KdiH

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43.1.195. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2738

Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datum der Veröffentlichung: 30.9.2021

Datierung:

Um 1490.

Lokalisierung:

Augsburg.

Besitzgeschichte:

Der Auftraggeber ist unbekannt, wilhalm aus der Parallelhandschrift Nr. 43.1.114. wurde hier gedankenlos mit abgeschrieben (175r, 176v); im 16. Jahrhundert im Besitz von matelena (1r), Magdalena, Tochter Kaiser Ferdinands I. und Erzherzogin von Österreich zu (1532−1590), die in dem von ihr gegründeten adeligen Damenstift in Hall (Tirol) starb. Dort verblieb das Gebetbuch, bis es 1783 von Kaiser Joseph II. aufgehoben wurde, und der Codex in die Hofbibliothek gelangte und die Fachsignatur Theol. C. 954. erhielt.

Inhalt: Gebet- und Stundenbuch Parallelhandschrift zu Nr. 43.1.114. (München, Cgm 80); alle Incipits finden sich dort, nur in Nr. 43.1.114. fehlende werden hier zitiert.
1v

Miniatur: Große Kreuzigungsszene mit den beiden Schächern, Maria Magdalena am Kreuzesfuß, Maria und Johannes, Centurio und Bannerträger

2r

Morgengebete und Psalmen

8v

Miniatur: Schmerzensmann, auf dem Sarkophag sitzend

9r−13r

Gebet von der Barmherzigkeit Gottes, 11r Confiteor (Klapper [1935] Nr. 46), 12v offene Beichte (Misereatur)

13v

Miniatur: Gebet Christi am Ölberg

14r−15r

Vaterunser-Auslegung, eingeteilt nach den sieben Tagzeiten Ü: Merck das ist das erste tail des vater vnsers vnd das sprich zu eren den sieben zeyten vnsers herren ihu xpi als hernoch geschriben stat vnd vacht an an dem vater vnnser A: VAtter vnser der du pist in den himelnn gehailiget werd dein nam Vatter alle ding sein müglichen peÿ dir nym von mir den kelich deines zorens ... 14v Ü: Collecta A: Herr wir pitten dich mache vnns das wir haben do die forchtt vnnd liebe deines hailigen nomen ..., Ü: Collecta A: O herr iesu criste ain sunn des lebenttigen gottes ...

15v

Miniatur: Christus vor Pilatus

15v−17r

Ü: Das ist zu der Preim zeit dz sprich A: Zuͦ kum dein reich Herr iesu crist der du von dem himelnn In den leib marie bist gestigen ..., 16v Ü: Collecta A: O Gott ain beschirmer aller der die in dich hoffen ..., Ü: Collecta A: O Herr iesu criste ain sunn des lebenttigenn gottess ...

17v

Miniatur: Geißelung Christi

18r−20r

Ü: Das gebet sprich zü der Tertz zeitt A: DEin wil der werde als in himel vnd erd O miltter iesu O gütter iesu O senfter Jesu des waren lebentigenn gottes sun ..., 19r Ü: Collecta A: HErr wir bitten das wir würcken deiner baremherzikaitt vnnd lait vnnsere hertzen ..., 19v Ü: Collecta A: O Herr iesu criste ain sun des lebenttigenn gottes ...

20v

Miniatur: Kreuztragung

21r−22v

Ü: Das gebet sprich zu der Sextt zeit A: UNser teglich prott gib vns heütt. O herr ihesu christe der du gerüchst zü sprechen zü deinen iungeren das prot das ich gib vmb das leben der welt ..., 21v Ü: Collecta A: O Gott aller tugent das do ist das aller beste sich in vnser hertz ..., 22r Ü: Collecta A: O Herr iesu criste ain sun deß lebentigen gottes der du gesprochen hast ...

22v

Miniatur: Kleine Kreuzigung

23r−25r

Ü: Das gebet sprich zu der Non czeytt A: UNd vergib vns vnser schuld als vnd wir vergeben vnseren schulldigeren. Herr du hast gesprochen vergebtt so wirt euch auch vergeben ..., 24r Ü: Sprich die Collectenn A: Almechttiger ewiger gott der du mit vberflussigkait deiner gutt v̈bertrieffest die verdiennuß vnd gelubtt der pittenden ..., 24v Ü: Collecta A: O Herr iesu criste ain sun ...

