KdiH

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43.1.112. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 29

Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datum der Veröffentlichung: 25.04.2016.

Datierung:

1426−1448. Der erste Teil des Gebetbuchs der Elisabeth Ebran (Ebran I) ist 1426 datiert [Ir], der zweite (Ebran II) 1429 [70r], die Gebete für Herzog Wilhelm III. von Bayern sind 1432 datiert [Iv, 64r, 66v]. Das Gebetbuch München, Cgm 255 (Nr. 43.1.127b.) ist eine 1448 datierte Abschrift und liefert den terminus ante quem.

Lokalisierung:

Indersdorf (Diözese Freising).

Besitzgeschichte:

Augustinerchorherrenstift Indersdorf. Signatur der kurfürstlichen Bibliothek No 192a (vorderer Innenspiegel). Elisabeth erhielt den ersten Teil des Gebetbuches (Ebran I) wohl zur Hochzeit 1426 von ihrem Beichtvater Johannes von Indersdorf. Wahrscheinlich stammen auch die Gebete für Herzog Wilhelm III. von Johannes von Indersdorf, der ebenfalls Beichtvater des Herzogs war. Da sich die meisten Texte aus Indersdorfschen Texten zusammensetzen, liegt es nahe, dass Johannes selbst die Texte des Gebetbuches zusammengestellt hat, da nur er selbst diese Textkombinationen vornehmen konnte (Haage [1968]; Weiske [1993]).

Inhalt: Johannes von Indersdorf, Gebete für Elisabeth Ebran, geb. Gumppenberg, in zwei Teilen (Ebran I [30r−63r, 69r−69v] von 1426 und Ebran II [70r−76v] von 1429), und Herzog Wilhelm III. von Bayern, ebenfalls in zwei Teilen (Teil I: 64r−66v, Teil II: 77r−79r) von 1432
Ir−Iv

Register mit Seitenzahlen und Ordnungsbuchstaben von A−Z, A−X, Inhaltsangabe A: Indem Register vindt man all materÿ ditz püchs... Dÿ nach geschriben materÿ ist alleẅ gemacht vnd gescriben worden einer edeln frawen genant Elizabeth Ebranÿn Nach Christi gepürd MCCCCXXVI Jar. Verweise mittels Blattangaben und Buchstaben

1r−30r

Heinrich von St. Gallen, Passionstraktat

Ruh (1940) S. 1,1−76,8
30r−63r

Johannes von Indersdorf, Erstes Gebetbuch für Elisabeth Ebran von 1426 (sehr zahlreiche Überlieferung, vgl. zum Beispiel Nr. 43.1.118. München, Cgm 105)

30r−32r

Tochter Sion-Traktat, Übertragung der lateinischen Vorstufe von Lamprecht von Regensburgs Fassung Ü: Merck her nach von der Tochter von Sÿon Ü: IN der nach geschriben materj, wo man list ein tachter von Sÿon, oder fraẅ, da pej sol man versten eins ÿedleÿchen menschen sel, vnd pej den Iunckfrawn, sol man versten dÿ tugent dar mit dÿ sel begreyffen mag erkantnüss gen got, vnd gen ir selbs A: Eÿn Töchter von Sÿon, ein wolgeczirteẅ adeleÿcheẅ fraw, klar vnd subtil ...

32v−33v

Gebete vor und nach Empfang der Kommunion A: EWigeẅ weÿschajt herr Jhesu kriste meÿner dürstigen sel speys ..., A: Ihesu kriste du genadenreÿcher schatz meiner sel gemachel, lass heẅt erfüllt werden an mir das tröstleych wort ..., A: Eya du ewigs wort geflossen aus dem herczen deÿnes hÿmlischen vaters, naÿg dich heẅt ..., A: ICh pitt dich her ewiger Got du wellest mich heẅt genädikleÿch erhören ..., 33r A: Ewiger Got herr Jhesu krist schöpfer hÿmels vnd der erden Jch gelaub von ganczem herczen ..., A: In mein hercz senck dein lieb du vrsprunck aller genaden ..., A: O hymlischer Ewiger Got wer pin ich, oder wer hat mir dy gnad erwarben von dir vater in der ewikaÿt ..., A: Eÿa du süzzes hÿmelpröt herr Jhesu kriste, ein Sun gottes des hÿmlischen vaters ..., 33v Ü: Czü got dem hailigen Gaist. A: Mein sel lobt auch got den heyligen geÿst, durch des würchen der heÿlig frönleÿchnam christi gepildet vnd gemacht ist ..., A: O Heyliger Got O starcker Got O vntödleÿcher got O du heyligeẅ Triualtikaÿt ... (alle Haimerl [1952] S. 153, Anm. 946), A: S [Rasur]

