KdiH

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51.14.1. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. I.3.2º 7

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

Ca. 1450–66 (Wasserzeichendatierung Schneider [1988]).

Lokalisierung:

Ostschwaben.

Besitzgeschichte:

Vermutlich identisch mit dem im Bücherverzeichnis von Graf Wilhelm von Oettingen (1466/67, vgl. MBK III,1, S. 161), dessen Mutter Eufemia dem schlesischem Herzogshaus entstammt und in direkter Linie ein Nachkomme Heinrichs I. und Hedwigs von Schlesien war, angeführten buch von sant hedwigen gemalet; 1980 durch Ankauf der Oettingen-Wallerstein’schen Bibliothek in die Universitätsbibliothek Augsburg gelangt.

Inhalt:
1r–111r Leben der heiligen Hedwig von Schlesien

Williams-Krapp (1981) Sp. 568 (Fassung III)

1r–8r Genealogie

9r–105r Legenda maior, deutsch (9r–v Vorrede und Kapitelverzeichnis; 10r–67v Vita in zwölf Kapiteln)

105v–111r Legenda minor, deutsch

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 113 Blätter (moderne Foliierung, unbeschrieben: 8v, 14v, 19r, 20v, 25v, 26v, 27v, 31v, 32v, 33v halbseitig, 111v–113v), ca. 288 × 205 mm, einspaltig, 32 Zeilen, Bastarda, eine Hand, (nur die Überschriften 89r–104r von einer zweiten Hand), rote Überschriften, Strichel, Lombarden über zwei bis vier Zeilen.

Schreibsprache:

ostschwäbisch.

II. Bildausstattung:

71 kolorierte Federzeichnungen: 5v+6r oben, 5v unten, 6r unten, 6v(2), 7r(2), 7v(2), 8r(2), 13v(2), 14r(2), 19v(2), 20r(2), 25r(2), 26r(2), 27r, 31r(2), 32r(2), 33r, 41v(2), 42r(2), 48r, 48v(2), 49r(2), 49v(2), 50r, 54v(2), 55r(2), 55v, 63r, 63v(2), 64r(2), 64v(2), 68r(2), 68v(2), 69r(2), 69v(2), 70r, 100v, 101r(2), 101v(2), 104r, 104v(2), 105r; eine Hand.

Format und Anordnung:

meist halbseitig, bei unregelmäßigem Format (durchschnittlich ca. 140–150 × 160–190 mm); in der Regel bilden zwei Bilder eine Bildseite, deren Spiegel stets größer ist als der einer Textseite; die oberen Bildstreifen 5v und 6r gehören zusammen, 105r ganzseitiges Bild. Linear mit schwarzer Feder gerahmt, entlang dieser Linie ist mit farbigem Pinsel an meist zwei Seiten noch eine zusätzliche Einfassung gezogen. Mit roten Bildüberschrif-ten. Die Folge ist – wie in allen bekannten Bilderhandschriften des Hedwiglebens – aufgeteilt in zwölf Partien, die en bloc dem zugehörigen Kapitel nachgestellt bzw. in dieses eingeschaltet sind. Diese Zuordnung geht auf den für die Bildüberlieferung in Hedwig-Handschriften insgesamt traditionsbildenden Schlackenwerther Codex von 1353 zurück (heute in Los Angeles, The J.Paul Getty Museum; vgl. Wolfgang Braunfels [Hrsg.]: Der Hedwigs-Codex von 1353. Sammlung Ludwig. 2 Bde. [Faksimile und Kommentar] Berlin 1972): In ihm waren die Illustrationen den Textlagen erst nachträglich auf zusätzlichen Einlegeblättern (vier Bilder pro Blatt) zugefügt worden. In der Augsburger Handschrift dagegen gibt es mehrfach Abweichungen von der Vierer- bzw. Achtergruppierung, zudem dürfte es zunächst Unsicherheiten bei der Anordnung der Bilder gegeben haben: Zumindest in den ersten Lagen sind die freigelassenen Bildräume zu großzügig bemessen, etliche Freiräume (bis 33v) blieben folglich leer.

Bildaufbau und -ausführung:

Szenen finden außen auf olivgrünem Bodenstück mit charakteristischen Gräserbüscheln statt, dazu wenige Bauten und Requisiten, innen meist in zentralperspektivisch angelegten, jedoch vielfach verzerrt ausgeführten kargen Räumen; räumliche Tiefe wird dabei weder erreicht noch angestrebt. Auf vielfigurige Szenen wird verzichtet. Großflächig gleichsam in Nahsicht konzipierte Figuren nehmen auch kniend oder sitzend in der Regel die gesamte Höhe des Bildraums ein, überschneiden gelegentlich auch den oberen Bildrand; sie sind mit feiner Feder, vielfach neu ansetzend, gezeichnet; modelliert wird nicht zeichnerisch, sondern mit Pinselschraffen und Lavierung, meist in linearen trockenen Pinselstrichen entlang der Rand- oder Bruchlinien aufgetragen, wodurch sich eine weiche, fließende Konturbildung ergibt. Auffallend bei der Gesichtszeichnung die halb geschlossenen Knopfaugen, bei denen Brauen mit oberer Lidfalte zusammenfallen, und die Nase, bei der zeichnerisch vielfach nur die Spitze durch einen Federbogen angegeben wird. Stilistisch in den ostschwäbischen Raum gehörend und einem routinierten Zeichner zuzuweisen. Auf dessen formelhafte Bildgestaltung hat Grunewald (1995b) hingewiesen: Der Zeichner schöpft nicht nur aus der Motivik der christlichen Ikonographie, sondern vor allem aus gängigen Bildformeln personaler Redesituationen: Hedwig im Gespräch mit einer oder mehreren anderen Personen. Mit wenigen Ausnahmen bildet Hedwig den Mittelpunkt des Bildes: stereotyp in leicht s-förmiger Körperhaltung mit angewinkelten Armen gestikulierend nach rechts oder links gewandt stehend, in einem eng anliegenden Gewand mit hoher Taille, der Saum fast schleppenartig am Boden auslaufend, mit Kopfschleier, dessen eines Ende wie ein Schal um den Hals nach hinten geschlungen ist, und goldenem Nimbus.

