KdiH

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43.1.4. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. I.3.8º 3

Bearbeitet von Regina Cermann

KdiH-Band 5

Datierung:

Um 1485 (vgl. Nr. 43.1.3. und Nr. 43.1.10.).

Lokalisierung:

Paris, für den deutschen Markt. Schneider (1988): Nürnberg, für einen südwestdeutschen Besteller (Bistum Konstanz?).

Besitzgeschichte:

Iv Bibliothekssignatur des 19. Jahrhunderts 61 (korrigiert aus 60). Seit 1980 in der Universitätsbibliothek Augsburg.

Inhalt: Stunden- und Gebetbuch (Kurzfassung von Nr. 43.1.3.)

Ir–IIv

leer, bis auf Signatur Iv

1r–3v

Anfang des Johannesevangeliums (Io 1,1–14)

1r

Miniatur: Johannes auf Patmos

3v–74v

Kleines Marienoffizium (zu Mariae Himmelfahrt). Anfang fehlt

74v–96v

Sieben Bußpsalmen (Anfang fehlt) mit Litanei, Fürbitten und Gebeten (darunter Klapper [1935] Nr. 96,19)

96v–103r

Gebete zur Dreifaltigkeit: ›Trina oratio‹, deutsch, Johannes von Indersdorf, 2. Gebet aus dem Zyklus für Herzog Wilhelm III. von Bayern (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 965, Nr. 1), ein weiteres mit Ablaß von einem Papst Martin

97r

Miniatur: Gnadenstuhl

103v–108r

Tagzeiten zur Passion (Hymnus ›Patris sapientia‹, deutsch, jede Strophe mit Vers und Kollekte), hier Papst Johannes [XXII.] zugeschrieben, mit Ablaß

104r

Miniatur: Kreuzigung

108v–109v

Zwei Passionsgebete

110r–112v

Tägliches Gebet für ein seliges Ende Herre ihu xpe Ich man dich des klopfens des dein heilige menscheit emphieng … (bricht ab … vnd all mein frewnd jn der)

113r–119v

›Sancta Maria‹, deutsch (Klapper [1935] Nr. 98,1). Anfang fehlt

119v–123v

Drei Mariengebete, darunter ›Goldenes Ave Maria‹, Antiphon ›Salve regina‹, deutsch

123v–127v

Morgen- und Abendgebet

127v–143r

Heiligengebete bzw. -suffragien: Schutzengel, Johannes d. T., Christophorus, Bernhard, Sebastian, Katharina, Barbara, alle Heiligen, alle Engel

129r

Miniatur: Taufe Christi

131r

Miniatur: Christophorus

134r

Miniatur: Martyrium des hl. Sebastian

135v

Miniatur: Katharina

137v

Miniatur: Barbara

143r–145v

Johannes von Indersdorf, zwei Seelengebete aus dem ›Ebran-Gebetbuch‹ (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 972, Nr. 4, 5), Seelengebet mit Ablaß von Papst Johannes XXIII. Seyt gegrusset alle glaubig sel

145v–147r

Gebet zur Wandlung, auf Bitten Philipps von Frankreich von Papst Bonifatius VI. (!; sonst Innozenz VI.) mit Ablaß versehen

147r–162v

Marquard von Lindau, Auszug aus dem ›Eucharistie-Traktat‹ (Hofmann [1960] S. 289,13–293,30). Fortsetzung 165r

163r–164v

Fortsetzung von 171v: ›Fünf Sinne‹, ›Sechs Werke der Barmherzigkeit‹, ›Sieben Sakramente‹, ›Sieben Gaben des Hl. Geistes‹, ›Neun fremde Sünden‹

165r–169r

Fortsetzung von 162v (Hofmann [1960] S. 293,30–295,7)

169r–171r

Beichtformel

171r–171v

›Misereatur‹, deutsch

171v

Katechismus: ›Zehn Gebote‹ (bis zum 3.). Textverlust: 4. bis 10. Gebot, ›Sieben Todsünden‹. Fortsetzung 165r

