KdiH

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43.1.47. Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. GR. 530–535; Inv.-Nr. GR. 537–560; Universitäts- und Landesbibliothek, Hs 1895, fol. 51 [13]-52 [14]

Bearbeitet von Regina Cermann

KdiH-Band 5

Datierung:

Vor 1475? Um 1460–80 (Escherich [1923], Schreiber), um 1470–80 (Field [1965], Weekes [2004]).

Lokalisierung:

Köln.

Besitzgeschichte:

Die beiden zufällig in Hs 1895 eingelegten Blätter geben keinen Hinweis auf die Provenienz des vermutlich im 19. Jahrhundert zerschnittenen Bändchens, als man Graphiken systematisch aus Darmstädter Handschriften heraustrennte und an das Kupferstichkabinett zu überweisen pflegte (Lehrs [1889] S. 250).

Inhalt: 31-teiliger Zyklus mit Gebeten zum Leben und Leiden Christi (ursprünglich wohl 32-teilig, da am Schluß das Gebet zum Jüngsten Gericht fehlt; Kompositgebilde)

1r

[GR. 532r] leer (liniert)

1v

[GR. 532v] Metallschnitt: Verkündigung (Schreiber 2183)

2r

[GR. 531r] Gebet zur Verkündigung, Anfang fehlt … de alre oeuersten, dattu den son gotz salt entfangen in dyme iuncfferlichen lijue

2v

[GR. 531v] Metallschnitt: Heimsuchung (Schreiber 2188d)

3r

[GR. 530r] Gebet zur Heimsuchung Gegroͤt systu Junfferliche reynicheit o edele konnycgynne des hymels jn derseluen gruysßen da mit du dyn lieue mumme

3v

[GR. 530v] Metallschnitt: Geburt Christi (Schreiber 2194c)

4r

[GR. 535r] Gebet zur Geburt Christi Here ihū xp̄e son des oeuersten gotz ind hymmelschen vaders eyn bilde ind eyn schijn der glorien gotz

4v

[GR. 535v] Metallschnitt: Beschneidung (Schreiber 2197n)

5r

[GR. 534r] Gebet zur Beschneidung Here ihū xp̄e des leuendigen gotz son wir arme sunder dancken dir der sunderlingen guytheit ind duchden

5v

[GR. 534v] Metallschnitt: Anbetung der Hl. Drei Könige (Schreiber 2210d)

6r

[GR. 533r] Gebet zur Anbetung der Hl. Drei Könige Here ihū xp̄e Ich arme sundersche dancken dir der groͤsser gnaiden do du eyn klein kindelijn weres

6v

[GR. 533v] Metallschnitt: Darbringung im Tempel (Schreiber 2200a)

7r

[GR. 537r] Gebet zur Darbringung O edele reyne mait heilge iunffrauwe ind moͤder maria, we wal du des gebotz der renyngen der kyndelbedtz frauwen

7v

[GR. 537v] Metallschnitt: Bethlehemitischer Kindermord (Schreiber 2212x)

8r

[GR. 538r] Gebet zum Bethlehemitischen Kindermord Here ihū xp̄e wir dancken dir der vnvssprechelicher oitmoedicheit ind geduldicheit

8v

[GR. 538v] Metallschnitt: Palmsonntag (Schreiber 2224b)

9r

[GR. 540r] Gebet zum Palmsonntag Here Jhū xp̄e Ich dancken dir ynnenclich der groͤssen duͤchten dynre barmhertzicheit

9v

[GR. 540v] Metallschnitt: Fußwaschung (Schreiber 2231)

10r

[GR. 539r] Gebet zur Fußwaschung Here Jhū xp̄e Ich dancken dir der grundeloͤser duͤchden Ind der oitmodicheit

10v

[GR. 539v] Metallschnitt: Letztes Abendmahl (Schreiber 2235a)

11r

[GR. 541r] Gebet zum Letzten Abendmahl Here ihū xp̄e Ich arme sundersche dancken dir vnnentlichen der groͤsser duchten Ind lieffden

11v

[GR. 541v] Metallschnitt: Gebet am Ölberg (Schreiber 2246a)

12r

[GR. 542r] Gebet am Ölberg Here Jhū xp̄e Ich dancken dir der groisßen duchden, dat du dyn heilge lijden fromlichen angegangen haist

