51.16.1. Basel, Universitätsbibliothek, A VI 38
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 6
1493 (Abschluss; die vorangehenden Teile der Handschrift älter).
Basel, Klarissenkloster Gnadental.
Verbleib nach Aufenthalt im 1529 aufgelösten Kloster Gnadental unbekannt. – Ende des 18. Jahrhunderts aus unbekanntem Besitz für die Universitätsbibliothek erworben (Einlegezettel dat. [17]85.10.22.).
1. | 1ra–200va |
Johannes-Buch
verwandt mit dem elsässischen Johannes-Buch Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, cod. St. Peter pap. 21 |
1ra–39rb Leben des heiligen Johannes Evangelista 1ra–va Prolog vom Namen Johannes Johannes sprichet ze tuͤsch gottes gnod oder einer in dem die gnod geben ist …, vgl. Karlsruhe, 19r–v 1va–28ra Vita Es schribet ein meister vnd ein hoher lerer … 28ra–33ra Briefe und Worte Sant dionisius der sendet dem lieben wir-digen sanctum Johannem Ewangelistam einen brief …, vgl. Karlsruhe, 251r–262v 33ra–39rb Mirakel Sant amandus der kúnig von engelland der hat den wirdigen sanctum Johannem Ewangelistam gar lieb … |
||
39rb–41rb Vier Exempel aus dem ›St. Katharinentaler Schwesternbuch‹, vgl. Karlsruhe, 53v–60r |
||
41rb–46ra Johannes-Sequenzen ›O infinita‹, ›Volat apis‹, ›Verbum die‹, ›Omni laude‹, deutsch |
||
47ra–60va Ps. Bernhard von Clairvaux, Johannes-Homilie Wir sóllen vns frúwen in gott aller liepsten min brúder der gegenwertikeit …, vgl. Karlsruhe, 151r–174v |
||
61ra–200va 13 Johannes-Predigten, u. a. Predigten von Klaus dem Schirmer (61ra–83vb), Johannes von Nördlingen (83vb–91vb), Johannes von Offringen (91vb–126ra), Heinrich von Schaffhausen (182va–191rb), die übri-gen anonymen Predigten z. T. übereinstimmend mit Karlsruhe, 190r–251r |
||
2. | 200vb–207va |
Johannesbriefe 1–3, deutsch
vgl. Karlsruhe, 60v–70v, 28r–30v |
3. | 207va–211rb | Predigt und Auslegung von Io 1,1 |
4. | 211va–213ra | Betrachtungen über Johannes und die Hochzeit in Kana |
5. | 213rb–253rb |
Apokalypse, deutsch
mit Vorreden des Hieronymus und Glosse, vgl. Karlsruhe, 70v–151r |
6. | 253va–258ra | Betrachtung über Johannes und Maria |
7. | 258rb–265vb | Gebet zu Johannes Lob vnd danck sag ich dir herre Jesu Christe troster aller trurigen … |
Papier, 300 gezählte Blätter (je ein fehlendes Blatt vor 1, 6, 9, mit Textverlust; ab 266 unbeschrieben), 205 × 130–140 mm, zweispaltig, 24–30 Zeilen (engzeiliger v. a. die Vorreden des Hieronymus 213rb–215rb, altertümlich wirkende Bastarda (Überschriften Textura), ein(?) Schreiber (
alemannisch.
Zu Text 1 16 von ursprünglich wohl 17 oder 18 ganzseitigen Deckfarbenminiaturen: 2v, 3r, 4r, 5r, 6r, 7r, 8r, 11r, 15r, 19r, 21r, 22v, 24r, 25r, 26r, 27v; eine Hand.
ganzseitig, eingefasst in rotgefüllten Rahmen (von Figuren oft überschnitten), der gelegentlich (3r) auch teilweise ersetzt wird durch einen Architekturrahmen, 140–160 × 95 mm. Vom Schreiber wurde möglichst nahe der Bezugsstelle ein ganzseitiger Freiraum im Text ausgespart.
Der Bildraum ist meist vollkommen eingenommen von Figuren, die auf grünem Bodenstück mit vielfältigem Blumenbewuchs (rot, weiß, gelb), in Innenräumen auf verzerrt gezeichnetem Kachelboden (3r, 25r) agieren. Neben den Hauptakteuren, die oft von Assistenzfiguren begleitet sind, bevölkern Figuren des Himmels (Gottvater, Engel, Muttergottes etc.) die Bilder. Selten ist der Hintergrund freibleibend, nur blau ausgefüllt (11r, 15r, 19r, 24r). Insgesamt gibt es große stilistische Ähnlichkeiten zu den Bilderhandschriften aus dem Umkreis der Sibylla von Bondorf (vgl. Nr. 51.9.2., Nr. 51.11.2., Nr. 51.11.4., Nr. 51.19.3.: ähnlich leuchtende klare Farben, ähnlich gestaltete liebliche Physiognomien, Gestik, Haarlocken, ähnliche Bildformeln und Dekorelemente, Schriftbänder), doch sind die Miniaturen nicht von derselben Hand (vgl. schon
Illustriert ist nur die Vita des Johannes; gegebenenfalls ging dem Text auf dem fehlenden ersten Blatt ein Eingangsbild voraus. Der Zyklus – soweit erhalten – beginnt mit der Darstellung der Flucht aus Ägypten (2v), die keinen ganz unmittelbaren Textbezug hat (vgl. 1vb: Do vnser herre Jhesus Christus vnd sin liebi muͦtter maria vnd ir pfleger Joseph her wider vß kerten von egypten …). Dann folgen Bilder zu Johannes’ Leben und Wirken von der Geburt (3r) bis zur Aufnahme in den Himmel (27v). Zwischen Blatt 5 und 6 fehlt vermutlich eine Kreuzigungsdarstellung.
Rot, Blau, Grün, Gelb, Ocker, Deckweiß, Blattgold (Nimben); Violett fehlt fast völlig (Ausnahme 11r), stattdessen Braunviolett (Mantel des Johannes).
Abb. 51.47: 26r. Leben des heiligen Johannes des Evangelisten: letzte Messe.