KdiH

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4.0.38. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 505

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

1456.

Lokalisierung:

Bayern (Kloster Tegernsee?).

Besitzgeschichte:

Herkunft unbekannt.

Inhalt:
1ra–200va Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Register, Vorrede, 24 Reden
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 200 Blätter, 400 × 280 mm, Bastarda, eine Hand (derselbe Schreiber schrieb auch die Handschrift Cod. 1449 [44 A 8] der Biblioteca dell’ Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana in Rom, s. Nr. 38 Fechtbücher), Korrekturen einer zweiten Hand, zweispaltig, 35–43 Zeilen, 24 zwei- bis sechszeilige blau-rote Fleuronnée-Initialen, rote Überschriften, Autoritätennamen, Seitenüberschriften, Unterstreichungen, Strichelung.

Schreibsprache:

mittelbairisch.

II. Bildausstattung:

Eine Deckfarbeninitiale (3r) und 24 überwiegend unkolorierte Federzeichnungen (4rb, 6va, 9rb, 13vb, 17rb, 21va, 25va, 29vb, 37ra, 41va, 40rb, 62ra, 92rb, 98ra, 105va, 112ra, 120vb, 127vb, 135va, 142ra, 164vb, 172rb, 181va, 192ra; nur 4rb und 164vb koloriert), zwei Hände (A: 3r [identisch mit dem Miniator der ›Alexander‹-Handschrift St. Gallen Cod. 625, Nr. 3.3.5. und der Münchener 42zeiligen Gutenberg-Bibel; weitere Zuweisungen s. König 〈1983〉 S. 86], B: die übrigen Illustrationen).

Format und Anordnung:

Eine ganzseitige Schmuckinitiale mit Rankenausläufern und spaltenübergreifende, 1/2–3/4 Spalte hohe Federzeichnungen (ca. 160–190 × 120–150 mm) vor Beginn jeder Rede zwischen Überschrift und Fleuronnée-Initiale.

Bildaufbau und -ausführung:

3r historisierte, textbezogene S-Initiale auf rot gerahmtem Feld mit Blattgoldfüllung, der schwarz konturierte Buchstabenkörper mit dunkelgrünem, gelbgrün gehöhtem Laubwerk belegt. Im Buchstabeninnern Johannes Evangelista im hellbraun unterlegten, violettrosa Gewand mit Nimbus und Kelch, aus dem die Schlange entweicht, vor goldbesterntem blauem Hintergrund. Den linken Blattrand begrenzt ein gerader goldener, schwarz gerahmter Stab. Um ihn winden sich zwei verschlungene Ranken, die ihren Ursprung in zwei blauen Wirteln an den Ecken des Initialkörpers haben. Zwei weitere Rankenverzweigungen werden durch dreifache grüne Schaftringe markiert. Die entstehenden Felder und Zwickel sind mit rautenförmig punziertem Blattgold gefüllt; von den Zwickeln gehen feine goldene Strahlen aus. Um den Text verschlingen sich in unregelmäßiger Führung die Ranken auf vier Seiten und spalten Nebenzweige ab, in die Spielkartenmotive frei eingefügt sind. An den Enden hängen oder stehen verschiedene Blüten: Alpenveilchen, Akelei, Rose und Phantasieblüten mit langen, spitzen, geschuppten Fruchtknoten. Die farblich alternierenden, bunten Blätter der Stengel zeigen stets eine charakteristische, lappig gebogene Form, oft mit abgeplatteter Spitze. Im Rankenwerk zahlreiche Tiere (Storch, Hase, Eichhörnchen, Bär, Vögel, Libelle, Falter, Käfer). Der Storch am rechten Blattrand hält ein Spruchband im Schnabel, auf dem in Goldschrift Hans Rot (Rot über radiertem Rubri?) steht, darüber weißer Wappenschild in blauem, in abgestuften Rottönen gerahmtem Vierpaß mit den Initialen h. r. und blind eingeritztem Schrägbalken mit zwei Schlüsseln. (In der Forschung sind die Meinungen darüber kontrovers, ob der Name als Besitzervermerk zu verstehen ist oder sich auf den Miniator bezieht.)

4rb–192ra Federzeichnungen der Alten: Keine Rahmung; die Alten stehen ruhig oder leicht bewegt auf einer Säule oder Konsole (37ra Blattkonsole), die durch eine eckige Deckplatte abgeschlossen wird (oft nur angedeutet). Auffallend ein ausgeprägtes Bemühen um Variation: Ansicht von vorn oder im Dreiviertelprofil, aber auch reine Seitenansicht (142ra); das Gewand meist ein weiter Mantel mit reicher Faltendrapierung und eckig aufstoßendem Gewandsaum, daneben pelz- und bordürenbesetzte Prachtgewänder, einmal höfische Fürstentracht (46rb: kurzer Rock mit Pelzbesatz, enge Hosen, Schnabelschuhe, weiter Überwurf); nur der 1. und 2. Alte tragen eine Krone, die übrigen neben Kappe und Haube phantastisch geschlungene Turbane; wenig Attribute (21va Zimmermannsaxt [?], 120vb Beutelbuch), meist ein schwungvoll-dekorativ den Raum füllendes, leeres Spruchband (nur einmal mit Text GEDENCK STERBEN AN ZEITE[N], 4rb). Große Köpfe mit ausdrucksvollen, individuell geprägten Gesichtern, untersetzte Körper, feingliedrige Hände in vielfältiger Gestik.

Bemerkenswerte Zeichentechnik von vorzüglicher Qualität: Sichere Führung der Umrißlinie, Modellierung durch parallele Strichelung und dichte Kreuzlagen in den Schattenpartien. Varianten der Faltenbildung: Röhrenfalten mit lappig ausgebuchteten Gewandzipfeln, Knitterfalten, eckig umgebrochene Gewandsäume. Buschige, fein gestrichelte Augenbrauen, graphisch stilisierte Stirnfalten.

Bildthemen:

Einzelbilder der vierundzwanzig Alten.

Farben:

Farben der Initialseite: Fein abgestimmtes Farbgebinde aus Rot, Lilarosa, Karminrot, Dunkel- und Hellblau, Dunkel- und Hellgrün, Braun, Ocker, Dunkelgrau, Weiß, Blattgold.

Literatur:

Schneider (1978) S. 24f. – Riehl (1895) S. 139f.; Schmidt (1938) Nr. 59; Stange 10 (1960) S. 110; Literatur in Bayern (1975) Nr. 45, Abb. 16 (46rb); König (1983) S. 86 u. S. 91f. Anm. 11. 12, Abb. 41 (3r); Ott (1987) S. 123f., Abb. 17 (37r). 18 (3r). – Zu Hans Rot: Riehl (1895) S. 139f.; Thieme/Becker 29 (1935) S. 81; Schmidt (1938) S. 135–138. 327f.; Paolo d’Ancona/Erhard Aeschlimann: Dictionnaire des Miniaturistes. Milan 21949, S. 186; Stange 10 (1960) S. 110; König (1983) S. 91f. Anm. 12.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 93: 3r. Textbeginn der Vorrede mit Johannes Evangelista in einer S-Initiale.

Abb. 94: 112r. Der sechzehnte Alte.

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Abb. 93.
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Abb. 94.