43.1.2. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. I.3.8º 1
Bearbeitet von Regina Cermann
KdiH-Band 5
Um 1493/1494 (
Nürnberg (22r Sebald [Litanei], 81v Silhouette Nürnbergs).
139v Porträt des männlichen Auftraggebers? Laut handschriftlichem Katalog des Freiherrn Wilhelm von Löffelholz 1818 durch Fürst Ludwig zu Oettingen-Wallerstein (1791–1870) vom Würzburger Gerichtsarzt Dr. Simer erworben. Seit 1980 in der Universitätsbibliothek Augsburg.
1r–3r |
leer | |
3v–26r |
Sieben Bußpsalmen mit Litanei, Fürbitten und Kollekte | |
3v |
Miniatur: David im Gebet | |
26r–88r |
16 Gebetsbetrachtungen zum Leben und Leiden Christi (vgl. Nr. 43.1.125., 101v–128r; 43.1.129., 4v–93v; Nr. 43.1.180., 92r–125v) Du wort des allerhöchsten vaters ewige weyßheit, du schöpfer vnd erloser der werlt Allerhöchster ihesu criste, der du in dem küniglichen thron des himelischen keisertums aus bewegnuß vnausprechenlicher gut vnd lieb geraitzt vnd berůrtt worden pist … (vom Ratschluß Gottes bis zum Jüngsten Gericht) | |
26v |
Miniatur: Zwölfjähriger Christus im Tempel | |
33v |
Miniatur: Gebet am Ölberg, in Anlehnung an einen Kupferstich von Martin Schongauer ( |
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44v |
Miniatur: Dornenkrönung, in Anlehnung an einen Kupferstich von Martin Schongauer ( |
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54r |
Miniatur: Kreuztragung, in Anlehnung an einen Kupferstich von Martin Schongauer ( |
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66r |
Miniatur: Große Kreuzigungsszene, in Anlehnung an einen Kupferstich vom Meister E. S. ( |
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81v |
Miniatur: Grablegung, in Anlehnung an einen Kupferstich von Martin Schongauer ( |
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88v–105r |
Vier Mariengebete: 89r Suͤsste und allersuͤste vnd hochgesegente ewige Jungkfrau Maria ich armer suͤnder valle demuͤtiglichen zu den füssen deiner heiligen muͤterlichen parmherczigkeit …, 95v Maria ein muter ihesu xpi in ewikeyt fürgesehen vnd auserwelt …, 99r Allerliebste maria edele suͤsse kuͤnigin Ich vnwirdiger aller creatur naig mich zu deinen gnaden … ( |
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88v |
Miniatur: Mondsichelmadonna, umgeben von vier musizierenden Engeln | |
89r |
Randminiatur: Flucht nach Ägypten | |
98v |
Miniatur: Marientod, in Anlehnung an einen Kupferstich von Martin Schongauer ( |
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99r |
Historisierte Initiale: Heimsuchung | |
Randminiatur: Schutzmantelmadonna | ||
104v–139r |
Heiligengebete: Katharina, Barbara, Maria Magdalena, zwölf Apostel, Philippus und Jakobus (als Eigenapostel), Schutzengel, Sebastian, Rochus, Johannes d. T., Johannes d. Ev. | |
104v |
Miniatur: Martyrium der hl. Katharina | |
109v |
Miniatur: Martyrium der hl. Barbara | |
113v |
Miniatur: Maria Magdalena als Büßerin in der Grotte | |
114r |
Randminiatur: Opferung Isaaks | |
117v |
Miniatur: Christus als Salvator mundi, umgeben von den zwölf Aposteln (vgl. Nr. 43.1.155., 15v) | |
118r |
Randminiatur: Kundschafter Josua und Kaleb kehren mit Riesentraube aus dem gelobten Land zurück | |
121v |
Miniatur: Jakobus d. Ä. und Philippus | |
122r |
Historisierte Initiale: Moses erhält die Gesetzestafeln | |
Randminiatur: Bileams Esel weicht vor dem Engel des Herrn zurück | ||
126v |
Miniatur: Martyrium des hl. Sebastian, Figur des Sebastian in Anlehnung an einen Kupferstich von Martin Schongauer ( |
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127r |
Randminiatur: Kain erschlägt Abel | |
130v |
Historisierte Initiale: Rochus | |
133v |
Miniatur: Johannes d. T. und Johannes d. Ev., Johannes d. T. in Anlehnung an einen Kupferstich von Martin Schongauer ( |