25v

Miniatur: Beweinung Vesperbild

26r−27r

Ü: Das gebett sprich zü vesperczeytt A: UNd lait vns nit in versüchung Herr vatter vnd gott meins lebens nit las mich in bosen gedencken hoffart der augen ..., 26v Ü: Collecta A: Herr wir pitten dich gib vns das wir vermeiden alle teüfflische vnrainikait ..., 27r Ü: Collecta A: O herr iesu criste ain sun ...

27v

Miniatur: Grablegung

28r−29r

Ü: Das sprich zü der Complett zeitt A: SVnder erloß vns von v̈bel amen Herr erlöß vns von allem v̈bel die vergangene gegenwürtig vnd zukunfftig seind ..., Ü: Collecta A: Almechtiger ewiger got send vnser werck in dem wolgeualle das wir in dem nomen deines liben suns erwerben wollest ..., 28v Ü: Collecta A: O Herr iesu xpe ain sun ...

29r−29v

Abschlussgebet Ü: Das gebett sprich auff das Pater noster als hernoch geschriben statt A: Almechtiger ewiger güttiger gott herr ihu xpe das sey dir zu lob vnd zu eren gesprochen von mir armen sundigen menschen vnd zü gedechtnus deiner pitteren marter ...

29v

Miniatur: Verkündigung

30r−31v

Zwei Mariengebete

31v−32v

Glaubensbekenntnis, dessen einzelne Bestandteile den Aposteln zugewiesen sind

32v

Miniatur: Maria steht vor Christus an der Martersäule

33v−46v

Tagzeiten vom Mitleiden Mariens, mit je zwei, die Komplet mit vier Kollekten. Text unter Nr. 43.1.114., die dort fehlende 4 Kollekte der Komplet: 46r A: Maria du keüsche raine miltte müter maria ich opffer dir ...

46v

Miniatur: Mater dolorosa

47r−52r

Fünf Schmerzen Mariens (Simeons Prophezeiung, Jesus im Tempel, Gefangennahme, Kreuzigung, Beweinung)

52r−55r

Zwei Mariengebete

55r−56r

Anleitung zum Rosenkranz

56r−64v

Bitte um Hilfe, Psalmen in der Not (Ps 22, 13, 103, 51)

64v

Miniatur: Maria in Sole

65r−85r

Sechs Mariengebete in Nöten, darunter 71r ›Sancta Maria‹, deutsch, ähnlich der Übersetzung Johannes’ von Neumarkt (Klapper [1935] Nr. 98,1) und 76v Mariengebet Anselms von Canterbury (Klapper [1935] Nr. 21)

85v

Miniatur: Madonna

85v−91v

›Sancta Maria‹, deutsch Klapper [1935] Nr. 98,1; Haimerl [1952] S. 50, Anm. 255)

91v−94v

Gebetszyklus, vor Ostern zu verrichten mit den sieben Freuden Mariens (Empfängnis, Heimsuchung, Geburt, Anbetung der Hirten, Anbetung der Hl. Drei Könige, Auffindung im Tempel, Auferstehung Christi)

94v

Miniatur: Elevation der Hostie

95r–105r

Gebete zur Messe

105r

Miniatur: Verherrlichung des Sakraments, zwei Engel halten Monstranz empor

105r−107v

Gebet zu Fronleichnam u.ä. Prozessionen Ü: Nun merkent An vnnser herrenn fronleichnams tag vnd die xiiij tag auf vnd auf pey allen ampten soltu diese noch geschriben gepett sprechen vnnd lesen mit andachtt vnd mitt fleiß oder wa man sunst mitt dem hailigen wirdigen sacramentt vmb gat oder auff der gassenn gait so sprichß 105v A: GEgrüsset seÿest du lieber herr iesus cristus deß ewigen vaters wortt ... 107r Kollekte A: HErr iesu criste der düe daß dassig aller hailigistess fleische vnnd blütte mitt dem rainen keüschen leibe der wirdigen Junckfrawen maria haste an dich genümen ...

