KdiH

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51.3.1. Colmar, Bibliothèque municipale, Ms. 717I

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

Zweite Hälfte 15. Jahrhundert (Wasserzeichendatierung Schmidt: um 1460– 1480).

Lokalisierung:

Elsass (Colmar).

Besitzgeschichte:

Aus dem Dominikanerinnenkloster Unterlinden in Colmar.

Inhalt:
1. 1r–83r Leben des heiligen Apostels Petrus

Williams-Krapp (1986): Petrus, Apostel (1) ohne diese Handschrift

1r–v Vorrede (Anfang unvollständig)

2r–83r Vita Sanctus Petrus der fürst der apostlen ist gewesen von der stat betsayda …

2. 84r–91v Zu Petri Stuhlfeier

Sanctissimi petri principis apostolorum festiuitas hodierna dicitur cathedra. Des allerheilgesten petri des fürsten der apostelen huttige hochzit wirt gesprochen ein stuͦl oder stülung …

3. 92r–100v Zu Petri Kettenfeier

Hodie celebratur festum principis apostolorum beatissimi sancti petri. Hút wirt begangen dz hochzit …

4. 100v–118v Zur Verklärung Christi

Surge illuminare Iherusalem […] Stand vff Jerusalem vnd wirde erlúhtet …

5. 118v–121r Zum Fest Petrus und Paulus

Das heilige sacrament ist zuͦ enphohen In dem glouben der worheit …

6. 123r Leben des heiligen Alexius

Fragment: Anfang fehlt

7. 123v–132v Zum Fest der heiligen Gervasius und Protasius

Geruasij et prothasij sanctissimorum […] Hút begot die heilige cristenheit den gebürtlichen tag zweyger heiliger martirer dorumb frowt sij sich mit einem sundern hochzit … (125v) Die wirdigen heiligen Geruasius vnd prothasius sint gesin libliche bruͦder mit einander geboren …

8. 132v–188r Leben des heiligen Hieronymus, deutsch von Johann von Neumarkt:

Höver (1980) Sp. 688 f.

Widmungsvorrede, ›Hieronymusbriefe‹ I–III

9. 188v–202r Leben der heiligen Agnes von Rom

nicht bei Williams-Krapp (1986)

188v–189r Vorrede UOX TUA DULCIS […] din stim ist süß vnd din antlit ist schön …

189r–197r Vita Die wirdige Jvnpfrowe sancta Agnes ist also genant von dem wort agna ein lemlin …

197r–202r Mirakel Do die vorderen sancte Agnetis emczeclich wachende benahteten bi Irem grab …

10. 202v–232v Zum Fest des heiligen Apostels Andreas

202v–220r Vorrede Von dem hochgelobten wirdigen apostelen sancto Andrea vnd des ersten von sinem lob spricht sanctus Bernhardus in einer sermon also. Diß so groß hochzit des so wirdigen apostelen sancti andree beweget oder me bezwinget mich …

220v–229r Martyrium Die marter sancti Andree des wirdigen apostelen die wir mit vnseren ougen hant gesehen …

229r–232r Mirakel An dem tag des hochzites des wirdigen apostelen sancti Andree bewiset got der her …

11. 233bisr–237r Leben der heiligen Agnes von Rom

unvollständig, andere Fassung als Text 9, nicht bei Williams-Krapp (1986)

233bisr–235r Gebet Laus sit regi glorie […] Lob vnd er gezierde vnd gewalt syg dem kúnig der eren …

235v–237r Vita Agnes ist gesprochen ein lemblin von ir senftmütikeit wegen […] Die selige wirdige jvnpfrow sancta Angens [!] ist geboren von der stat rom … (bricht ab)

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 237 gezählte Blätter (ungezählt sind ein Blatt nach 83 [83a], 133 [133bis], fünf nach 233 [233a–d, 233bis], zwei nach 238 [238a–b], als Blatt 46 ist ein eingelegter Zettel gezählt, weitere eingelegte Zettel nach 93, fehlende Blätter vor 1 [1], vor 84 [2], nach 202 [1], vor 233bis [1] nach 238 [2]; das ursprüngliche Textblatt 122 ist ersetzt durch ein neues Holzschnittblatt, dagegen Schmidt: Papierfalz vermutlich speziell für das Bild eingebunden!), 215 × 145 mm, einspaltig, 25–26 Zeilen, Bastarda, ein Schreiber, Nachträge am Rand und auf eingehefteten Zetteln von Schreiberhand, rote Strichel, Lombarden, Überschriften, Unterstreichungen, in Rot sind auch die Heiligennamen eingefügt bzw. unterstrichen; mehrfarbige Initialen über drei bis zehn Zeilen, mit Fleuronnée, zum Teil mit Randleisten 2r, 101r, 132v, 202v, 220v, 229v, 233bisr, 235v. Im Schlussteil der Handschrift wird mehr Blau verwendet, der Schreiber setzt zunehmend kalligraphische Mittel ein: schwungvolle Aufstriche etc.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