34r−36r

Gebetszyklus zum Leben und Leiden Christi: elf Gebete mit zwei Einleitungsgebeten A: O Du mein aller liebster schatz herr Jhesu xpe meÿner armen sel tröst, du spÿegel an alle mackel der götleÿchen mayestat ..., A: O lieber herr Jhesu xpe ich rüff heẅt an dein heyligen namen ..., A: Ich erman dich herr Jhesu xpe deyner heÿligen kindhayt, ich pitt dich durch das erscheÿnen als du erschynen pist deyn heyligen dreÿn künigen ..., 34v A: Ich pitt dich durch deÿnen heÿligen tauf, durch dy anfechtigung des pösen geÿscz in der wüst ..., A: O mein sel erken dich, o mein hercz erheb dich, o all meyn syn seÿt ingedächtig wÿe ir begreÿffen mugt dy erlosung alles menschleÿchs geschlächts ..., A: ICh pitt dich auch vnd erman dich der trawrigen wort vnd des klägleÿchen vrlaubs nemen von dein lieben Jungern ..., 35r A: Ich erman dich auch fürbas lieber herr der grossen pen vnd marter dÿ du geliten hast an der saẅl ..., A: O lieber herr Jhesu xpe nẅn bedenck ich wye du gestanden pist vor pylato mit puntten hendten ..., A: Auch lieber herr Jch erman dich des grössen pittern leydens das du hast gehabt do man dich vor dem krawcz geplözzet deÿner klaÿder ..., 35v A: O du mein aller liebster herr mein parmhercziger vater lass deÿn herts sterben an mir nit verlören werden ..., A: BEsunder beger ich du aller welt erlöser herr Jhesu krist, durch das herczen laÿd deÿner lieben mter vnd ander menschen dy pej deÿnem endt beliben ..., A: O du reÿcher prunn der parmherczikajt Du milter schatz aller gnaden, bedenck ich deÿn lobsameẅ fröleÿcheẅ vrstend ..., 36r A: Auch lieber herr lob ich deÿn wirdigeẅ auffart vnd pitt dich, du wellest v̈ber mich deÿn heÿligen segen geben ...

36r

Gebet zum Hl. Geist A: HEÿliger geyst du parmhercziger got küm zẅ meyner sel mit deyner hajlsamer ler vnd weÿs mich den weg der gerechtikaÿt ...

36v−44v

17-teiliger Gebetszyklus zum Leben und Leiden Christi

36v

Miniatur: Geburt A: O reycher milter Got in der ewikayt O ewigew lieb der Götleychen parmherczikayt dy vns armen schuldigen menschen hye auf erd erschynen ist, an dem heyligen weychennachten tag ...

37r

Miniatur: Einzug in Jerusalem. A: O Herr Jhesu xpe du hymlischer kayser, du künig aller eren gewaltig in hÿmel vnd auf erden ...

37v

Miniatur: Abendmahl. A: O Herr Jhesu kriste aller welt tröst, schöpfer hymels vnd der erden Jch deÿn armeẅ creatur bedenk deÿn grösse lieb vnd mynn dÿ du erzaÿgt hast nẅ zẅ dem lesten an dem heyligen abent essen ...

38r

Miniatur: Gebet am Ölberg. A: O Du prun der parmherczikaÿt herr Jhesu kriste, deÿn grösse pittreẅ angst bedenck ich dÿ du gehabt hast an dem heÿligen ölperg ...

38v

Miniatur: Gefangennahme. A: O Du ewiger Got herr Jhesu kriste, deÿn ellendeẅ fancknüss ich in mich gepild, dÿ geschechen ist ze metten zeÿt ...

39r

Miniatur: Christus vor Pilatus. A: O Herr Jhesu xpe du schatz aller weÿschaÿt, ze preÿm zeÿt pistu warer richter gefürt worden ...

39v

Miniatur: Geißelung. A: O Lieber herr O parmhercziger Got Jhesu xpe Jch bedenck deÿn grösse vnschuld, deÿn gröss leÿden, das du ze tercz zeÿt von herodes gefurt wardest ...

40r

A: O du schein dez Ewigen liechtz, wie pist du so gar vngestalt O du spiegel der götlichen maiestat wie pistu so ser vermagkelt O du Ewiger trost aller betrübten menschen wie gar pistu verlassen vnd gesetzt in angkscht vnd in der menschen spot

Miniatur: Dornenkrönung. A: O du meÿn Got herr Jhesu xpe, von Tercz zeÿt pis auf sechst hastu geliten groß leÿden besunder nach der gaÿslung ward dir an gelegt ein purpur gewant ...

40v

Miniatur: Kreuztragung. A: O Lieber herr Jhesu xpe nach der vrtaÿl dÿ pÿlatus v̈ber dich gab, vnd nach vil grösser smäch dÿ dir darnach ward erczayg̈t von den Juden hastu tragen den galgen des heÿligen kraẃcz, ein swäre purd mit grösser kranckaÿt deÿner menschaÿt, vnd also zẅ Sext czeÿt pistu enplöst worden ...

41r

Miniatur: Kreuzigung. A: O Heÿliger geÿst parmhercziger Got, küm in meÿn hercz mit deÿnen gnaden vnd mach ÿm ze wissen den vnschuldigen töd Jhesu Cristi ...

41v

Miniatur: Kreuzabnahme. A: O lieber herr Jhesu Criste des waren lebentigen gots Sun in der ewikaÿt, von non zeÿt ist deÿn heÿliger czarter leÿchnam gehangen ellendleÿch an dem heÿligen kreẅcz ...

42r

Miniatur: Grablegung. A: O reÿcher milter prunn der parmherczikaÿt meÿn Got herr Jhesu Kriste, nach vesper czeÿt ward deÿn heÿliger leÿchnam tragen zẅ dem grab ...

42v

Miniatur: Auferstehung. A: O Herr Jhesu kriste du vrstend vnd leben aller menschen du starcker leo von Juda Jch lob dich ymmer vnd ewikleÿch ...

43r

Miniatur: Noli me tangere. A: O Herr Jhesu kriste du tröst der betrübten vnd besunder der menschen dÿ dich an rüffen in irem herczen laÿd ...

43v

Miniatur: Himmelfahrt. A: O Du künig der ewigen Glori vnd ein herr der tugent Jch bedenck auch deÿner geweltigen auffart ...

44r

Miniatur: Pfingsten. A: O du heÿliger geÿst, du hochwirdiger troster der armen sel, du meÿn Got Jch bedenck deÿn grösseẅ lieb ...

44v

Miniatur: Jüngstes Gericht. A: O Du strengs gericht Gots O du gotleychew gerechtikait O ernstleÿcher Richter herr Jehsu xoe Ich bedenck mit einem erschrocken herczen deÿn zẅ kunft des Jungsten gerichts ...