12v

[GR. 542v] Metallschnitt: Gefangennahme (Schreiber 2255b)

13r

[Hs 1895, 51r] Gebet zur Gefangennahme Here ihū xp̄e ich dancken dir der duchden. dattu vns zo verlösen van der gewalt des vyantz

13v

[Hs 1895, 51v] leer. Bildanweisung unten abgeschnitten +/…

14r

[Hs 1895, 52r] Gebet zu Christus vor Hannas und Kaiphas Here Jhū xp̄e ich danken dir der groessen duchden Ind oitmodicheit Ind geduldicheit

14v

[Hs 1895, 52v] leer. Bildanweisung unten +/… Pilatus

15r

[GR. 544r] Gebet zu Christus vor Pilatus und Herodes O suysse herre Jhū xp̄e o vnverwynliche guytheit der bis eyn recht richter gesat van dynem hymmelschen vader

15v

[GR. 544v] Metallschnitt: Geißelung (Schreiber 2284a)

16r

[GR. 545r] Gebet zur Geißelung Pilatus der wiste wal dyn vnschuldicheit lieue her. Ind hedde dich gerne verloͤst vsser den henden der Juden

16v

[GR. 545v] Metallschnitt: Dornenkrönung (Schreiber 2291a)

17r

[GR. 546r] Gebet zur Dornenkrönung Dar na haint sij dich lieue her aengetzoͤ-gen mit eyn purpuren cleid Ind zo meirre spotte ind pijnen gecroent

17v

[GR. 546v] Metallschnitt: Ecce homo (Schreiber 2297)

18r

[GR. 543r] Gebet zu Ecce homo Als sy nun yren spot mit dir gedrieuen hatten

18v

[GR. 543v] Metallschnitt: Handwaschung des Pilatus (Schreiber 2275a)

19r

[GR. 547r] Gebet zur Handwaschung des Pilatus O here Jhú xe du der verortelt von pylato gegeben wurdes den Juden

19v

[GR. 547v] Metallschnitt: Kreuztragung (Schreiber 2305a)

20r

[GR. 548r] Gebet zur Kreuztragung O here Jhú xp̄e ich dancken dyr du der dyn Crutz dar zu du geortelt weres myt so groißer arbeit vnd pynen haist gedragen

20v

[GR. 548v] Metallschnitt: Kreuzannagelung (Schreiber 2417x)

21r

[GR. 549r] Gebet zur Kreuzannagelung O here Jhú xe jch dancken dyr dz du myt henden vnd myt foeßen so hart genegelt wordes

21v

[GR. 549v] Metallschnitt: Kreuzigung (Schreiber 2349a)

22r

[GR. 550r] Gebet zur Kreuzigung O her Jhú xe Ich dancken dir du der an dem crutz vnd alsament haist geben eyn vader vnd moder In dem daz du dyn gebenedijt moder befolen haist sent johannes

22v

[GR. 550v] Metallschnitt: Kreuzabnahme (Schreiber 2354a)

23r

[GR. 551r] Gebet zur Kreuzabnahme O here Jhú xp̄e Ich dancken dir du der zo der nonen zijt vmb vnßers heils willen bist verscheyden an dem Crutz vnd zo vesper zijt bist doidt da von genomen

23v

[GR. 551v] Metallschnitt: Pietà (Schreiber 2359w)

24r

[GR. 552r] Gebet zur Beweinung O here Jhú xp̄e des lebendigen gotz sone Ich ermanen dich daz du von dem Crutz also doit vnd vol wonden bist entphangen

24v

[GR. 552v] Metallschnitt: Grablegung (Schreiber 2367a)

25r

[GR. 553r] Gebet zur Grablegung O here Jhú xp̄e Ich dancken dir du der von guden gerechten menschen zo completen zijt bist in eyn nuwe steynen grabe gelacht

25v

[GR. 553v] Metallschnitt: Christus in der Vorhölle (Schreiber 2426a)

26r

[GR. 554r] Gebet zur Höllenfahrt O here Jhú xp̄e Ich dancken dir du der zo der hellen fures

26v

[GR. 554v] Metallschnitt: Auferstehung (Schreiber 2377b)