107v−118v

Johannes von Indersdorf, Teil I der 1432 entstandenen Gebete für Herzog Wilhelm III. von Bayern (Haimerl [1952] S. 155f., Anm. 965−970; s. Nr. 43.1.112. München, Cgm 29, 64r−66r)

108v

Miniatur: Gnadenstuhl

118v

Miniatur: Hl. Bernhard im Disput mit dem Teufel

119r−122v

St. Bernhards acht Verse (Ps 12,4), angeblich von 1389

122v−133v

Johannes von Indersdorf, Teil II der 1432 entstandenen Gebete für Herzog Wilhelm III. von Bayern (Haimerl [1952] S. 156, Anm. 973−976; s. Nr. 43.1.112., 77r−79r)

134r−138r

Sieben Ablassgebete anstelle einer Romfahrt (darunter Klapper [1935] Nr. 40)

138r−141v

Johann von Neumarkt, fünf Gebete zur Dreifaltigkeit (Klapper [1935] Nr. 4,1−4 und Anm. S. 60; Haimerl [1952] S. 159, Anm. 982)

141v

Miniatur: Arma Christi

142r−147r

Gebete zur Barmherzigkeit Christi, darunter 142r Klapper [1935] Nr. 74)

147r−154r

15 Ermahnungen unseres Herrn mit fünf Kollekten

154r−156v

Gebet zu Gott

156v

Miniatur: Christus am Kreuz zwischen sol und luna

157r−160r

Freitagsgebete letzte Kollekte 159v A: HErr iesu criste ain sun deß lebentigen gottes der zu zeÿtt mitt auß gerechtten henden an dem creutze ...

160v

Miniatur: Engel fangen das Blut Christi am Kreuz auf

160v−170r

Sechs Psalmen zum Leiden Christi (Ps 22−26, 51) Ü: Nun sprich die funff psalm von dem leyden vnsers herren hiesu cristi noch den vorgeschriben gebetten die man pett an dem freÿtag vber das gantze Jar vnd die gott der herr selber gepett hat an dem stam deß hailigen creützes Psalmus Deus deus meus ..., mit 169v Kollekte

170r−172v

Von den sieben letzten Worten Christi am Kreuz

172v−178v

Befehlnis in Gott in fünf Teilen, 5. Teil: 177v A: O herre küm mir zwͦ hilffe dürch dein grosse bittere marter ...

178v

Miniatur: Kommunionempfang (Katharina als Altarbild)

179r−236v

40 Kommuniongebete, darunter zehn von Johannes von Neumarkt bzw. aus dem Prager Kulturkreis (Klapper [1935] Nr. 13−15, 29, 17, 52, 99, 99, 62, 63), eines von Heinrich Seuse (Haimerl [1952] S. 53, Anm. 267, Nr. 4−9 [4. und 6. zweifach], zwei von Johannes von Indersdorf aus dem ersten Gebetbuch der Elisabeth Ebran aus dem Jahr 1426 [Haimerl [1952] S. 153, Anm. 946, Nr. 4, 6; s. Nr. 43.1.112., 32v−33r], die letzten beiden fehlen in Nr. 43.1.114.: 235r Nr. 39: A: Ich pitt dich getrewer mÿnner meines hailß das due dich erbarmest ..., 235v Nr. 40 A: ACH tieffes abgrundt aller weyßhaytt getrewer gott Ich pÿtt dich das due in der krafte des hailigenn wyridgen sacramentes dich genediglichen vnnd barmhertziglichenn erbarmest ...

236v

Miniatur: Kniender Flagellant vor Schmerzensmann

237r−255r

Sieben Bußpsalmen mit Litanei und Gebeten

255v

Miniatur: Einsegnung eines Sarges (Absolutio super tumulum)

256r−286r

Lange Totenvigil, Gebete (Ottosen [1993] 68/44/84 1/18/83 79/76/ 38)

286r−292v

Totenvesper mit zwei Kollekten 291v Ü: Collecta A: HErre gott denn mann nymer gepittett ann trost ..., 292r Ü: Collecta A: Aller gelawbigenn cristenmenschenn schöppferr vnnd erlöser herr gott gibe allen gelawbigenn selenn ablas ...

