KdiH

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51.11.4. München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 39837–39845

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

Nach 1478(?).

Lokalisierung:

Wohl Freiburg, Klarissenkloster.

Besitzgeschichte:

1920 vom Bayerischen Nationalmuseum in die Staatliche Graphische Sammlung übergeben.

Inhalt:

Inv. Nr. 39837–39845

Leben des heiligen Franziskus (nach Bonaventura, Legenda maior, mit Zusätzen), deutsch evtl. von Konrad von Bondorf(?)

Neun Fragmente, textgleich mit London, British Library, Add. 15710 (Nr. 51.11.2.); Ruh (1978) Sp. 943 (ohne diese Handschrift)

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, neun Blätter, bis zu den Rahmenleisten der Miniaturen beschnitten, auf den Versoseiten Text, zweispaltig, 24 Zeilen, Textualis, eine Schreiberin (nach Schriftvergleich ist eine Identität mit Sibylla von Bondorf, siehe Nr. 51.11.2., nicht auszuschließen), rote Strichel, Namen rot oder rot unterstrichen, Initialen über vier bis acht (39839) Zeilen, meist mehrfarbig (Rot, Blau, Grün, Violett) mit Fleuronnée in mehreren Gegenfarben (39839 nach der Initiale Textbeginn in mit Silber gefüllten Minuskeln).

Schreibsprache:

niederalemannisch.

II. Bildausstattung:

Neun Deckfarbenminiaturen. Eine Hand: Sibylla von Bondorf.

Format und Anordnung:

ganzseitig in rotem bzw. rot-grünem (39844) Kastenrahmen, ca. 150–163 × 99–108 mm, zwischen dem Text.

Bildaufbau und -ausführung:

Konzeption und Ausführung (mit Vorzeichnung– sichtbar in Nr. 39841 –, Kolorierung – selten freistehender Pergamentgrund: Nr.39843 –, Nachzeichnung, Höhung und Blütendekor) wie im Elisabeth-, Franziskus- und Klarenleben (Nr. 51.9.2., Nr. 51.11.2. und Nr. 51.19.3.). Gelegentlich hat sich durch Abklatsch der gegenüberliegenden Textseite Farbe abgelöst (39840, 39843).

Die Textfragmente der Münchner Blätter stimmen – mit abweichenden Lesarten – mit dem Londoner Franziskusleben (Nr. 51.11.2.) überein. Ein Zeilensprungfehler (Nr. 39839) bezeugt, dass London nicht von München abgeschrieben sein kann, eher ist eine umgekehrte Abhängigkeit denkbar. Direkt vergleichbar sind auch die Bilder der Münchener Blätter mit denen der Londoner Handschrift. Dabei ist die dichtere Komposition der Bildfläche mit mehr Personal (z. B. 39837 zusätzlich Franziskus’ Mutter), mehr Begleitfiguren (z. B. 39844 zusätzlich vier Engel am Himmel) und mehr Staffage (z. B. 39842 zusätzlicher Gebäudekomplex) wohl nicht nur bedingt durch das etwas größere Bildformat, sondern wirkt wie eine Weiterentwicklung des Zyklus von 1478: geringerer Anteil des blauen oder rot ornamentierten Farbgrunds an der Bildfläche; keine Überschneidungen des Rahmens durch Figuren oder Gebäudeteile; gelegentlich bessere Beziehung der Personen aufeinander und logischere Konzeption ihrer Position im Raum und ihrer Bewegung (vgl. z. B. Nr. 39837 und 39838: während in den Londoner Vergleichsbildern die Franziskusfigur völlig freischwebend, wie aufgesetzt wirkt, hat sie in den beiden Münchener Bildern deutlich mehr »Bodenhaftung«). Daher dürften die Münchener Blätter eher jünger als älter als die Londoner Handschrift sein.

Bildthemen:

(in der vom Text vorgegebenen Reihenfolge und mit Verweis auf das entsprechende Bild der Londoner Handschrift): 39837 Franziskus wird von seinem Vater gezüchtigt und eingesperrt (London 20v); 39842 Vision des Priesters Silvester (London 30v); 39844 Erscheinung zu Arles (London 50v); 39840 Erscheinung des großen Lichts (London 65r); 39845 Franziskus mit den Wundmalen und die franziskanischen Heiligen Klara, Antonius von Padua, Ludwig von Toulouse, Bernhardinus von Siena (an dieser Stelle abweichend von der Londoner Handschrift keine Textillustration, vgl. aber dort den Franziskanerstammbaum 246v); 39839 Verwandlung des Kapauns in einen Fisch (London 91v); 39841 Quellwunder (London 93r); 39843 Begrüßung durch Schafe (London 103r); 39838 Einschiffung nach Ancona (London 119r).

Farben:

glänzendes Ziegelrot und Grün, leuchtendes Blau, Violettrot, (in blasser Abtönung auch als Erdfarbe benutzt), Gelb (auch für Haare, hier gelegentlich bräunlich übermalt), selten Braun (39837 Türöffnung), Schwarz, Deckweiß, Blattgold, Silber.

Literatur:

Lutze/Zimmermann (1930/1931) S. 15, Taf. 15 (39842, 39845); Stange 1 (1934/1969) S. 202 f.; Steingräber (1952) Taf. 67–68 (Abb. 1: 39844, Abb. 2: 39845, Abb. 3: 39841, Abb.4: 39838); Ruh (1956) S. 251; von Heusinger (1959) S. 136 f., S. 155; 800 Jahre Franz von Assisi (1982) S. 636, Nr. 11.08.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51.31: Inv. Nr. 39839. Leben des heiligen Franziskus: Verwandlung des Kapauns in einen Fisch.

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Abb. 51.31.