43.1.25. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Hdschr. 407; ehem. London, Maggs Bros., Januar 1988, Nr. 19–22; ehem. Paris, Galerie Georges Petit, 10./11.5.1926, Nr. 49
Bearbeitet von Regina Cermann
KdiH-Band 5
Um 1480 (Christie’s 1987), 1500.
Gent oder Brügge.
Für einen österreichischen Auftraggeber? (407–2r). Die vier Berliner und die vier ehem. Londoner Blätter stammen aus der Sammlung Carlo Prayer (1826–1900), Mailand (
Tagzeitengedicht | ||
407–1r–407–1v |
Vesper aus einem Tagzeitengedicht zur Passion (Versübersetzung des Hymnus ›Patris sapientia‹, deutsch) 1r zu vesperzeit: ad vs Ce vesperzeit ab dem [1v] kreucz genomen ward ihs krist der vill zart … Im Anschluß Gebet aus einem Zyklus von 38 Ermahnungen zum Leben und Leiden Christi Ain anders. Ich erman dich vnd dankch dir vil lieber herr ihus krist. Als du an dem osterleichen tag froleich erstuendts von dem tod: vnd marie Magdalena: vnd deinen lieben iungern … (vgl. Nr. 43.1.132., 60r–60v) | |
407–1r |
Miniatur: Beweinung (Vesper) | |
Nr. 20r |
Elf Zeilen Text (Schluß der Vesper?) | |
Nr. 20v |
Miniatur: Grablegung (Komplet?) | |
Mariengebet | ||
407–2r–407–3v |
Mariengebet (Ablaßgebet von Papst Innozenz VI. für Herzog Albrecht II. von Österreich [1298–1358]) 2r dits gepet ist von venedig gen wienn gesandt worden herczog albrechten zu ainer schaukchung (vgl. Nr. 43.1.9., 133r–135r, Nr. 43.1.192., 149v–150r, Wien, Cod. Ser. nov. 39035, 154v–157v) 2v O Du almechtigiste kaiserin aller wirdikait. O du edle iunffraw aller miltikait. O du hoch geborne kunigin aller guttikait … | |
407–2v |
Miniatur: Einer der Hl. Drei Könige ist vor Maria und dem Jesuskind auf die Knie gesunken und bietet seine Gabe dar | |
407–3r |
Miniatur: Die beiden anderen Könige treten zögernd näher | |
Heiligensuffragien: Johannes d. Ev., Georg, Antonius, Barbara | ||
Nr. 49–1r |
Mehrere Zeilen Text | |
Nr. 49–1v |
Miniatur: Johannes auf Patmos
Von sand Johanns ewangelista antiffon. |
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Nr. 19r |
leer | |
Nr. 19v |
Miniatur: Georg vor der Madonna kniend
Item dits Hernach geschriben gepet ist ain antiffon von sannd Jorgen |
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407–4r–407–4v |
Dits ist ain gesvare Martrer sand ior- [4v] ge er vorcht mit der richter troen. Er suecht auch nicht die er diser welt … | |
407–4r |
Miniatur: Georg im Kampf mit dem Drachen | |
Nr. 49–2r |
Mehrere Zeilen Text | |
Nr. 49–2v |
furst sol wegen. Durch xpm vnsern herren. Amen. | |
Miniatur: Versuchung des hl. Antonius
Von sand Anthonie antif. |
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Nr. 22r |
Zehn Zeilen Text | |
Nr. 22v |
Miniatur: Martyrium der hl. Barbara | |
Eine Zeile Text | ||
Nr. 21r |
Miniatur: Barbara | |
Zwei Zeilen Text | ||
Nr. 21v |
13 Zeilen Text |
Pergament, zehn Einzelblätter, 127–131 × 88–91 mm, die Berliner Blätter umgibt ein 6 mm breiter Rahmen aus schwarzem Buntpapier, Rotunda, eine Hand, einspaltig, 13 Zeilen, Rubriken, gelbe Strichel.
bairisch.