292v

Miniatur: Segnung eines Sarges (Absolution)

293r−298r

Auswahl-Lektionen und Responsorien zur Totenvigil (Ottosen [1993] 14/72/24 32/57/68 28/40/82 [entspricht Augsburg])

293r

Randminiatur: Baum, an dessen Wurzeln zwei Vierfüßer knabbern (vgl. München, BSB, Cgm 80, 204r, dort Mäuse, hier nicht als Mäuse zu identifizieren)

298v

Miniatur: Aussendung der Apostel

299r−312v

Commune sanctorum Ü: Das comnun Hienoch volgenn gar gutte gebett von den hailigen zu dm ersten ain gebet als in der gemain zu allen zwelfpoten A: O Ir besunderen auserwelten vor gott hailigen zwelltffpoten vnsers lieben herrenn iesu cristi der warhaftige stim seliget predig in alles erdtrich außgegangen ...

312v

Miniatur: Johannes der Täufer

313r−314r

Gebet an Johannes d. T. A: O Hailiger sant Johanns der vonn mütter leibe vol des hailigen gaistes mitt dem vinger geczaigt hast ain lamp öne masen vnd verdinett hast vnnseren herren ...

314r

Miniatur: Johannes der Evangelist

314r−315v

Gebet zu Johannes d. Ev. A: Iohannes dü himlischer adler dü besunnderer freündt gottes ... (Klapper [1935] Nr. 89)

315v

Miniatur: Petrus und Paulus

315v−316v

Gebet zu Petrus und Paulus A: Gott herre santt petter der appostel vnd sant pauls der haiden lerer haben vnns gelertt dein gesatzt ...

316v

Miniatur: Antonius (vgl. Nr. 43.1.104.)

316v−318r

Gebet zu Antonius A: Ein ÿder gaist vnnd alle creatur loben gott Inn seinen hailigen der besunder ainer ist sant Anthoni der hailig ainsidel ...

318r

Miniatur: Martyrium des hl. Sebastian

318r−319r

Gebet zu Sebastian A: O hailiger santt sebastian dein gelaube ist grosse bitt für vnns vnseren herren iesum cristum das wir ...

319v

Miniatur: Christophorus (vgl. Nr. 43.1.104.)

319v−320v

Gebet zu Christophorus A: O hailiger herre Santt Christoffel düe wÿrdiger marterer gottes ...

320v

Miniatur: Hl. Georg erschlägt den Drachen

321r−322r

Gebet zu Georg A: O Dü vnüberwintberlicher hailiger Ritter vnnsers herren hiesu christi Santt Jorg ...

322r

Miniatur: Maria Magdalena

322v−323v

Gebet zu Maria Magdalena A: MAria magdalena du liebhaberin deß herren iesu cristi düe spiegel der barmherzikaitt gottes ...

323v

Miniatur: Barbara

324r−325r

Gebet zu Barbara A: Gegrüssett seyest du kosparliches edleß gestaine ain scheinbar ...

325v

Miniatur: Ottilie von Hohenburg bittet um die Erlösung ihres Vaters aus dem Fegefeuer. Engel zieht ihn aus den Flammen.

326r−326v

Gebet zu Ottilie von Hohenburg A: SElige otilia vnd iunckefrawe christi wir bitten dich das due vnß mitt deinem gebette gott dem herren gerúcheste zu empfelhen ...

326v

Miniatur: Katharina

327r−327v

zwei Gebete zu Katharina A: GEgrüsset seÿestu katherina ain edel gestain der klarhaitt ... (auch in Nr. 43.1.116., 121r−121v, Nr. 43.1.158., 111v−114r, Nr. 43.1.203., 79r–81rNr. 43.1.209., 43r−44v), 327v A: Almechtiger ewiger gott der dü gebenn hast dÿe gesatze herr moysi auff der höhe des perges synai vnnd ann der selben statt ... (beide auch in Nr. 43.1.146., 96r−97v und Nr. 43.1.203., 79r–81r)

328r

Miniatur: Dorothea

328r−330r

zwei Gebete zu Dorothea A: O du Edle keusche güttige vnnd susse Jünckfraw sancta dorothea ..., 329v A: Bis gegrüsset du tügentlicher Stain Dorothea ain wolschmeckende Rosen ...