45r−45v

Drei Gebete zum gekreuzigten Christus A: DEr hÿmlisch künig vnser Herr Jhesus kristus der hÿeng an dem kraẅtz allayn ... (Rathofer [1987] S. 237), A: O Herr Jhesu kriste verleÿch mir sündigem vnd vnwirdigem menschen söleÿche genad, das ich dich allaÿn lÿeb hab ..., A: Herr Almechtiger Got Jch armer mensch stee vor dir als aÿner der vil schuldig ist vor aÿnem gewaltigen Richter, vnd pitt dich ... (Haimerl [1952] S. 154, Anm. 952; das letzte Rathofer [1987] S. 227)

45v−47r

Gebete von göttlicher Liebe A: UNser lieber herr der begert an vil steten der heyligen geschrift das wir ÿn lieb haben Jndem püch devtronomÿ an dem x Capitel, nach dem als Got den kindern von Jsrahel vil güts het getan, redt Got also Nẅ merck Jsrahel was Got dein herr von dir begert ...

darin 46r−46v ›Staffel göttlicher Lieb‹, auch in Nr. 43.1.118., 181r–182r und Nr. 43.1.128., 313v–315v)

47r−48r

Von den 15 Zeichen vor dem Jüngsten Tag A: Von den czaÿchen dy vor dem Jungsten tag süllen beschechen schreÿbt Matheus, vnd Lucas, yegleÿcher in seÿnem Ewangelÿ ...

48r

Bernhard von Clairvaux, Zwölf Hindernisse für ein geistliches Leben? Ü: Daz sullen merken dÿ Gaÿstlichen menschen A: Nach der ler Sand Bernnhart sind czweliff ding dÿ den gaÿstlichen menschen irrent an einem lawterm leben ...

48v−49r

Mariengebete (nach Haage [1968 S. 51] in der Übersetzung J. von Indersdorfs): ›Magnificat‹, deutsch, ›Salve regina‹, deutsch, mit Ablass von Papst Johannes XXII., Nachtrag: ›Nunc dimittis‹, deutsch, ›Ave regina celorum‹, deutsch, ›Ave beatissima‹, deutsch, ›Ave ancilla trinitatis‹, deutsch (vgl. Rathofer [1987] S. 228)

49v−50r

Lobpreis Mariens, in dem sie mit sieben Edelsteinen verglichen wird A: MAria du geweltigeẅ künigÿnn der hÿmel, du heÿligeẅ kaÿsrynn der Engel, du widerpringerynn der sünder .... (Haimerl [1952] S. 154, Anm. 953; Rathofer [1987] S. 234f.)

50r−51r

Zehn irdische Freuden Mariens (Erwählung, Lebensführung, Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi, Anbetung der hl. Drei Könige, Ostern, Himmelfahrt Christi, Pfingsten, Freuden Mariens im Himmel) Ü: Vnser lieben frawen frewd A: ICh erman dich O du höchgelobteẅ Junckfraẅ Maria der grössen wird vnd er, dÿ dich Got der Vater in ewikaÿt so mächtikleÿch an gelegt hat ... (auch in Nr. 43.1.60., 13r–23r, Haimerl [1952] S. 154, Anm. 954; Hilg [1981] S. 428, Nr. 71)

51r−52v

Von den Schmerzen Mariens Ü: Dar nach merck schön ermanung von vns lieben frawen hertzen layd 51v A: O Maria du heÿligeẅ Junckfraẅ, ain krön der keẅsch, du wirdigeẅ müter Gots Ich ellends kind Eue rüff dich an ... (Haimerl [1952] S. 154, Anm. 955; Hilg [1981] S. 431, Nr. 81)

52v−53r

Anrufung Mariens A: O Maria du hÿmel künigÿn du müter Gots, du auserwelteẅ Junckfraẅ maria, du gewaltigeẅ fraẅ in hÿmel vnd auf erd Erhör mich sündigen menschen in meÿnem gepet ... (Haimerl [1952] S. 154, Anm. 956)

53r−53v

Zwei Gebete zu Johannes d. Ev. A: IOhannes du hÿmlischer adlär du besunder freẅndt Gots, du auserwelter Junger kristi ..., A: O heyliger herr Sand Johanns du kantzlär kristi ... (Haimerl [1952] S. 154, Anm. 957)

53v

Gebet zu Maria Magdalena A: Maria Magdalena du liebhaberynn kristi, Du spÿegel der parmherczikaÿt Gots, Du verkünderynn der fröleÿchen vrstend ... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 958)

53v−54r

Zwei Gebete zum hl. Geist A: CHum heÿliger Geÿst erfüll dÿ hercz deÿner gelaẅbigen ... (Rathofer [1987] S. 229), 54r A: Ich pitt dich herr Jhesu kriste du tröst meÿner sel, das mir gesendt werd der geÿst der warhaÿt ... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 959)

54r−55v

Gebet zur hl. Dreifaltigkeit A: Eÿa parmhercziger Got, du ewigeẅ weÿshaÿt, du tröst aller betrübten menschen mein Got ... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 960)

55v−56r

Gebete für Lebende und Verstorbene A: O du parmhercziger Ewiger Got Erhör meÿn arms gepet vnd pis genädig den menschen dÿ ich han in meyner gedächtnüss ..., A: O lieber her ich pitt dich auch für all betrübt laÿdig menschen ..., A: Ich pitt dich für all gefangen menschen (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 961 und 962), 56r A: O du reÿcher prunn der parmherczikaÿt taÿl mit deÿn väterleÿchew lieb allen gelaẅbigen selen ... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 962)

56v

Federzeichnung: Veronika breitet mit Hilfe zweier Engel das Schweißtuch mit dem Antlitz Christi aus

56v

Drei Gebete zum Antlitz Christi A: Salue vultus domini ÿmago beata ... (Weiske [1993] S. 140; Haimerl [1952] S. 155, Anm. 963), A: O lieber herr Jhesu xpe du pist beschawen allew ding mit deÿnem heÿligen schön anplick... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 963), A: Pis grüßt du anplick kristi, behütt vns vor dem traẅrigen töd ... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 963)

57r

Vom Nutzen der Messe A: Den nütz vnd dÿ gnad enpfächt der priester als her nach geschriben stet vnd auch all menschen dÿ mit fleÿzz vnd andacht hören das ampt der heÿligen mess ...

