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51. Heiligenleben

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

In seiner für die deutschsprachige Heiligenleben-Überlieferung des Mittelalters grundlegenden Materialsammlung hat Werner Williams-Krapp (Die deutschen und niederländischen Legendare des Mittelalters. Tübingen 1986 [Texte und Textgeschichte. Würzburger Forschungen. 20]) Legendare als Bücher definiert, die zumindest hauptsächlich Legenden enthalten, sich allein als Sammlung solcher verstehen und dabei einer bestimmten Ordnung folgen – d. h. per circulum anni oder nach bestimmten Heiligengruppen (Apostel, Jungfrauen) sortiert sind. Davon zu unterscheiden ist die Gruppe der Heiligenleben, um die es im Folgenden geht: diejenige der Einzelviten, die sich auf nur einen einzigen Heiligen konzentrieren. Als Gattung lässt sich diese Textgruppe wenig scharf konturieren; formale Kriterien gibt es kaum, einziges sicheres Kriterium ist die Kernthematik, eben der – mehr oder minder ausschließliche – Bericht über das Leben eines Heiligen, seltener einer Heiligengruppe (die heiligen Drei Könige). Die illustrierten Heiligenleben-Handschriften sind daher im Folgenden – in Anlehnung auch an das wegweisende Legendenregister Williams-Krapps (wie oben S. 379–472) – nach den Namen der Heiligen, denen sie sich widmen, gruppiert und alphabetisch angeordnet.

Textgeschichtlich gibt es in vielen Heiligenleben durchaus Verbindungen zu Legendaren, vor allem zu ›Legenda Aurea‹-Versionen. Im deutschsprachigen Bereich – zumal in illustrierten Handschriften – mischen sich die Überlieferungsformen hingegen wenig, wenngleich es durchaus Grenzfälle gibt, die bei der Zuordnung zu einer Stoffgruppe des ›Katalogs der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters‹ jeweils Einzelentscheidungen (Einzelvita verso Legendar) erfordern, zu denen nicht zuletzt die Illustrierung wichtige Anhaltspunkte liefern kann. Zum Beispiel gibt sich im Fall der Inserierung der sonst selbstständig überlieferten Verslegende der heiligen Katharina von Alexandrien in die Sammlung ›Der Heiligen Leben‹ im Karlsruher cod. Donaueschingen 117 dieses Katharinenleben nicht zuletzt durch die Art und Weise seiner Illustrierung – es wird wie alle anderen Heiligenleben der Sammlung durch eine Darstellung der Heiligen eingeleitet – als intendierter Bestandteil des Legendars zu erkennen und wird im vorliegenden ›Katalog‹ auch dort (Stoffgruppe 74.) beschrieben. Andererseits wurden gelegentlich Einzelviten nach individuellen Kriterien – meist der regionalen bzw. lokalen Verehrung – zu Gruppen zusammengestellt, die aber kaum als Legendare im oben beschriebenen Sinne aufzufassen sind. Der St. Galler Benediktiner Friedrich Cölner etwa übersetzte die lateinischen Viten (unterschiedlicher Provenienz) der St. Galler Heiligen Gallus, Magnus, Otmar und Wiborada; als Heiligenleben-Korpus sind die vier Viten in den illustrierten St. Galler Handschriften Cod. 586 und Cod. 602 enthalten, wobei in beiden Handschriften gerade auch die Illustrierung darauf verweist, dass die Einzelviten ihre Autarkie behalten. Sogar in der durchillustrierten Handschrift 602 gibt es Einschnitte, etwa die separate Zählung der Illustrationen im Leben der heiligen Wiborada, die es legitimieren, die Sammlung als Reihe von Einzelviten, nicht jedoch als Legendar aufzufassen (siehe Nr. 51.12.1., 51.21.1., 51.25.2., 51.35.2.). Ähnliches gilt für die Zusammenstellung der Viten der Augsburger Heiligen Ulrich, Afra, Simpertus und Eustachius (vgl. neben der Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 751 auch den Druck ›Das leben, verdienen und wunderwerk der hailigen, Augspurger Bistumbs bischoffen‹, Augsburg: Sylvanus Otmar, 1516 – hierzu Untergruppe 51.32., Anmerkung c).