330v

Miniatur: Martyrium der hl. Apollonia

330v−332r

Gebet zu Apollonia A: O Ewiger vnd allersterckister got den dü hinwege zu nemen haste die peiniung vnnd marter deß fleisches ...

332r

Miniatur: Leeres T-Kreuz

332r−332v

Empfehlnis in den Schutz des hl. Kreuzes (auch in Nr. 43.1.7., 210r–211r, 43.1.42b., 181r–183r, Nr. 43.1.109a., 154r–155v, Nr. 43.1.124., 141v−142v, Nr. 43.1.143a., 246r, Nr. 43.1.148., 89v−92v, 43.1.178., 90r−93v)

333r−334r

Hymnus Christe qui lux est (als Abendgebet?) in nicht abgesetzten Reimpaaren Ü: Hie vachet sich an der hymnus Christe qui lux es et dies noctis A: Criste ain liecht bist du vnd tag der mit vinsternis bedecken mag die nacht... (Wackernagel Bd. II, S. 431f., Nr. 565; Haimerl [1952] S. 140, Anm. 863; auch in Nr. 44.8.6., 162r–163r, in etwas anderen Varianten auch in Nr. 43.1.116., 151v−152v, 43.1.125., 56r–57r, 43.1.127a., 92r–93r, Nr. 43.1.146., 126v−127v, Nr. 43.1.191., 165r−167v)

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, II + 335 + II Blätter (Vor- und Nachsatzblätter aus Papier), 170 × 130 mm, Schriftspiegel 113 × 85 mm, sorgfältige Bastarda von einer Hand mit schwungvollen Cadellen und kalligrafischen Mustern, einspaltig, 18 Zeilen, zwei verschiedene Initialformen: 38 Buchmalerinitialen umgeben von Augsburger Rahmen mit rot/grünem, rot/blauem bzw. blau/grünem Farbwechsel, gegenüberliegend von Miniaturen, versehen mit Augsburger Ranken: blauer, grüner oder roter Initialkörper weiß oder gelb gehöht, auf gepunztem Blattgoldgrund, 50 kleinere Initialen mit sehr schmalem roten Rahmen, ebenfalls blauer, roter oder grüner Initialkörper weiß oder gelb gehöht auf gepunztem Blattgoldgrund, ab 289r treten nur noch diese Initialen auf. Insgesamt zwei siebenzeilige (2r, 256r), sieben sechszeilige, 14 fünfzeilige, elf vierzeilige, 58 dreizeilige, eine zweizeilige (204r) Initialen, rote und blaue ein- bis dreizeilige Lombarden, Versalien, Rubriken.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch (Menhardt 1 [1960] S. 232). Anderer Sprachstand als die Textvorlage Nr. 43.1.114.

II. Bildausstattung:

40 Miniaturen, davon 13 ganzseitige (1v, 8v, 13v, 17v, 20v, 25v, 27v, 94v, 118v, 141v, 255v, 298v, 325v), eine 4/5 (108v), sechs 3/4 (22v, 160v, 178v, 326v, 328v, 330v), 14 2/3 (15v, 32v, 46v, 64v, 85v, 105r, 292v, 312v, 314r, 315v, 319v, 322r, 323v, 332r), sechs 1/2 (29v, 156v, 236v, 316v, 318r, 320v). Augsburger Wechselrahmen, belegt mit je sechs Goldpollen mit Federstrichen (außer 332r mit Akanthusranke), auf 1v und 8v mit Mausezähnchen in Gold bzw. in roter Feder belegt; auf 17v, 141v und 160v besteht der Rahmen aus einem breiten Goldrahmen mit dünner, schwarzer Schattenlinie. Eine kleine Randminiatur: 293r, kopiert aus Cgm 80 Nr. 43.1.114.. Elf schlanke Augsburger Akanthusranken in den Farben Grün, Rotrosa, Blau, Ocker, Orangerot, dazwischen Blattgoldpollen mit Haarstrichen und stilisierte Blüten (2r, 9r, 14r, 33r, 86r, 109r, 119r, 161r, 179r, 256r, 299r). Fünf naturalistische Ranken: Weinrebe (21r, 65r), Rosen und blaue Schlüsselblumen (56v), Erdbeerranke (142r), Eicheln (237r), auf 1v und 2r Goldrispen, auf 2r ein Pfau. Sog. Augsburg-Salzburger Missalien-Werkstatt, vermutlich ein Schüler Bämlers (Beier [2004] S. 72), der in dieser Werkstatt arbeitete.

