gregors d. Gr., ›Adoro te in cruce pendentem‹, deutsch (fünfteilig), 1. und 2. Gebet fehlt

116r–116v

Passionsgebet O herre ihu xpe Ich ermane dich der manigfeltigen pittrigkeit

116v–119v

Gebet zu den Gliedern Christi, Papst Innozenz III. zugeschrieben, mit Ablaß Gegrüsset seistu erwirdiges haubt

119v

Rubrik zum Gebet ›Salve sancta facies‹

121r

Aegidius Romanus, ›Salve sancta facies‹, deutsch (Anfang fehlt), hier Papst Johannes XXII. zugeschrieben, mit Ablaß

121v–124v

Bernhardin von Siena, ›Gebet vom süßen Namen Jesu‹

124v–127v

Tägliches Gebet für ein seliges Ende Herr ihu xpe Ich man dich des klopfens, des dein heilige menscheit empfieng

128r

Rubrik zum Gebet ›Sancta Maria‹

130r-136r

›Sancta Maria‹, deutsch (Klapper [1935] Nr. 98,1). Anfang fehlt

136r–150r

Fünf Mariengebete, darunter ›Goldenes Ave Maria‹

150v–152r

›Sieben himmlische Freuden Mariens‹ (Überbietungs-Typus)

152v–160v

Fünf weitere Mariengebete

161r–164v

Morgen- und Abendgebet

164v–219v

Heiligengebete und -suffragien (oft mit Textverlust): Michael, Schutzengel, Petrus und Paulus, Andreas, Johannes d. Ev., Philippus, Jakobus d. J., Matthias, Simon, Judas, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, Johannes d. T., Nikolaus, Antonius, Erasmus, Stephan, Sebastian, Laurentius, Christophorus, Martin, Wolfgang, Georg, Leonhard, Jakobus d. Ä., Maria Magdalena, Apollonia, Katharina, Ursula, Barbara, Ottilie, Margarete, Anna, alle Engel und Heiligen

219v

Rubrik zum Seelengebet mit Ablaß von Papst Johannes XXIII.

221r

Schluß des Seelengebets

221r–223v

Johannes von Indersdorf, Seelengebet aus dem ›Ebran-Gebetbuch‹ (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 972, Nr. 4), ein weiteres mit Antiphon ›Media vita in morte sumus‹, deutsch

223v–225r

Gebet zur Wandlung, auf Bitten Philipps von Frankreich von Papst Bonifatius VI. (!, sonst Innozenz VI.) mit Ablaß versehen

225r–236r

Gebete vor und nach Empfang der Kommunion (Haimerl [1952] S. 84, Anm. 490)

236r–238v

Beichtformel Ich armer sündiger mensch bekenne dem almechtigen got

238v–239r

Gebet für ein seliges Ende O lieber herr ihu xpe du pist durch vns arm sünder willen kumen auf dits erttrich

239v–242v

Katechismus: ›Zehn Gebote‹, ›Fünf Sinne‹, ›Sieben Todsünden‹, ›Sechs Werke der Barmherzigkeit‹, ›Sieben Sakramente‹, ›Sieben Gaben des Hl. Geistes‹, ›Neun fremde Sünden‹

242v–246r

Register
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament (von guter Qualität), XVI + 221 Blätter, moderne Bleistiftfoliierung von 1*–16*, zeitgenössische rote Tintenfoliierung von [1]–246 (25 Blätter fehlen, 213–216 irrtümlich als 113–116 gezählt), 117 × 86 mm. Zwei Vor- und zwei Nachsatzblätter aus Papier (I*, II*, III*, IV*). Lagenformel: 2 IVXVI, IV–28 (1, 4), 7 IV64, IV–171 (72), 3 IV96, IV–2103 (97, 104), IV112, IV–2119 (114, 120), IV128, IV–1136 (129), 3 IV160, IV–2168 (165, 167), IV176, IV–3183 (180, 181, 184), IV–4192 (186, 188, 189, 191), 4 IV–2224 (193, 198, 205, 207, 210, 214, 217, 220), 2 IV240, III246. 23 der 25 fehlenden Blätter wurden wegen der Miniaturen herausgeschnitten, zwei (180, 188) haben sich infolge ihrer Mittellage mit herausgelöst. Kraftvolle, professionelle Bastarda, eine Hand, wohl identisch mit der von Nr. 43.1.3. und Nr. 43.1.4., einspaltig, 15 Zeilen, Rubriken, gelbe Strichel (ausgeblichen).