27r

[GR. 558r] Gebet zur Auferstehung O herre Jhú xp̄e Ich dancken dir du der nyt lange woldest dyne gebenedijt moder vnd dyn Jungeren laißen in bedrupeniß

27v

[GR. 558v] Metallschnitt: Drei Frauen am Grabe (Schreiber 2382y)

28r

[GR. 559r] Gebet zu den drei Frauen am Grabe O here Jhú xp̄e Ich dancken dir du der sent marien magdalenen Marie Jacobi vnd marie salome vff dyme grabe eynen Engel liest erschynen

28v

[GR. 559v] Metallschnitt: Christus als Gärtner (Schreiber 2388b)

29r

[GR. 560r] Gebet zum Noli me tangere O here jhú xp̄e du der sent Marien magdalenen als sie dich soichen waz

29v

[GR. 560v] Metallschnitt: Ungläubiger Thomas (Schreiber 2329a)

30r

[GR. 555r] Gebet zum ungläubigen Thomas O eyn liebe haber aller cristengleubiger menschen also du dich dem heilgen apostolen thoma gevffenbart haist

30v

[GR. 555v] Metallschnitt: Himmelfahrt Christi (Schreiber 2397a)

31r

[GR. 556r] Gebet zur Himmelfahrt Christi O suyßer vnd almechtiger got der in gegenwordicheit vnd anschauwunge dyner geliebter moder der erlicher junffrauwen marien vnd dyner lieber Jungeren vffenberlichen furest zo hiemel

31v

[GR. 556v] Metallschnitt: Pfingsten (Schreiber 2401)

32r

[GR. 557r] Gebet zu Pfingsten O suyßer here Jhú xp̄e Eyn born aller geistlicher waillust der vff den heiligen phyngstach dynen heilgen geist

32v

[GR. 557v] Metallschnitt: Jüngstes Gericht (Schreiber 2409a)
I. Kodikologische Beschreibung:

Landesmuseum: Papier, 30 Einzelblätter, 108–122 × 82–96 mm, beschnitten.

Universitäts- und Landesbibliothek: Papier, 2 Einzelblätter, 145 × 102 mm, lose in Hs 1895 als Blätter 51, 52 eingelegt, ältere Bleistiftfoliierung oben rechts 13, 14, zeitgenössische alphabetische Blattbezeichnung unten rechts in Tinte e, f (?). Die 32 Blätter waren einst vermutlich als Doppelblätter zu einem Heftchen, bestehend aus drei, vier oder sechs Lagen, zusammengefügt (3 VI36 bzw. 4 IV32 bzw. 6 III36) – wobei es bei der mittleren Lösung keinen Platz für das hier fehlende Gebet zum Jüngsten Gericht gegeben hätte. In jedem Fall bleibt unklar, wo der Anfang des ersten Gebets, der kaum auf GR. 531r gestanden haben dürfte, untergebracht war. Zwei Hände: I. GR. 531r, 530r, 535r, 534r, 533r, 537r, 538r, 540r, 539r, 541r, 542r, Hs 1895, 51r und 52r, GR. 544r, 545r, 546r, 543r (die 17 ersten Gebete), Bastarda, einspaltig, 20–26 Zeilen, rote Strichel, Unterstreichungen, Caputzeichen, zwei- bis dreizeilige rote und blaue Lombarden, z. T. mit ausgespartem Ornament. II. GR. 547r, 548r, 549r, 550r, 551r, 552r, 553r, 554r, 558r, 559r, 560r, 555r, 556r, 557r (die übrigen 14 Gebete), Bastarda, einspaltig, 13–25 Zeilen, rote Strichel, Unterstreichungen, Caputzeichen, ein- bis zweizeilige rote und blaue Lombarden, z. T. mit ausgespartem Ornament.

Schreibsprache:

ripuarisch.

II. Bildausstattung:

30 Metallschnitte (Schreiber Folge 2183). Vermutlich im 18. Jahrhundert um die Metallschnitte drei- bzw. vierseitige bunte Blumen- bzw. Eichelranken, auf GR. 535v, 533v Muster, auf GR. 531v, 538v Muster nur in schwarzer Feder gemalt. – Von Weekes ([2004] S. 78) wurden die Metallschnitte der in Köln tätigen Werkstatt des Meisters der Kirchenväterbordüre zugesprochen (vgl. auch Field [1965] unter Nr. 330), während Schreiber ([1926] S. 62–64, 72, 90 f.) sie noch separat unter dem Meister der Horologium-Passion(en) geführt hat (vgl. auch Schreiber Bd. VII, S. 80–82, Bd. V, S. 3 unter Nr. 2175c sowie Schreiber [1929] S. 6).

