zentralperspektivische Bildkompositionen, die Figuren agieren innerhalb bzw. rechts und links der Mitte eines meist durch architektonische Rahmen abgeschlossenen Bildraums. In wenigen meist blassen Farben (nur Rot leuchtend) flächig laviert. Da auch der Himmel nicht farbig gekennzeichnet ist, wirken die Zeichnungen ab Blatt 44r (von wo an im Ulrichsleben auch noch der Inkarnat wegfällt) merkwürdig unfertig, eher wie Vorzeichnungen zu Miniaturen.
Lehmann-Haupt und Haupt zufolge ist der Zeichner durchaus mit Hektor Mülich zu messen, wenn er auch neben sicherer Personen- und Gebäudezeichnung keine Ambitionen bei der Darstellung von Landschaften hat. Seine Stärken: schlüssige Szenenkomposition und deren räumliche Ausgestaltung. Figuren mit kleinen, eher skizzenhaft gezeichneten Gesichtern, meist frontal oder in ¾-Profil, sind lebhaft gezeichnet, allerdings wirken die Bewegungen steif, vielfach bleibt etwa unklar, ob ein Protagonist steht oder kniet, Körperhaltungen werden verdeckt durch steile Gewandfalten. Beachtliche Gewandtheit bekundet insbesondere die Tierzeichnung (Pferde), Sinn für Details die Konzeption von Innenräumen (Fliesenbelag, Maserung und Benagelung der Dielen, u. a.) und vor allem von Gebäudekulissen und architektonischen Rahmen. Einen panoramaartigen Überblick entwirft der Zeichner in der Darstellung des Angriffs Arnulfs auf Augsburg und in den Schlachtenbildern. – Eine Verbindung zu Hektor Mülich sieht Kuder (1993) S. 482 auch in der Motivauswahl: Mülichs Darstellung der Ulrichsmesse in Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2º Cod. H. 1, 84r (vgl. Nr.26A.2.3.) könnte auf Cgm 751 oder dessen Vorlage zurückgehen.
Bildthemen:
(vgl. die Bildsynopse bei Haupt [1955] S. 132–144): Die Darstellung der Geburt Ulrichs (vgl. Cgm 568, Nr.51.32.2.) fehlt, ansonsten stimmen die Bildthemen völlig mit denen der jüngeren Parallelhandschrift überein. Trotz der großen Übereinstimmung ist Cgm 751 wohl nicht die Vorlage für Cgm 568, eher ist an eine gemeinsame Vorstufe zu denken. – Auffallend bleibt, dass anders als in den übrigen Bildzyklen der Handschrift im Ulrichsleben auf eine ganzseitige, als Titelbild fungierende Darstellung verzichtet wird.
Schneider (1984) S. 255–258. – Bredt (1900) S. 56; Hirsch (1915) S. 82 (Hs.A) und passim; Lehmann-Haupt (1929) S. 62 f. 198, Nr. 17; Haupt (1955) S. 50–87 pass. (Hs. K). 111, Abb. 13–34 (alle Zeichnungen); Stange 8 (1957) S. 84; Ad sanctum Stephanum (1969) Abb. S. 72/73 (36r); Literatur in Bayerisch Schwaben. Von der althochdeutschen Zeit bis zur Gegenwart. Text von Hans Pörnbacher [u. a.]. [Ausst.Kat. Augsburg] Weißenhorn 1979 (Beiträge zur Landeskunde von Schwaben 6), S. 6, Nr. 19. Vita sancti vdalrici (1993) S. 34 f.; Kuder (1993) S. 479–482, Abb. 90 (6v).
Anmerkungen:
a) Die lateinische Ulrichsvita wurde von Sigismund Meisterlin gekürzt in seine ›Chronographia Augustensium‹ aufgenommen; die deutsche Prosafassung des Ulrichslebens (vgl. Nr.51.32.2. und 51.32.3.) benutzte Meisterlin für seine deutsche Bearbeitung der Augsburger Chronik; illustrierte Handschriften siehe Nr.26A.2.1.–9.
b) Zum Druck des ›Ulrichsbüchleins‹ Augsburg: Johann Bämler 1483 (GW 2860), eines bearbeiteten Auszugs Sigismund Meisterlins Augsburger Chronik siehe Nr. 26A.2.a.
c) Der mit fünf Holzschnitten von Leonard Beck ausgestattete Druck ›Das leben, verdienen und wunderwerk der hailigen, Augspurger Bistumbs bischoffen, sant Ulrichs, vnd Symbrechts auch der saͤligen sant Aphre, irer muoter Hilarie geschlecht und gesellschaft in unserm daselbst löblichen gothauß rastend‹, Augsburg: Sylvanus Otmar 1516, beruht wie seine lateinische Druckvorlage ›Gloriosorum‹ desselben Jahres auf Meisterlins ›Augustanum chronica ecclesiasticum‹ und hat keine eigene handschriftliche Überlieferung. Vgl. aber Colmar, Bibliothèque municipale, cod. 717II (Nr. 51.1.1.).