Über die Tilgung lässlicher Sünden A: Czẅ dem ersten als oft der mensch seẅst von herczen in rew seÿns herczen v̈ber all seyn sündt Jtem Als oft er verpringt ein güt werch in götleÿcher lÿeb an ÿm selber oder an seÿnem nächsten ...

57v

Anleitung zum rechten Beten A: Er sol sprechen gantzeẅ wort Er sol auf merckig seÿn mit dem gemüt ..., Fünf Zeichen eines demütigen Menschen A: Das erst, welcher mensch lieb vnd gemaÿnschaft hat mit andern dÿemütigen menschen, das ander, wenn der mensch dÿemütigeẅ werch willikleÿch verpringt ..., Empfehlungen an eine schöne Frau und einen Hauswirt A: Johannes Crisostomus spricht Ob ein fraẅ sich auf macht den mannen ze geuallen ..., A: Augustinus redt also zẅ einem Grauen, für alleẅ dÿe du hast in deÿnem haẅs bis fleÿzzig sÿ cze behütten ...

57v−58r

Von der Trübsal Ü: Augustinus redt also von trübsail A: Got ist also güt vnd gerecht, verhenget er nit v̈ber vns trübsal vnd pitterkaÿt in diser welt, so vergässen wir seyn gantz vnd gar ...

58r−60v

Vom bußfertigen Leben (Kirchenvätersprüche und Merksätze) A: Sand Johanns mit dem gulden mund redt also von eÿnem püzwärtigen leben ...

61r−62v

Beichtanleitung Ü: Die nach geschriben keren czü der peÿcht A: Das erst, das der mensch hab ein vor bedencken vnd betrachten aller sündt ... 61v A: Welcher mensch sich wol well peÿchtigen, der hab an Jm als oben geschriben stet ..., 62r A: Vergessen sündt ze peÿchtigen sol der mensch seÿn fleÿs tún ..., 62v A: Czw welcher zeyt, An welcher stat, ẃýe oft, mit welcher person ...

62v−63r

Kirchenväterzitate zum Leiden Christi Ü: Sant Bernhart spricht also von dem leyden xpi A: Ach herr Got du áýnigs güt aller welt erlösung ...

63r

Goldene Kette St. Bernhards A: Sand Bernnhard spricht Wer czẅ der höchstenn weÿshaÿt well chömen, der fliech dÿ welt ... (Laut Register nicht von Johannes von Indersdorf han ich nit gemacht)

64r−66v

Johannes von Indersdorf, Gebete für Herzog Wilhelm III. von Bayern von 1432 (Teil I). Weitere, nicht bei Haage (1968) aufgeführte Überlieferung: München, Bayerisches Nationalmuseum, cod. 3597; München, Bayerische Staatsbibliothek, Rar. 787, 1r Ü: Nac (!) crist gepurd m°cccc32 Jar sind gemacht vnd gescriben dy geped dem hochgeporn fursten hertzog Wilhalm ÿn Bayren etc.

64r

Gebet zum hl. Geist A: UEni sancte spiritus etc. Chum heÿliger geÿst du parmhercziger Got zü meiner sel ... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 964; München, BSB, Rar. 787, 1r−1v)

64r−64v

Drei Gebete zur Hl. Dreifaltigkeit A: O Sancta Trinitas, O vera et inseparabilis vnitas etc. O Du heÿligeẅ driualtichaÿt o wareẅ aÿnikaÿt ..., A: O Rex regum etc. O herr mein got, ein küng ob allen küngen, vnd ein gewaltiger fürst in hÿmel ..., 64v A: Sancte deus Sancte fortis Sancte et Imortalis deus etc. O heÿliger got O starcker got O vntödlicher got ... (Haimerl [1952] S. 155, Anm. 965; München, BSB, Rar. 787, 1v−3r)

64v−65r

Je ein Gebet zu Gottvater, Sohn, Hl. Geist und Dreifaltigkeit A: O pater celestis etc. O hÿmlischer vater in der ewigkaÿt, dw parmhercziger got, ich lob dich mit ganczer begir meines herczen ..., A: Ihesu xpe fili dei viui mundi redemptor etc. O herr ihu xpe des warenn lebenntigenn Gotz Sun. vnd aller welt erlöser ... (München, BSB, Rar. 787, 3r−3v), 65r A: Spiritus sancte deus etc. O heÿliger geÿst vnd ewiger got, tröster aller betrübtenn herczenn ..., A: O Sancta trinitas O heÿligeẅ Driualtikaÿt warer ewiger Got, du höstz güt ... (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 966−969; München, BSB, Rar. 787, 3r−3v)

65r−66r

Drei Gebete zu Christus A: O Herr almächtiger Got, parmhercziger hÿmlischer vater, lazz erscheÿnen in mein hercz das liecht der parmherczikaÿt vnd der gerechtikaÿt ..., 65v A: HErr ihesu xpe almächtiger ewiger Got taÿl mir mit dein heÿligs grozz verdienen ..., 66r A: Domine ihesu xpe mundi creator et redemptor etc. O Herr ihu xpe du ewiger parmhercziger Got, Aller welt schöpfer, vnd des menschlichen geschlächcz erlöser ... (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 970; Rathofer [1987] S. 230f.)

