KdiH

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43.1.16. Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Cim. 23

Bearbeitet von Regina Cermann

KdiH-Band 5

Datierung:

1450–1460.

Lokalisierung:

Bayern (Schmidt [1995]).

Besitzgeschichte:

Weibliche Erstbesitzerin? (10r mich arme sunderin).

Inhalt: Gebetbuch mit Metallschnitten der Stöger-Passion

1r–8r

32-teiliger Passionszyklus (von der Aussendung bis zum Jüngsten Gericht) Ich man dich myniclicher vater ihesu criste deiner heiliger zuchunft do dw chunftig wurd in ditz ellendt. Ich man dich herr des hungers des durst dez frostez … (s. Nr. 43.1.172a., 188r–v, 192r–195v; Nr. 43.1.194., 191r–195r)

8r–10r

Zehn irdische Freuden Mariens (Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi, Anbetung der Hirten, Anbetung der Hl. Drei Könige, Auffindung im Tempel, Auferstehung, Himmelfahrt Christi, Pfingsten, Marientod) Ich man dich chunigcliche muter maria der grossen frewden vnd gnaden die du enphiengt Do du xpm ihm in deinen keuschen leichnam enpfiengt … (s. Nr. 43.1.194., 190r–191r)

10r–14v

Drei Kommuniongebete, eines vor, eines nach Empfang der Eucharistie (ähnlich Klapper [1935] Nr. 58, 66) Herr hilf mir daz ich deinen heiligen leichnam also enphah Daz mein leib gezirt werdt mit tugenden …, 11v Herr hilf mir daz ich deinen heiligen leichnam also enphangen hab Daz Du mir seist ein frid vnd ein schilt …, 12v Seuses ›Abendmahlsgebet‹ (Bihlmeyer [1907] S. 303)

15r–19r

15 Paternoster des Papstes Cölestin (s. Nr. 43.1.78., 141v–144v; Nr. 43.1.172a., 195v–200r; Nr. 43.1.174., 7r–11r), gelegentlich auch Papst Clemens VI. zugeschrieben (vgl. Kesting [1978] Sp. 1290) Ich valle heut dem herren ze füßen

19v–20v

leer, 20r Krakelzeichnung (u. a. Esel?)

21r–35v

16 Gebete eines 18-teiligen Passionszyklus aus dem Umfeld der Stöger-Passion

21r

O lieber herre ihesu criste als du an dem hailigen palm tag diemütiklich auff ainem esel zuͦ iherusalem ein rait vnd dir nach volgten dein lieb iun[ger] …

21v

Metallschnitt: Letztes Abendmahl und Fußwaschung (Schreiber 2232)

22r

O lieber herre Jhesu criste als du a[n] dem guͦtten donrstag assest dein hailig osterlamp mit deinen lieben iüngern

22v

Metallschnitt: Gebet am Ölberg (Schreiber 2243)

23r

O lieber herre ihesu criste ich verma[n] dich der bittern angst vnd des hert leiden daz du gelitten hast in dem g[art] …

23v

Metallschnitt: Gefangennahme (Schreiber 2253; Lehrs Bd. I, S. 80, Nr. 16a: gegenseitige Kopie nach einem Kupferstich vom Meister der Spielkarten)

24r

O lieber herre ihesu criste als du z[e] der mettin zeitt durch vnsern wil[l] woltest verratten werden

24v

Metallschnitt: Christus vor Kaiphas (Schreiber 2262)

25r

O lieber herre iesu criste Jch armer sünder verman dich des iämerlichen[en] fachens daz du gefürt würdt in [annas] hus

25v

Metallschnitt: Handwaschung des Pilatus (Schreiber 2273)

26r

O lieber herre ihesu criste Ich er[man] dich der grossen schmachait do sy [dich] fuͦrten für pilatum

26v

Metallschnitt: Geißelung (Schreiber 2281)

27r

O du gebenedicter ihesu criste d[u] lamp gottes als du auf dich n[amst] die sünd der welt wie gar schw[er]lichen wurdt du gepunden