Gemäß Lehrs (Bd. III, S. 31) Kopienfolge ›h‹ mit Wolkenrahmen und ohne Nagellöcher, deren Urbild in einer nur unvollständig überkommenen Kupferstichfolge vom Meister der Berliner Passion zu sehen ist (Lehrs 12–25, Weekes [2004] S. 85, Abb. 91, Tab. 2, Reihe 1), in der das Leben und Leiden Christi wohl ursprünglich in 45 Szenen geschildert wurde (Lehrs Bd. III, S. 63–76, Weekes [2004] Tab. 2 [Christus in Emmaus fehlt]). Lehrs waren insgesamt 18 verschiedene Kopienfolgen nach dieser Vorlage bekannt (Bd. III, S. 30–34, Folgen ›a‹ bis ›q‹ sowie S. 59 [›Missale romanum‹, Copinger 4185, gemäß GW-Datenbank Neapel: Christian Preller und Antoine Gontier?, um 1484, GW M23966] und S. 62 f. [ehem. München, Ludwig Rosenthal, heute Philadelphia, Free Library = Schreiber Folge 2225c]), nämlich drei Kupferstich- (›a‹ bis ›c‹), drei Holzschnitt- (›d‹ bis ›f‹), zwölf Metallschnittfolgen (›g‹ bis ›q‹, zwei Blätter im ›Missale romanum‹ sowie Schreiber Folge 2225c). Hinzu kommt eine weitere Holzschnittkopie (vgl. Rathofer/Schmitz/Gaus [1988]). Vgl. für Folge ›b‹ Nr. 43.1.46., Nr. 43.1.101. und Nr. 43.1.145. (79v, 84v, 159v, 160r?).

Format und Anordnung:

Die Metallschnitte, 66–70 × 48–50 mm, wurden ausgeschnitten und auf Papier aufgeklebt. Bis auf zwei Doppelseiten (13v+14r, 14v+15r) standen sich jeweils eine Bild- und eine Textseite gegenüber, wobei die Metallschnitte stets auf verso-Seiten plaziert waren. Auf den leeren Seiten 13v und 14v waren ursprünglich ebenfalls Graphiken vorgesehen (vgl. die unten notierten Bildthemen), offenbar hatte man aber die entsprechenden Szenen nicht zur Hand, denn es finden sich dort keinerlei Leimspuren. Anhand des Textes läßt sich die Abfolge der Blätter eindeutig bestimmen, Escherich (1923) ordnete jedoch die Anbetung der Hl. Drei Könige vor der Beschneidung, die Handwaschung des Pilatus vor der Geißelung, Dornenkrönung, Ecce homo-Szene und die Noli me tangere-Begebenheit vor den drei Frauen am Grabe an.

Bildaufbau und -ausführung:

Bis auf Verkündigung und Kreuzigung ziert alle Metallschnitte ein Wolkenband. Acht Metallschnitte (Ölberg, Dornenkrönung, Kreuztragung, Kreuzannagelung, Pietà, Auferstehung, Christus als Gärtner, Pfingsten) sind nachweislich Kopien nach Kupferstichen vom Meister der Berliner Passion (Lehrs 16, 19, 20, 22–25, Weekes [2004] S. 85, Abb. 91), 16 Metallschnitte (Verkündigung, Beschneidung, Kindermord, Palmsonntag, Abendmahl, Fußwaschung, Gefangennahme, Handwaschung, Ecce homo, Kreuzabnahme, Grablegung, Vorhölle, Frauen am Grab, ungläubiger Thomas, Himmelfahrt Christi, Jüngstes Gericht) Kopien nach zu rekonstruierenden Originalen desselben Meisters (Lehrs Bd. III, S. 64–76: 3f, 6d, 9a, 11g, 13i, 14e, 17h, 23g, 25g, 26g, 32f, 34h, 35g, 37d, 42f, 43g, 45i; vgl. Weekes [2004] Tab. 2, Reihe 1 und 8). Die übrigen sechs Metallschnitte stellen Varianten dar (Heimsuchung: nach dem Meister E. S. [lehrs 15], vgl. auch die in Köln aufgefundene Kupferplatte [schreiber 2188a], heute Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe, Fleischmann [1998] Abb. 2a, Geburt Christi: nach dem Meister E. S. [geisberg [1925] Nr. 315], Anbetung der Könige, Darbringung, Geißelung, Kreuzigung: nach dem Meister mit den Blumenrahmen [lehrs 71]), die überwiegend auch in den Metallschnittfolgen ›g‹, ›i‹ und ›k‹ vorkommen (s. auch Lehrs Bd. III, S. 64, Anm. 2, S. 65, Anm. 1).

