KdiH

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43.1.127. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 177

Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datum der Veröffentlichung: 20.06.2021.

Datierung:

nach 1486 bis um 1500.

Lokalisierung:

Nürnberg.

Besitzgeschichte:

Katharina Muffel von Eschenau (1461–1536), die 1486 Hans V. Imhoff (1461–1522) heiratete (NDB 10 [1974] S. 150), Allianzwappen auf Bl. IIIr (in der älteren Literatur wird deren jüngere Namensvetterin [1477–1561], Klosterfrau in St. Katharina zu Nürnberg angenommen, auf die das Allianzwappen aber nicht passt); später in Regensburg, Kloster St. Emmeram (Exlibris auf dem Innenspiegel); im Innenspiegel weitere ältere Signaturen (733, Codex y. 16, Cod.c.pict. 136f).

Inhalt: Brevier der Katharina Muffel von Eschenau
IIIr

Miniatur: Allianzwappen Imhoff, Muffel

IVr–IXv

Kalender: fünf Spalten (astrologischer Buchstabe, Stunden und Minuten des Neumonds [Johann von Gmunden, 1475], Sonntagsbuchstabe, Festtage)

Xr+v

Tabelle zur Berechnung der Sonntagsbuchstaben und den mit Gut Bös Mittel bezeichneten Sternzeichen

XIIv

Miniatur: Einer Klosterfrau (Birgitta?) erscheint der von vier Engeln getragene Schmerzensmann

1r–109r

Psalmen und Hymnen (in der Reihenfolge des römischen Breviers)

3r

Historisierte Initiale: David

111v

Miniatur: Jüngstes Gericht

112r–253v

Antiphonen und Kollekten (Brevier) durch das ganze Kirchenjahr

137r

Historisierte Initiale: Beschneidung Christi

148v

Miniatur: Anbetung der hl. Drei Könige

186v

Miniatur: Auferstehung

196r

Historisierte Initiale: Himmelfahrt Christi

206v

Miniatur: Pfingsten

216r

Historisierte Initiale: Dreifaltigkeit

226r

Historisierte Initiale: Monstranz

254r–343r

Sanktorale

254r

Historisierte Initiale: Andreas

255r

Historisierte Initiale: Maria als Tempeljungfrau (zu Mariae Empfängnis)

282v

Miniatur: Verkündigung (zur Verkündigung)

307v

Miniatur: Marienkrönung (zu Mariae Himmelfahrt)

319r

Historisierte Initiale: Geburt Mariens (zur Mariengeburt)

343v–355v

Marienfest mit Lesungen und Kirchenväterzitaten, nach Tagzeiten gegliedert (keine Parallelüberlieferung, nicht wie die Tagzeiten zu den Marienfesten in München, Cgm 4697, 10r–41r)

344v

Historisierte Initiale: Heimsuchung

357r–431r

Commune sanctorum

351r

Historisierte Initiale: Christus als Salvator, umgeben von Heiligen

406*v

Miniatur: Katharina (ergänztes Blatt)

432r–447r

Marienoffizium

431v

Miniatur: Strahlenkranzmadonna

447r–454r

Bußpsalmen mit Litanei und Kollektengebeten

454r–463r

Totenoffizium

463r–466r

Gebete für Verstorbene (Allerseelenmesse?)

467v

Miniatur: Heimsuchung

468r–479v

Nachtrag: Marienoffizium Ü: Festu visitacionis marie

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament und Papier (Bl. 480–492), 492 Blätter , 130 × 110 mm, zwei Hände: Haupthand (IVr–466r): Textualis, einspaltig, im Kalender 32, sonst 20 Zeilen, 16 ornamentale Initialen aus Blattwerk in Rot, Blau oder Grün meist auf ziseliertem Goldgrund über vier bis sechs Zeilen mit farbenfrohen Akanthusrankenausläufern, zehn historisierte Initialen, ein- bis zweizeilige rote und blaue Lombarden, I-Lombarden erstrecken sich oft am Rand über mehrere Zeilen, Rubriken, rote Zierstriche, Cadellen am oberen oder unteren Rand auf 20 Seiten. Hand 2 (468r–479v): Kursive, 17–18 Zeilen. Blattweiser, ehemals wohl ein Beutelbuch, dessen Beutel am unteren Rand knapp abgeschnitten worden ist.

