KdiH

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51.19.4. München, Bayerisches Nationalmuseum, cod. 3603

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

Zweite Hälfte 14. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Nürnberg.

Besitzgeschichte:

Aus dem Klarissenkloster, Nürnberg (auf dem Vorsatzblatt recto die Versalie B als Pultsignatur). Jüngerer Besitzvermerk im Innendeckel: Martin v. Raider Bamberg 1824 (v. Tavernier).

Inhalt:

S. 1–455

St.-Klara-Buch

Ruh (1983a) Sp. 1184

S. 1–2

zwei Bilder

S. 3–300

Leben der heiligen Klara nach Thomas von Celano

Williams-Krapp (1986): Klara von Assisi (7)

S. 3–13 Widmungsbrief Do daz alter der werlt sich naigen wart …

S. 13–220 Vita Es waz ain fraw von der man sich wol wundern mag …

S. 221–271 Mirakel Dev zaichen der heiligen sint wunderleich vnd der vrkund der zaichen sint pilleich ze eren …

S. 271–277 Kanonisation Do auf Sand Peter Stul ze rom zaz der aller gnedigst furst der herre Alexander …

S. 277–300

Kanonisationsbulle Papst Alexanders IV.

S. 301–302

Lebensdaten der heiligen Klara

S. 302–331

Leben der heiligen Agnes von Assisi

S. 302–311 Vita Do Sand Agnes dreizehen iar alt waz …

S. 311–331 Mirakel An dem tode der seligen Sand Agnesen waz vmb ir andaht gesamet …

S. 332–379

Vier Briefe der heiligen Klara an Agnes von Böhmen

S. 380–38

Fünfter Brief: Klaras letzter Segen

S. 386–411

›Gaude Clara‹, deutsch

S. 411–440

Zwei Klara-Gebete: O Dv gnadenreichev vnd dv geneemev muoter …, O dv aller getrewstev muter Sand Clar …

S. 441–449

Franziskus-Gebet O dv englischer mensche vnd dv wirdiger vater…

S. 449–455

Klara-Gebet Gegruzzet seistu du aller milstew Junkfrawe Sand Clar…

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 229 Blätter (ein unbeschriebenes ungezähltes Blatt vorweg, vom zweiten Blatt an paginiert 1–456, das erste und zweite Blatt bilden einen separaten Binio, dann folgen zunächst Quinternionen, ab S. 361 auch dünnere Lagen; vor S. 221 fehlt ein Blatt mit Text [und Bild?]; S. 385 ehemals beschriftet, dann überklebt, Überklebung abgelöst; S. 456 leer), 161 × 118 mm, einspaltig, 17 Zeilen, Textura, eine Hand, rote Überschriften und Strichel, Kapitelinitialen meist über vier bis neun Zeilen, rot oder rot-blau mit ornamentalen Aussparungen und Fleuronée in den Gegenfarben (passagenweise, z. B. in den Mirakelteilen, Lombarden über drei Zeilen, abwechselnd rot und blau); gelegentlich auch noch größere Initialen (S. 14, 96: elf Zeilen) mit ausgesparten Phantasietieren.

Schreibsprache:

nürnbergisch.

II. Bildausstattung:

Zwei Deckfarbenminiaturen: S. 1, S. 2; eine Hand. Unter Umständen befand sich S. 385 ehemals ein weiteres Bild: die ursprünglich mit Text beschriebene Seite war mit einem Blatt überklebt, das später wieder abgelöst wurde. Farbspuren auf den Kleberändern könnten auf ein Bild mit roter Einfassung deuten.

Format und Anordnung:

ganzseitig, S. 1 117–120 × 87–90 mm in orangeroter und roter Pinselstricheinfassung, S. 2 103 × 72 mm in blassblauer Pinselstricheinfassung. Die Bilder stehen außerhalb des Lagenverbandes, gehören aber zum ursprünglichen Bestand der Handschrift.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

S. 1 Klara empfängt die Ordensregeln durch Papst Innozenz: Klara in schwarzem Habit, grauschwarzem Mantel und schwarz-über-weißem Kopfschleier kniet vor dem auf einem hellblauen Sitz thronenden Papst in orangefarbener, grün gefütterter Cappa und roter Tiara mit goldenen Kronreifen; der Papst erläutert ein zu Klara umgedrehtes, geöffnetes Buch auf seinem Schoß, nach dem diese mit beiden Händen greift; S. 2 Klara lehrt ihre Mitschwestern: Klara erhöht auf einem Stufenpodest mit Buchpult sitzend, sie doziert aus einem geöffneten Buch vor einigen Mitschwestern, die links am Boden kauern und ebenfalls Bücher in den Händen halten. Beide Szenen spielen auf grüner Bodenfläche mit angedeuteten Gräsern und weißgelben Blümchen, im Hintergrund hohe, schmale, bunt kolorierte Bögen und Gewölbe, Bodenfüllungen mit Blattgold.

Vor allem die Darstellung S. 1 könnte vereinfachend zurückgreifen auf in Nürnberg bekannte Bildmuster: Der Nürnberger Klara-Altar aus den 60er Jahren des 14. Jahrhunderts (siehe oben Nr. 51.19.2.) zeigt die Bestätigung der Ordensregeln durch Papst Innozenz in ganz ähnlichem Bildaufbau. Stilistisch sind die beiden Münchener Bilder jedoch beträchtlich von den Nürnberger Tafelbildern entfernt: Plakativ setzten sie die Akteure ins Bild, deren Physiognomien und Gesten ausdruckslos bleiben; in sorgfältiger Farbnuancierung sind nur die weich fließenden Gewänder modelliert.

Farben:

Orangerot, Rot, Violett, Grün, Schwarz in Ausmischungen, Weiß, Gelb, wenig Blau, Blattgold.

Literatur:

Joseph Aloys Mayer: Katalog der Büchersammlung, Bayerisches Nationalmuseum in München. Bd. 1, München 1887, S. 123. – Ruh (1965) S. 66–68 (Textauszug des Agneslebens).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. 51.III: S. 1. St. Klara-Buch: Klara empfängt die Ordensregeln durch Papst Innozenz.

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Taf. 51.III.