66r−66v

Mariengebet A: O werdeẅ junkfraẅ maria, o du hÿmelkünigin, du czier aller Engel erparm dich v̈ber dein armen dÿener, ich han laÿder offt gesündt ... (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 971; Rathofer [1987] S. 231f.)

66v

Ü: Dÿ obgeschriben pet sind gemacht worden vnd geschriben dem hochgeporen fürsten herczog Wilhalm ze Baÿren nach zal der gepurd Cristi vierzechen hundert jar vnd in dem zwaÿ vnd dreÿzzigistem jar A: WEr dy obgeschriben pett andächtiger vnd kluger haben well, der leg von ÿm die purd der sündt, vnd raÿnig seÿn gewizzen mach sich müzzig von aufwendiger sach ... [Text bricht ab, Bl. 67 und 68 fehlen]

69r−69v

Johannes von Indersdorf, Erstes Gebetbuch für Elisabeth Ebran von 1426 (Fortsetzung): Seelengebete A: O heyligeẅ driualtichayt du aÿnigs wesen ewiger Got, erparm dich v̈ber all gelaubig sel ..., A: SEyt grüst all ellend gelaubig sel, habt rẅ in dem frid ihu xpi ..., A: O Heyliger Got, o starcker Got, o vntödleÿcher Got herr ihu xpe, erparm dich v̈ber all gelaubig sel durch deÿnen heÿligen namen ..., A: O Du reÿcher prunn der parmherczichaÿt taÿl mit deÿn väterleÿcheẅ lieb allen gelaubigen selen ..., 69v A: EWiger vnd Almächtiger Got erparm dich v̈ber all ellend gelaubig sel, dÿ hÿe auf erd nÿemant haben ..., Ü: Es spricht Sand Gregörig, Mit söleÿchen treẅn als wir hÿe in diser czeÿt cze hilf chömen den gelaubigen selen ... (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 972)

70r−76v

Johannes von Indersdorf, Zweites Gebetbuch für Elisabeth Ebran von 1429

70r−75r

Heilsame Arznei der Seele Ü: Ein hailsammew ertzneÿ der sel, vnd ist gemacht worden ainer edlen ffrawen, Do man czalt nach Cristus gepürd m° cccc° xxix i A: Ein trewer arczt der eynem sýechen menschen ertzney geben hat, der begert alczeyt das seÿn mü, seyn arbaÿt, seýn kunst nit eýtel werd an dem krancken ...

75v−75ar

Absage an die falsche Welt A: Eya falschew welt was ist dein freẅd, dein czier, vnd allew chürczẅeyl dÿ ich han gesehen peÿ dir, Es ist alles verswunden vnd vergangen als ein schlag in ein wasser ...

76r−76v

Herzklosterallegorie Ü: Daz süllen mercken dÿe gaÿstlichen menschen vnd auch dÿ weltlichen dÿ mit sampt den gaistlichen begern cze besitzen daz ewig leben etc. A: Eyn fridsam hercz ist ayn geystleÿch chlöster, dar ynn Got selbs der prelat ist ... (Laut Register nicht von Johannes von Indersdorf dez han ich nit gemacht)

77r−79r

Johannes von Indersdorf, Gebete für Herzog Wilhelm III. von Bayern von 1432 (Teil II): Acht Gebete zum Leben und Leiden Christi Ü: Dÿ geped sind auch gemacht hertzog Wilhalm etc. Das sind gepet z vnserm lieben herren Jhesu Crist Jn dem ersten ist begriffen dy zü chunft alz Got mensch ist worden Sein heyligew chindhaÿt Sein smercz in der vmbsneÿdung seiner menschaÿt Dÿ erschinung der heÿligen dreÿ künig Auch alz er geopfert ist in den Templ an dem liecht mezz tag vnd sein ellend in Egipten landt mit Marie seiner lieben múter A: Domine ihu xpe dei patris sapiencia eterna etc. O Herr ihu xpe, du ewigeẅ weÿshaÿt deÿnes himlischen vaters, du chüng der eren ..., A: HErr ihu xpe, du höchscz güt, du schöppfer aller creatur, du pist gehorsam gewesen, durch meÿnen willen ..., 77v A: O Herr Ewiger got, Ihu xpe, ich bedenck dein strengs wesen hÿe auf erd, vnd bitt dich durch dein heÿligew vasten ..., A: O Almächtiger ewiger Got herr ihu criste, meiner sel tröst chüm mit deÿnen gnaden mir ze hilf, daz ich deiner grözzer marter ..., 78r A: O heijliger Ewiger got herr ihu Crist Jch bedenck den ellenden außgang, als du mein got trawriger mit betreẅbter sel gangen pist an den Ölperg ..., 78v A: O Reÿcher schacz aller tugent, O genadenreÿcheẅ czier der Engel ..., A: O Hÿmlischer parmhercziger Got in der ewikaÿt herr mein got ihu criste, du gütiger vater wie gar willichleÿch hast du dich geben in den tod ..., 79r A: O gewaltiger schöpfer hÿmels vnd der erden O du chünig der eren vnd der ewigen Glori ... (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 973−976; Stammler [1965] S. 29−31; Rathofer [1987] S. 232f., 236) Ü: Dÿ obgeschriben gepett sind nach dem aller kürczesten gemacht von dem leÿden vnd würcken vnßs herren, dar ÿnn verporgen ligt der schatz aller gnaden vnd tugent...

