KdiH

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51.14.2. Wrocław (Breslau), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. IV F 192

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

1451, zwischen dem 22. Februar (Abschluss der Übersetzung) und dem 19.August (Beendigung der Abschrift).

Lokalisierung:

Breslau.

Besitzgeschichte:

Auftraggeber: der Breslauer Patrizier Antonius Hornig († 1464). Nach der lateinischen Vorlage im verlorenen Codex Ruprechts von Liegnitz von 1380 (vgl. Eckhard Grunewald: Der verlorene Hedwigskodex Herzog Ruprechts von Brieg aus dem Jahre 1380. Überlegungen zum Versuch einer Rekonstruktion. Bundesinstitut für ostdeutsche Kultur und Geschichte. Berichte und Forschungen 5 [1997], S. 47–54). In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Besitz des kaiserlichen Consiliarius für Schlesien, Wilhelm von Wirz und Burg (Exlibris im Vorderdeckel), später in der Bibliothek des Franziskanerkonvents bei St. Dorothea in Breslau, nach dessen Aufhebung 1810 in die Breslauer Universitätsbibliothek gelangt.

Inhalt:
1. 1ra–101va Leben der heiligen Hedwig

Williams-Krapp (1981) Sp. 568f. (Fassung IV)

1ra–6vb Genealogie

7ra–95va Legenda maior, deutsch (7ra–vb Vorrede und Kapitelverzeichnis, 7vb–95va Vita in 12 Kapiteln)

95va–101va Legenda minor, deutsch

101va–vb Gebet des Autors zur heiligen Hedwig

101vb–109va Kanonisationsurkunde des Papstes Clemens IV.

109vb–114va Kanonisationspredigt des Papstes Clemens IV.

114va–117rb Brief des Nikolaus von Posen an Fürst Ludwig von Brieg mit Kolophon

2. 117va–120vb Hymnen und Gebete, deutsch

vgl. Ehlert (1995) S. 160

117va–119rb Hedwigsantiphonen, -hymnen u. a.

119va–120vb Marienhymnen und -gebete

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 120 modern foliierte Blätter (12 Quinternionen), dazu ein separates Pergamentblatt I am Beginn (wohl von Anfang an im Bestand) sowie ein Papierblatt mit dem Hornig-Wappen (in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beigefügt), ferner modern ergänzt fünf neue Vorsatzblätter, 297 205 mm, zweispaltig, 34–38 Zeilen, Bastarda, ein Schreiber: der Stadtschreiber Peter Freytag aus Brieg (117rb: Dezis Buchis schreibung ende Ist gescheen vnd des mehe gnanten Erbarn Anthonien hornigis czewgung Noch gotis geburt Tawsunt fier hundirt Im eynvndfunfczigisten Jare Am donrstage nestfolginde noch Assumpcionis marie Geschrebin durch des gnanten herrn willigen dienern Petrum Freytag von Brıͤhe bortig die selbe czeit czu Breslaw etwenn Firgung schreiber doselbist etc.), rote Überschriften, Kolumnentitel, Bildbeischriften, abwechselnd rote und blaue Kapitelinitialen und -lombarden mit Fleuronnée über zwei bis vier Zeilen.

Schreibsprache:

ostmitteldeutsch mit typisch schlesischen Merkmalen (Ehlert[1995]).

II. Bildausstattung:

60 kolorierte Federzeichnungen, je zwei Zeichnungen untereinander ergeben 30 Bildseiten: 5r, 5v, 6r, 6v, 9r, 9v, 15r, 15v, 19r, 19v, 24v, 25r, 29v, 30r, 35v, 36r, 38v, 39r, 42v, 43r, 45v, 46r, 54v, 55r, 58r, 58v, 91v, 92r, 93r, 93v. Breslauer Werkstatt (wohl mehrere Hände). Ferner ein ganzseitiges Eingangsbild Ir und eine historisierte Deckfarbeninitiale über fünf Zeilen (1ra) von anderer Hand.

Format und Anordnung:

halbseitig ungerahmt – nur ausnahmsweise rundum durch eine Federlinie eingefasst ist 15r oben –, die gesamte Blattbreite und -höhe nutzend, daher seitlich und unten wegen Blattbeschnitts vielfach dezimiert. Bildüberschriften in Rot, die hier, anders als im Augsburger Codex (51.14.1.), erst nach Ausführung der Zeichnungen eingetragen wurden. Wie im Prototyp der handschriftlichen Hedwigzyklen, dem Schlackenwerther Codex, sind je vier bzw. acht Zeichnungen zu Bilderfolgen zusammengefasst, die en bloc in den Text eingefügt wurden (vgl. oben Nr. 51.14.1.), hier jedoch nicht immer auf die Recto- und Versoseite eines einzelnen Blattes platziert, sondern sich auch auf Verso- und Rectoseiten gegenüberstehend.