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139v–142r |
Passionsgebet Gregors d. Gr., ›Adoro te in cruce pendentem‹, deutsch (fünfteilig) | |
139v |
Miniatur: Gregoriusmesse | |
140r |
Randminiatur: Sündenfall. Moses vor dem brennenden Dornbusch; erstgenanntes Motiv nach einem Holzschnitt in Stephan Fridolins ›Schatzbehalter‹ (Nürnberg: Anton Koberger, 1491, fig. 4; Abb. TIB Bd. 87, S. 281) | |
142r–145r |
Zwei Gebete zu Christus: Ich pit dich aller gütigister herr ihesu criste durch dy aller hoͤchsten liebe …, 144r O herre ihesu xpe heyl mach mich deinen schnöden dyner … | |
145v–150r |
Seelengebet O du sunderlich zuflucht der ellenden einige hoffnung aller güttigster ihesu xpe … | |
145v |
Miniatur: Errettung von Seelen aus dem Fegefeuer | |
146r |
Historisierte Initiale: Daniel in der Löwengrube | |
Randminiatur: Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen, in Anlehnung an einen Kupferstich von Martin Schongauer ( |
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150r–159r |
Gebet zu Christus und allen Heiligen Herre ihesu criste ich pit dich durch dy versuchung des alten vnd ewigen veindes in der wuͤstenung … | |
150v |
Miniatur: Versuchung Christi | |
159r–182v |
Fünf Kommuniongebete, darunter Seuses ›Abendmahlsgebet‹ |
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159v |
Miniatur: Mannaregen | |
160r |
Randminiatur: Besuch des hl. Antonius Abbas bei Paulus d. Eremiten, denen soeben ein Rabe Brot bringt | |
182v–187r |
Dreiteiliges Passionsgebet, genannt ›Die drei Geschoß‹, vor einem Kruzifix zu beten O herr ihesu criste warerr got von warem got der du vmb erlösung willen … | |
183r |
Historisierte Initiale: Kreuzigung | |
187r–193r |
Tägliches Gebet Almechtiger ewiger got ich vnwirdiger vnd kranker sünder … | |
193r–198r |
Beichtformel Ich armer suͤnder bekenn dem almechtigen barmhertzigen got … | |
198r–200r |
Anfang des Johannesevangeliums (Io 1,1–14) | |
200v–203v |
leer |
Pergament, 203 Blätter, moderne Bleistiftfoliierung, 104 × 77 mm. Lagenformel: I
nordbairisch (
20 ganzseitige Miniaturen (3v, 26v, 33v, 44v, 54r, 66r, 81v, 88v, 98v, 104v, 109v, 113v, 117v, 121v, 126v, 133v, 139v, 145v, 150v, 159v) mit Astwerk-, Lorbeer-, Frucht-, Flecht-, Schnitzwerk-, Pretiosen- oder Architekturrahmen. Neun Randminiaturen (89r, 99r, 114r, 118r, 122r, 127r, 140r, 146r, 160r). Zwei acht- (130v, 183r), drei siebenzeilige historisierte Initialen (99r, 122r, 146r). 20 drei- bis vierseitige Akanthusbordüren (4r, 27r, 34r, 45r, 54v, 66v, 82r, 89r, 99r, 105r, 110r, 114r, 117r, 122r, 127r, 134r, 140r, 146r, 151r, 160r), angereichert mit Phantasieblüten, diversen Vögeln, Drolerien: 4r wilder Mann auf Bärenjagd; 27r Habicht, eine Ente im Flug schlagend; halbfiguriger Bogenschütze im Blütenkelch, auf Fuchs mit Gans im Maul zielend; 34r wilder Mann, mit Keule nach einem Affen schlagend; biertrinkende Halbfigur im Blütenkelch; Storchennest; 45r Löwe; Hirsch (nach einem Kupferstich vom Meister der Spielkarten,
Ganzseitige Miniaturen, 70–95 × 48–70 mm, im regelmäßigen Lagenverbund mit eingeplant. Miniaturen, die einen Text eröffnen, sind stets auf verso-Seiten plaziert – bemerkenswerterweise ohne daß dabei Leerseiten anfallen (3v, 26v, 88v, 104v, 139v, 145v, 150v, 159v) –, innerhalb einer Texteinheit stehen sie jedoch gelegentlich auch auf recto-Seiten (54r, 66r). Der auf eine Miniatur folgende Text hebt mit einer siebenzeiligen Initiale, umrahmt von einer drei- bis vierseitigen Bordüre an, wobei Initiale und Bordüre zusätzlich noch historisiert sein können. Die beiden größeren historisierten Initialen wurden nicht mit einer schwergewichtigen Bordüre behängt und wirken deshalb monumentaler (130v, 183r).