Schreibsprache:

nürnbergisch.

II. Bildausstattung:

Elf Miniaturen (IIIr, XIIv, 111v, 148v, 186v, 206v, 282v, 307v, 406*r, 431v, 467v), wobei die Miniatur auf Bl. 406*r nachträglich eingeheftet wurde, zehn historisierte Initialen (3r, 137r, 196r, 216r, 226r, 254r, 255r, 319r, 344v, 351r). Von den Initialen gehen mit Gold gehöhte und geaderte Akanthusranken in verschiedenen Farbtönen aus, die fast immer mit Tieren besetzt sind: Laute spielender Bär, Kiebitz, Blaumeise (112r), Pfau (123r), Katze (137r), Kranich (149r), Regenpfeifer und Kiebitz (187r), Storch frisst Schlange (196r), Kauz (207r), Affe (216r), Wildschwein und Eule (226r), Habicht schlägt Ente (254r), Eule schlägt Kleinvogel (255r), Affe schießt mit einer Armbrust auf ein Eichhörnchen (272r), zwei Hunde (283r), Bär frisst Äpfel (290v), Fuchs schleicht sich an Huhn heran (308r), Heugarbe mit Vögeln (319r), Elster (329r), wilde Frau zieht einen Löwen am Schwanz, der ein Lamm im Maul hält (357r), Affe spielt Geige (432r). Feines rotes Fleuronné in den Ranken. Alle außer Bl. 406* von einer Hand der Nürnberger Schule, aus der Nachfolge der Wolgemut-Werkstatt.

Format und Anordnung:

Ganzseitige Miniaturen, gerahmt mit profilierten Leisten in Gold und Beige. Die historisierten Initialen umfassen fünf (319r, 344v), sechs (3r, 137r, 196r, 255r, 351r) oder sieben Zeilen (216r, 226r, 254r). Die Laubwerkinitialen bilden den Rahmen für die Darstellungen in den historisierten Initialen.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Gestaltung der vielfarbigen langgezogenen Ranken mit eingerollten Blattspitzen an den dicken Akanthusblättern, den mit Weiß und Gelb gehöhten Rippen, dem feinen roten Fleuronné, den Goldtropfen und Goldpollen mit Zierstrichen und auch den zahlreichen Tieren, Vögeln und Fantasieblüten entspricht dem etwa gleichzeitigen Gebetbuch in München, Cgm 127 (Nr. 43.1.123.) von 1490/93, das wohl aus dem Umkreis der Werkstatt des Michael Wolgemut stammt. Ein Motiv wurde identisch in beiden Gebetbüchern verwendet, das Motiv des Habichts, der eine Ente schlägt (254r, Cgm 127: 331r). Die Ausführung ist im Cgm 177 jedoch feiner als im Cgm 127, weshalb nicht dieselbe Hand verantwortlich scheint. Eher ist dieses Gebetbuch etwas später anzusetzen als die Gruppe der Wolgemut-Nachfolge (Augsburg Nr. 43.1.2., Cgm 127, Nr. 43.1.123., Privatbesitz [ehem. Firmin-Didot] Nr. 43.1.155. und Wolfenbüttel Nr. 43.1.209.). Auch mit einem weiteren Werk aus der Nachfolge desselben Werkstatt-Umkreises lässt sich das Gebetbuch gut vergleichen: die Hand des ersten Künstlers im Andachtsbuch München, Cgm 134 (Nr. 73.15.1.) von 1494 führte die Ranken und das Fleuronné jedoch deutlich derber aus (zur Rankenornamentik siehe Pfändtner [2009] S. 59–62). Beim Gebet am Ölberg (16v) im Cgm 134 verwendet der Maler das gleiche Motiv der überdachten Tür in einem Zaun, das im Brevier beim auferstandenen Christus (186v) zu sehen ist. Große Ähnlichkeit zeigt zudem die Stadtvedute im Hintergrund auf diesen beiden Blättern. Alle drei Manuskripte scheinen eng verwandt zu sein, stammen aber sicherlich nicht von einer Hand.

