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39.12. Caspar Brunner

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Caspar Brunner stammt vermutlich aus Bern, wo er 1526–1541 als Schlosser arbeitete und u. a. an der Herstellung der »Berner Zytglocke« beteiligt war. Seit 1537 diente er der Stadt auch als Büchsenmeister. 1541 übersiedelte er nach Nürnberg und trat dort als Zeugmeister in den Dienst der Stadt. Er starb am 9. Oktober 1561 und wurde auf dem Nürnberger St. Rochus-Friedhof beigesetzt (vgl. Jacob Messerli: Der Zytgloggenturm – öffentliche Räderuhren in Bern im 15. Jahrhundert. In: Ellen J. Beer / Norberto Gramaccini / Charlotte Gutscher-Schmid [Hrsg.]: Berns grosse Zeit, Berner Zeiten, Bern 2. Aufl. 1999, S. 584; Johannsen [1916] 166f.). Die Arbeit an der ›Zeughausordnung‹ beginnt bereits ein Jahr nach dem Dienstantritt in Nürnberg und erstreckt sich in überarbeiteten Fassungen von Teilkapiteln bis 1558. Außer seiner illustrierten ›Zeughausordnung‹ sind von der Hand Brunners im Nürnberger Staatsarchiv, Nürnberger Amts- und Standbücher 129–132 noch zahlreiche Zeughausinventare vorhanden, die jedoch durchgehend nicht illustriert sind.

Caspar Brunners Zeughausordnung existiert in einer älteren Fassung (Nürnberg, Staatsarchiv, Nr. 126, siehe Nr. 39.12.2.) aus dem Jahr 1542, die als sein Handexemplar angesehen werden kann. Der früh nachweisbare Ratsbesitz kann aber auch auf einen expliziten Auftrag des Rates hinweisen. Daneben existieren drei weitgehend identische Exemplare in Nürnberg, Staatsarchiv, Nr. 127 (Nr. 39.12.3.), Nr. 128 (siehe Nr. 39.12.4.) und Nürnberg, Stadtarchiv, Rep. 52, Nr. 23 (Nr. 39.12.5.), die sämtlich aus dem Jahr 1563 stammen. Hier wird bereits im Vorwort deutlich, daß der Rat (zwei Jahre nach dem Tod Brunners) den drei verordneten Zeugwärtern des Rats (die nicht als Zeugmeister im Zeughaus dienten, sondern im Auftrag des Rats eine Aufsichtsfunktion wahrnahmen) je ein Exemplar mit dem Auftrag der Geheimhaltung anvertraute, um sie mit den grundlegenden Belangen des Nürnberger Zeughauses sowie des Zeugwesens im Allgemeinen vertraut zu machen. Die Einordnung der verschollenen Handschrift Ms. 13 des Berliner Zeughauses zwischen Erstfassung von 1542 und Vervielfältigung durch den Rat 1563 ist unsicher (siehe Nr. 39.12.1.). Die drei Ratsexemplare von 1563 orientieren sich eng am Grundbestand der ältesten Handschrift von 1542. Einzelne Kapitel sind jedoch mit abweichenden Datierungen aus den Jahren 1547 sowie 1555–1558 versehen, die darauf schließen lassen, daß Caspar Brunner in regelmäßigen Abständen Textbestandteile seiner ›Zeughausordnung‹ überarbeitete und neuen Gegebenheiten anpaßte.

Die ›Zeughausordnung‹ enthält keine expliziten Inventare, die eine Einordnung in die Stoffgruppe 39.20. rechtfertigen würden. Sie steht jedoch wegen ihres normativen Charakters und des Ratsauftrages an der Grenze zum Verwaltungsschriftgut. Insgesamt treten jedoch die konkreten Bezüge auf die Belange des Nürnberger Zeughauses hinter eine allgemeine Einführung in das Zeughauswesen deutlich zurück. In allen Überlieferungen bildet eine idealtypische Zeughausbeschreibung samt Aufzählung erforderlichen Zeuges und Beschreibung verschiedener Geschütztypen den Auftakt. Dem folgt eine Zeughausordnung, Beschreibungen von Ernst- und Lustfeuerwerken, Anleitungen zum Laden von Büchsen sowie ein erneutes Kapitel zur Anfertigung von Lustfeuerwerken, Raketen und Feuerwerksaufbauten. Den Schluß bildet eine Anleitung zum Büchsenguß.

Das Bildprogramm besteht aus knapp 30 Illustrationen, die in der Regel Büchsen, Kugeln, Feuerwerkskörper etc. zeigen. Die Zeichnungen sind nicht oder nur sparsam koloriert und geben die Gegenstände in Seitenansichten oder Aufsichten ohne Rasengründe oder Horizontlinien, gelegentlich auch in Schnittzeichnungen wieder. Zeichnerische Präzision wird angestrebt; perspektivische Darstellung kommt jedoch nur selten vor. Die Illustrationen sind rahmenlos, überwiegend ganzseitig, mit genauen Beschriftungen oder Legenden mit unmittelbarem Textbezug versehen. Die streng an technischer Wissensvermittlung orientierten Skizzen weisen teilweise exakte Maßstabstreue auf. Eine Rezeption außerhalb der Stadt Nürnberg ist nicht festzustellen.

Editionen:

Otto Johannsen: Kaspar Brunners gründlicher Bericht des Büchsengießens vom Jahre 1547. Archiv für die Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik 7 (1916), S. 171–181. 245–255. 313–322 (zu 39.12.2., Teilabdruck von 173r–220v).

Literatur zu den Illustrationen:

Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften vornehmlich in Deutschland. Bd. 1. München und Leipzig 1889, S. 617 f.; Otto Johannsen: Kaspar Brunners gründlicher Bericht des Büchsengießens vom Jahre 1547. Archiv für die Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik 7 (1916), S. 165–184. 245–255. 313–323; Hartwig Neumann: Das Zeughaus. Die Entwicklung eines Bautyps von der spätmittelalterlichen Rüstkammer zum Arsenal im deutschsprachigen Bereich vom XV. bis XIX Jahrhundert. 2 Bde. Bonn 1992 (Architectura militaris 3–4), Bd. 1, S. 217.