Gemäß Lehrs (Bd. III, S. 31, 56 f.) diente als unmittelbare Vorlage für die hiesige Kopienfolge ›h‹ die Metallschnittfolge ›g‹: Diese formiert sich aus elf Metallschnitten, die in einem 1463 datierten niederländischen Gebetbuch aus der Gegend von Tongern eingeklebt sind (Paris, Bibliothèque Nationale, Département des Estampes, Ea 6 rés., 7v, 32v, 59v, 85v, 98v, 114v, 131v, 136v, 140v, 184v, 197v, zudem 16 Kupferstiche; vgl. Schreiber Folge 2173a, Weekes [2004] S. 17, 34, 64, 78, 101–119, 131, 188, 294–301, Nr. 27, Abb. 109–117, Farbabb. 3, 32–35), sowie aus verschiedenen Fragmenten in Oxford (Ashmolean Museum, Schreiber Folge 2175c [23 Blätter]), Washington (National Gallery of Art, B-3231 bis B-3243, B-3225 bis B-3233 [20 Blätter], vgl. Field [1965] Nr. 296–315, Weekes [2004] Abb. 96) und München (Graphische Sammlung, Schreiber Folge 2184 [16 Blätter]; vgl. auch Deluga [2000] Nr. 40 f.) zu einem 32 Szenen umfassenden Zyklus (vgl. Weekes [2004] Tab. 2, Reihe 7; es fehlt dort Schreiber 2194 [Geburt Christi]). Von der hier vorliegenden Folge ›h‹ ist wiederum Folge ›i‹ abhängig (Schreiber [1929] Abb. 1–28, MAI Microfiche 10026, Feld B9 [irrtümlich unter Dresden, Kupferstichkabinett]), die ihrerseits das Vorbild für ›k‹ abgegeben hat (Schramm Bd. VIII, Taf. 14–16, Taf. 188 f.). Allerdings stellte Schreiber ([1929] S. 6) das Abhängigkeitsverhältnis von ›h‹ und ›i‹ ohne Angabe von Gründen zur Disposition.

Von den Metallschnittfolgen ›g‹ bis ›k‹ hielt Schreiber ([1929] S. 6) die älteste ›g‹ zugleich für die schönste. Lehrs (Bd. III, S. 57) erachtete zumindest ›i‹ für besser als ›k‹. Alle Metallschnittfolgen sind jedoch geistlose Reproduktionswerke von mehr oder minder roher Natur. Lehrs (Bd. III, S. 54, 62) spricht von »künstlerisch durchaus minderwertigen Kopienfolgen« bzw. einem »Tiefstand der künstlerischen Mache«.

Bildthemen:

30-teiliger Zyklus zum Leben und Leiden Christi, in dem auffälligerweise sämtliche Prozeßszenen mit Ausnahme der Handwaschung des Pilatus fehlen (Christus vor Hannas, Christus vor Kaiphas, Verspottung, Christus vor Pilatus, Christus vor Herodes) – obwohl zwei davon ganz offensichtlich für den Text vonnöten gewesen wären (s. 13v, 14v). Dieselbe thematische Lücke weisen auch die Metallschnittkopien ›g‹, ›i‹ und ›k‹ auf, derweil die Stationen in den übrigen Folgen gemeiniglich vorkommen (allein für ›f‹ und ›n‹ ist mangels Masse kein Nachweis zu erbringen).

