43.1.23. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Hdschr. 405
Bearbeitet von Regina Cermann
KdiH-Band 5
Um 1450–1465 (Wasserzeichen des Heidelberger Blockbuchs der Biblia pauperum [Cod. Pal. germ. 438]: 1455–1458, Wasserzeichen des 40-blättrigen Blockbuchs der niederländischen Biblia pauperum I: 1465–1466).
Ostmitteldeutschland?
1993 mit der Sammlung Dr. Jörn Günther, Hamburg, erworben (MS 24).
1r–5v |
Jordanus von Quedlinburg, ›65 Artikel der Passion‹ | |
1r |
leer | |
1v |
De[r] [A]chte artikel des [leydens] xpi ist die furunge … | |
2r |
leer | |
2v |
Der Sebin vnd drysigste artickel des leyden xpi ist die vorspeyunge [von] den rittern … | |
3r |
Federzeichnung: Verspottung | |
3v |
leer | |
4r |
leer | |
4v |
[Der] sechs vndvierczigiste artikel [des] leidens xpi ist die awß[reck]unge off denung of dem crewcze … | |
5r |
Federzeichnung: Ausstrecken auf dem Kreuz | |
5v |
leer | |
6r–11v |
Biblia pauperum, deutsch (s. Stoffgruppe 16., Bd. II, S. 254; vgl. |
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6r |
leer | |
6v |
Lesung III Rg 19 | |
7r |
Holzschnitt: Elias vor Isebel, als Athalia bezeichnet (entspricht Heidelberg, Cod. Pal. germ. 438, 121r, Typus a) | |
7v |
leer | |
8r |
leer | |
8v |
Lesung Dt 11,6 (Blatt .s. der 40-blättrigen Biblia pauperum) | |
9r |
Federzeichnung: Der Bräutigam des Hohenliedes krönt die Braut (Blatt .v. der 40-blättrigen Biblia pauperum) | |
9v |
leer | |
10r |
leer | |
10v |
Lesung Ct 4 (Blatt .v. der 40-blättrigen Biblia pauperum) | |
11r |
Federzeichnung: Die Verdammten werden in die Hölle geführt? | |
11v |
leer |
Papier (Einbandmakulatur), fünf Doppelblätter (2+3, 4+5, 6+7, 8+9, 10+11), 138–142 × 160–202 mm, ein Einzelblatt (1), 137 × 83 mm, Bastarda, zwei Hände: I. 1v, 4v; II. 2v, 6v, 8v, 10v, einspaltig, 15–17 Zeilen (Biblia pauperum 19–22 Zeilen), Rubriken, Raum für zwei- bis vierzeilige Initialen ausgespart.
ostmitteldeutsch (
Zwei Federzeichnungen (3r, 5r). Biblia pauperum: drei Holzschnittrahmen mit jeweils zwei Propheten auf der linken Seite (vier verschiedene, ein Paar wiederholt [9r, 11r]), im Hauptfeld ein Holzschnitt (7r) bzw. Federzeichnungen (9r, 11r).
Ganzseitige Federzeichnungen, 95–100 × 55–75 mm (5r an der Längsseite beschnitten). Wie bei der Biblia pauperum (6r–11v) blieben die Rückseiten der Doppelblätter leer (dort wegen der reliefbildenden Reibertechnik). Da auf den beiden erhaltenen Doppelblättern (2+3, 4+5) das zum Gebet gehörende Bild auf der gegenüberliegenden Seite steht, müssen sie entweder jeweils das Mittelblatt einer Lage abgegeben haben oder einzeln als Binionen zusammengeheftet gewesen sein.
Der Stil der Federzeichnungen entspricht dem der Holzschnitte in der Biblia pauperum. Knappe, sehr beherrscht geführte Linien lassen die Figuren ein wenig steif erscheinen. So entsteht bei der Verspottung fast der Eindruck, als würden die beiden mit Rohrstangen bewehrten Schergen beim Schlagen innehalten und in ihrer Bewegung verharren. Die äußerst rationelle Zeichenweise gerade dieses Blattes läßt den Verdacht aufkommen, es könnte gepaust worden sein: So geht die Konturlinie vom rechten Bein des rechten Schergen nach oben hin in das Gewand Christi über, ohne jedoch an dessen Körper wieder anzuschließen. Entweder wurden Striche ausgelassen (etwa des Rockes) oder das Blatt verrutschte beim Kopieren. Charakteristisch für den Zeichner ist das von ihm angewandte graphische Kürzel für Augen, die recht glaubhaft einen lebendigen Blick evozieren (ein kleiner, parallel ausgerichteter Punkt für die Pupille, darauf ein sanft geschwungener Bogen, der das Oberlid markiert).
Über die Biblia-pauperum-Fragmente ergeben sich Bezüge zu anderen Ausgaben dieses Textes, die für die Datierungsfrage aufschlußreich sind: Der Holzschnitt »Elias vor Isebel« (7r) kehrt im Heidelberger chiroxylographischen Blockbuch der Biblia pauperum wieder (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 438, 121r; vgl.
Ungewöhnlich ist das Ausstrecken der Glieder Christi bei aufgerichtetem Kreuz – zumal die Kreuzaufrichtung im 52. Artikel noch folgt.
unkoloriert. Zwei verschiedene Tinten: auf 405–3r schwarze, auf 405–5r braune (heute verblaßt; auch bei den Zeichnungen in der Biblia pauperum verwandt).
Abb. 19: 2v+3r. Textseite. Verspottung Christi.