Es wurden zunächst die Bildüberschriften eingetragen und erst danach entsprechend zu diesen als Malanweisungen fungierenden Überschriften – offenbar ohne eine unmittelbar vorhandene Bildvorlage – die Zeichnungen ausgeführt: Grunewald (1995b) weist Missverständnisse, die auf die Malanweisungen, nicht aber auf Bildvorlagen zurückgehen können, nach. Vorlage für Text und Bildbeischriften ist dabei nicht (Grunewald entgegen Wertvolle Handschriften [1987]) die ebenfalls aus Oettingen-Wallerstein’schem Besitz stammende Handschrift Augsburg, I.2.2o 30 (Brieg/Schlesien, erste Hälfte 15. Jahrhundert) mit Bildüberschriften, zu denen die Bilder nicht ausgeführt wurden.

Bildthemen:

(vgl. die Übersicht über die Bildfolgen aller illustrierter Codizes bei Grunewald [1995a] S. 83–106): 5v–8r zwölf Bilder zur Genealogie, 13v–14r vier Bilder zu Kap. 1 von irem wandel, 19v–20r vier Bilder zu Kap. 2 von irer demuͤtickait, 25r–27r fünf Bilder zu Kap. 3 von irer gedultickait, 31r–33r fünf Bilder zu Kap. 4 von der strengkait ihres lebens, 41v–42r vier Bilder zu Kap. 5 von irem gepet, 48r–50r acht Bilder zu Kap. 6 von den werken irer barmherczickait, 54v–55v fünf Bilder zu Kap. 7 von den wunderzaichen, 63r–64v sieben Bilder zu Kap. 8 von dem gaist der weissagung, 68r–70r neun Bilder zu Kap. 9 von irem sterben, 100v–101v fünf Bilder zu Kap. 11 von irer bestetigung, 104r–105r vier Bilder zu Kap. 12 von irer verendrung. Kapitel 10 (Mirakelsammlung) bleibt ohne Illustrationen. Die quantitativen Divergenzen zu anderen Bilderzyklen ergeben sich vor allem aus der Vermeidung von Simultandarstellungen: Wo etwa der Breslauer Hornig-Codex (Nr. 51.14.2.) mit dem Schlackenwerther Codex zwei Wunderheilungen Hedwigs in einem Bild vereinigt (Breslau, 42v Fischgrätwunder+ Blindenheilung) werden im Augsburger Codex hieraus zwei Bilder (54v oben und unten). Aus demselben Grund ist die Bebilderung der Genealogie erweitert: Wo die anderen Handschriften nach dem Medaillon- Stammbaum, an dessen Stelle hier (5v + 6r oben) in einem der Wurzel Jesse ähnelndem Rankengeflecht nur das Hüftbildnis Hedwigs erscheint, die Herkunft der Heiligen in einem Bild darstellen (Herzog Berthold und Agnes mit ihren Söhnen und Töchtern), hat die Augsburger Handschrift die Darstellung dreier Enkel Hedwigs (5v unten), dreier Enkelinnen Hedwigs (6r unten), erst dann die Darstellung Bertholds und Agnes’ von Meranien mit drei Töchtern und einem (!) Sohn (6v oben).

Farben:

wenige, matte Töne: Violettrot, Blau, Braunorangerot, Olivbraun, Olivgrün; Blattgold (Nimben).

Literatur:

Schneider (1988) S. 46 f., Abb. 4 (48r). – Seppelt (1914) S. 6–18; Gottschalk (1956) S. 216–218; Wertvolle Handschriften (1987) S. 90–92 mit Abb. (55r); Von der Augsburger Bibelhandschrift zu Bertolt Brecht (1991) S. 62, Nr. 8, Abb. S. 63 (55v); Hedwig von Andechs (1992) Abb. 12 (48r); Herzöge und Heilige. Das Geschlecht der Andechs-Meranier im europäischen Hochmittelalter. Hrsg. von Josef Kirmeier und Evamaria Brockhoff. [Ausst.Kat. Andechs 1993] München 1993, Abb. S. 155 (58r). S. 245 (55ra); Grunewald (1995a) S. 78–81; Ehlert (1995) S. 158 f.; Grunewald (1995b) Abb. 1 (5v). 2 (7v). 3 (33r). 4 (41v). 5 (55v). 6 (68r); Marion Karge: »Ein buch von sant hedwigen gemalet«. Die Hedwig-Handschriften in der Bibliothek der Grafen von Oettingen-Wallerstein. In: Grunewald/Gussone (1996) S. 79–87; Pörnbacher (2002) S. 36, Abb. 7 (55v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51.41: 54v. Leben der heiligen Hedwig von Schlesien: Zwei Heilungswunder.

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Abb. 51.41.