KdiH

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4.0.48. Pommersfelden, Gräflich von Schönborn’sche Bibliothek, Cod. 320

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

Um 1420.

Lokalisierung:

Elsaß, wohl »Werkstatt von 1418«.

Besitzgeschichte:

Im 16. Jahrhundert im Besitz der Kartause Salvatorberg bei Erfurt (Eintrag 214v), im 18. Jahrhundert in der Bibliothek des Mainzer Erzbischofs Graf Lothar Franz von Schönborn (1655–1729) (die gräfliche Bibliothek seit 1821 auf Schloß Weißenstein bei Pommersfelden).

Inhalt:
1ra–214va Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Register, Vorrede, 24 Reden, Dankbarkeit
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 214 Blätter, Blattverluste, 360 × 260 mm, Bastarda, eine Hand, zweispaltig, 30–34 Zeilen, rote Strichelung und Unterstreichungen, rot eingerahmte Autoritätennamen, rote Kapitelüberschriften in Textura, zweizeilige rote (und wenige blaue) Lombarden.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

23 kolorierte Federzeichnungen (2ra, 6ra, 11rb, 15va, 21ra, 26va, 32va, 41rb, 46vb, 51vb, 69va, 104ra, 110rb, 118va, 124vb, 134va, 142ra, 149vb, 156rb, 178rb, 185vb, 195rb, 202vb), zwei Zeichner, einer vermutlich Zeichner C der Lauber-Werkstatt.

24 fünf- bis neunzeilige Schmuckinitialen zu Beginn der Vorrede (1ra) und der einzelnen Reden, meist unter der Miniatur, beim 16., 17. und 22. Alten am Kopf der Folgespalte 125ra, 134vb, 186ra. Häufig rechteckige farbige Umrandung, einfarbiger Buchstabenkörper mit Linien oder Punkten verziert, Binnenraum mit Fleuronnéewerk, Blümchen, ornamentalem Schmuck oder Fabeltieren (2ra, 32va) gefüllt; Feder, Aquarell- und Deckfarben (vorwiegend Hell- und Dunkelpurpur, auch Grün, Zinnober, Gelb, selten Blau). Initiale zur Vorrede 1ra: Goldener Buchstabenkörper in purpurnem, mit grünen Blättern belegtem Rahmen (55 × 55 mm), Binnenraum in Blau und Purpurrosa geteilt, am linken und (beschnittenen) oberen Rand Blattwerkranken in deckendem Hell- und Dunkelgrün, Zinnober, Lila, Kobaltblau und Weiß um roten Stab laufend.

Format und Anordnung:

Spaltenbreite, z. T. auch seitlich über die Kolumne ragende, ca. 1/3–2/5 des Schriftraums hohe, quadratische, hoch- und querrechteckige Miniaturen (87–138 × 85–115 mm) am Beginn der Reden, darüber rote Kapitelüberschrift, darunter Initiale (Seitenlänge zwischen 45 und 80 mm, durchschnittlich 50–60 mm). Das Blatt mit der Miniatur des 2. Alten fehlt.

Bildaufbau und -ausführung:

Kastenrahmen aus doppeltem Pinselstreifen (Hell-/Dunkelrot, Blaugrau/Schwarzblau), um den z. T. eine Federlinie läuft, Hintergrund in der Gegenfarbe (warmes Blau, bräunliches Rot), auf drei Seiten von einem punzierten Streifen in hellerem Graublau bzw. dunklerem Rot eingefaßt. Grüner Bodenstreifen mit Grasbewuchs aus Federkringeln, darauf in der einen Bildhälfte ein gelber hölzerner Kastensitz mit Holzmaserung aus waagrechten dünnen Pinsellinien in Ocker (51vb ein Stuhl), auf dem der bärtige gekrönte Alte sitzt bzw. gegen den er sich lehnt. Reiche, stets wechselnde Tracht der Alten (kurzer Mantel, oft mit Pelzbesatz, zuweilen weite modische Ärmel, enge Beinkleider, auch lange, am Boden aufstoßende, stoffreiche Gewänder, die zuweilen [z. B. 26v] den Bildrahmen überschneiden). Der Alte belehrt mit unterschiedlichsten Handgebärden die seitlich vor ihm stehende minnende Seele: eine bekrönte Jungfrau mit meist schulterlangen blonden Haaren, in ein langes, jedoch nicht immer am Boden aufstoßendes, weißes, mit blauen und roten Punktrosetten belegtes Gewand gekleidet, unter dem die nackten Füße mit den Wundmalen hervorschauen. Gestik der animaebenso variationsreich wie die der Alten (vor der Brust verschränkte Arme; ausgestreckter linker Arm, rechte Hand vor dem Herzen; beide Arme ausgebreitet; auch Redegesten). Die Alten und die minnende Seele tragen silberne (die Alten z. T. auch goldene) Blattkronen und Gürtel, schwärzlich oxydiert.

An- und abschwellende Umrißlinien, nur wenige Federschraffen in den Schattenpartien faltenreicher Gewänder, Modellierung meist durch ausgesparte Lichter, verlaufende Schattierungen der Grundfarben und Pinselschraffen. Das weiße Kleid der Seele ist durch wenige senkrechte, mit Hellgrau ausgemischte Deckweiß-Pinsellinien auf dem großzügig freigelassenen Papiergrund wiedergegeben, Punktrosetten ohne Berücksichtigung des Faltenwurfs. Meist Parallelfalten, bei aufstoßenden Gewändern auch Haken- und Grubenfalten. Gesichter und Hände nur sparsamst orangerot koloriert. Runde Gesichter der anima,eher schmale der Alten, langer Nasenrücken, starrer Blick.

An den Illustrationen waren, möglicherweise sogar gemeinsam innerhalb einer Darstellung, zwei sehr ähnliche Hände beteiligt. Die Zeichnungen von Hand A (vermutlich der Zeichner C der Lauber-Werkstatt) sind im Ganzen gröber, die Sitzhaltung der Figuren ist häufig ungeschickt wiedergegeben (z. B. 6r), die Kleidung eher karg; typisch sind die in die Lidecken gedrängten Pupillen. Für Hand B sind die hohen, gewölbten Augenlider, sorgfältiger durchgebildete, schlanke Hände, eine anatomisch eher zutreffende Sitzhaltung und die Vorliebe für reiche, modische Gewänder charakteristisch (z. B. 156r). Die Handschrift scheint ein Bindeglied zwischen der »Elsässischen Werkstatt von 1418« und der Hagenauer Werkstatt Diebold Laubers zu sein. Sie hängt textkritisch eng mit Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 27 aus der »Werkstatt von 1418« (Nr. 4.0.23.) zusammen; vermutlich gehen beide Manuskripte auf eine gemeinsame Vorlage zurück.

Bildthemen:

Die Alten im Dialog mit der minnenden Seele.

Farben:

Dunkles Graublau, Hellblau deckend und laviert, Kobaltblau, kreidiges Blaugrün, z. T. mit laviertem Gelb übermalt, Lila, Hell- und Blaugrau, Ocker, Gelb, Orange deckend und laviert, Rot, mattes Zinnober, Pinselgold und -silber; Gelbgrün und Rosa nur in den Initialen.

Literatur:

Schmidt (1938) Nr. 27; Ott (1987) S. 111f. u. Abb. 4 (51v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 84: 2r. Der erste Alte spricht zur minnenden Seele.

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Abb. 84.