Die Miniaturen im Cgm 177 sind wenig detailliert gestaltet und zeigen in Innenräumen immer geflieste Böden und ein Mauerwerk aus Quadern, in das ein zweiflügeliges Fenster eingelassen ist, durch das der Betrachter einen Blick auf einen hellblauen Himmel erlangt. Die Hintergründe bei den Außenszenen bestehen aus Farbflächen in Grün und Blau zur Wiedergabe von Himmel und Erde (111v) oder Blau und Grau zur Wiedergabe von Himmel und Wolken (307v). Auf der dritten im Freien spielenden Szene sind im Hintergrund ein stilisierter Hügel und ein einzelner Baum zu sehen (148v). Nur bei der Auferstehung (186v) ist die Gestaltung des Hintergrundes aufwändiger angelegt mit der Stadtansicht im Hintergrund. Dieses Bild ist auch von der Körperhaltung der Personen ausgefallener, während alle anderen sehr konventionell bleiben. Die Figuren haben rundliche, gedrungene Körper, die mit voluminösen Gewändern bekleidet sind. Die Gesichter sind flächig modelliert und setzen bei wenig Individualität verschiedene Stereotypen um. Besonders fällt dies beim Verkündigungsengel auf, der in Maria sein Ebenbild findet (282v). Die Darstellung der Heimsuchung (467v) stammt von anderer Hand, da sie mit einem deutlich bewegteren Duktus gemalt wurde. Die Gewänder schwingen, die Personen sind nicht so statisch und auch die Landschaft ist detailreich und tiefenräumlich gearbeitet. Möglich ist auch, dass der Maler durch die Vorlage von Dürers Holzschnitt aus dem Marienleben (Bartsch Bd. 7 [1808] Nr. 84) von 1503 zu einer deutlich ausgefeilteren Leistung in der Lage war. Sowohl die Gesichter als auch die Gewandgestaltung sind weniger flächig, sondern feiner ausgeführt als auf den vorangehenden Miniaturen. Das extra eingeheftete Blatt 406* stammt von anderer Hand des 16. Jahrhunderts.

Bildthemen:

Dem gesamten Text programmatisch vorangestellt ist die Darstellung des Schmerzensmannes, der einer nimbierten Klosterfrau, vermutlich Birgitta, erscheint (XIIv). Der Breviertext erhielt als Mahnung vorweg eine Darstellung des Jüngsten Gerichts (111v) und ist in Folge durch das ganze Kirchenjahr illustriert durch einen siebenteiligen Zyklus aus dem Leben Christi, bestehend aus vier historisierten Initialen und drei Miniaturen mit den Themen Beschneidung (137r), Anbetung (148v), Auferstehung (186v), Himmelfahrt (196r), Pfingsten (206v), Dreifaltigkeit (216r) und Monstranz (226r). Im folgenden Sanktorale wurde nur der erste Heilige, Andreas, mit einer historisierten Initiale ausgezeichnet (254r). Die weiteren Illustrationen zieren ausschließlich Marienfeste mit drei historisierten Initialen und zwei Miniaturen: Maria im Tempel zum Fest Mariä Empfängnis (255r), die Verkündigung zum Fest Mariä Verkündigung (282v), Marienkrönung zum Fest Mariä Himmelfahrt (307v) und die Geburt Mariens zum Fest Mariä Geburt (319r). Die anschließenden zusätzlichen Tagzeiten zu den Marienfesten erhielten eine Darstellung der Heimsuchung zum Fest Mariä Heimsuchung (344v). Die Strahlenkranzmadonna leitet das Marienoffizium ein (431v). Den Abschluss des Hauptteiles bildet eine Darstellung der Heimsuchung (467v), die zugleich den Nachtrag des Festum visitacionis mariae einleitet. Eine textunabhängige Ergänzung stellt die hl. Katharina auf dem Zusatzblatt 406* dar, eine Hommage an die Auftraggeberin und textlich nur über die Geburt der Jungfrauen und Märtyrer zur Vesper liiert.

Farben:

vorrangig Grün, Rot und Blau, dazu Hellgrün, Silber, Schwarz, Weiß, Grün, Rot, Blau, Rosa, Violett, Gelb, Gold.

Literatur:

Petzet (1920) S. 322–324. – Fischer (1927/28) 83f.; MBK 3,1−3, S. 571, 574; Bayerns Kirche im Mittelalter (1960) S. 52f., Nr. 264; Stange 9 (1958) S. 86; Schneider (1981) S. 52; Das Fest-Epistolar Friedrichs des Weisen (1983) S. 69; Merkl (1999) S. 58f.; Cermann (2014) S. 138.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus