39.9. Franz Helm, Buch von den probierten Künsten
Bearbeitet von Rainer Leng
KdiH-Band 4/2
Der in Köln geborene Schlosser und Büchsenmeister Franz Helm erwähnt die Beteiligung an mehreren militärischen Konflikten in seinen eigenen Werken. Demnach war er bereits 1519 in den Auseinandersetzungen im Herzogtum Württemberg sowie in den Kämpfen um Wien 1529 oder 1532 und im Türkenkrieg 1542 tätig. Danach diente er den bayerischen Herzögen Wilhelm IV. (1508–1550), Ludwig X. (1516–1545) und Albrecht V. (1550–1579) sowie Johann II., Pfalzgraf zu Simmern (1509–1557). Ab 1552 ist er als Zeugwart bzw. Büchsenmeister im herzoglichen Zeughaus in München auch urkundlich nachweisbar. 1567 schied er offenbar aus dem Dienst; im selben Jahr trat Andre Popffinger (siehe 39.15.), mit dem Helm 1565/66 gemeinsam eine Handschrift für Herzog Albrecht V. zusammenstellte (Weimar, Fol 330, siehe Nr. 39.9.41.), in das Zeughaus ein, dem ab diesem Zeitpunkt Leonhard Fronsperger als oberster Zeugwart vorstand (siehe 39.13.). Helm ist mit zwei Werken hervorgetreten. Bereits 1527 begann er eine ausführliche Zeughausbeschreibung (Wien, Cod. 10953, 53r, siehe Nr. 39.9.52.), die 1535 beendet wurde, jedoch ausschließlich im Rahmen weniger später Textzeugen des ›Buchs von den probierten Künsten‹ überliefert ist. Ab 1535 treten auch die ersten Abschriften des ›Buchs von den probierten Künsten‹ auf.
Mit den hier aufgenommenen insgesamt 58 illustrierten Handschriften (einschließlich einiger verschollener Exemplare der Berliner Zeughausbibliothek) ist das ›Buch von den probierten Künsten‹ das meistüberlieferte Feuerwerks- und Kriegsbuch des 16. Jahrhunderts. Es löst somit das allerdings nur marginal illustrierte ›Feuerwerkbuch von 1420‹ als artilleristischen Standardtext ab. Selbst innerhalb des 16. Jahrhunderts nimmt es einen erheblichen Anteil an der Gesamtüberlieferung der Feuerwerks- und Kriegsbücher ein. Vollständigkeit konnte in dieser Untergruppe kaum erzielt werden. Selbst in abgelegeneren Handschriftensammlungen traten während der Untersuchung immer wieder neue Überlieferungsträger ans Licht. Insbesondere in ausländischen oder schlecht durch Kataloge erschlossenen Sammlungen dürften sich noch zahlreiche Abschriften identifizieren lassen. Hinzuzufügen wären etwa die folgenden Abschriften, die entweder erst jüngst ermittelt oder wegen schwieriger Bedingungen nicht mehr autopsiert werden konnten. Sie werden hier der Vollständigkeit halber noch angeführt:
Antwerpen, Museum Plantin-Moretus, M 16.1, (
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 1717 (5r–87r Franz Helm, ›Buch von den probierten Künsten‹, davor und danach weitere Feuerwerktexte; nur teilweise illustriert;
København, Kongelige Garnisonsbibliotek, A.I.238 Sto-KVA 115a (Franz Helm, ›Buch von den probierten Künsten‹, illustriert, datiert 1587, gefolgt von 202r–247v ›Stadt, Regiment, vnd Ordenung Einer Befestigung der schloß‹, Illustratormonogramm ICE, freundlicher Hinweis von Hans Blosen)
Leeuwaarden, Bibliothek der Friesch Genootschap, Signatur unbekannt (erwähnt bei
Mitwitz, Schloß, Freiherrlich Würtzburgisches Familienarchiv, ohne Signatur (erwähnt bei
Das ›Buch von den probierten Künsten‹ beruht zu einem großen Teil auf Text- und Bildmaterial, das in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Das ›Feuerwerkbuch von 1420‹ sowie weitere Rezeptsammlungen wurden verarbeitet, dabei jedoch in umfassend ergänzte und umgearbeitete Einzelrezepte aufgelöst und vollkommen neu angeordnet. Das Bildmaterial beruht zu einem großen Teil aus Abbildungen der Formschneider-Gruppe, wobei insbesondere der Münchener Cgm 356 (siehe Nr. 39.5.3.) in Text- und Bildvorlagen intensiv benutzt wurde. Zahlreiche Abschnitte wurden aber auch selbständig von Helm verfaßt und zusammen mit älteren Versatzstücken zu einer umfassenden Darstellung der Büchsenmeisterei verwoben.
Das ›Buch von den probierten Künsten‹ besteht in der Regel aus einem einleitenden Block mit den Elementen Titelblatt, Vorrede und Register sowie den Kapiteln Zeughausordnung (kurzer Überblick über ein ideales Zeughaus mit ersten Pulverrezepten, gelegentlich ergänzt um die gesamte Zeughausbeschreibung), Pulverbuch (zahlreiche Rezepte und Anleitungen), Brechzeug (Beschreibung von Instrumenten zum Brechen von Fenstern oder Türen, mit Bildkatalog), Feuerwerk zu Schimpf und Ernst (umfassende Sammlung von Feuerwerksrezepten für kriegerische Zwecke und für Lustfeuerwerk), vergiftete Räuche und Dämpfe (Rezepte und Anleitungen zum sog. Stank- und Giftschießen), Confortative (Pulverzusätze zur Effizienzsteigerung und für diverse andere Zwecke), Büchsenmeisterei ( 12 Büchsenmeisterfragen, berufliche Anforderungen, Schußtechniken), Quadranten (über den Umgang mit Winkelmessern zur präzisen Einrichtung von Geschützen) und Wagenburg (verschiedene Zug- und Lagerordnungen mit abschließendem Bildkatalog).
Das Verhältnis von Text zu Bild unterscheidet sich deutlich von den meisten Feuerwerks- und Kriegsbüchern des 15. Jahrhunderts. Der Gesamtbestand der Illustrationen beträgt in der Regel ca. 65 bis 70 aquarellierte Federzeichnungen. Sie treten nur an wenigen Stellen als kaum oder nur rudimentär beschriftete Bildkataloge auf (Einleitungsbild eines Turmes mit angesetztem Brechzeug und mehrere ganz- bzw. doppelseitige Zeichnungen von Brechzeug im entsprechenden Kapitel sowie eine Folge von ganzseitigen Wagenburgdarstellungen auf teilweise ausfaltbaren Blättern am Ende des Buches). In der Mehrzahl sind die Illustrationen kleinformatig und rahmenlos in den laufenden Text eingeschaltet. Die Zeichentechnik ist meist anspruchslos und konnte auch von den Schreibern ausgeführt werden. Mit Ausnahme weniger Abbildungen wird auf Hintergründe oder auch nur Horizontlinien verzichtet. Die Geräte und Feuerwerke werden in einfacher Seitenansicht dargeboten. Selten wird einfacher Rasengrund oder Schattenwurf hinzugefügt. Personendarstellungen kommen nur auf Bildern vor, bei denen etwa Büchsenmeister bei der Bedienung von typischem Arbeitsgerät gezeigt werden. Nur gelegentlich stehen einzelne Bilder ganzseitig mit eigener Überschrift, wobei gegen Ende des 16. Jahrhunderts immer häufiger eine Tendenz erkennbar wird, einzelne Illustrationen durch Ganzseitigkeit, Hinzufügung von Landschaftshintergründen, staffierenden Personen und aufwendigere Atelierarbeiten aufzuwerten. Die Werkstätten sind jedoch nicht zu identifizieren. Lediglich einige Monogrammisten sind zu benennen. Der Text überwiegt sowohl vom Umfang als auch von der informationsvermittelnden Qualität die Bilder ganz eindeutig. Waren im 15. Jahrhundert in der Regel die technischen Skizzen ohne erläuternde Beischriften maßgeblich für die Wissensvermittlung, so werden im ›Buch von den probierten Künsten‹ alle abgebildeten Werkzeuge oder Feuerwerke intensiv beschrieben, so daß den Abbildungen nur mehr illustrierender Charakter zukommt. Einige Abschriften blieben auch ohne Abbildungen bzw. mit Freiräumen für nicht ausgeführte Illustrationen:
Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek, Hs 254 (Teilabschrift, mit nicht ausgeführten Illustrationen)
København, Kongelige Bibliotek, GKS 351 fol (nur auf den ersten Blättern ganz grobe Wagenburgskizzen, sonst nur Freiräume für nicht aufgeführte Illustrationen)
Wien, Liechtenstein Museum, Bibliothek, Hs. 11 (olim Ms. 4-3-11)
Wien, Liechtenstein Museum, Bibliothek, Hs. 37 (olim Ms. 41-15-19)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 10959
Die Überlieferung des ›Buchs von den probierten Künsten‹ beginnt mit einigen, wohl auf Helm selbst zurückgehenden Abschriften aus den Jahren 1535 und 1536 (Darmstadt, Hs 291, siehe Nr. 39.9.11.; Heidelberg, Cod. Pal. germ. 128, siehe Nr. 39.9.18.; Marburg, Mscr. 77, siehe Nr. 39.9.24.; Nürnberg, Hs 27772, siehe Nr. 39.9.34.; Antwerpen, Musaeum Plantin-Moretus, Allemand, no 32). Lediglich zwei Handschriften stammen aus den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts (Berlin, Ms. germ. fol. 487, siehe Nr. 39.9.7. und Zweibrücken, Hs. 18 B, siehe Nr. 39.9.58.). Erst ab dem Ende der 50er Jahre wächst die Überlieferung stark an. Dies könnte darauf schließen lassen, daß Franz Helm selbst von München aus in den letzten (in Bayern auch friedlicheren) Berufsjahren die Produktion und Verbreitung seines Werkes intensivierte. Neben dem größeren süddeutschen Raum ist München auch ein geographischer Schwerpunkt der Abschriften. Nach größeren Zahlen von Abschriften in den 70er bis 90er Jahren des 16. Jahrhunderts läuft die Überlieferung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus. Der Münchener Berufsschreiber und Übersetzer Christoph Tegernseer, der Franz Helm vielleicht noch persönlich kannte oder über seine Verbindungen zum Münchener Zeughaus an entsprechende Vorlagen kam, produzierte ab 1584 zahlreiche Kopien (erstmals Wien, Cod. 10953 siehe Nr. 39.9.52. und München, Cgm 3676–3678, siehe Nr. 39.9.29.– Nr. 39.9.31.). Die letzte Abschrift von seiner Hand datiert aus dem Jahr 1619. Abgesehen von Tegernseer werden jedoch nur noch wenige Abschriften gefertigt:
Berlin, Deutsches Historisches Museum, Zeughaus, Ms. 21 (verschollen, Abschrift von Christoph Tegernseer, 1617)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 877 (Abschrift von Tegernseer, 1613)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. quart. 1188 (Anfang 17. Jahrhundert)
Bloomington (Indiana), Indiana University at Bloomington, The Lilly Library, Signatur nicht bekannt (freundlicher Hinweis von Pamela O. Long: Ein whaar probiert und practiciert geschribnis feuerbuch, 1606; vermutlich Abschrift von Tegernseer)
Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek, Hs 276, 1r–108r (Abschrift von Tegernseer, Anfang 17. Jahrhundert)
Gotha, Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt-Gotha, Chart. A 757 (1612)
Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Cod. 179 (Abschrift von Tegernseer, 1602)
Innsbruck, Tiroler Landesarchiv, Cod. 513 (Anfang 17. Jahrhundert)
München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 3682 (Abschrift von Tegernseer, 1617)
Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. Don. 863 (Abschrift von Tegernseer, 1612)
Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. milit. 2o 23 (Anfang 17. Jahrhundert)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 10909 (Abschrift von Tegernseer, 1606)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 10969 (Abschrift von Tegernseer, 1602/03)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 11016 (Abschrift von Tegernseer, 1619)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Ser. nov. 12769 (Abschrift von Tegernseer, 1600)
Wolfenbüttel, Herzog August-Bibliothek, Cod. Guelf. 83.19. Aug. 2o (Abschrift von Tegernseer, datiert 1600)
