KdiH

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51.11.5. Paris, Bibliothèque nationale de France, ms. allem. 133

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

Vor (?) 1516.

Lokalisierung:

Rheinland.

Besitzgeschichte:

Ein Eintrag im Bild 166v (nicht von Schreiberhand) nennt Meister Hemmerlinck T.W.P.Z.B. anno 1516 (korrigiert zu 1616). 5.n. May. – Aus der Bibliothek der Franziskanerkonventualen Köln (im Vorderdeckel Signaturzettel: C l.IV. n. 30 Ad Biblioth. Ff. Min. Conv. Coloniae, auf dem Vorsatzblatt bibliothekarischer Eintrag: Volume de 240 Feuillets le Feuillet 2 est mutilé. 1er avril 1989, alte Signatur: Supp. Fr. 3735).

Inhalt:
1r–240r Leben des heiligen Franziskus (nach Bonaventura, Legenda maior, mit Zusätzen)

1v Kapitelverzeichnis zur Vita (5r–189r) bis Kap. XV: wie dat he canoniseirt vnd verhauen etc

2r–4r Vorreden Sanctus iohannes ewangelist in apocalipsi spricht Seit ich hayn geseyn eynen anderen engel …, Zw feuegyein der stat die daer gelegen is in ytalien was eyn abt geheischen machgyn de lange zyt van iaren vor franciscus geboert …

5r–189r Vita Id was eyn man in die stat van assise der eirste van synre moder …

Willams-Krapp (1986): Franziskus von Assisi (2); J. Deschamps: Middelnederlandse Vertalingen van lebens en legenden de H. Franciscus van Assisi. Franciscana 31 (1976), S. 59–73 ohne diese Handschrift, vgl. aber die dort genannte Handschrift Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs 447, um 1500, ripuarisch.

Eingeschoben:

39r (auf Überklebung) die Namen der ersten zwölf Mitbrüder des heiligen Franziskus

54r–79r (auf den Lagen f bis f2) a) 54r–64r ›Regula bullata‹, deutsch (Norbert Richard Wolf: Franziskanerregeln. VL 2 [1980], Sp. 842–845, hier Sp. 843 f. ohne dieser Handschrift, vgl. jedoch Den Haag, Koninklijke Bibliothek, cod.75 G 63), mit Zusätzen: über die Auslegung Papst Nikolaus’ III. ›Exiit qui seminat‹; Franziskus’ Lob der Regel; Professformel b) 65r–79r Vision vom ewigen Bestand des Ordens; vom Portiuncula-Ablass

190r–239r Mirakelsammlung, z. T. nach Bonaventura, Legenda maior (mit Hinweisen u. a. auf Bartholomäus von Pisa) Men leset in den wercken van franciscus gesellen dat he synen besuͦnder geselle broder leo sijch offenbairde …

240r Franziskus-Antiphon, deutsch (nach Julian von Speyer), mit Noten O Heilich man wonderlichen

Ruh (1980) Sp. 840

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 240 Blätter, 196 × 135 mm (Blatt 1 und 2 sehr defekt und durch neue Papierpassepartouts repariert, dabei ist Blatt 1 wohl verkehrt herum eingesetzt worden; Blatt 39r und 133r Überklebungen; 103 zusammengeklebt aus zwei Blättern); den Lagenbezeichnungen wie dem Register zufolge gehören mindestens die Blätter 65–79, eventuell 54–79 wohl nicht zur ursprünglichen Konzeption: Das Register vermerkt keine Einschübe in das Franziskusleben, der Lage e (42–53) folgt f (54–64!), f1 (65–70), f2 (71–79!); mindestens zwei Schreiber, I (Text) Textualis, einspaltig, 31–32 Zeilen (zu unterschiedlichen Zeiten oder doch ergänzt durch einen zweiten Schreiber[?]: v. a. 72r–79r haben einen anderen Schriftduktus); II (Bildbeischriften) Bastarda, Verse nicht abgesetzt (150v–151v sechs Verse von fremder Hand). Ein späterer Benutzer (17. Jahrhundert?) fügt gelegentlich lateinische Bildbeischriften hinzu. Rote Strichel, Caput-Zeichen, Unterstreichungen, Lombarden über zwei bis drei Zeilen, Initialen.

Schreibsprache:

ripuarisch.

II. Bildausstattung:

240 kolorierte Federzeichnungen, eine Hand. – Das Kapitelverzeichnis 1v endet mit dem Schlussvermerk: enkelich capittel hait so veil figuren als vsß wist dit g[] / []e na der doet. Offfenbarynge v die wonden vii die / [] viii Schifbrechynge iiii Geuenckenisse iiii kinde[] / v, Stommen iiii van lazaryen iii wan troist [] / [?] mirakelen iij wan straeffynge vi wan d[] / []a mit desen eirsten figuren sint CCL(?). Wenn das so richtig gelesen ist, umfasste der Bildzyklus ursprünglich 250 Einzelbilder; einer alten, sporadischen Zählung der Bilder zufolge hat dagegen das jetzt siebte Bild die Ziffer 19.