Auch die Grenzen zu anderen Stoffgruppen, deren Texte das Leben von Heiligen zum Inhalt haben, sind mitunter fließend. Das Leben der Maria Magdalena beispielsweise ist zwar ein zentraler Stoff der mehrfach illustriert überlieferten Dichtung ›Der saelden hort‹, als Heiligenleben (siehe unten Untergruppe 51.23.) hat es jedoch einen ganz anderen Textcharakter, eine ganz andere Gebrauchsfunktion als die nachhöfische Evangeliendichtung (Stoffgruppe 111.): Hier fällt die Grenzziehung leicht. Aus ganz anderen Gründen ist ›Brandans Meerfahrt‹ nur noch an den Rand der Stoffgruppe ›Heiligenleben‹ zu situieren (Untergruppe 51.6.). Denn aus dem Kontext der legendären Lebensbeschreibung des Heiligen hat sich der sogenannte Reisestoff als ›Navigatio‹ schon früh gelöst; er behält in seiner lateinischen wie volkssprachlichen Überlieferung den Viten- bzw. Legendencharakter nur noch teilweise (z. B. im lateinischen Krumauer Bildercodex, einem ›Liber depictus‹, in dem die Federzeichnungen nach Art der ›Biblia pauperum‹ im Vordergrund stehen). Symptomatisch für die Randstellung von ›Brandans Meerfahrt‹ ist ihre spätere Verbindung mit der aventuirehaften Reiseerzählung vom ›Herzog Ernst‹ (Stoffgruppe 57.). Während bei Brandan trotz seiner Nähe zur Visionenliteratur einerseits, zum Abenteuerroman andererseits das legendenhaft-biographische Substrat erhalten bleibt, ist es in der deutschsprachigen Patricius-Literatur weitestgehend verloren: Lediglich in der Heidelberger Fassung vom ›Fegfeuer des heiligen Patricius‹ wird das Leben des Patricius noch aufgerufen (und mit einem Bild versehen: Nr. 51.26.1.), verliert sich aber in der Visionenliteratur völlig und ist z. B. in den deutschsprachigen illustrierten Fassungen der ›Visiones Georgii‹ kein Thema mehr.

Heiligkeit – das wichtigste Definitionskriterium der Stoffgruppe Heiligenleben, auch in Abgrenzung zu anderen biographischen Textsorten – deckt sich nicht mit dem Merkmal der Kanonisation, sondern mit dem einer heiligmäßigen Verehrung, die sich in Kult, Bild und Text niederschlägt, die aber nicht notwendig zur Kanonisierung durch die Kirche geführt haben muss. Dies gilt innerhalb unseres Textkorpus etwa für Landgraf Ludwig von Thüringen, dem 1227 während des Kreuzzugs verstorbenen Gatten der heiligen Elisabeth. Seine Kanonisation stand nie zur Debatte, er wurde jedoch schon bald nach seinem Tod wie ein Heiliger verehrt, und ganz im Stil anderer Heiligenviten schrieb Friedrich Köditz sein Leben (mit Mirakelanhang) auf: Der Pommersfeldener Abschrift (Nr. 51.20.1.) ist eine doppelseitige Illustration beigefügt. – Die Welle der Kanonisierungsverfahren im 14. und 15. Jahrhundert hat andererseits nicht wenige lateinische und in ihrer Folge auch volkssprachliche Verschriftlichungen von Heiligenleben erst hervorgebracht oder verfestigt. In unmittelbarem zeitlichen Konnex mit einer Kanonisierung entstanden etwa deutschsprachige illustrierte Handschriften des Lebens der heiligen Katharina von Siena (heilig gesprochen im Jahre 1461, siehe Untergruppe 51.18.). In der lateinischen Hagiographie brachten Kanonisierungsverfahren das geläufige Überlieferungsgenre des ›Libellus‹ hervor, das auch im volkssprachlichen Bereich nicht selten anzutreffen ist: Als singuläres Dossier, konzentriert auf einen kultmäßig bedeutenden Heiligen, das dessen Biographie jedoch anreichert mit Mirakelberichten, Translationsberichten, Kanonisationsakten, liturgischen Beigaben oder anderem, ist vor allem das volkssprachige ›St.-Klara-Buch‹ bekannt geworden (K urt Ruh: Das »St. Klara-Buch«. Wissenschaft und Weisheit 46 [1983], S. 192–206); hierzu lassen sich ferner die ›Augustinusbücher‹ (Ute Obhof: Das Leben Augustins im ›Niederrheinischen Augustinusbuch‹ des 15. Jahrhunderts. Überlieferungs- und Textgeschichte. Teiledition. Heidelberg 1991 [Germanische Bibliothek, Reihe 3: Untersuchungen]), die ›Johannes-Libelli‹ (Hans-Jochen Schiewer: Die beiden Sankt Johannsen, ein dominikanischer Johannes-Libellus und das literarische Leben im Bodenseeraum um 1300. Oxford German Studies 22 [1993], S. 21–54) und auch das illustrierte ›Maria-Magdalena-Buch‹ (z. B. Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Hist. 159: Nr. 51.23.1.) stellen.