Die Metallschnittfolgen ›g‹ bis ›k‹ gehören unterschiedlichen Texttraditionen an: Während ›g‹ und ›h‹ variabel in Handschriften gebraucht wurden, trifft man ›i‹ teilweise, ›k‹ ausschließlich in Druckwerken an. Obzwar ›g‹ am üppigsten überliefert ist, nämlich vier Mal in größeren Sequenzen, kennen wir nur in einem Fall den Textzusammenhang (Gebete für das Kirchenjahr, vgl. Weekes [2004] S. 296–298; aus dem von Schreiber [1929] S. 6 erwähnten Gebetbuch mit 28 Metallschnitten wurden die Graphiken herausgelöst, der Verbleib der Handschrift ist unbekannt, vgl. Field [1965] Nr. 296–315, 321–328). Folge ›h‹ ist geschlossen einzig im vorliegenden 31- bzw. 32-teiligen Gebetszyklus nachweisbar (allein von Schreiber 2183, 2188d, 2210d, 2231, 2275a, 2297, 2401, 2417x existieren verstreut Zweitexemplare). Dagegen hat ›i‹ innerhalb eines 31-teiligen Gebetszyklus, der in keinem Zusammenhang mit dem hiesigen steht, zwei Druckauflagen erlebt (einmal ohne und einmal mit Nagellöchern), obwohl daneben auch separat Abzüge vertrieben worden sein müssen (ohne Nagellöcher und ohne Typentext: Schreiber 2200, 2236, mit Nagellöchern und ohne Typentext: Schreiber 2183a, vgl. auch Schreiber [1929] S. 5). Folge ›k‹ taucht schließlich in zwei verschiedenen Kölner ›Horologium devotionis‹-Ausgaben auf (GW 4172, GW 4176).

Wirklich geeignet ist die das Gerichtsverfahren aussparende Bilderfolge nur für den zum Druck gelangten 31-teiligen Gebetszyklus, auch wenn man dort auf die Noli me tangere-Begebenheit verzichtet, dafür aber die Handlung um Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies erweitert hat. Denn von diesen Modifikationen abgesehen, verläuft die Erzählung dort stringent in einem regelmäßigen Bild-Text-Wechsel ab. Für die ›Horologium‹-Ausgaben hingegen war das Bildmaterial unzureichend und mußte mit neu fabrizierten Metall- bzw. fremden Holzschnitten notdürftig ergänzt werden. Beide Texte, sowohl der 31-teilige Gebetszyklus als auch das ›Horologium‹, wurden unterdessen auch komplett mit Holzschnitten verlegt, die ebenfalls in Abhängigkeit zum Leben und Leiden Christi-Zyklus vom Meister der Berliner Passion stehen (vgl. Rathofer/Schmitz/Gaus [1988]; GW 4175, vgl. Schramm Bd. XXI, Taf. 121–123 [Lehrs Folge ›d‹]).

Die von Lehrs statuierte Abfolge von ›i‹ nach ›k‹ wird von der Typenforschung scheinbar konterkariert (vgl. Lehrs Bd. III, S. 57 f., Anm. 1), da die beiden Gebetbuch-Drucke mit Folge ›i‹ vermutlich »nicht vor 1489« bzw. »zwischen 1498 und 1500« in Leipzig verlegt wurden, während die beiden Kölner ›Horologium‹-Ausgaben mit Folge ›k‹ bereits kurz zuvor, nämlich »um 1488« bzw. »um 1498«, auf dem Markt waren (GW 4172, GW 4176). Für die in oberdeutscher Mundart gesetzten Gebetbuch-Drucke muß deshalb älteres Bildmaterial wiederverwandt worden sein. Der Ersteinsatz der Metallschnitte könnte in Köln um 1475 unabhängig von einer Inkunabel erfolgt sein: Bezeichnenderweise ist auf dem ersten Metallschnitt der Folge ›i‹ oben die Schriftzeile »Sancta colonia + a + g« eingeschnitten (vgl. Schreiber [1929] Abb. 1). Die Buchstaben »a + g« dürften mit »annus gracie« aufzulösen sein, so daß Folge ›i‹ zum Vertrieb in der Domstadt im Jubeljahr 1475 hergestellt worden sein könnte. Die vermutlich als Vorlage dienende Folge ›h‹ müßte folglich noch früher entstanden sein. Obwohl Metallschnitte als Hochdrucke, die mit einer auch für Lettern geeigneten Farbe eingeschwärzt werden konnten, scheinbar für den Buchdruck prädestiniert waren, zirkulierten wie bei der Stöger-Passion (Nr. 43.1.16., Nr. 43.1.50., Nr. 43.1.154., Nr. 43.1.189.) die Blätter der Folgen ›g‹ bis ›i‹ vorab in handschriftlichem Kontext.