Format und Anordnung:

ganzseitig in Kastenrahmen, in Schriftspiegelformat, durchschnittlich 160 × 105 mm; stets auf Versoseiten.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Bildfelder sind dicht gefüllt mit zusammengewürfelt wirkenden Gebäudeteilen und Menschengruppierungen, auf die der Betrachter wie durch ein Fenster von schräg oben herabblickt; Figuren mit weichen Körperkonturen, stereotype Gesichter im Halbprofil mit mandelförmigen Augen, Hakennasen, waagerechten Mundstrichen, insgesamt linkisch, doch mit viel Sinn für Details gezeichnet; ausführliche, doch fahrige Binnenzeichnung und Strichelung, die aber kein Raumempfinden hervorzubringen vermögen. Modelliert wird auch nicht durch die flächig aufgetragenen wässrigen Farben, allenfalls bei Architekturen, die durch Pinselstriche akzentuiert sind. Im letzten Viertel der Handschrift wird die Konturzeichnung kräftiger (ab ca. 194v, v. a. ab 210v), was den Bildern einen mehr holzschnittartigen Charakter gibt als den vorhergehenden, eher schwammig wirkenden. Das untere Fünftel der Bildfläche stets gefüllt mit einem breiten, leicht eingerollten Schriftband, Beschriftungen regelmäßig zu Bildern des Franziskuslebens (Blatt 1–53), danach nur noch sehr sporadisch: holprige Paarreime in (nicht abgesetzten) Vierzeilern. Dieser Typus (Folge von Einzeldarstellungen mit Reimbeischriften) entspricht einem Muster, das auch als Holzschnittfolge (nur fragmentarisch erhalten, siehe Nr. 51.11.A.) und als Triptychon mit 126 Bildern (Söflinger Altar, Staatsgalerie im Hohen Schloß zu Füssen; vgl. z. B. Slenczka [1998] S. 261–271) vorliegt. Eine inhaltliche Beziehung besteht jedoch nicht.

Bildthemen:

Der Zyklus von 240 Bildern kann auf keine ähnlich umfangreiche Vorlage zurückgreifen, er erweist sich aber auch in der Gestaltung einzelner konventionalisierter Themen als einzelgängerisch. Als Eingangsbild 1r Bonaventura überreicht dem Herrn sein Buch(?) (Gottvater thronend im Kreise der Heiligen, mit gracia-Medaillon, vor ihm ein Mönch mit Buch in Händen, zu seinen Füßen zwei weitere Mönche); nach zwei weiteren einleitenden Darstellungen (2v [defekt] der stigmatisierte Franziskus auf einer Säule und 3v Engelerscheinung in Assisi) beginnt mit der Darstellung von Geburt und Taufe des Franziskus (4v) der Bildzyklus zum Leben des Franziskus bis hin zu Tod (186v), Kanonisierung 1228 (187v) und Erhebung 1230 (188v). Die Bestätigung der Regel durch Honorius ist als Vermählung des Franziskus mit der Jungfrau Maria dargestellt (54v), die Stigmatisation (173v) lediglich als Erscheinung ohne Bezeichnung der Wundmale. Die Mirakelsammlung wird eingeleitet durch eine Weltgerichtsdarstellung (189v). Als Schlussbilder: Franziskus an der Seite Gottvaters bittet für seine Mitbrüder (239v), Franziskus heilt einen Novizen (240v). – Der gesamte Zyklus führt Franziskus als unablässig Tätigen und Betenden vor Augen. Während die Bildthemen sich eng auf den gegenüberstehenden Text beziehen, klaffen Bilder und Beischriften (wo vorhanden) gelegentlich auseinander; z. B. 44v: dargestellt sind Franziskus und seine Mitbrüder im Gebet zu Gott, die Beischrift lautet Franciscus leuen uß brach do quame zu ym de edel iuncfrau clare van ym heymelich vnder fragen we sy gode moget baß behagen. Demnach dürfte es sich um zwei unabhängig voneinander ausgeführte Arbeitsgänge handeln.

Farben:

schmutzige Töne wie Grau, Blassgrün, Rotviolett, Braun, Ocker.

Literatur:

Huet (1895) S. 61, Nr. 133. – Anton Rotzetter/Werinhard Einhorn: Franz von Assisi. Das Testament eines armen Mannes. Bildmeditationen. Freiburg/Basel/ Wien 1987, S. 113, Abb. 3 (10v): Jürgen Werinhard Einhorn: Das große Franziskusleben des hl. Bonaventura in zwei illuminierten Handschriften in Rom und Madrid. Collectanea Franciscana 62 (1992), S. 5–61, hier S. 7 Anm. 6.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51.29: 26v. Leben des heiligen Franziskus: Traumgesicht des Bruders Silvester.

Abb. 51.30: 192v. Leben des heiligen Franziskus: von Assisi: Erhöhung des stigmatisierten Franziskus über andere franziskanische Heilige.

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Abb. 51.29.
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Abb. 51.30.