KdiH

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43.1.90a. Kroměříž (Kremsier), Muzeum umění Olomouc – Arcidiecézní muzeum Kroměříž (Kunstmuseum Olmütz – Erzdiözesanmuseum Kremsier), fond zámecká knihovna (Bestand Schlossbibliothek), Cod. O/c VIII 18, Inv.-Nr. 21082

Begonnen von Regina Cermann, fortgeführt von Isabel von Bredow-Klaus

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datum der Veröffentlichung: 30.5.2019.

Datierung:

2. Hälfte 15. Jahrhundert (Griese [2005] S. 26).

Lokalisierung:

Bayern.

Besitzgeschichte:

1r: 1778 P. Honoratus a S. Cäcilia (Mateͮj Novotný 1739–1802).

Inhalt: Geistliche Sammelhandschrift mit Bruder Berthold, ›Zeitglöcklein‹
1v

Miniatur: Heilige Sippe

2r–18v

Vom Nutzen der Betrachtung von Christi Leiden nach Zitaten der Kirchenväter, darunter: Paulus, Bonaventura, Anselmus, Bernhard, Avicenna, Augustinus Ps., 10v Albertus Magnus, ›Mosaiktraktat vom Leiden‹, 13v Heinrich Seuse, ›Buch der ewigen Weisheit‹, Auszug, 16r–v Legende der hl. Gertrud

2r

Historisierte Initiale: Schmerzensmann

18v–189v

Bruder Berthold, ›Zeitglöcklein‹. Vorrede (neben Einsiedeln, cod. 763 einziger deutscher Textzeuge des Prologs) A: Es schreibt Sant Gregorius das alle die wirckung ihesu cristi Ist vns ein an weÿsunge ... Des han ich bruder Berchtold ein prister prediger ordens ... diß buchlein zu samen gelesen vnd geseczt auß dem latein zu deutsch gemacht ... vnd das hab ich geheyssen ein seger oder ein wircker der tugent. .... Expl.: das wollestu mir verleichen lieber herre ihesu criste der du herschst vnd lebst mit dem vater vnd mit dem heyligen geist zu ewigen zeyten Amen.

189v–194v

Abendmahlsgebete Ü: Diß hernachgeschriben gebet sol man sprechen wenn man will enpfachen das sacrament A: O miltester herre ihesu criste Ich wil gen zu dem disch ... Heinrich Seuse, ›Buch der Ewigen Weisheit‹: A: Eya du lebendige frucht du süsse gyme du wunnicklicher paradeyß apffel... (Haimerl [1952] Anm. 235, 247, 261, 267) A: O almechtiger herre vater vnd gewaltiger got ich komme zu der englischen vnd hymlischen speyse des fronleichnams ... A: Herre ihesu criste wann du zu deinen Jüngern gesprochen hast Meynen segen gib ich euch ... drei kurze Gebete unter der Kommunion, dann A: Ich bitte dich o süsser ihesus ich begere das mir dein leiplicher fronleichnam ... A: Ich dancke dir o edler ihesus das du mich zu diser speyse geschaffen vnd erwelt hast ... A: Ich danck dir almechtiger got das du deynen eingeporenen sun mir zu bilde vnd lere gegeben hast ... A: Ich rúffe heut an dz vnschuldig blut von dem zarten waren leichnam vnsers liben herren ...

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 194 Blätter (extra eingebunden Blatt 23, 34, 44, 57, 65, 66, 87, 119, 131, 182 mit Miniaturen), 155 × 110 mm, Textura von einer Hand, einspaltig, 22 Zeilen, eine zehnzeilige Fleuronnéinitiale in Rot, rote und blaue Lombarden über drei bis fünf Zeilen, rote Rubriken, rote Paragrafenzeichen.

Schreibsprache:

Bairisch, Raum Nürnberg? (Besch [1967] S. 83, 301).

II. Bildausstattung:

37 Miniaturen von einer Hand (1v, 23r, 34r, 34v, 41v, 44v, 46r, 50v, 57r, 58r, 64v, 65r, 65v, 66r, 71v, 76v, 81r, 85v, 87r, 89v, 93v, 100v, 107v, 113v, 115v, 119r, 123v, 125v, 131r, 137v, 145v, 154v, 164r, 169r, 175v, 178v, 182r). Eine historisierte Initiale über zwölf Zeilen (2r).