Abgesehen vom Überlieferungszusammenhang der ›Libelli‹ gehen Heiligenleben auch in andere Kontexte ein. Das Leben von Stadt-, Bistums- oder Klosterpatronen ist ohnehin Bestandteil der Stadt-, Bistums- oder Klosterchronistik (siehe Stoffgruppe 26.). Dies gilt für Kilian (Würzburg), Gallus (St. Gallen), Sebaldus (Nürnberg), Quirinus (Tegernsee) wie für viele andere, in besonderem Maße für den heiligen Ulrich in der Augsburger Chronistik (siehe Stoffgruppe 26A.2.: Sigismund Meisterlin, ›Augsburger Chronik‹, deutsch): Als ›Ulrichsbüchlein‹ verselbstständigt sich ein in Kenntnis der Prosaleben des heiligen Ulrichs (siehe Nr. 51.32.2. und Nr. 51.32.3.) bearbeiteter Auszug aus Sigismund Meisterlins Augsburger Chronik im illustrierten Druck Augsburg: Johann Bämler 1483 [GW 2860], der darüber hinaus mit der Aufforderung endet, der schon 1282 bezeugten Ulrichsbruderschaft beizutreten (siehe Nr. 26A.2.a.). Einzelviten tauchen denn auch – wie eben die des heiligen Ulrichs – mehrfach als Hauptbestandteil von je einzelnen Heiligen gewidmeten Bruderschaftsbüchern und Wallfahrtsführern auf; deren Überlieferung findet jedoch weniger in Handschriften als in frühen Drucken statt und bleibt, wo sie zudem nicht auf handschriftlich bereits kursierenden Heiligenviten beruht, in den folgenden Beschreibungen unberücksichtigt (zu den Kölner Ursula-Drucken Ursula Rautenberg: Überlieferung und Druck. Heiligenlegenden aus frühen Kölner Offizinen. Tübingen 1996 [Frühe Neuzeit 30], allgemeiner André Schnyder: Die Ursulabruderschaften des Spätmittelalters. Bern/Stuttgart 1986 [Sprache und Dichtung 34]). Für die illustrierten Meinradsbüchlein allerdings, als Blockbücher wahrscheinlich zum Vertrieb beim zur Ehre des Heiligen veranstalteten ›Fest der Engelweihe‹ 1466 bestimmt, lässt sich im Text des Meinratlebens – hier verbunden mit dem Bericht über Klostergründung und Engelweihe – der Rückgriff auf eine handschriftliche Fassung nachweisen, wie sie auch im illustrierten Heidelberger Cod. Pal. germ. 111 erhalten ist; daher werden sie in der Stoffgruppe ›Heiligenleben‹ (unter Nr. 51.24.A. und 51.24.B.) mit behandelt.