Für Lehrs (Bd. III, S. 57, 59, 62) und andere Forscher (so Schreiber [1929] S. 6, Weekes [2004] S. 16 f., 65 f., 77) war der Gruß an das heilige Köln neben anderen Aspekten (Technik des Metallschnitts, Werkstattzugehörigkeit, Verlagsort) das zentrale Argument, um alle Metallschnitte dieser Folgen nach Köln zu lokalisieren. Das vom Meister der Berliner Passion gestochene Leben Jesu wurde wie vereinzelte andere der ihm zugeschriebenen Stiche von Buchmalern, Kupferstechern, Metall- und Formschneidern derart häufig nachgeahmt (siehe Exkurs unter Nr. 43.1.21.), daß man von einer »fabrikmäßigen Massenproduktion« sprechen kann (Lehrs Bd. III, S. 56, ähnlich Hutter [1979], Schuppisser [1991]), die nicht nur in der Rhein-Maas-Region (Weekes [2004]), sondern auch in Süddeutschland Absatz gefunden hat (Nr. 43.1.101., Nr. 43.1.145.). Nächst Kölner Druckern (GW 4172: um 1488, GW 4176: um 1498) wußte sich beispielsweise Johann Amerbach in Basel Holzstöcke bzw. Metallschnittplatten dieser Serie zu verschaffen (GW 4175: nicht nach 1490). Ein letzter Beleg für die lang anhaltende Erfolgsgeschichte dieser an sich dürftigen Bildchen ist die um 1506/7 erfolgte niederdeutsche Ausgabe des 31-teiligen Gebetszyklus in Köln, für die man sich gezwungen sah, die Serie nochmals in Holz schneiden zu lassen (leider fehlt im einzig erhaltenen Exemplar der erste Holzschnitt), weil man die Metallschnitte der Folge ›i‹ offenbar voreilig nach Leipzig veräußert hatte.

Farben:

Metallschnitte unkoloriert, nur auf GR. 532v, 531v, 535v, 534v, 539v Spuren von Bemalung, heute ausgeblichen (ehem. Braun, Gelb, Rot). Ranken: Grün, Rotorange, Orange, Blau, blasses Gelb, Rosa, Braun, Grau.

Literatur:

Escherich (1923) S. 7–11, Nr. 1–30 (Abb. aller Metallschnitte); Achten/Knaus (1959) S. 288–292, Nr. 73. – Lehrs (1887) S. 17; Lehrs Bd. III, S. 31 (Kopienfolge ›h‹), S. 37 f. (16d), 41 f. (19d), 43 (20c), 46 (22b), 49 (23e), 50 (24c), 52 (25e), S. 56–63, S. 64 (3f, 4e), 65 (6d, 9a), 66 (11g, 13i), 67 (14e, 17h), 69 (23g), 70 (24g, 25g), 71 (26g), 72 (32f), 73 (34h, 35g), 74 (37d), 75 (42f, 43g), 76 (45i), S. 61, Abb. 3 (GR. 554v); Schreiber (1926) S. 72; Schreiber Folge 2183; Schreiber (1929) S. 6; Field (1965) Nr. 330; Die Karlsruher Passion (1996) S. 235–237, Nr. 63, Abb. 201 (GR. 541v); Weekes (2004) S. 87–89, 261 f., Nr. 17 (im Text irrtümlich 25 statt 30 Blätter angegeben), Abb. 99 (GR. 555v), Tab. 2, Reihe 8 (kleine Abb. aller Metallschnitte außer GR. 547v; statt auf Katalog Nr. 17 versehentlich auf Nr. 15 verwiesen).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 76: 11v. Christi Gebet am Olberg (Metallschnitt), Ranke.

Abb. 77: 12r. Textseite.

Abb. 78: 12v. Gefangennahme Christi (Metallschnitt), Ranke.

Abb. 79: 13r. Textseite.

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