Zehn Miniaturen, umgeben von vierseitigen Gent-Brügger Streublumenbordüren (407–1r, Nr. 20v, 407–2v, 407–3r, Nr. 49–1v, Nr. 19v, 407–4r, Nr. 49–2v, Nr. 22v, Nr. 21r), in vier Bordüren leeres Wappenschild mit Helm darüber (Nr. 20v, Nr. 19v, Nr. 49–2v, Nr. 22v [zwei]). Ein- bis zweizeilige Buchmalerinitialen (so auf 407–1r, 407–1v, 407–2v, 407–4r, 407–4v, Nr. 21r).
Eine ganzseitige Miniatur (Nr. 20v), 90 × 54 mm, acht mit ein bis drei Zeilen Text darunter (407–1r, 407–2v, 407–3r, Nr. 49–1v, Nr. 19v, 407–4r, Nr. 22v, Nr. 21r), 70–80 × 54–55 mm, eine mit zwei Zeilen Text darunter und einer darüber (Nr. 49–2v), ca. 58 × 54 mm. Bis auf die letzte alle mit Rundbogenabschluß oben. Sollte die obige Rekonstruktion richtig sein, stünden sich beim Mariengebet und bei zwei der Heiligensuffragien jeweils zwei Miniaturen gegenüber (407–2v+407–3r; Nr. 19v+407–4r; Nr. 22v+Nr. 21r). Solch einen Aufbau kennt man aus einigen besonders reich illustrierten Gebetbüchern, z. B. dem Stundenbuch von Maria von Burgund und Kaiser Maximilian I. (Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. 78 B 12), wo das Marienoffizium mit einem Passions- und Kindheits-Zyklus ausgestattet worden ist (verso Voll-, recto Kopfminiatur); der Meister Jakobs IV. von Schottland (Gerard Horenbout?) verdoppelte dagegen in einem Stundenbuch die Passionsszenen zum Kreuzoffizium auf 14 Darstellungen (London, Add. 35313, 18v–31r; vgl.
Zwischen Bordüre und Miniatur- und Textfeld klafft eine Lücke, in der eine Umrahmung mit Flechtwerkornamentik an den Ecken und in den Mitten der Geraden mit brauner Feder vorgezeichnet ist, die in einem etwa zwei Jahrzehnte zuvor entstandenen Brüsseler Stundenbuch in ausgeführtem Zustand zu betrachten ist (Bibliothèque Royale, ms. IV 542; vgl.
Sollte jede Hore des Tagzeitengedichts mit zwei Miniaturen eingesetzt haben, wäre vor der Beweinung eine Kreuzabnahme, nach der Grablegung das Schließen des Grabs denkbar. Die ungewöhnliche Doppelpräsenz zweier Heiliger (Nr. 22v+Nr. 21r; Nr. 19v+407–4r) könnte aus dem Wunsch heraus resultieren, das Layout-Konzept der Doppelseiten konsequent fortzuführen. Erstaunlicherweise hat man beim Verteilen von einer Szene auf zwei Miniaturfelder (407–2v+407–3r) auf durchgehenden Hintergrund keinen Wert gelegt.
Rot, Blau, Grün, Ocker, Grau, Braun, Rosa, Gelb, Türkis, Hellblau, Weiß, Schwarz, Pinselgold. Stellenweise Farbabplatzungen (z. B. 407–1r Kentaur in der Bordüre, 407–4r Drache, 407–1v, 407–4v Initialen) und Farbabrieb (deutlich beim Rot zweier Mäntel [407–1r, 407–3r], dem blauen Fond einer Bordüre [407–1r] oder dem Braun der Leiste auf 407–4r), wohl durch Wasserschaden verursacht. Schriftseiten ausgeblichen, teilweise durch Tintenfraß gefährdet (407–3, 407–4).
Abb. 7: 407–4r. Kampf des hl. Georg mit dem Drachen, Buchmalerinitiale, Rankenbordüre.