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Selten klaffen innerhalb einer Stoffgruppe, ja sogar innerhalb einer Untergruppe die Bebilderungsformen der durchillustrierten Bilderhandschrift und der – außergewöhnlich oft erst nachträglich ergänzten – Beigabe historisierter Initialen oder einzelner Bilder so weit auseinander wie in der Stoffgruppe ›Heiligenleben‹. Gerade bei den durchillustrierten Handschriften ist dabei ein Sprung zwischen lateinischer und volkssprachlicher Überlieferung nicht so deutlich zu erkennen wie bei manch anderer Gattung, in der die Vulgarisierung von Texten mit deren Öffnung für Bildbeigaben einhergeht. Es finden sich bereits in der lateinischen Überlieferung von Heiligenleben zahlreiche reich und durchgehend illustrierte Handschriften – allen voran der bereits erwähnte, kurz vor 1350 in Südböhmen entstandene Krumauer Bildercodex (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 370), in dessen Heiligenleben (u. a. Wenzel, Ursula, Maria Magdalena, Elisabeth, Eustachius, Ulrich, Brandan) der Text wie in der vorausgehenden ›Biblia pauperum‹ nur periphere, bildkommentierende Funktion hat. Lediglich in Einzelfällen jedoch wirken »lateinische« Bildzyklen in die deutsche Rezeption hinein. Die lateinische ›Vita Sancti Augustini‹ etwa hat im süddeutschen Raum um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine ganze Gruppe von Handschriften hervorgebracht, reich mit kolorierten Federzeichnungen illustriert, wie man es sonst viel eher von deutschen Handschriften gewohnt ist (Konstanz, Rosgartenmuseum, Hs. 3; Berlin, Kupferstichkabinett, Cod. E 78; Boston, Public Library, ms. 1483). Die gleichzeitige deutschsprachige Überlieferung bleibt dagegen fast erstaunlicherweise nahezu bilderlos (siehe Nr. 51.4.1.4.). Ein seltenes Beispiel für unmittelbares Anknüpfen an die lateinische Tradition liefert das Leben der heiligen Hedwig: Unabhängig voneinander greifen die Hersteller der schwäbischen Fassung (Augsburg, I.3.2º 7, Nr. 51.14.1.) wie der schlesischen Fassung (Wrocław, IV Fol. 192, Nr. 51.14.2.) auf lateinische Vorlagen zurück, die ihrerseits in engstem Kontakt mit dem insgesamt traditionsbildenden Schlackenwerther Bildercodex von 1353 entstanden sind. Es ist symptomatisch, dass gerade für diese beiden von Kennern der Materie geschaffenen Handschriften höfische bzw. patrizische Auftraggeber und Besitzer auszumachen sind, während unter den Provenienzen der nur mit einzelnen Bildern manchmal geradezu willkürlich bestückten Heiligenleben-Handschriften diejenige der (reformierten) Frauenklöster dominiert. Gelegentlich finden sich hier ganz konkrete Hinweise auf den auch in anderen Quellen reichlich belegten Gebrauch von Heiligenleben in der Tischlesung (z. B. im Berliner Elisabethleben Ms. germ. quart. 358, Nr. 51.9.1., vgl. auch Nr. 51.11.6). Die Art der Bildbeigaben – oft genug erst sekundär – teilen die Heiligenleben-Handschriften insbesondere mit Gebetbuch-Handschriften (Stoffgruppe 43.): Gemalte wie auch gedruckte Andachtsbildchen, die in der spätmittelalterlichen Heiligenverehrung massenhaft kursierten, legten bzw. klebten die Schwestern hierin für ihre private Verwendung in der Andacht und Meditation ein (hierzu Peter Schmidt: Gedruckte Bilder in handgeschriebenen Büchern. Zum Gebrauch von Druckgraphik im 15. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2003 [Pictura et Poesis 16]). Längst nicht immer handelt es sich dabei um textbezogene Darstellungen oder auch nur um statuarische Präsentationen der Heiligen (wie z. B. Afra und Narcissus in Colmar, cod. 717II, Nr. 51.1.1; Augustinus in Berlin, Ms. germ. quart. 1101 und in Darmstadt, Hs 540, Nr. 51.4.1./3., u.s.w.). Wie in das Leben der heiligen Lidwina von Schiedam (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 2261), in das ein (jetzt herausgelöster) Kreuzigungsholzschnitt eingeklebt war, wurden auch in andere Heiligenleben von den Benutzern Andachtsbilder ganz unterschiedlicher Natur eingelegt; derartige textfremde oder auch nur zeitweilige Bildbeigaben (vgl. auch den aus der Sammlung E. Langer/Braunau stammenden Cod. ser. nov. 3825 der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, dessen deutsches Franziskusleben ehemals eine vorgeklebte, spätes-tens 1934 wieder herausgelöste Stigmatisationsdarstellung besaß) bleiben in den folgenden Beschreibungen unberücksichtigt, es sei denn, sie finden sich in Handschriften, die – in anderen Bestandteilen – auch offenkundig textbezogene Bildbeigaben besitzen wie der Heiligenlebencodex Colmar, Bibliothèque municipale, cod. 717I (siehe Nr. 51.3.1.: Agnes von Rom).

