39.9.41.Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Fol 330
Bearbeitet von Rainer Leng
KdiH-Band 4/2
Datierung:
1565/1566 (Titelblatt 1r, 5r).
Lokalisierung:
München.
Besitzgeschichte:
Angefertigt im Auftrag Franz Helms (Autornennungen 1r, 5r, 87r, 115r) kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Dienst als bayerischer Büchsenmeister; konzipiert als Geschenk für Herzog Albrecht V. und in die Münchener Hofbibliothek eingegangen: im Vorderdeckel mit roter Tinte alte Signatur der Münchener Hofbibliothek Manuscr. Teutsch. st. 2 No. 14., Titelblatt mit aufgeklebtem Exlibris (Dressler [1972] S. 23, Typ B 3ab) Maximilians I. (1623–1651), vgl. auch das Bücherverzeichnis der Hofbibliothek von 1582: Stat. II. No. 18 (14) Frantzen Helms von Köln. Fewrbuch, welches Anno 1566 durch Inen beschriben worden, weylen er noch Fürstl. Bayr. Buchsenmeister gewesen (Hartig [1917] S. 131); nach der Einnahme Münchens durch schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieg als Kriegsbeute der Ernestiner nach Weimar gelangt, seit 1690 in der von Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach (1683–1728) gegründeten späteren Anna Amalia Bibliothek.
Inhalt:
1.
1r–7r
Titel und Register
2.
10v–69v
Franz Helm, Verschiedene Artikel, Fragstücke und Anleitungen
3.
691r–6933v
Bildkatalog
691r–697r Brechzeug, teils ähnlich den Stecksystemen in Weimar, Fol 238
697v–699r Handwinden
699v Kran mit zwei Auslegern
Wasserrad mit zwei Abtrieben, links für Pulverstampfe, recht für Pulvermühle
6910r Mühle
6910v–6912r Einzelteile einer Lafette
6912r–6923v Feuerkugeln für Lust- und Ernstfeuerwerk
Papier, 10 + 33 + 115 Blätter (die ersten zehn Blätter modern mit rotem Stift foliiert 1–10, dann nochmals modern neu angesetzt 1, auf dem nächsten Blatt alt mit Tinte fortgesetzt 2–69; der folgende Bildkatalog durchgehend von moderner Hand mit Blei foliiert 691–6933, dann wieder alte Tintenfoliierung 70–86; nach 86 13 herausgerissene Blätter, modern ab alt 100 [neu 87] bis 115 fortgesetzt), 310 × 205 mm, Kursive von vermutlich drei Händen: Hand I 1r–65v und 67r–69v, Kursive, einspaltig, 24–26 Zeilen, Hand II: 65v–66r, 691r–86r und 96v–115r, Kursive, einspaltig 24–26 Zeilen, Hand III 87r–96v, Kursive, einspaltig, meist 26 Zeilen; unterschiedliche Ausprägungen und fast fließende Übergänge und Schriftwechsel innerhalb einzelner Sätze könnten auch auf eine Hand hindeuten; Hand II übereinstimmend mit Wien, Cod. 10895 (siehe Nr.39.15.4.), München, Cgm 3674 (siehe Nr.39.15.2.) und Dresden, Mscr. C 113 (siehe Nr.39.15.1.), vermutlich identisch mit Andre Popffinger (Leng [2001] S. 119–123).
Schreibsprache:
bairisch.
II. Bildausstattung:
63 Seiten mit meist einer, gelegentlich mehreren aquarellierten Zeichnungen: vorderer Spiegel, 691r–6933v, vermutlich von drei Händen; Hand I: nur bayerisches Wappen mit leerem Spruchband und Orden vom Goldenen Vlies im vorderen Spiegel, Hand II: 691r–6930v, ungeübte Hand, evtl. Franz Helm: 6911–12 Teile einer großen Lafette mit Monogramm FH (Franz Helm) an den Seitenteilen, Hand III: 6930v–6933v.
Format und Anordnung:
Alle Abbildungen ganzseitig mit Beischriften meist am oberen Rand, gelegentlich auch quer oder innerhalb der Zeichnungen.
Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:
Zeichner II einfache und grobe Federzeichnungen, kräftig, leicht abschattierend und mit grobem Pinsel strichelnd koloriert, Zirkel und Quadranten in leuchtendem Orange deckend und mit wenigen braunen Pinselschraffuren schattierend koloriert, Erhöhungen durch Pinselgold, durchgehend ohne Hintergründe oder Rasengrund; Zeichner III feiner modellierend, weicherer und malerischer Duktus mit szenischen Einbettungen, Architektur- und Landschaftselementen, stilisierter Pflanzenwuchs; Bildbestand nur marginal (wenige adaptierte Lustfeuerwerkszenen) aus dem ›Buch von den probierten Künsten‹ übernommen, Zirkel, Quadranten und Werkzeug dagegen übereinstimmend mit den späteren Arbeiten Popffingers; zur Textauswahl Leng (2002) Bd. 2, S. 301 f.