27v

Metallschnitt: Dornenkrönung (Schreiber 2288)

28r

O lieber herre ihesu criste wie [gar] falsch vrtail hat pilatus üb[er dich] gegeben daz man dich solt cru[tzigen] vnd die iuden rieffen

28v

Gebenedeyt seistu himlischer [va]tter in der ewigen höche deines [lieb]ben suns O gebenedeyt seystu [her]re ihesu criste jn deiner hailigen [m]enschwerdung

29r

Metallschnitt: Kreuzigung (Schreiber 2324)

29v

[O] Du Junkfraw maria ain gepererin [der] ewigen selikait erleücht die […]ne mein auf daz ich müg gedenken [die] grosse not do dein lieber sun lag [dir] auf deiner schoß

30r

Metallschnitt: Beweinung (Schreiber 2474)

30v

[O] lieber herre zuͦ complet zitt ward [d]in hailiger leichnam zuͦ dem grab [ge]bracht

31r

Metallschnitt: Grablegung (Schreiber 2364; Lehrs Bd. I, S. 156 f., Nr. 9a: gegenseitige Kopie nach einem Kupferstich aus der Schule des Meisters der Spielkarten)

31v

[O] Du küng der eren jn wie grosser [ma]cht vnd gewalt bistu gekommen [czu] der hellen vnd hast zerprochen

31r

Metallschnitt: Christus in der Vorhölle (Schreiber 2424)

32v

[O] lieber here ihesu criste wie gar groß [k]reftiklich pistu auf gestanden an dem [d]ritten tag

33r

Metallschnitt: Auferstehung (Schreiber 2376; Lehrs Bd. I, S. 157 f., Nr. 10a: gegenseitige Kopie nach einem Kupferstich aus der Schule des Meisters der Spielkarten)

33v

O du barmhercziger got wie gar lieplichen hastu dich geoffenbart sant marien magdalenen

34r

Metallschnitt: Noli me tangere (Schreiber 2386)

34v

O lieber herre ihesu criste als du jn [d]em angesicht deiner lieben iungern [p]ist auf gefaren jn die himel

35r

Metallschnitt: Himmelfahrt Christi (Schreiber 2395)

35v

O du strengs gericht gottes du götliche [g]erechtikait O du gewaltiklicher [ri]chter

36r–36v

Gebete zu Johannes d. T. Herodes der künig sant auß nach züchtiger vnd gepot abschlahen haubt dez hailigen herren sant Johan …, 36v O du herre sant Johans ain tauffer xpi … (bricht mitten auf der Seite ab … Daz wir von aller widerwertikaitt erlößt werden des leibs vnd der sel vnd von pösen gedanken des)
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament und Papier, I + 36 + I Blätter, 130 × 88 mm (beschnitten). 1–20 aus dickem Pergament, gebunden in drei Lagen (VI12, I14, III20), die restlichen 16 Blätter aus brüchigem, teilweise löchrigem Papier (23, 26, 29 sehr fragil), wobei der Passionszyklus auf 21r–35v ursprünglich wohl eine Lage bildete (IX+1–435 [+28, – vor 21, 28, 29, nach 35]) und Blatt 36 das erste Blatt einer nachfolgenden Lage abgab (136). Heute sind die Blätter mittels Papierfälzen anders zusammenmontiert (VII34, I36). Vor- und Nachsatzblatt aus Papier. Drei Hände: 1r–14v Textura, 15–18 Zeilen, Rubriken, ein- bis vierzeilige rote Lombarden, rote Strichel (1., 2. Lage); 15r–19r Kursive, 22 Zeilen, Rubriken, ein- bis fünfzeilige rote Lombarden (3. Lage); 21r–36v Kursive, 12–15 Zeilen (Papierteil). Moderne Bleistiftfoliierung rechts unten durchgängig, eine nur zum Teil erhaltene zeitgenössische römische Tintenfoliierung rechts oben zählt im Pergamentteil von [j] bis xix; der Papierteil war separat durchnumeriert, auf 32r, 33r, 35r Reste, die mit x… beginnen, auf 36r xv… lesbar.

