4.0.19. Freiburg i. Br., Universitätsbibliothek, Hs. 331
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 1
1437.
Oberrhein (Freiburg?).
Fraglich, ob der Vermerk über eine Otto-von-Passau-Handschrift im Bibliothekskatalog des Franziskanerinnenklosters Munderkingen, dessen Bestände 1782 an die Universitätsbibliothek Freiburg kamen, sich auf diese Handschrift bezieht (
1r–223rb |
Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Register, Vorreden, 24 Reden
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Papier, 228 Blätter, 291 × 218 mm, Bastarda, eine Hand (Petrus de Rottemburg bei Tübingen, 223rb), zweispaltig, 31–36 Zeilen, rote und blaue Initialen, sieben- bis achtzeilige Initialen zu den Kapitelanfängen mit Fleuronnéewerk, reichliche Rubrizierung.
schwäbisch mit elsässischem Einschlag.
27 kolorierte Federzeichnungen (1r, 2r, 5rb, 7rb, 10va, 14ra, 20ra, 24va, 30ra, 35ra, 40rb, 48rb, 53va, 59ra, 76vb, 112va, 119ra, 127va, 134va, 144ra, 151rb, 159va, 165vb, 188vb, 196rb, 205rb, 215va), zwei Zeichner, eine eingeklebte Federzeichnung von dritter Hand.
Zwei ganzseitige (1r: 280 × 192 mm, 2r: 283 × 205 mm), 25 1/2–2/3 Spalte hohe Illustrationen (5rb: 135 × 70, die übrigen 95–140 × 60–65 nun), die beiden ersten als Titelminiaturen, die übrigen zu Beginn der einzelnen Reden, 5rb zur Vorrede; davor rote Überschrift, danach Initiale.
Titelminiaturen 1r und 2r als frontalsymmetrische Kompositionen: Gottvater mit Weltkugel und Krone auf einer Bank zwischen zwei Regenbogen und Wolkensäumen sitzend (1r); Gottvater mit Weltkugel und Krone auf gotischem Thron, die Füße auf Regenbogen, ornamentale Blütenumrandung (2r); Johannes an einem Pult sitzend und schreibend, in der Linken ein Tintenhorn (5rb), jeweils ungerahmt. Die vierundzwanzig Alten (7rb–215va) stehen mit heftigen Zeige- und Redegebärden auf einem nach oben durch einen Kreisbogen begrenzten Bodenstreifen vor flächigem, olivgrünem Hintergrund, Rahmung durch braunroten Pinselstreifen; die Alten sind stets bärtig und gekrönt dargestellt und tragen ein einfaches langes Gewand.
Zwei Haupthände: Die erste Hand zeichnet sich durch einen routinierten und sicheren Strich aus; lange Figuren, meist leicht nach vorne gebeugt, strenge Profildarstellung, große Hände und Köpfe, ein Arm gestikulierend gehoben, der andere gesenkt, gewellter, meist bis zu den Knöcheln reichender Gewandsaum. Die Figuren der zweiten Hand sind kleiner, haben weniger weiche, kräftige Bewegungen, die Strichführung der starren, spitznasigen Gesichter wirkt zuweilen unsicher, die Figuren sind im ganzen steifer und schwungloser, der Gewandsaum ist gerade. Die Räumlichkeit der Figurendarstellung ist jedoch fortentwickelt: die Alten stehen frontal oder im Dreiviertelprofil, nicht mehr, wie bei der älteren Hand, nur im Profil. – Von der älteren Hand sind die Miniaturen 5rb, 7rb, 10va, 14ra, 20ra, 24va, 30ra, 35ra, 40rb, 48rb, 59ra, 151rb, 159va, 188vb, 196rb, 205rb, 215va, meist größer im Format, angelegt, die Vorzeichnung wurde dann verschiedentlich mit Weiß abgedeckt und von der jüngeren Hand ganz oder in wesentlichen Teilen übermalt (Vorzeichnung 7rb kopfstehend). Die Zeichnung der älteren Hand blieb nur bei 1r, 53va und (nachkonturiert) 165vb erhalten. Nur von der jüngeren Hand stammen die Miniaturen 2r, 76vb, 112va, 119ra, 127va, 134va, 144ra (Lage 7–12). Möglicherweise sind die Vorzeichnungen der ersten Hand vor der Niederschrift des Textes angelegt, da die Schrift öfter über die Zeichnung läuft (
Die Miniaturen der ersten Hand scheinen in der Umgebung der Rüdiger-Schopf-Werkstatt entstanden zu sein, die der zweiten tradieren ebenfalls die Technik der Rüdiger-Schopf-Werkstatt. Von der zweiten Hand stammen auch die beiden Einzelblätter Berlin, Kupferstichkabinett Inv.-Nr. 2126. 2127 (
Thronender Gottvater (1r, 2r); schreibender Johannes (5rb); Einzelbilder der vierundzwanzig Alten (7rb–215va).
Braunrot, Oliv, Grau, Braun, Blau, in schmutzigen Ausmischungen.
Abb. 76: 1r. Thronender Gottvater als Titelminiatur zum Gesamtwerk.
Abb. 77: 30r. Der sechste Alte.