Zwischen diesen beiden Polen – durchillustrierte Repräsentationshandschrift hier, Andachtsbuch mit Bildbeigabe dort – kristallisiert sich vor allem in der Gruppe der im Umkreis der Freiburger Klarissin Sibylla von Bondorf entstandenen Handschriften ein weiterer Typus heraus, für den nicht nur das äußere Erscheinungsbild – farbenprächtige, in der Verwendung kostbarer Materialien durchaus auf Repräsentation hin angelegte Deckfarbenmalereien –, sondern auch die Kombination von narrativem Bildzyklus mit weiteren Andachtsbildern (von gleicher Hand) charakteristisch ist (Nr. 51.9.2., Nr. 51.11.2., Nr. 51.11.4., Nr. 51.19.3.). Weitere Text-Bild-Verbindungen sind eher singulär, wie z. B. in dem späten Pariser Franziskusleben ms. allem. 133, das zu 240 kolorierten Federzeichnungen auch noch Textbeischriften vorsieht (Nr. 51.11.5.).

Auf Heiligenleben-Handschriften mit »nur« dekorativer und nicht inhalts- bzw. stoffbezogener Illustration kann im Folgenden aus Gründen der Katalogkonzeption wie aus solchen der Ökonomie nicht ausführlich eingegangen werden, so zum Beispiel auf die Handschrift 81 aus Vyssí Brod (Hohenfurt), mit Johanns von Neumarkt ›Leben des heiligen Hieronymus‹, in dessen zwei Deckfarbeninitialen und Randleisten figürliche Darstellungen (Männer mit Weisegestik, ein Fuchs) eingewebt sind, auf mehrere Handschriften mit dem für die Nürnberger Frauenklöster charakteristischen Initial- und Leistenschmuck mit figürlichen Aussparungen (z. B. das Birgittenleben in Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, St. Peter perg. 42 oder das Elisabethleben in Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Hist. 148) oder auf die elsässische Handschrift mit dem Leben der heiligen Ursula und der 11 000 Jungfrauen (Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. quart. 201) mit einer ornamentalen Eingangsinitiale in Deckfarbenmalerei. Zumindest zu nennen ist an dieser Stelle auch die St. Galler Handschrift mit dem Leben Meinrads (Stiftsbibliothek, Cod. 598), in die nach Textschluss ein einfaches Bildnis eines jungen Mannes eingezeichnet wurde, in dem man ein Selbstporträt des Schreibers Johannes Gerster erkennen könnte.

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Die sehr unterschiedliche Zuordnung von Text und Bild in den Heiligenleben-Handschriften erfordert eine differenzierte Bestimmung ihres Inhalts. Die Heiligenleben werden im Folgenden durch Hinweise auf das Legendenregister bei Williams-Krapp (1986) oder auf VL-Artikel identifiziert (siehe abgekürzt zitierte Literatur). Erweiternd folgen dann Angaben zu Textbestandteilen (Vorreden, die ›Vita‹ des Heiligen im engeren Sinne, Mirakelsammlungen, Translations- und Kanonisationsberichte, Gebete etc.), um deutlich zu machen, auf welche Bestandteile sich einzelne Illustrationen oder Illustrationszyklen beziehen oder gar beschränken. Identifikationshilfen in Form von Initien (u. U. auch durch Hinweise auf Vergleichshandschriften) werden dort angegeben, wo bislang keine Beschreibungen publiziert sind bzw. wo zur Verfügung stehende Handschriftenbeschreibungen (siehe: Literatur) ergänzt oder korrigiert werden können. Auf vorliegende Editionen wird zusammenfassend bereits unter dem Titel der dem jeweiligen Heiligen gewidmeten Untergruppe verwiesen.