Trotz umfangreicher handschriftlicher Verbreitung gelangte das ›Buch von den probierten Künsten‹ während des 16. Jahrhunderts im deutschsprachigen Bereich nicht in den Druck. Ob Franz Helm selbst keinerlei Versuche zur Drucklegung unternahm, oder ob die ab der Mitte des 16. Jahrhunderts verbreiteten Drucke Fronspergers den Markt besetzten, ist nicht bekannt. Als Erklärung bietet sich an, daß das handschriftlich verbreitete Wissen über Artillerie und Feuerwerk einen höheren Grad an Exklusivität für sich in Anspruch nehmen konnte, was wiederum Authentizität des Dargebotenen und Renommee des Verfassers erhöhte. Auch mögen die Kopisten, die zunehmend zur Ausstattung der aufkommenden fürstlichen Bibliotheken produzierten, mehr Lohn für ihre Mühen erwartet haben als mit einer Drucklegung. Erst im 17. Jahrhundert wurde das ›Buch von den probierten Künsten‹ in zwei Ausgaben ohne Verfasserangabe gedruckt:
Armamentarium Principale Oder Kriegsmunition und Artillerey-Buch: Darinnen beschrieben. Wie ein Zeüghauß sampt aller Munition und zugehöre bestelt/ und in rechtem Wesen soll unterhalten werden; auch von Salpeter/ Schwefel und Kohlen samt allerhand vortheil mit Pulver … Frankfurt am Main: Ammon 1625 (VD 17 23:295467B, zahlreiche Kupferstiche, Exemplar in Wolfenbüttel: 22 Bell. 2o [2]).
Laboratorium Militare : Darinnen beschriben Wie nicht Allein alle Materialie[n] so Zu einem Zeughaus gehörig solle[n] unterhalten werten, Sondern auch Von zubereithung vielerley Ernst-Feurn, Sampt unterschiedlichen Machinen von Brech- und Hebzeugen, auch Wie Eine Wagenburg umb ein Lager Zuschlagen; Item So man von dem Feind mitt Feuerwerck angefochten wird wie man sich derer erwehren solle. Heidelberg: Ammon 1669 (VD 17 23:689839S, zahlreiche Kupferstiche, Exemplar in Wolfenbüttel: Xb 4o 443).
Einen weiteren Druck aus dem 16. Jahrhundert konnte jüngst Hans Blosen (Aarhus) identifizieren. Unter dem Titel Ein Buch zusammen gezogen aus vielen probierten Künsten und Erfarungen, wie ein Zeughausz sampt aller Munition anheimisch gehalten werden sol, Daneben auch von Salpeter, Schwebel, Kolen, Puler etc. … Folgt auch hernacher ein Bericht der Wagenburgk. Kopenhagen: Lorentz Benedicht 1578 verbirgt sich der einzige Druck des ›Buchs von den probierten Künsten‹ im 16. Jahrhundert (nicht im VD 16, Exemplar: København, Kongelige Bibliotek, LN 367 fol.; vgl.
Obwohl in der Regel der Grundbestand an Text und Abbildungen aus den ältesten Exemplaren des ›Buchs von den probierten Künsten‹ ohne große Änderungen kopiert wurde, sind einige Besonderheiten der Überlieferung zu erwähnen, die jeweils mehrere Überlieferungsträger zu engeren Gruppen zusammenschließen. Eine charakteristische 14-Kapitel-Fassung gliedert den Stoff unter Hinzunahme zusätzlichen Materials zur Heeresorgansisation neu (Berlin, Zeughaus, Ms. 15, siehe Nr. 39.9.5.; München, Cgm 3671, siehe Nr. 39.9.26.; Wien, Cod. 10880, siehe Nr. 39.9.46., Cod. 10896, siehe Nr. 39.9.48, Cod. 10907, siehe Nr. 39.9.50.; Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 58.2 Aug 2o, siehe Nr. 39.9.57.). Gegen Ende der 50er und zu Beginn der 60er Jahre des 16. Jahrhunderts entstanden insgesamt fünf Abschriften, die sich durch identische Text- und Bildverteilung sämtlicher Seiten auszeichnen. Selbst Fehler in der Foliierung wurden in jedem Exemplar beibehalten. Diese »identischen Exemplare« zeigen rationelle Produktionsweisen in Analogie zum Druck (Berlin, Ms. germ. fol. 1288, siehe Nr. 39.9.8.; Wien, Cod. 10898, siehe Nr. 39.9.49., Cod. 10952, siehe Nr. 39.9.51.; Dresden, Mscr. C 118, siehe Nr. 39.9.12.; Coburg, Ms. Cas. 39, siehe Nr. 39.9.9.).