Bemerkenswert ist die Vielfalt von Rahmenvariationen, kein einziger gleicht dem anderen. Die reichen Tabernakel, die den Heiligenfiguren Unterstand bieten (121v, 126v, 133v), scheinen von Kupferstichen des Meisters E. S. inspiriert worden zu sein (
Indirekt erhält man durch diese Bezüge zum Colmarer Meister einen Anhaltspunkt für die Datierung der Handschrift: Noch ist Schongauer der einflußreiche Künstler, von Dürers bahnbrechenden graphischen Arbeiten findet sich hier keine Spur.
Der Gebetszyklus auf 26r–88r wird durch sechs Miniaturen unterteilt, die jeweils eine Station aus dem nachfolgenden Abschnitt aufgreifen (Menschwerdung bis 33. Lebensjahr; Palmsonntag bis Verleugnung Petri; Verhöre und Mißhandlungen; Verurteilung und Hinrichtung; Kreuzestod; Erlösung der Menschheit und Jüngstes Gericht). Die anschließenden Mariengebete wurden wenig textspezifisch illustriert. Auch die alttestamentliche Thematik in den Randminiaturen (114r, 118r, 122r, 127r) und in einer historisierten Initiale (122r) bei den Heiligengebeten ist nicht unbedingt einsichtig. Außerhalb eines Leben-Jesu-Zyklus ist eine Darstellung der Versuchung Christi selten anzutreffen (150v), sie nimmt hier direkt Bezug auf den ersten Satz des dazugehörigen Gebetes; außergewöhnlich ist die Idee, Kommuniongebete mit der Mannalese (159v) und der Beköstigung der beiden Eremiten Antonius und Paulus durch einen Raben (160r) auszuschmücken. Offensichtlich handelte es sich bei dem ausführenden Künstler um einen Menschen, der sich weniger von typologischen Mustern als vielmehr von assoziativen Gedanken leiten ließ und so zu Maria Szenen gruppierte, die um Flucht, Zuflucht, Heimgang kreisen, oder zum Seelengebet Situationen, die Menschen in höchster Bedrängnis und Bewährung zeigen. Sollte in der Gregoriusmesse (139v) links außen unter der Orgel der Auftraggeber mit dargestellt worden sein, handelte es sich um einen vornehmen männlichen Laien.
Blau, Grau, Türkis, Rosa, Beige, Grün, Ocker, Braun, Violett, Gelb, Weiß, Rot, Blaugrau, Grauviolett, Rotbraun, Orange, Schwarz, Silber (oxydiert), Pinselgold. Variationsreiche, doch etwas eigentümliche, nicht unbedingt auf Harmonie abzielende Palette; ungewöhnliche Farbkombinationen; häufiger Einsatz von Braun. Subtiler, vielschichtiger Farbauftrag, der an Feinheit nicht zu überbieten ist. Bordüren und Initialen insgesamt etwas heller gehalten. Dünnes Blattgold (auf rotem Bolus) nur für Initialhintergründe.
Taf. IIIa: 126v. Martyrium des hl. Sebastian.
Taf. IIIb: 160r. Textseite mit Buchmalerinitiale, Rankenbordüre mit Bild: Besuch des hl. Antonius Abbas bei Paulus dem Eremiten.