Bildaufbau und -ausführung:

Der Bildzyklus ist – wie jener der über die Ruprecht-Handschrift vermittelten Schlackenwerther Vorlage – nahezu ausschließlich mit der Feder ausgeführt; nur gelegentlich wird durch graue Lavierung schattiert (z. B. 15v, 45v, 85v, 92r, 93r). Dargestellt sind vielfigurige und detailreiche Szenen ohne Hintergrund; mehrfach simultan, wobei zwei in ein »Streifenbild« zusammengefügte Motive je eigene Bildüberschriften haben. Hohe, schlanke Figuren mit kleinen Köpfen, schwungvoll gefältelte Gewänder in vielen Variationen. Hedwig in locker fallendem gegürtetem Kleid, weitem Mantel, mit einem lose herabhängenden kurzen weißen Schleier. Modelliert wird ausschließlich durch starke Schraffierung in unterschiedlichen Dichten, parallel und kreuzweise, oft in sehr feinen kurzen Kritzeln. Stilistisch an den internationalen »weichen« Stil des ausgehenden 14. Jahrhunderts anknüpfend. Gromadzki (1996) macht darauf aufmerksam, dass auch Kostümdetails eher hierher als in die Mitte des 15. Jahrhunderts zu datieren sind. Dies und mehrfache Verzeichnungen und Fehler lassen sich »durch die Annahme einer wortwörtlichen, aber etwas flüchtigen Kopierung der Vorlagen erklären« (Gromadzki S. 191). Während die Schrift durch Feuchtigkeitseinwirkung stark in Mitleidenschaft gezogen ist, sind die Federzeichnungen sehr gut erhalten. Kreuzigung Ir in Deckfarbenmalerei, ganzseitig in breiter Frieseinfassung, rautierter Hintergrund, von Ecken und Mittelpunkten der Einfassung gehen Akanthusranken mit eingestreuten Blüten aus. Vielleicht von derselben Hand die C-Initiale 1ra mit Hüftbildnis Hedwigs, und gleichen Akanthusausläufern.

Bildthemen:

(vgl. die Übersicht über die Bildfolgen aller illustrierter Codizes bei Grunewald [1995a] S. 83–106): acht Bilder zur Genealogie, je vier Bilder zu Kap.1–5 von irer mitsamkeit, von irer demuth, von irer gedolt, von der ernstikeit ihres lebins, von irem gebethe, acht Bilder zu Kap. 6 von den werckin der barmherczikeit, vier Bilder zu Kap. 7 von den wonderwercken, acht Bilder zu Kap. 8 von geyste der weyssagunge, je vier Bilder zu Kap. 9, 11 und 12 von irer hynfarth, von irer heilig benennung, von irer vffdirhebunge. Kapitel 10 (Mirakelsammlung) bleibt ohne Illustrationen. Das Bildprogramm entspricht mit sehr wenigen Ausnahmen dem des über die verlorene Ruprecht-Handschrift vermittelten lateinischen Schlackenwerther Codex. Es fehlt das Porträt Hedwigs und der Stammbaum.

Nachzeichnungen der Miniaturen aus dem 18. Jahrhundert befinden sich in Katowice, Biblioteka Ślaşka, R 303. IV (Gromadzki [1996] S. 184; abgebildet in: J. Pater: Legenda świetej Jadwigi. Wrocław 1993). – Eng mit dem Zyklus verwandt, aber wohl nicht von ihm abhängig (Gromadzki [1996] S. 183 f.), vielmehr auf eine gemeinsame Vorlage (eventuell die Ruprecht-Handschrift?) zurückzuführen sind die Bilder des um 1440 entstandenen Hedwigtriptychons im Warschauer Nationalmuseum (Jakub kostowski: Das Breslauer Triptychon der Hedwigslegende. Herkunft und Ikonographie. In: Grunewald/Gussone [1996] S. 159–179; Slensczka [1998]): Erhalten sind nur die Flügel mit 32 Bildszenen mit deutschen Umschriften, die Mitteltafel wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Faksimile:

Legenda o św. Jadwidze. Legende der hl. Hedwig. [Bd. 1 Faksimile, Bd. 2 Transkriptionen, Übersetzungen ins Deutsche von Trude Ehlert und ins Polnische von Jerzy Łukosz, historischer Kommentar von Wojciech mrozowicz] Wrocław 2000.

Literatur:

Johann Gustav Büsching: Beschreibung einer noch unbekannten deutschen handschrift des lebens der heiligen Hedewig, mit Federzeichnungen. Litterarische Bei-lage zu den Schlesischen Provinzialblättern auf das Jahr 1811, S. 179–189. 215–222; Luchs (1861); Seppelt (1914); Ernst kloss: Die schlesische Buchmalerei des Mittelalters. Berlin 1942, S. 207–209, Abb. 220–225; Gottschalk (1956) S. 215 f.; Teresa Wąsowicz: Legenda ślaska. Wrocław 1967 (alle Abb.); Hedwig von Andechs (1992) Abb. 11 (5r). 17 (19r, 39r). 19 (6r); Grunewald (1995a) S. 74 f.; Ehlert (1995) S. 159–164; Gromadzki (1996); Slensczka (1998) S. 355–360.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. 51.I: 42v. Leben der heiligen Hedwig: Drei Szenen aus dem Leben Hedwigs.

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Taf. 51.I.