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51.23.2. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 245

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

Um 1440–1450 (Wegener).

Lokalisierung:

Mittelrhein.

Besitzgeschichte:

Die im Binnenfeld der Initiale 1r nachgetragene Wappenschildskizze (dreizackiges Querband) bezieht Wegener (1928) auf die Ritter von Castel mit dem Stammsitz Bliescastel/Rheinpfalz. – Ein vorgehefteter Pergamentstreifen verweist auf das Prämonstratenserkloster Steinfeld/Eifel als Besitzer: Item Dyt boich iss gehoerende zo steynuelt ynt cloester Ind Nijss kelner dess cloesters geweest iss, vnd broeder symon schrijnmecher ind eyn conuers broeder geweest iss ym seluen cloester vu[rsreuen?] vnd hant dyt boich langh Iairen vnder yn beiden gehat geleesen ind wael verwart hant, got haue loff ind ere. Jhesus Maria Potentinus. Rückwärtige Aufschrift Joannes Paulus Baster. 1802/03 in Steinfeld durch Jean-Baptiste Maugérard für Frankreich beschlagnahmt, bis zur Rückerstattung an Deutschland 1815 in der Bibliothèque Nationale zu Paris. Alte Signaturen: Loc.223tius N.7mo (1r oben) und 66 (AufkleberVorderdeckel). Nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweilig in der Universitätsbibliothek Tübingen.

Aktualisierte Datierung unter Nr. 120.2.3.

Inhalt:
1. 1r–70r ›Speculum humanae salvationis‹, deutsch
2. 71r–121r Leben der heiligen Maria Magdalena, Verslegende (Steinfelder Maria Magdalena-Legende) Wer mynnet daz er mynnen sal …

Williams-Krapp (1985b) Sp. 1261: deutsche Fassung A III

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 122 Blätter (neue Foliierung, Blatt 70 besteht aus zwei zusammengeklebten Blättern, vor Blatt 71 sind fünf Blätter herausgeschnitten worden, davon mindestens eines mit Illustration: Farbreste deuten auf ein grün laviertes Bodenstück), 400 × 275 mm, 1r–70r 27–28 Zeilen (jeweils unter einem Bild), 71r–121r 30 Zeilen, einspaltig (abgesetzte Verse), Bastarda, ein Schreiber, rote Strichel, Überschriften, Lombarden; 1r und 71r rot-blaue Initialen mit ausgesparten Phantasietieren in den Buchstabenkörpern.

Schreibsprache:

mittelfränkisch.

II. Bildausstattung:

Zu Text 1 139 kolorierte Federzeichnungen (auf jeder Seite eine), zu Text 2 34 kolorierte Federzeichnungen: 73r, 74r, 75r, 78r, 79r, 81v, 83r, 84r, 85r, 87r, 88v, 89v, 91r, 94r, 94v, 96r, 96v, 97v, 98v, 99v, 102r, 104r, 105r, 106r, 107r, 109r, 109v, 111v, 112v, 114v, 117r, 118r, 119r, 121r. Ein Zeichner (Wegener erwägt auch die Möglichkeit zweier Werkstatthände).

Format und Anordnung:

knapp halbseitig, ungerahmt, die gesamte Blattbreite einnehmend, dabei wegen späteren Beschnitts vielfach seitlich dezimiert; stets vor Beginn eines neuen Kapitels, Reimpaarbeischriften – nach Vollendung der Zeichnung eingetragen – nur bis 98v.

Bildaufbau und -ausführung:

Im Gegensatz zu den von gleicher Hand für das ›Speculum humanae salvationis‹ ausgeführten Zeichnungen, die durch Platzierung (stets am Kopf einer Seite) und seitliche Einfassung (durch Rundtürme) stark vereinheitlicht sind, variieren die Bilder des Magdalenenlebens in ihrer Position in der Seitenanlage wie auch in ihrer die Höhe der ›Speculum‹-Bilder jedenfalls stets überschreitenden Größe mehr und bleiben ohne jegliche seitliche Einfassung sehr viel offener komponiert als jene. Auf einem Bodenstück mit Grasbewuchs sind untersetzte Figuren nebeneinander oder in dich-ten Gruppen arrangiert; neben den vom Text verlangten Requisiten ledig-lich Einzelbäume oder -pflanzen als Raumfüller; ohne Hintergrund. Umriss und Binnenzeichnung in ruhigem, klarem, fast holzschnitthaftem Federstrich, durchlaufende Kontur, selten Schraffuren zur Angabe von Schatten (106r Kreuzschraffur). Sparsame Physiogomien: ausdruckslose flächige Gesichter, für die große, stets halbgeöffnete Augen, flache Nasenrücken und die Markierung von Kinngrübchen durch ein bis zwei kurze Striche kennzeichnend sind. Modelliert wird durch Farblavierung mit viel freistehendem Papiergrund. Stilistische Nähe zur elsässischen Buchmalerei, doch ohne Verbindung zur Werkstatt Diebold Laubers. – 77v, 109r, 121r Anrufungen als Bei- oder Inschriften.

Bildthemen:

(Gesamtliste siehe Wegener S. 50–53, Maria Magdalena S. 53 f.): Entsprechend dem Text, der, basierend auf der so genannten ›Episode‹, nur Maria Magdalenas Leben nach der Himmelfahrt Jesu erzählt (Ankunft in Marseille, Erlebnisse des Königspaars während ihrer Fahrt ins Heilige Land, Maria Magdalenas Rückzug in die Einöde, Maria Magdalenas Kommunion und Tod). Dabei wird die ausführlich geschilderte Fahrt des Königspaars mit dem Attribut des Kreuzzugs versehen (Kreuzsegel). Befremdlich ist die Darstellung Maria Magdalenas bei ihrer Ankunft bei Bischof Maximin zum Empfang der heiligen Kommunion vor ihrem Tod: Sie wird nicht von Engeln getragen (so 109v), sondern erscheint dem Bischof als (Spiegel-)Bild (118r).

Farben:

Olivgrün, Grün, Braunviolett, Gelb (auch für Gold), Blau, Grau, wässriges Hellbraun, selten Orangerot.

Zu Text 1 siehe Stoffgruppe 120.

Literatur:

Degering 1 (1925) S. 35. – H. Schmidt-Wartenberg: Zum Speculum Humanae Salvationis. Publications of the Modern Language Association of America 14, N.S. (1899), S. 137–168, hier S. 153.163; Wegener (1928) S. 50–55, Abb. 45 (2v). 46 (40v). 47 (84r); Hermann Knaus: Rheinische Handschriften in Berlin. Archiv für Geschichte des Buchwesens 14 (1973), Sp. 257–284, hier Sp. 274; Boxler (1996) S. 213 (Sigle B1), Abb. S. 5 (95r); Aderlass und Seelentrost (2003) S. 242 f., Nr. 124, Abb. S. 242 (1r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51.64: 118r. Leben der heiligen Maria Magdalena: Magdalena erscheint dem
Bischof Maximin.

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Abb. 51.64.