KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

4.0.10. Coburg, Landesbibliothek, Ms. Cas. 43

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

1448.

Lokalisierung:

Thüringen (Erfurt?).

Besitzgeschichte:

Aus der Bibliothek des Herzogs Johann Friedrich des Mittleren von Sachsen (1529–1595).

Inhalt:

H

1. Iva–106vb Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Register, Vorrede, 24 Reden, Dankbarkeit
2. 107ra–110ra ›Vom unbereiten Sterben‹, Kap. 21 aus Heinrich Seuse, ›Büchlein der ewigen Weisheit‹
3. 110va–114ra ›Vom Jüngsten Tage‹
Längere Fassung 1
4. 114va–117vb Sprüche aus Bibel und Kirchenvätern
5. 118ra–145rb einrich Seuse, ›Büchlein der ewigen Weisheit‹
6. 145va–202va Hoheliedauslegung ›Meliora sunt ubera tua vino‹, deutsch
7. 205ra–273ra ›Erfurter Moralität‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, III + 273 Blätter und ein Pergament-Vorsatz mit Inhaltsverzeichnis verso, 403 × 285 mm, Bastarda, eine Hand (Heinrich Czun,202ra), zweispaltig, ab 205r dreispaltig, 42–56 Zeilen, rote und blaue meist zweizeilige Lombarden, rote Überschriften und Unterstreichungen, Strichelung.

Schreibsprache:

ostmitteldeutsch.

II. Bildausstattung:

26 Deckfarbenminiaturen (IIIr, IIIv, 2ra, 3vb, 5va, 8va, 10vb, 13rb, 15va, 17vb, 21rb, 23vb, 26rb, 34va, 50vb, 54ra, 58ra, 61rb, 66ra, 69va, 72va, 76ra, 87vb, 91vb, 96vb, 102ra), eine Hand.

27 Deckfarbeninitialen: 20zeilige D-Initiale zu Beginn des Registers (Iva, rosa und schwarz geteilter Buchstabenkörper auf grünem Fleuronnéegrund, von zwei mit blauen Spitzdächern gedeckten Türmen flankiert, rosa Dach über dem Buchstaben, 80 × 75 mm); zehnzeilige S-Initiale zu Beginn der Vorrede (1ra, mit gelber Ranke belegter rosa Buchstabenkörper auf blauem, von Zinnober und Gelb gerahmtem Grund, 62 × 62 mm). Unter den Miniaturen der vierundzwanzig Alten (beim 19. Alten am Kopf der Folgespalte 72vb) meist quadratische Initialen (ca. 60–70 × 60–70 mm) in stets wechselnden, kontrastierenden Farbzusammenstellungen; Buchstabenkörper oft mit Blatt- oder Rankenwerk belegt, ebenso der Grund; der manchmal von der Komplementärfarbe eingefaßte Kastenrahmen zuweilen mit Punkten belegt. Zwölfzeilige Fleuronnée-Initiale zu Beginn von Text 5 (118ra, von Grün, Blau und Violett geteilter Buchstabenkörper, Fleuronnée rot).

Format und Anordnung:

Zwei ganzseitige Miniaturen (IIIr, IIIv) in der Funktion von Titelminiaturen zwischen Register und Vorrede; die Bilder der vierundzwanzig Alten nahezu quadratisch, etwas mehr als spaltenbreit an die benachbarte Textspalte stoßend (ca. 110 × 100–105 nun), zu Beginn der Reden, in der Regel am Kopf der Spalte, nur beim 13. und 19. Alten (50vb, 72va) am Fuß, beim 16. und 18. Alten (61rb, 69va) in der Mitte der Spalte. Meist über der Miniatur (einige Male auch darunter oder am Fuß der vorausgehenden Spalte) Überschrift in roter Textualis; unter der Miniatur, zuweilen auch direkt an den Rand stoßend, Initiale des Kapitelanfangs, daneben Textbeginn in Textualis.

Bildaufbau und -ausführung:

IIIr: Vor zinnoberrotem, von grünem Rahmen gefaßtem Hintergrund sind die musizierenden Alten um ein trübgelb gerahmtes, von rotem Wolkensaum umlegtes Mittelmedaillon mit dem Lamm Gottes gruppiert. Sehr abwechslungsreiche Komposition, die Alten teils stehend, teils sitzend (jedoch ohne Andeutung von Sitzgelegenheiten) mit etwas starrer Mimik, aber eindrucksvoller, variierender Gestik in Bezug auf die detailliert dargestellten Musikinstrumente, deren Bedienung sehr genau wiedergegeben ist; gut gezeichnete Hände. Die Alten tragen reiche Brokatmäntel, deren Muster, dem Faltenwurf folgend, z. T. in dunkleren Tönen, z. T. in Grüngelb oder Blau angelegt sind; goldene Blattkronen und Gürtel. Figuren und Musikinstrumente mit schwarzen Federlinien gefaßt. Rosafarbenes Inkarnat in den Gesichtern mit Deckweiß gehöht und mit feinsten Pinsellinien in Orangerosa und wenigen schwarzen Federstrichen modelliert; Bart- und Haupthaare aus Deckweißkringeln und schwarzen Federlinien auf grauer Fläche.