In Freiräume eingeklebt sind fünf auf Pergament gemalte Initialen unklarer, eventuell auch unterschiedlicher Herkunft: 84r S-Initiale (IHS-Monogramm, vgl. die Augustinus-Handschriften Berlin, Ms. germ. quart. 1877, 2v [Nr. 51.4.2.], Strasbourg, Ms. 2744, 225v [Nr. 51.4.4.]), grüner Buchstabenkörper, in der Mitte rotbraunes Herz innerhalb einer h-Minuskel, von senkrechtem Pfeil durchstoßen. Im oberen und unteren Teil des Buchstabenschafts blauer bzw. grüner Vogel mit Spruchbändern im Schnabel, die sich den S-Bögen entlang winden: ich bin von diner minnen wunt – doran gedenck du zuͦ aller stunt. 92r große H-Initiale mit Blattranken und kelchförmiger Blüte im Binnenfeld, dieses gefüllt mit Vierpassmuster auf Quadraten mit Blattgold, im Buchstabenschaft links oben eine weibliche, unten eine männliche Gestalt. Farben: Rot, Grün, Blau, Altrosa, Gelb, Violett, Blattgold. 123v große G-Blüteninitiale, nur der Buchstabenkörper und die Blüte aus Pergament ausgeschnitten, Hintergrundfederwerk ist nach dem Einkleben auf Papiergrund ergänzt. 135v G-Initiale, grün, Binnenfeld Rautenmuster mit Blattgold, G-Strich in Ranke auslaufend (Hell- und Dunkelgrün mit Hell- und Dunkelviolett); Buchstabenkörper und Füllung ausgeschnitten, Federwerk auf Papier ergänzt (der Text würde eine J-Initiale erfordern).

Zu Text 9 (Agnesleben) 188v historisierte U-Initiale: Buchstabenkörper rot-blau mit ausgesparten Blüten und Wellenranken mit Herzblättern; im Binnenraum Darstellung der Agnesmarter. Agnes mit demütig gekreuzten Händen in zurückweichenden Flammen stehend, Lamm an ihrer Seite, ihrem Henker gegenüber, der ihren Hals mit einem langen Schwert durchbohrt. Agnes in fliederfarbenem Gewand, Ärmel hellgrün, gelbblonde Haare; Nimbus und Schuhspitze Blattgold, Henker in schwarzem Zaddelrock mit weißen Ärmeln, grünem Halstuch und grünen Strümpfen; Lamm weiß; grünes Bodenstück mit Gräsern und Blüten, Hintergrund sehr feine schwarz-graue Federranken. – Fast komplett einschließlich Fleuronnée ausgeschnitten, nur Ergänzungen im rechten Zwickel und rechte Buchstabenleiste.

Ferner 122r eingefügter Holzschnitt: ursprüngliche Inschrift S. Conrad (Schreiber, Handbuch 3 [1927/69] Nr. 1380x: einzig bekannte Einzeldarstellung des heiligen Konrad in Holzschnitt. Oberrhein, um 1470), von Schreiberhand überschrieben Sanctus Ambrosius; Einfassung 187 × 117–119 mm, Blattgröße 208 × 144 mm. Handkoloriert in Grün, Rot, Gelb, Blau, Rosa, Braunrosa, Hintergrunddekor kleine Rosetten in roter und blauer Tinte. – 122r–v ist ein nachträglich eingeheftetes Blatt, die Versoseite ist leer. Nach bisheriger Meinung eventuell einem kurzen Ambrosiusleben auf dem heute fehlenden Blatt zwischen 122 und 123 vorangestellt, jetzt vor dem zu Beginn unvollständigen Alexiusleben stehend. Ein Ambrosiusleben dürfte die Handschrift aber auch an dieser Stelle nie enthalten haben. Vielmehr ersetzt das Holzschnittblatt 122 vermutlich ein ehemaliges Textblatt 122 (wohl mit dem Anfang des Alexiuslebens), es wurde jedoch mit Fadenstichen auf das Blatt 123 aufgeheftet, so dass auch der verbleibende Alexiustext nicht mehr zu lesen war; wohl erst in der Neuzeit wurden die Blätter wieder getrennt. Der Ambrosiusschnitt ist also weder einem Ambrosiusleben, noch einem Alexiusleben zugeordnet.

Literatur:

Schmitt (1969) S. 87 f., Nr. 199. – Josef M. B. Clauss: Holz- und Metallschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts aus den Stadtbibliotheken zu Colmar und Schlettstadt im Elsaß. Straßburg 1909 (Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts 17), S. 6, Taf. 3 (122r); La mémoires des siècles (1989) S. 224, Nr. 41; Hamburger (2000–2001) S. 127, Abb. 12 (122r), S. 128, Abb. 13 (135v), S. 158, Abb. 36 (84r); Les dominicaines d’Unterlinden 2 (2001) S. 85 f., Nr. 120 (Hamburger/Peter Schmidt; z. T. irrtümlich mit cod. 717II verwechselt) mit Abb. (188v); Schmidt (2003) S. 337 f., Abb. 105 (122r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51.5: 188v. Leben der heiligen Agnes von Assisi: U-Initiale mit Darstellung der Agnesmarter.

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Abb. 51.5.