Regelmäßigere Abweichungen vom Textbestand der ältesten Abschriften weisen die Kopien von der Hand Christoph Tegernseers auf. In den meisten Fällen verzichtete er auf das Vorwort Helms sowie auf einzelne Kapitel besonders gegen Ende der Handschrift (die Quadranten und Wagenburgen fehlen fast immer) und bot nur eine von Fall zu Fall leicht variierende Auswahl aus den Bereichen Zeughauswesen, Pulverrezepte, Feuerwerk und Büchsenmeisterei. Entsprechend reduziert erscheint das Bildprogramm, das meist mit ca. 30 aquarellierten Federzeichnungen auskommt. Abweichend von der sonstigen Gewohnheit setzte er die meist recht groben Illustrationen, die wohl von seiner eigenen Hand stammen, in Rahmen. Tegernseers fast kalligraphisch klare und charakteristische Schrift und seine typische Seitengestaltung erscheint – abgesehen von seinen bereits oben angeführten Abschriften aus dem 17. Jahrhundert – mit oder ohne Schreiberangabe bzw. Monogramm in den Handschriften Gotha, Chart. A. 569 (Nr. 39.9.15.), München, Cgm 3113 (Nr. 39.9.25.), Cgm 3676 (Nr. 39.9.29.), Cgm 3677 (Nr. 39.9.30.), Cgm 3678 (Nr. 39.9.31.), Cgm 3680 (Nr. 39.9.32.), Cgm 3681 (Nr. 39.9.33.), Stuttgart, Cod. milit. 2o 108 (Nr. 39.9.38.), Wien, Cod. 10953 (Nr. 39.9.52.), Cod. 10967 (Nr. 39.9.54.) und Cod. Ser. nov. 12660 (Nr. 39.9.55.).
Wegen seines beträchtlichen Umfangs erscheint das ›Buch von den probierten Künsten‹ im allgemeinen in monographischer Form. In einigen Fällen ging es jedoch Überlieferungsgemeinschaften ein. In den beiden Handschriften Kassel, 2o Ms. math. 11 (Nr. 39.9.22.) und München, Cgm 3673 (Nr. 39.9.28.) ist es gemeinsam mit Philipp von Kleves Überschlag über die Artillerie überliefert; bei letzterer trat noch Walter Hermann Ryffs ›Bawkunst‹ hinzu. Mit Michael Ott von Achterdingens und Jacob Preuss’ ›Kriegsregiment‹ steht das ›Buch von den probierten Künsten‹ in Zweibrücken, Hs. 18 B (Nr. 39.9.58.). In immerhin drei Fällen folgt dem Werk Helms noch Christoph von Habsbergs Kugellehre, ein relativ kurzer Traktat mit Illustrationen, der sich mit der Normierung von Kalibern und weiterem artilleristischem Zubehör beschäftigt: Karlsruhe, Cod. Rastatt 14 (Nr. 39.9.20.), Marburg, Mscr. 77 (Nr. 39.9.24.), Stuttgart, Cod. milit. 2o 8 (Nr. 39.9.37.) In der hier nicht aufgenommenen Handschrift Antwerpen, Musaeum Plantin-Moretus, Allemand, no 32 dürfte dieselbe Kombination zu finden sein.
Die Wirkungsgeschichte des ›Buchs von den probierten Künsten‹ ist umfangreich. Zahlreiche weitere artilleristische Schriften des 16. Jahrhunderts haben aus ihm in mehr oder weniger großem Umfang geschöpft (siehe 39.19.). Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch noch auf den Sonderfall Weimar, Fol 330 (Nr. 39.9.41.), wo in einer Herzog Albrecht V. gewidmeten Handschrift unter dem Namen Helms, die direkt auf das Münchener Zeughaus verweist, zahlreiche Bestandteile des ›Buch von den probierten Künsten‹ sowie ein Text- und Bildbestand vorhanden ist, der später mehrfach unter dem Titel ›Kunstbuch von Artillerie‹ des Münchener Büchsenmeisters Andre Popffinger monographisch auftritt (siehe 39.15.).