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, I + 78 Blätter + II (+ Bl. 75a: zehnzeiliger eingebundener Pergamentstreifen; Vor- und Nachsatzblätter aus Papier: 1*, 80*, 81*, zeitgenössische Foliierung [I], [j]–lxvj, lxix–lxxix), 260 × 180 mm (Bl. 1–39 beschnitten), Bastarda mit wenigen Anteilen Kursive, vier Hände: I: Ir−7v, II: 8r−63r, 69r−76v, III: 64r−66v, 77r−79r, IV: Ir, Iv, 7v, 35v (Korrekturen, Nachträge), eventuell eine der Hände Johannes von Indersdorf?, einspaltig, 35–41 Zeilen, zwei- bis fünfzeilige rote und blaue Lombarden, größere gelegentlich mit ausgespartem Ornament und Spuren von Fleuronné (32v, 34r, 51v, 52v, 55v), Rubriken.

Häufig am Rand Marginalien und Stellenbelege oder Kommentare (z. B. merk das du lieber mensch ...) in Rot, Korrekturen in Schwarz.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

17 Miniaturen (36v−44v), eine kolorierte Federzeichnung (56v) auf einem angeklebten Stück Papier. Zwei Miniaturisten.

Format und Anordnung:

Die querformatigen Bilder sind halbseitig oberhalb des jeweils zugehörigen Gebetes angeordnet. Auf 38r, 38v, 39r, 39v, 41v ist aufgrund von Überschreibungen ersichtlich, dass man mit den Miniaturen begonnen und im Anschluss erst den Text hinzugefügt hat. Die beiden Bilder von Blatt 37 wurden nachträglich aufgeklebt und an den Ecken festgenäht (das Blatt überschneidet den Text auf 37v). Der perspektivische Bilderrahmen ist entweder vierseitig (36v–38r, 40v, 42r) oder dreiseitig (38v, 39r, 39v, 40r, 41r, 41v, 42v, 43r) angelegt. Der Münchner Cgm 255 (Nr. 43.1.127b.) ist eine Abschrift des Konrad von Egloffstein, in der auf gleiche Weise Platz für die Miniaturen frei gelassen worden ist.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Mehrzahl der qualitätvollen Miniaturen blieb unvollendet. Gänzlich fertiggestellt sind nur zwei (38r, 39v). Der Rahmen und ein Teil der Figuren blieben bei acht Miniaturen unvollendet (36v, 37r, 38v, 39r, 41r, 41v, 42r, 42v). Sämtliche Figuren blieben bei sechs weiteren als Vorzeichnung stehen, lediglich der Bildgrund wurde ausgemalt (40r, 40v, 43r, 43v, 44r, 44v). Ein Bild wurde als reine Vorzeichnung belassen (37v). Offenbar arbeitete der Maler lagenweise: die erste bebilderte Lage ist am weitesten fortgeschritten in der Ausführung. Dort sind alle Bilder, mit Ausnahme der Zufügung Bl. 37, ganz oder teilweise fertiggestellt. Die zweite bebilderte Lage Bl. 40–45 dagegen enthält zwar die Bildhintergründe, aber noch keine fertigen Figuren. Wobei auf Bl. 41 und 42 die unterste braune aquarellartige Farbschicht der Gewänder und Inkarnate bei fünf und eine erste dünne Schicht Türkis und Rosa bei je einer Person bereits angelegt sind (zur Arbeitsweise siehe Suckale [2012] S. 148f.). Eine ungeübte, dilettantische Hand hat in einigen Gesichtern die Vorzeichnung mit schwarzer Feder nachgezogen und dadurch Augen und Münder betont. Die mit Silberstift nachgezogenen Details der antikisierenden Rüstungen sind wohl eher einem Arbeitsschritt des Malers zuzuordnen.

Auf allen Bildern (außer 37v) ist der Hintergrund geometrisch in Blau, Grün oder Rot gemustert worden. Auch alle Goldnimben und andere goldene Gegenstände wie die Kelche sind bereits aufgetragen. Durchgängig sind sämtliche mehrfigurigen Szenen horizontal aufgebaut und die Bildflächen sind mit den Personen gleichmäßig bestückt worden. Dies ist beispielsweise schön zu sehen an den letzten drei Miniaturen Himmelfahrt, Pfingsten und Jüngstes Gericht mit jeweils sechs Jüngern zu beiden Seiten Mariens bzw. Jesus. Die Ausgewogenheit der Komposition war dem Maler ein Anliegen, so ließ er bei der Dornenkrönung zwei der Folterknechte neben Jesus stehen und zwei neben ihm knien. Die Hintergründe wie Wiesen oder Innenräume sind unterschiedlich aufwendig gehalten. Der Boden besteht aus einem hellgrünen nicht näher definierten Untergrund, gleichsam in Innen- wie in Außenräumen. Auf einigen Seiten (36v, 38r, 38v, 42r, 42v, 43r, 43v, 44r) ist der Rasen mit dem Pinsel getupft und gelegentlich mit kleinen weißen Blümchen bewachsen. Zum Hintergrund hin wird der Rasen dunkler. Auch die Bäume, oftmals in Miniaturformat gemalt, werden stilisiert getupft. Spielt die Szene im Innenraum, werden kaum Angaben zur Szenerie gemacht.

Die Miniaturen sind durchwegs sorgfältig angelegt und gestaltet. Der Maler führt die Vorzeichnungen zwar skizzenhaft schnell, aber sicher mit leichtem Strich lediglich andeutend aus. Die Gesichter sind fein geschnitten, ähneln sich teilweise jedoch bis in die Details. Nur die Umrisse von Bärten oder Frisuren und die wesentlichen Falten werden vorgegeben. Auch in der Vorzeichnung wird der lineare Aufbau der leicht gedrungenen Personen deutlich, unterstützt durch die langen Röhrenfalten, die mit dunkel abgetönten und weiß gehöhten Bereichen kunstvoll geschaffen sind. Bemerkenswert ist die Wiedergabe von Emotionen nicht nur durch die Stellung der Augenbrauen, sondern auch durch feinste Schattierungen des Inkarnates. Die Erzählweise wirkt durchaus lebendig, z. B. wie Petrus Malchus das Ohr abschlägt, auch wenn dagegen die Reaktion der anderen Soldaten verhalten ausfällt.

