51.12.1. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 602
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 6
1451/52, 1454 und 1460.
St. Gallen.
Der Hauptschreiber Conrad Sailer stellte die Handschrift 1460 zusammen, vermutlich für die späteren Benediktinerinnen von St. Georgen in St. Gallen. Mitte 16. Jahrhundert ([15]46) vom St. Galler Dekan Petrus Eichhorn gekauft (S. 25 oben Petrus achern); der Besitzvermerk des schwöster hus zu S. Jörgen (S. 517a) ist vermutlich jünger (zweite Hälfte 16. Jahrhundert). Zwischen 1780 und 1792 Ankauf für die Stiftsbibliothek.
S. 1–14 | Inhaltsverzeichnis | |
S. 19a–153b |
Leben des heiligen Gallus, deutsch von Friedrich Cölner nach Walahfrid von Strabo
S. 19a–24b Kapitelverzeichnis; S. 25a–92b Vita mit Vorrede; S. 92b–153b Mirakelsammlung |
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S. 154a–212a | Leben des heiligen Magnus, deutsch von Friedrich Cölner nach Ps. Theodor | |
S. 213a–275a | Leben des heiligen Otmar, deutsch von Friedrich Cölner nach Walahfrid von Strabo und Yso von St. Gallen (Mirakel) | |
S. 276a–376b | Leben der heiligen Wiborada, deutsch von Friedrich Cölner nach Herimannus (?) | |
S. 379a–517a |
›Elsässische Legenda Aurea‹, Sommerteil
Auswahl, mit Leben der heiligen Regina aus ›der Heiligen Leben‹, Sommerteil |
Papier, 260 Blätter (zwei Faszikel, I: S. 1–378, II: S. 379–520; neuere Paginierung 1–520 mit Zählfehlern: nach 238 und 313 je eine ungezählte Seite: 238A, 313A, 278–279 in der Zählung übersprungen; Paginierung ersetzt ältere, erst mit S. 19 einsetzende Foliierung 1–249), 285 × 200–205 mm, zweispaltig, 25–30 Zeilen (Faszikel II ca. 36 Zeilen), zwei Schreiber: Faszikel I von Schreiber I (Schlaufenbastarda) und Schreiber II (schlaufenlose Bastarda: Conrad Sailer), datiert 1451 (Schreiber I: S. 376b) und 1452 (Conrad Sailer: S. 19, S. 153b, S. 212a u. ö.); Faszikel II ausschließlich von Conrad Sailer (S. 502: 1454), beide Teile zusammengestellt durch Conrad Sailer (S. 516b: Amen. C.S. hett des vss gemacht in der octauf sancty laurency do man zalt 1460 Jar bittend got für in vnd für all glöbig selen vnd och besunder für Cuonratten sailer schryber vnd binder dis buoches Amen). – Durch Feuchtigkeit stark beschädigt.
östliches Hochalemannisch.
In Faszikel I 142 kolorierte Federzeichnungen; Text 1: S. 33, 37, 42, 43, 44, 46, 48, 54, 57, 59, 61, 67, 71, 73, 81, 83, 87, 90, 95, 98, 101, 104, 113, 115, 119, 122, 124, 125, 127, 128, 134, 135, 136, 137, 139, 140, 142, 144, 145, 146, 147, 149, 150, 152; Text 2: S. 156, 159, 161, 175, 178, 181, 187, 193, 196, 198, 200, 201, 208, 209; Text 3: S. 218, 220, 221, 222, 224, 225, 226, 227, 229, 231, 233, 235, 236, 237, 238A (andere Zählung 239), 239, (andere Zählung 239A), 244, 246, 248, 252, 255, 256, 258, 260, 261, 262, 265, 268, 272, 273, 274; Text 4: S. 291, 293, 295, 296, 298, 300, 303, 306, 310, 312, 313A, 314, 315, 320, 322, 324, 329, 332, 333, 336, 337, 338, 340, 341, 343, 344, 345, 347, 348, 350, 351, 353, 354, 355, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 362, 363, 365, 366, 367, 368, 369, 370, 371, 373, 374, 375; Text 5: S. 377. Bandinitialen über sieben bis neun Zeilen: S. 25a(2), 92b, 154a, 276a, teils als Figureninitiale (den Buchstabenkörper bilden Wildmänner und Tiergrotesken): S. 213a, 215a, 241b, 286a, 353a. – Vielleicht mehrere (
halb- bis nahezu ganzseitige Federzeichnungen in Kastenrahmen mit Diagonalschnitt der Ecken, zwischen dem Text. In der Breite meist den gesamten zweispaltigen Schriftspiegelraum einnehmend (ca. 150 mm), doch gibt es auch nur 1
Die agierenden Personen sind meist eingebettet in Landschaftsdarstellungen: hügeliges Gelände mit Baumgruppen und einzelnen dürren Bäumen und Stadtsilhouetten am Horizont, die Lokalkolorit erzeugen sollen (insbesondere die Bodenseeüberfahrt S. 33), dies alles gezeichnet mit sehr unruhigem, vielfach kritzelndem Strich. Aus diesem Ensemble heben sich einerseits die streng auf Figurengruppen ohne Hintergrund beschränkten Bilder S. 54, 59, 67 und 71 heraus, andererseits Darstellungen, die dem Betrachter ein größer angelegtes Sujet in Nahsicht vor Augen führen, wie der Sturz vom Pferd S. 113. Zuverlässige Kriterien für eine verbindliche Händescheidung innerhalb des Gallus-Zyklus ergeben sich hierdurch nicht; auch gibt es keine deutlichen Grenzen, die mit den Schreiberanteilen korrelieren würden; insgesamt überwiegt die Bemühung um einen einheitlichen Gesamteindruck.
18 Darstellungen sind dem Leben des heiligen Gallus bzw. der Gründungsgeschichte des Klosters St. Gallen gewidmet; dieser Teil des Zyklus beginnt mit dem Übersetzen von Columban und Gallus über den Bodensee (S. 33) und endet mit der Überführung von Gallus’ Leichnam nach St. Gallen (S. 90); dabei gewinnt die Heilung Fridiburgas von der Besessenheit und ihre anschließende Vermählung mit König Sigibertus mit allein vier Darstellungen (S. 54.57.59.67) einen besonderen Stellenwert. Damit korrespondiert die ungewöhnlich dichte Illustrierung der nachfolgenden Wunder und Zeichen des heiligen Gallus (26 Bilder). S. 44 die in der Ikonographie des heiligen Gallus wirkungsmächtigste Darstellung zur Episode von Gallus und dem Bär mit dem Baumstamm.
Erdtöne, laviert und deckend, Braun, Blau, glänzendes Grün, Rosa, Weiß, Gelb, Oliv, dazu Rot.
Abb. 51.37: S. 81.
Abb. 51.37: S. 81. Leben des heiligen Gallus: Schenkung von Wein und Mehl an Gallus