172r–172v

leer, nur 172r Notiz über Fehlbindung
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, II + 171 + I Blätter, moderne Bleistiftfoliierung von 1–172 (höchst unsensibel in die Miniaturen hineingezeichnet), von der originären roten Tintenfoliierung nur auf 167r 171 lesbar, 93 × 65 mm (stark beschnitten). Lagenformel: IV–17 (vor 4), 8 IV71, IV–277 (2 vor 75), 4 IV109, IV–2115 (2 vor 113), 2 IV131, IV–1138 (vor 133), 3 IV162, I164, IV–1171 (vor 172). Zwischen 132 und 133 ein ungezähltes leeres Pergamentblatt nachträglich eingefügt, bei Blatt 46 ein Stückchen Bordüre ausgeschnitten und ergänzt. Fehlbindung: Das Doppelblatt 163/164 gehörte ursprünglich an das Ende der Handschrift. Professionelle Bastarda, eine Hand (wie in Nr. 43.1.3. und 43.1.10.), einspaltig, 14 Zeilen, Rubriken, rote Strichel.

Schreibsprache:

nordbairisch, mit gelegentlich alemannischen Formen (Schneider [1988]).

II. Bildausstattung:

Acht Miniaturen (1r, 97r, 104r, 129r, 131r, 134r, 135v, 137v), umgeben von vierseitigen Akanthus- (1r, 131r), Astwerk- (129r) oder Kompartimentbordüren (97r, 104r, 134r, 135v, 137v). Vier weitere Miniaturen herausgeschnitten (vor 4, 75, 113, 133). Acht zweizeilige Buchmalerinitialen, jeweils unterhalb der Miniaturen, elf dreizeilige Buchmalerinitialen, begleitet von einseitigen Bordürenstreifen bei Textzäsuren (18v, 35r, 41r, 46r, 51r, 55v, 67r, 89r, 123v, 147v, 156v). Zahlreiche ein- bis zweizeilige Pinselgoldinitialen auf rotem oder braunem Grund. Zeilenfüller. Pariser Buchmalerwerkstatt.

Format und Anordnung:

Die Miniaturen nehmen drei Viertel der Seite ein, oben greifen sie mit einem Rundbogen über die Höhe des Textspiegels hinaus, unterhalb verbleibt noch Platz für zwei Zeilen Text. Mit einer Größe von 60–65 × 42 mm (wobei noch durch Beschneiden bis zu 5 mm oben fehlen können) sind sie nur geringfügig kleiner als jene in Nr. 43.1.2., die auf fast doppelt so große Blätter gemalt worden sind.

Bildaufbau und -ausführung:

Zu diesem Stundenbuch existieren sieben Parallelhandschriften, die alle in Pariser Ateliers für deutsche Abnehmer hergestellt worden sind. Die Zuordnung dieser Handschrift zu einer bestimmten Werkstatt bereitet wegen ihrer schlechten Erhaltung Schwierigkeiten: Die Farben sind teilweise so stark abgeplatzt und abgerieben, daß die Unterzeichnungen freigelegt sind. Diese bestehen aus mehrfach nachgezeichneten Konturlinien, was für die anderen Werkstätten uncharakteristisch zu sein scheint. Vom Typus der Figuren her könnte der Buchmaler aus der Schule des Meisters des Jacques de Besançon hervorgegangen sein (vgl. Nr. 43.1.95.). Die Hand des Schreibers verbindet das Stundenbuch allerdings mit einem anderen Atelier (s. o.).

Bildthemen:

Mit ehemals insgesamt zwölf Miniaturen ist diese Handschrift im Vergleich mit den anderen dieser Gruppe am spärlichsten ausgestattet. Auf den verlorenen Miniaturen waren vermutlich die Verkündigung (vor 4), David im Gebet (vor 75), Beweinung Christi (vor 113) und der hl. Bernhard von Clairvaux (vor 133) dargestellt.

Farben:

Stark abgerieben und abgeplatzt. Blau, Bordeaux, Grün, Weiß, Ocker, Braun, Orangerot, Pinselgold, Rosa, Orange, Grau, helles Violett.

Literatur:

Schneider (1988) S. 120–124. – Ochsenbein (1995a) Sp. 470.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 2: 135v. Hl. Katharina von Alexandrien, Buchmalerinitiale, Bordüre.

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Abb. 2.