Fertiggestellt ist die Darstellung des Gebetes am Ölberg (38r). Christus kniet mit vor der Brust gefalteten Händen in der Bildmitte und blickt zum Kelch, der ihm auf einem Berg in der rechten Bildhälfte erscheint. Am Fuße des Berges schlummern drei hockende und sitzende Jünger. Von links nähern sich die Häscher, angeführt von Judas mit dem Geldsäckchen in der Hand, bleiben aber im Dunkeln, während die restliche Szene hell ausgeleuchtet ist. Gelegen ist der Ölberg in einem umzäunten Garten mit Bäumen. Derselbe Garten mit ähnlich abgeknickten Bäumchen dient auch der Auferstehung (41v) und der Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena (43r). Die Ausarbeitung des Gewandes von Judas ist kunstvoll gestaltet in Dunkelbraun und goldenen Lichtreflexen. Möhring (1997, S. 201) weist auf die Verwandtschaft gerade dieser Miniatur mit der Tegernseer Tabula magna von Gabriel Angler hin (Tafel in München, Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. 7573a). Das zweite fertiggestellte Bild ist das der Geißelung (39v). Auch hier zeigt die Darstellung Christus beinahe mittig im Zentrum, festgebunden an die Martersäule. Zwei Soldaten schlagen ihn mit grünen Ruten, so dass das Blut in Tropfen zu Boden fällt. Bekleidet ist Christus lediglich mit einem sehr zart gemalten durchsichtigen Tuch. Das Gesicht des linken Schergen ist mit Absicht stark verwischt worden zur Unkenntlichkeit. Ebenso das Gesicht des Pilatus (39r). Das letzte Bild, bei dem die Personen zumindest teilweise ausgemalt sind, ist die Darstellung des Judaskusses (38v). Fertig sind hier nur das Gesicht und die Gewänder von Petrus und Judas und Teile der grün schillernden Rüstungen. Die anderen Kleidungsstücke, sofern überhaupt begonnen, und Inkarnate sind mit einer dünnen Farbschicht belassen worden. Die horizontale Ausrichtung der fünf stehenden Soldaten, Christus, Petrus und Judas wird nur durch den knieenden Malchus durchbrochen. Eine sehr zarte, durch die späteren Einzeichnungen stark verfälschte Darstellung ist die Geburtsszene (36v). Zwei Szenen treten hier als Simultandarstellung in ein Bild. Zwei Drittel nimmt die Anbetungsszene ein, das rechte Drittel die Verkündigung an die Hirten. Die Anbetung spielt sich unter einem Stalldach ab, unter dem das Jesuskind auf dem Boden liegt und in dessen Hintergrund Josef am Boden kauert. Perspektivisch verkleinert sieht man im rechten Bilddrittel einen Hirten, der der Verkündigung eines Engels mit an das Ohr gelegter Hand lauscht. Er befindet sich in einer bewachsenen Landschaft, in der er seine Schafe weiden lässt. Dieses Bild ist von der Szenerie her mit Vegetation, Felsen und Schafen sehr detailreich. Der Maler hält den Hirten samt Inkarnat in einem dunklen Braun, und unterstreicht damit und der kleinen Proportion des Hirten die perspektivische Wahrnehmung des weit Entfernten. Maria trägt ein sehr feines Gewand, das mit blauem Buntstift später gefärbt worden ist. Die Miniaturen auf Bl. 37 sind auf einem zusätzlichen Pergamentblatt angeklebt und mit zwei Stichen auf dem schmalen überlappenden Streifen festgenäht. Diese sind die einzigen Miniaturen, die die oberste Textzeile leicht überschneiden und somit erst nach dem Text hinzugefügt worden sind. 37r ist bereits teilweise ausgemalt, während die Versoseite bei der Vorzeichnung geblieben ist. Dieses Blatt wurde offenbar von einem anderen Maler gefertigt als die restlichen Miniaturen. Die Gesichter und Gewänder sind hier mit schwarzer Feder kräftiger und detailreicher vorgezeichnet als in den anderen Miniaturen. Auch die Gesichtsform unterscheidet sich: die Köpfe sind leicht gestaucht mit herabgezogenen Mundwinkeln. Die Ausführung durch verschiedene Hände lässt sich zudem am Goldauftrag der Nimben deutlich erkennen. Auch dieser Maler schafft bei den beiden Jesus folgenden Aposteln gerade fallende Röhrenfalten. Die Farbigkeit der Miniatur Einzug in Jerusalem (37r) ist kräftig und es fallen vor allem die bonbonrosa Häuser der plastisch durch eine mit Zinnen bewehrte Stadtmauer und Giebelhäuser angelegten Stadtansicht heraus.

Auf 56v befindet sich eine einfache Zeichnung einer anderen Hand ohne künstlerischen Anspruch mit der heiligen Veronika und dem ausgebreitetem Tuch mit dem Antlitz Christi. Das Tuch wird rechts und links von je einem Engel gehalten. Der Pergamentstreifen ist zwar angestückt, aber von Anfang an dort gewesen, da sowohl die Zeichnung als auch der Text darunter den Pergamentstreifen überschneiden. Diese Zeichnung ist mit Buntstift koloriert in Hellgrün, Gelb und Rot.