Format und Anordnung:

Die Miniaturen sind ganzseitig angelegt und werden jeweils von roten Rhomben und einem Schriftzug mit alttestamentlichen Prophetensprüchen gerahmt. Diese Rhomben liegen auf einem rechteckigen Bildfeld auf, von dem nur die vier Ecken zu sehen sind, in denen jeweils ein Prophet gezeigt ist. Eine Ausnahme bildet die erste Miniatur 1v, die rechteckig mit einem blauen Rahmen umgeben ist. Über drei Miniaturen stehen ein bis zwei Zeilen Text (89v, 93v, 115v). Die Miniaturen sind unregelmäßig verso und recto angeordnet. Gelegentlich vorhandene leere Seiten entstehen dadurch, dass 12 der Miniaturen auf zehn Blättern extra eingeheftet sind. So steht die Verkündigung folgerichtig auf 23r, gegenüber dem Beginn der entsprechenden Textpassage, drei Viertel der nächsten Seite 24r blieben jedoch frei und erst ganz unten wird der Text weitergeführt. Die Miniaturen der Heimsuchung und der Geburt Christi befinden sich auf demselben extra eingehefteten Blatt 34 recto und verso. Auf 57r und 58r folgen zwei Miniaturen mit einer freien Versoseite dazwischen aufeinander, von 64r bis 66r vier Miniaturen ohne Unterbrechung. Auf 88r stehen nur fünf Zeilen, davon drei die Rubrik des nächsten Textes, der aber erst auf der nächsten Seite 88v beginnt. Auch mitten im Text (141v, 150v, 157r, 159v, 160v) befinden sich leere Seiten, ohne dass ein System offensichtlich wäre. Eine mögliche Erklärung hierfür wäre, dass ursprünglich die Ausstattung mit Miniaturen im laufenden Lagenverbund geplant und größtenteils auch ausgeführt worden ist, aber durch zusätzliche Miniaturen ergänzt wurde. Im Zuge dessen wurden wohl nicht alle Lücken mit Miniaturen gefüllt.

Bildaufbau und -ausführung:

Die erste Miniatur weicht in ihrer rechteckigen Form und dem blauen Rahmen von den 36 rhombisch gerahmten ab. Auf der ganzen Bildseite thront mittig die hl. Anna mit Maria und Jesus auf dem Schoß. Umgeben ist ihr Thron von ihren drei Ehemännern und insgesamt 20 Töchtern, Schwiegersöhnen und Enkeln. Einige werden in einer beschnittenen und daher nur noch an drei Seiten umlaufenden lateinischen Legende genannt (noch zu lesen: Joachim Cleophas, Jakobus d. Ä., Jakobus d. J., Simon, Josef, Johannes). Diese Miniatur und die folgende Initiale sind die einzigen mit einem goldenen Hintergrund.

Die in den Text integrierten Miniaturen sind sämtlich in Rhomben eingefasst. Diese Form füllt der Maler geschickt mit einer unterschiedlichen Zahl von Personen, wobei er es versteht, den ungewohnten Bildraum zu nutzen, indem er vor allem größere Personengruppen dreiecks- bzs. rhombenförmig anordnet. Die Miniaturen zeigen sich detailreich mit verschiedenen Accessoires oder Nebenszenen (bei der Flucht nach Ägypten stürzen z. B. im Hintergrund die Teufel von den Säulen) ausgestattet. In fast jedes Bild ist ein Ausblick in eine Landschaft integriert; auch wenn das Geschehen in den perspektivisch gut gestalteten Innenräumen spielt, ist wenigstens durch ein Fenster Landschaft zu sehen.

Die Personen tragen voluminöse Gewänder, die vor allem durch feine Schraffuren gestaltet werden. Einzelne Personen stechen wie Herodes auf 93v durch ihre Haltung hervor, der seine Beine auffällig übereinander legt. Besonders fein mit vielen einzelnen Strichen sind hier die ansonsten unaufwändigen Haare und Bärte gestaltet, die von Goldfäden durchzogen sind. Ein besonderes Augenmerk legte der Maler auf die modische Kleidung mit für die Mitte des 15. Jahrhunderts typischen engen Hosen, kurzen Oberteilen, Zaddeln und langen, spitzen Schnabelschuhen. Die Soldaten tragen sehr detailliert wiedergegebene Rüstungen, Plattenharnische mit auffälligem Achselschutz und Helmen (einer schließt rundum wie ein Taucherhelm und ähnelt dadurch sehr einer italienischen Barbuta). Nach Dudík (1870) weisen die Rüstungen auf Italien Anfang des 15. Jahrhunderts und damit einen italienischen Maler hin. Tatsächlich war diese Art Rüstung aber auch in Deutschland verbreitet (siehe z. B. Bull [1991] S. 78–80). Einen Hinweis auf die Herkunft des Malers liefern die Rüstungen daher nicht.

Bildthemen:

Die Darstellung der Heiligen Sippe ist der Betrachtung zum Nutzen des Leidens vorangestellt, die von einer großen S-Initiale mit dem Schmerzensmann eröffnet wird.

Es folgt der Zyklus mit 36 Miniaturen aus dem Leben Jesu, die ergänzt werden von Aussagen der in den Ecken dargestellten Propheten des Alten Testaments, die auf das Leben und Leiden Jesu vorausweisen. Diese Inschriften sind auf den ungewöhnlichen rhombischen Rahmen angebracht und dienen wohl nur dem Zweck der Verquickung von AT und NT.

Die Illustrationen sind nicht immer den Texten unmittelbar beigestellt. So ist die Geburt Christi korrekt in den Text über die Geburt Christi integriert. Dieser Miniatur voraus geht aber die Heimsuchung, die den Text über Christi Geburt unterbricht. Prinzipiell sind die Illustrationen sehr ungleich mit ein bis vier Miniaturen über die einzelnen Stunden verteilt: 1. Stunde: Verkündigung, 2.: Heimsuchung und Geburt, 3.: Beschneidung, Anbetung, Darbringung, 4.: Flucht nach Ägypten, 5.: Bethlehemitischer Kindermord, Jesus im Tempel, 6.: Taufe Jesu, Versuchung in der Wüste, Auferweckung des Lazarus, Einzug in Jerusalem, 7.: Abendmahl, 8.: Gebet am Ölberg, 9.: Verrat des Judas, 10.: Judaskuss, Gefangennahme, Flucht der Jünger, 11.: Jesus vor Pilatus, 12.: Handwaschung des Pilatus, 13.: Jesus vor Herodes, 14.: Entkleidung, Geißelung, Dornenkrönung, 15.: Ecce Homo, Kreuztragung, 16.: Kreuzanheftung, 17.: Kreuzigung, 18.: Lanzenstich, 19.: Grablegung, 20.: Christus in der Vorhölle, 21.: Auferstehung, 22.: Himmelfahrt, 23.: Pfingsten, 24.: Jüngstes Gericht.

Fünf leere Seiten befinden sich im Text bei der 18. und 19. Stunde (141v, 150v, 157r, 158v, 160v), dem Zeitraum des Kreuzestodes bis zur Kreuzabnahme. Vermutlich waren dort weitere Miniaturen vorgesehen.

Berthold schrieb diesen Text erst auf Deutsch und nannte ihn laut Vorrede ein seger oder ein wircker der tugent. Auf dieses Werk gibt es jedoch keinen anderen Hinweis als die Nennung hier in dieser Handschrift (Rechtssumme 1 [1987] S. 4*). Diesen Text ließ er dann, laut Vorrede in den lateinischen Texten, ins Lateinische übersetzen als ›Horologium devotionis circa vitam Christi‹, von dem elf Handschriften und sieben Drucke erhalten sind. Der Text in Kremsier und vor allem das enthaltene Vorwort steht dem lateinischen Text sehr nahe. Kurze Zeit später erfolgte eine Rückübersetzung ins Deutsche, welche die Grundlage für die sieben deutsche Drucke und für zehn Handschriften bildet, darunter die einzigen illustrierten Nr. 43.1.28. und Nr. 43.1.84a. In dieser zweiten deutschen Version ist diese Vorrede nicht enthalten. Zu dem Komplex der deutschen und lateinischen Ausgaben siehe Weck (1978), Rechtssumme 1 (1987) S. 4* und Griese (2005) S. 7f.

Farben:

Reichhaltige Palette mit kräftigen, klaren Farben: Rot, Blau, Grün, Violett, Rosa, Braun, Ocker, Gelb, Silber, Grau, Weiß.

Literatur:

Dudík (1870) S. 54f.; Rechtssumme 1 (1987) S. 4*–7*; Griese (2005) S. 7f., 26.