4.0.9. Cape Town / Kaapstad, South African Library / Suid-Afrikaanse Bibliotheek, Grey Ms. 4.c.8
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 1
1436.
Ostschwaben (Augsburg?).
Aus dem Besitz der Benediktinerabtei Petershausen/Konstanz (1v Wappen), 1802 aufgelöst. 1848 im Antiquariatskatalog Nr. XLVIII der C. H. Beck’schen Buchhandlung in Nördlingen, S. 199, angeboten.
1ra–181vb |
Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Register, Vorrede, 24 Reden
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Pergament, 181 Blätter, je ein Papier-Vor- und Nachsatzblatt, 310 × 215 mm, Bastarda, eine Hand (Stephan Huttaus,181vb, gleicher Schreiber wie Nürnberg, Stadtbibliothek Solg. Ms. 37. 2o, siehe Nr. 74. Legendare), zweispaltig, 32 Zeilen, rote Kapitelüberschriften, Rubrizierung.
ostschwäbisch.
25 Deckfarbenminiaturen (2va, 4ra, 6va, 9ra, 13vb, 17rb, 21rb, 25rb, 29rb, 35vb, 39vb, 44ra, 57vb, 85va, 90vb, 97vb, 103rb, 111ra, 117ra, 124ra, 129vb, 150va, 157va, 165vb, 174va), eine Hand.
Spaltenbreite, ca. 1/3–1/2 Spalte hohe Miniaturen (70–117 × 67–73 mm), davon viele nahezu quadratisch, vor der Vorrede und den 24 Reden, häufig am Kopf der Spalte, aber auch am Fuß oder zwischen dem Text. Über der Illustration rote Kapitelüberschrift, darunter – oft an den Bildrand stoßend – oder auf der Folgespalte fünfzeilige Fleuronnée-Initiale mit goldenem Buchstabenkörper zum Kapitelanfang. (Beim 9. Alten [35vb] Überschrift, Initiale und Kapitelbeginn 35va unten.)
2va frontalsymmetrische Kreuzigungsgruppe, Kruzifixus mit Maria und Johannes, darunter siebenzeilige Initiale mit blumengeschmückten Ranken auf den Blatträndern. Die Bilder der Alten stets gerahmt: z. T. mehrere Farbstreifen, oft mit Punkten belegt und mit Federlinien gefaßt als Kastenrahmen, meist aber Architekturrahmen, oft mit Säulen als seitlichen Bildbegrenzungen, die den Blick in einen – zuweilen durch eine Mittelsäule verstellten – Innenraum freigeben. Große Variationsbreite der Architekturen: der obere Bildteil endet in Gewölben, Bogenpaaren, ist mit Ziegeldächern oder Rotunden überdacht oder gestattet den Blick durchs Gebälk in den Himmel; auch pavillonartige, offene Gebäude, die auf grasbewachsenen Bodenstücken stehen. Meist einfarbige Hintergründe mit ornamentalem Rankenmuster, mitunter Fenster und Türen in der Rückwand der Bildbühne. Die Alten sitzen, frontal oder seitlich gedreht, als Profilfiguren oder im Dreiviertelprofil, meist auf steinernen Kastensitzen, immer bärtig und mit silbernen Kronen auf dem Haupt, in lebhaften Zeige- und Redegebärden. Auf dem mit Fliesen belegten oder grasbewachsenen Boden steht oder kniet die minnende Seele, meist als (maßstäblich kleinere) langhaarige, ungekrönte Jungfrau, seltener als Nonne (Benediktinerin, Dominikanerin) dargestellt, mit zum Gebet gefalteten oder ausgestreckten Händen, die Wundmale vorweisend. Beim Bild des 12. Alten (57vb) Muttergottes mit Kind im Wolkensaum in der rechten oberen Bildecke.
Die meisten Figuren gedrungen und mit großen Köpfen; sorgfältige Pinselführung, starke Plastizität durch Modellierung mit aufgesetzten Lichtern, verlaufenden Tonwerten und Bündeln paralleler Pinsellinien; ausdrucksvolle Gesichter, obgleich mit starr blickenden Knopfaugen, plastisch durchgearbeitete Hände. In einigen Miniaturen (z. B. 157va) schlankere Figuren mit schmalen Köpfen und geraden Nasen, nervöse, zuweilen etwas nachlässige Pinselführung, kürzere Strichelchen. Parallele Röhrenfalten, runder Faltenwurf, tiefe Schattenpartien in den Gewändern.
Der Bilderzyklus der Handschrift ist bis in Details identisch mit dem des Londoner Ms. Add. 11615 (Nr. 4.0.32.) und weist Verwandtschaft mit dem des Wiener Cod. 2679 (Nr. 4.0.60) auf. Möglicherweise gehen Kapstadt und London auf eine gemeinsame Vorlage zurück, der stärker variierend auch Wien folgt, wenn nicht der Zyklus in London direkte Vorlage der Bilderfolge der vorliegenden Handschrift ist.
Kreuzigung (2va); Einzelbilder der Alten im Dialog mit der minnenden Seele.
Blaugrün, mattes Gelb, Hellblau, leuchtendes Mittelblau, Zinnober, Dunkelgrau, warmes Braun, Rosa, Weiß, Schwarz, Silber; Gold (Initialen).
Abb. 60: 17rb. Der fünfte Alte spricht zur minnenden Seele.