IIIv: In einer rot gerahmten Landschaft sitzt Johannes an einem Schreibpult mit durch säulengeteilte Rundbögen verzierter Lehne, auf einem Pfosten der Lehne der Adler. Die Landschaft ist durch sieben kleine, terrassenförmige Berge und durch Bäume mit unterschiedlichen Blattformen gegliedert und von einem Bach durchflossen; im Hintergrund die Türme einer Stadt, die am Horizont in blauen Silhouetten gegen einen nach oben zu dunkleren Himmel verschwimmt. Zahlreiche Tiere (Bär, Hirsch, Reh, Fuchs, Eule, Einhorn) bevölkern die Landschaft. Johannes trägt ein hellpurpurnes Brokatgewand und – wie der Adler – einen goldenen Heiligenschein; die Tiere sind von schwarzen Federlinien gefaßt, das Fell mit feinen Pinselstrichen in helleren, oft gelblichen Tönen strukturiert. Bläulichgrüne Gräser auf dunklen Grund aufgesetzt, Felsbildungen durch den Kontrast von Deckweiß und dunkleren Farbmischungen modelliert. Im Ganzen plastischere, räumlich tiefere Wirkung als bei der Miniatur IIIr.

Die Miniaturen der vierundzwanzig Alten stets mit in den Farben wechselnden, breiten, z. T. mit andersfarbiger Linie gefaßten und mit Punkten belegten Kastenrahmen (Zinnober, Blau, Lila, Grün, Grau); einfarbiger Hintergrund (Blau, Rot, Grau, Grün, Rosa), vor dem der Alte sitzt und zu der maßstäblich kleineren, stehenden minnenden Seele spricht. Nach hinten zu dunkleres, vorne mit Gräsern in hellem Grün bewachsenes Rasenstück. Sehr abwechslungsreiche Kompositionen: verschiedene Sitze (Bänke, Throne, Kastensitze), stets variierte, sehr bunte Kleidung der Alten, oft mit Pelzbesatz; Kronen und Gürtel gold; die Seele in weißem Gewand mit lang herabwallenden, blonden Haaren und den fünf Wundmalen. Alte in Profil- oder in Frontaldarstellung mit variationsreicher, oft lebhafter Gestik, auch die Seele mit verschiedensten Hand- und Körperhaltungen (z. B. 34va: der 12. Alte umfaßt das Handgelenk der Seele). Gedrungene Gestalten, maßstäblich zu große, runde Köpfe. Das Gewand der Seele fällt in einfachen Parallelfalten, Modellierung durch Grau und Deckweiß, oft andersfarbige Pinsellinien zur Strukturierung der Gewänder aufgesetzt. Sehr fein gemalte Haare, Inkarnat meist weiß gehöht. 18 Alte tragen Spruchbänder mit Inschriften (z. B. 2ra: der erste alde lerit dich,66ra: Mercke mich du libhabende sele) in Schwarz oder Rot.

Bildthemen:

Die musizierenden Alten mit dem Lamm Gottes (IIIr); Johannes auf Patmos (IIIv); die Alten im Dialog mit der minnenden Seele.

Die Handschrift gehört, vor allem wegen der Darstellung der Musikinstrumente IIIr, zu den ikonographisch bedeutsamsten der Stoffgruppe.

Farben:

Zinnober, mattes Purpurlila, helles und dunkles Blau, Blaugrün, Gelbgrün, gebrochenes Gelb, rötliches und schwärzliches Braun, bräunliches Grau, Deckweiß, Schwarz, Pinselgold. Bunte, jedoch stumpfe Palette.

Literatur:

Kaltwasser (1960) S. 105–110, Farbtafel (IIIr), Abb. 2 (IIIv). 3 (2r). – Georg Schünemann: Die Musikinstrumente der 24 Alten. Archiv f. Musikforschung 1 (1936), S. 42–58, hier S. 54–58, Abb. 13 (IIIr); Schmidt (1938) Nr. 90.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 65: IIIr. Die musizierenden vierundzwanzig Alten, Titelminiatur.

Abb. 66: 34va. Der zwölfte Alte belehrt die minnende Seele.

4.0.10._Abb._65.jpg
Abb. 65.
4.0.10._Abb._66.jpg
Abb. 66.