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

Alle 23 Miniaturen herausgeschnitten (Blatt 1, 4, 72, 97, 104, 114, 120, 129, 165, 167, 180, 184, 186, 189, 191, 193, 198, 205, 207, 210, 214 bzw. 114, 217, 220). Nur noch 13 einseitige Kompartimentbordüren vorhanden (18v, 34r, 40r, 44v, 49r, 52v, 64r, 87v, 108r, 161r, 225r, 232v, 233r); auf denselben Seiten jeweils eine dreizeilige Buchmalerinitiale, im Wechsel blau bzw. rot, gehöht mit Pinselgold, auf rotem bzw. blauem Grund, gefüllt mit Erdbeeren, Stiefmütterchen, Rosen und anderen Blüten. Im Kalender zwölf zweizeilige Initialen in Rot oder Blau, mit Pinselgold gehöht, auf blauem bzw. rotem Grund, mit Pinselgoldfiligran gefüllt. Zahlreiche ein- bis zweizeilige Pinselgoldinitialen auf rotem, blauem oder grünem Grund mit Filigran. Zwei graphische Zirkel (XIV v, XVr). Pariser Werkstatt, vermutlich identisch mit Nr. 43.1.3.

Das Stundenbuch gehört zu einer Gruppe von bislang acht aufgefundenen Handschriften, die im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in verschiedenen Pariser Ateliers für den deutschen Markt hergestellt worden sind (s. Nr. 43.1.3., 43.1.4., Nr. 43.1.95., Nr. 43.1.109., Nr. 43.1.163., Nr. 43.1.179., Nr. 43.1.210.). Engste Verwandtschaft besteht zu einer Augsburger Handschrift (Nr. 43.1.3.), die dieselbe Entwicklungsstufe bei den Kompartimentbordüren zeigt (Aufbrechen der geometrischen oder ornamentalen Parzellierung hin zu unregelmäßigeren, freier bewegten Formen; gelegentlich dynamisch aufschießende Äste als stabilisierende »Pfosten« in den Binnenfeldern) sowie eine ähnlich schwungvolle, etwas großzügig gehandhabte, dünnflüssige Malweise. Überdies wurden offenbar beide – trotz dialektaler Schwankungen – von derselben Hand geschrieben, die sich nochmals in einem dritten, schlecht erhaltenen Kodex wiedererkennen läßt (Nr. 43.1.4.). Die indirekt zu gewinnende Datierung bei der hiesigen (XIVr, XVv) und der Vergleichshandschrift Nr. 43.1.3. auf nach 1485 bestätigt unabhängig von den stilistischen und paläographischen Beobachtungen ihren engen Zusammenhalt.

Bildthemen:

Die Themen der verlorenen Miniaturen lassen sich aufgrund des Textzusammenhanges und der Parallelüberlieferung zumeist eindeutig bestimmen: [1] Johannes auf Patmos, [4] Verkündigung, [72] David im Gebet, [97] Trinität oder Gnadenstuhl, [104] Kreuzigung, [114] Gregoriusmesse, [120] Veronika, [129] Madonna oder Pietà, [165] Michael, [167] Petrus und Paulus, [180] Johannes d. T., [184] Antonius, [186] Erasmus, [189] Stephan, [191] Sebastian, [193] Christophorus, [198] Georg, [205] Maria Magdalena, [207] Katharina, [210] Barbara, [214 bzw. 114] Margarete, [217] alle Engel und Heiligen, [220] Friedhof?

Farben:

Bordeaux, Rosa, Blau, Weiß, Grün, Hellgrün, Pinselgold. Konturen mit roter und schwarzer Feder.

Literatur:

Hartung & Karl, München, 14.–15.11.1973. Auktion 6, S. 18 f., Nr. 42, Abb. S. 19 (Einband).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 1: 44v. Textseite mit Buchmalerinitiale, Bordüre.

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Abb. 1.