Bildthemen:

Im ersten Teil des Gebetbuchs für Elisabeth Ebran befindet sich auf 36v–44v ein 17-teiliger Bildzyklus. Die erste Szene ist die Geburt Christi, die gefolgt wird von der Passion Christi in 12 Bildern (vom Einzug in Jerusalem bis zur Grablegung), anschließend folgen mit Auferstehung, Noli me tangere, Himmelfahrt, Pfingsten und Jüngstem Gericht die wichtigsten heilsgeschichtlichen Tatsachen. Die Gebete stehen direkt unter den entsprechenden Bildern, Bild und Text beziehen sich unmittelbar aufeinander.

Das Kerngeschehen der Passion vom Judaskuss bis zur Grablegung wird den Tagzeiten Matutin bis Komplet (ohne Laudes) zugeordnet. Für das Bild der Dornenkrönung wird dabei eine zusätzliche Zeitspanne von Terz bis Sext eingefügt, die Kreuzabnahme umfasst die Tagzeiten Non und Vesper. Der Text zur Dornenkrönung spricht von mehreren Leidensstationen bis einschließlich der Vorführung vor dem Volk und der Verspottung. Das Bild steht hier somit sinnbildlich für die gesamten Leiden Christi. Die zusammengefasste Umsetzung mehrerer Textstellen in einem Stellvertreter-Bild findet sich häufiger: z. B. erzählt auch der Text der Kreuzigung die Szene der nicht dargestellten Kreuzannagelung mit und die mehrmaligen Vorführungen Jesu werden exemplarisch in nur einem Bild dargestellt. Die Passion wird dadurch in sehr konzentrierter Form wiedergegeben. Genauso wenig wie alle Angaben der Texte in den Bildern erscheinen, erscheinen zahlreiche Details der Bilder nicht zwangsläufig im Text. Die Kreuztragung beispielsweise zeigt deutlich Simon von Kyrene, der Text schweigt zu dessen Hilfeleistung jedoch. Das Gebet am Ölberg verliert kein Wort über das Ohrabschlagen, das im Bild jedoch dargestellt wird. Bei jedem Bild und Text lassen sich derartige Diskrepanzen finden. Beide Medien ergänzen sich zwar jeweils inhaltlich zu einem ausführlichen Ganzen, korrespondieren aber nicht miteinander. Offenbar handelt sich um zwei Zyklen: einerseits ein Bildzyklus mit bekannten Motiven, wie sie in Gebets- und Stundenbüchern häufig vorkommen, und andererseits der Gebetszyklus, der unabhängig von den dargestellten Einzelheiten der Bilder seinen Text liefert. Dass die Bilder schon vor den Texten vorhanden waren (wie Überschreibungen der Bildränder durch den Text zeigen), zeigt, dass der Verfasser der Texte nicht darauf abzielte, die Bilder mit Gebeten zu kommentieren, sondern eine Unabhängigkeit der beiden Darstellungsformen annahm. Im Register wird eigens auf die Miniaturen verwiesen ohne den Bezug zum vorliegenden Text zu betonen: Item peÿ dem gemäl merck haÿlsameẅ geped genomen auz der geschrift zẅ vnserm lieben herren Jhu Crist vnd wye er gemartert seÿ zü den siben czeyten.

Außerhalb des Zyklus befindet sich auf 56v ein Veronikabild passend zum Gebet an das heilige Antlitz. Der lateinische Text des ›Salve sancta facies‹ ist über die Zeichnung geschrieben, darunter befinden sich zwei deutsche Gebete an den hailigen anplick.

Das Ebran-Gebetbuch ist häufig, oft auch nur in Auszügen, abgeschrieben worden (vgl. z. B. Nr. 43.1.6. (Augsburg, UB, Cod. I.3.8°10), Nr. 43.1.118. (München, Cgm 105), Nr. 43.1.128. (München, Cgm 4484), Nr. 43.1.145a. (Nürnberg, GNM, Hs. 1735). Haage (1968, S. 530–538) liefert eine Liste aller ihm bekannten 99 Textübernahmen. Dazu kommen etliche weitere in der unten angegebenen Literatur.

Farben:

Deckfarben in blau, hellgrün, dunkelgrün, ocker, orange, hellrot, dunkelrot, gold, lila und rosa, hellbraun, rosa, türkis, lila, Buntstift in hellblau, rot, gelb, grün, hellbraun.

Literatur:

Catalogus deutscher Manuscripte (vor 1802); Schmeller (1866) S. 12; Petzet (1920) S. 48−52. – Kugler (1834) S. 170, Nr. 53; Haimerl (1952) S. 47, 152−157; Haage (1968) S. 49−106, 530–538; Hilg (1981) S. 67, 428, 431; Ochsenbein (1982b) S. 342, 344, Anm. 5, 8−11; Rathofer (1987) S. 105–107, 225–237; Ochsenbein (1989b) S. 589; Weiske (1993) S. 113−168; Möhring (1997) S. 201, Taf. 70f.; Die Karlsruher Passion (1996) S. 232f., Nr. 55; Klein (1998a) S. 138f.,143, 147ff.; Das Augustinerchorherrenstift Indersdorf (2000) S. 136f.; Haberkern (2000); Die Ottheinrich-Bibel (2002) S. 77, Abb. 41; Herz (2002) S. 135f., 321f.; Schmidt (2003) S. 269, 284f., 296–299, 322; Smith (2003) S. 117, Abb. 56, S. 114 Anm. 147; Oliver (2007) S. 105, 169, 284 (Nr. 21), 301 (Nr. 36), Abb. 62, 99; Lüdke (2008) S. 78, Abb. 52; Griese (2011) S. 131; Suckale (2012) S. 149, Abb. 63; Janz-Wenig (2017) S. 155f., 313f.

Weitere Materialien im Internet:

http://www.handschriftencensus.de/3708