Schreibsprache:

mittelbairisch (Schmidt [1995]). Schreiber: Schwaben, Augsburg?

II. Bildausstattung:

14 Metallschnitte der Stöger-Passion (21v, 22v, 23v, 24v, 25v, 26v, 27v, 29r, 30r, 31r, 32r, 33r, 34r, 35r)

Format und Anordnung:

100 × 75 mm, an den äußeren Längsseiten angeschnitten (Textverlust). In der heutigen Erscheinungsform fügen sich Text und Bild nur bedingt zusammen: Den Texten auf 21r und 35v ist kein Bild gegenübergestellt (Außenblatt der Lage fehlt), auf 27v+28v und 28v+29r korrespondieren Text und Bild nicht miteinander (inneres Doppelblatt, welches das Einzelblatt in der Mitte umfaßte [28], fehlt). Zwei in Paris befindliche Fragmente würden zwar hinsichtlich der Illustrationen diese Lücke genau ausfüllen (s. Nr. 43.1.154.), beim Text aber entstünden Doppelungen, die – neben der Tatsache, daß die Pariser Gebete einer anderen Texttradition folgen – eine Zusammengehörigkeit eindeutig ausschließen. Der Bilderzyklus bestand originär wohl aus neun Doppelblättern mit jeweils zwei Illustrationen nebeneinander, so daß beim Falten die ersten neun Metallschnitte auf verso-, die nachfolgenden neun aber auf recto-Seiten zu stehen kamen. In der Mitte mußte ein Einzelblatt mit Text auf beiden Seiten eingeschaltet werden. Der Überlieferung zufolge müssen derartige Illustrationszyklen (s. Nr. 43.1.50.; Nr. 43.1.189.; vgl. auch Nr. 43.1.40.; Nr. 43.1.47.) anfänglich ungebunden, nur in Lagen zusammengelegt, verkauft worden sein, die nach Belieben vom Erwerber beschrieben werden konnten, ehe sie in diversen Druckausgaben auftauchten, die eine Variante standardisierten. Solch ein Verfahren läßt sich auch für verschiedene kleinteilige ›ars-moriendi‹-Ausgaben nachweisen (vgl. Renger [1994]).

Bildaufbau und -ausführung:

Drei Metallschnitte sind nach Kupferstichen vom Meister der Spielkarten bzw. dessen Schule kopiert (23v, 31r, 33r), drei weitere (27v, 30r, 31r) zitieren einzelne Partien daraus (vgl. Stix [1920] S. 8; Schmidt [1995] Bd. 1, S. 272 f., Anm. 137).

Bildthemen:

Die 14 Metallschnitte lassen sich zu einem 18-teiligen Passionszyklus rekonstruieren, der die Spanne von Palmsonntag bis zum Jüngsten Gericht behandelt. Die später mit denselben Metallschnitten versehenen Druckausgaben umfassen 20 Metallschnitte: hinzu kommen die Bilder Kreuzannagelung und Pfingsten.

Farben:

Sparsam koloriert mit Gelb, Grün, lackartigem Rotbraun. Das Grün ist durch das Papier durchgeschlagen.

Literatur:

Lehrs Bd. 1, S. 80, unter Nr. 16a (ohne das Berliner Exemplar), S. 156–158, unter Nr. 9a und 10a; Stix (1920) S. 5–8, unter Nr. 36, 40, 43, 44, 50 (als Hs. 35); Schreiber (1926) S. 18 f.; Haebler (1927) S. 5–39; Dodgson (1937) S. 18–20, unter Nr. 52, 53, 55–57 (als MS 35); Geldner (1979) S. 21; Field (1986) S. 204; Schmidt (1995) Bd. 1, S. 255–273, Bd. 2, S. 9 f., Abb. 274 (26v+27r), 274a (Rekonstruktion).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 34: 30v+31r. Textseite. Grablegung Christi (Metallschnitt).

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Abb. 34.