Format und Anordnung:

Auf den den Miniaturen gegenüberliegenden Seiten finden sich immer die großen Initialen mit Augsburger Wechselrahmen mit Ranken, die kleinen Miniaturen werden, wenn der Text auf derselben Seite beginnt (15v), und vor allem bei den Heiligengebeten (46v, 161r, 293r, 299r, 313r, 314r, 315v, 318r, 319v, 321r, 324r, 326r, 327r, 328r, 330v, 332r) von den einfacheren Initialen begleitet oder auch nur von einer dreizeiligen Lombarde (322v).

Bildaufbau und -ausführung:

Der Maler beschränkt seine Darstellungen auf das Wesentliche und verzichtet auf alle unnötigen Personen und Accessoires. Die Hintergründe bestehen aus mit Blumen, Ranken, Rauten oder anderen Ornamenten punziertem Goldgrund, der nur selten von einer stark stilisierten und schraffierten Landschaft ergänzt wird. Die Figuren stehen entweder auf ebenfalls schraffiertem Gras mit stilisierten Pflanzen oder auf einem Fliesenboden. Dieser ist in der Regel immer gleich angelegt aus abgerundeten Rauten in Rot oder Grau. Nur zwei Miniaturen in Innenräumen weichen von diesem charakteristischen Fliesenboden ab mit grün-rot kariertem (118v) oder grünem Muster (29v). Perspektivisch ist die Raumgestaltung nie ganz korrekt, da Fußböden und Mobiliar nicht richtig zueinander konstruiert sind. Aber auch die Außenszenen überzeugen perspektivisch nicht, wenn die Wiesen wie in der Kreuztragung (20v) direkt hinter den Personen steil in die Höhe steigen oder aber das Pferd auf 320v auf dem Drachen steht. Die Statur der Personen ist zwar eher kräftig, die nackten Körper sind aber mit einer sehr schmalen Taille und schematisch stilisierten Rippenbögen, wie sie auch Bämler und seine Werkstatt zeigt, stark durchmodelliert. Ornamental ist Christi Körper zudem mit stilisierten Blutstropfen bedeckt (17v, 32v). Diese Neigung zum Ornamentalen zeigt auch die stilisierte Holzmaserung. Die Figuren erscheinen häufig ungelenk, in seltsamen Haltungen oder in ungelenken Bewegungen begriffen (236v Christus, 312v Fußstellung Johannes) und diese Ungeschicklichkeiten des Malers haben zum Beispiel auch einen halslosen Christusknaben zur Folge. Die Gesichter sind unterschiedlich gestaltet: Meistens ist das Inkarnat hell und zart mit hellroten Bäckchen angelegt, gelegentlich aber auch dunkler getönt und eher derb (z. B. Gottvater 108v). Bei einigen Gesichtern ist man versucht, Bämlers Mitwirkung an diesem Werk zu vermuten. Zumindest war der Maler sehr mit Bämlers Formenrepertoire – er benutzte beispielsweise Pflanzen aus dem Formenrepertoire Bämlers – und seiner Malweise vertraut. Diese Ähnlichkeiten zeigen sich auch im Vergleich zu den Fragmenten in Nr. 43.1.104. Die Gewänder sind mit gerade verlaufenden, kräftigen Konturen in eckigen Formen umrissen. Für drei Szenen lagen Vorlagen aus einem aus dem Umkreis Ludwig Schongauers stammenden achtteiligen Passionszyklus in Dresden (Inv. Nr. 1911-17/20) und Leipzig (Inv. Nr. NI 46-49) vor: die beiden Männer rechts in der großen Kreuzigungsszene (1v), in welcher der Hauptmann mit seiner Rechten auf den Gekreuzigten weist, das Gebet am Ölberg (13v) und die Kreuztragung (20v). Auch für den Glatzköpfigen in der Geißelung ließe sich vermutlich eine Vorlage finden.

Das Gebetbuch erscheint stilistisch mit den Goldrispen, einigen Gesichtern und den oben genannten Merkmalen sehr dicht an Bämler, sodass eine Beteiligung Bämlers zumindest zu Beginn in Betracht zu ziehen ist. Eine Abgrenzung zwischen Schülern Bämlers und der Augsburg-Salzburger-Missalienwerkstatt ist nicht möglich, noch vermutlich notwendig, da Bämlers Schüler wohl auch in der Werkstattgemeinschaft mitgearbeitet haben, wie an diesem Werk zu beobachten ist. Technisch und stilistisch identisch ist dieses Gebetbuch unter anderen mit dem Wiener Cod. 1778 (einem Missale von 1490), dem Wiener Cod. 1782 und dem Münchener Clm 23044.

Bildthemen:

Nur die Tagzeiten mit der Auslegung des Vaterunsers (13v−29r) sind mit einem durchgehenden Bildzyklus versehen; die Mehrzahl der Bilder markiert den Beginn einer größeren oder wichtigeren Textpassage. Als allgemeine Einleitung des Gebet- und Stundenbuches dient eine Große Kreuzigungsszene (1v). Es folgt der Schmerzensmann zum Gebet an die Barmherzigkeit Gottes, bevor ein siebenteiliger Passionszyklus anschließt, der vom Gebet am Ölberg (13v) bis zur Grablegung (27v) reicht. Die Verkündigung leitet die Mariengebete ein (29v) und die Tagzeiten vom Mitleiden Mariens beginnen mit der Darstellung von Maria, die vor Christus an der Martersäule steht (32v). Es folgen drei weitere Mariendarstellungen: Mater dolorosa (46v) zu den Schmerzen Mariens, Maria in Sole (64v) zu weiteren Mariengebeten und eine Madonna (85v) zu dem Gebet ›Sancta Maria‹. Die Messgebete erhielten eine Darstellung der Elevation (94v), die Fronleichnamsgebete die der Verherrlichung des Sakraments (105v), die Dreifaltigkeitsgebete aus dem Ebran-Gebetbuch einen Gnadenstuhl (108v). Die Darstellung, wie der Teufel dem hl. Bernhard die Verse verrät (118v), steht bei den Versen Bernhards. Die Arma Christi (141v) befinden sich vor den Gebeten zur Barmherzigkeit Christi, der Kruzifixus (156v) vor den Freitagsgebeten, die Christi Blut auffangenden Engel (160v) vor den Psalmen zum Leiden Christi, der Abendmahlsempfang (178v) vor den Kommuniongebeten, der Schmerzensmann (236v) vor den Bußpsalmen, gleich zwei Einsegnungen des Sarges (in der Kirche mit Weihwasser 255v und im Freien mit Weihrauch 292v) vor der Totenvigil und die Aussendung der Apostel (298v) vor dem Commune Sanctorum. Anschließend folgen 13 Heiligendarstellungen, die jedes Heiligengebet illustrieren. Den Abschluss bildet ein leeres Kreuz (332r), unter das sich der Leser empfehlen soll.

Farben:

bunte Palette mit Hellgrün, Dunkelgrün, Rosa, Rot, Rotrosa, Blau, Gelb, Ocker, Orangerot, Blattgold, Weiß, Schwarz.

Literatur:

Denis II (1802) Sp. 2195, Nr. 922; Tabulae II (1868) S. 124; Holter/Oettinger (1938) S. 133; Holter (1939) S. 28, Nr. 114; Unterkircher (1957) S. 83; Menhardt 1 (1960) S. 231f. – Holter (1972) S. 254, Nr. 303; Mazal (1973) S. 146f., Taf. 38; Köpf (1994) S. 35, Anm. 153, Abb. S. 62 (118v); Holter (1996) S. 648; Schreiner (2000) S. 85, 87 Abb. 17 (118v); Beier (2004) S. 72, Abb. 34 (118v/119r); Cermann (2005) S. 87, 138f., 143, Nr. 47, Abb. 97; Hammer (2009) S. 558; Zeichnen vor Dürer (2009) S. 300f., Abb. S. 301 (1v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus; manuscripta.at