KdiH

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4.0.14. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 242

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

In KdiH Bd. 1 noch unter dem Besitzstand Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek.

Datierung:

1435.

Lokalisierung:

Bodenseegebiet (Konstanz?).

Besitzgeschichte:

Im 17./18. Jahrhundert im Zisterzienserinnenkloster Dänikon, Kanton Thurgau (1r), 1850 vom St. Galler Bischof Karl Johann Greith (1807–1882) erworben und Laßberg übergeben.

Inhalt:
1ra–186vb Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Vorrede, 24 Reden, Register
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 192 Blätter, 300 × 210–220 mm, Bastarda, eine Hand (Erhart koch von wingarten,186vb), zweispaltig, 30–36 Zeilen, rote Kapitelüberschriften, rote Autoritätennamen, Rubrizierung.

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

24 lavierte Federzeichnungen (2rb, 4vb, 7rb, 12rb, 16ra, 21ra, 25va, 30rb, 38ra, 43ra, 47va, 63ra, 92rb, 97va, 104va, 109va, 116vb, 122va, 129va, 134vb, 153vb, 160rb, 168va, 177va), ein Zeichner.

25 Initialen (1ra, 2rb, 4vb, 7va, 12rb, 16ra, 21ra, 25va, 30va, 38rb, 43ra, 47va, 63ra, 92va, 97va, 109vb, 117ra, 122va, 129va, 153vb, 160rb, 168va, 177va) zu den Kapitelanfängen: 1ra elfzeilige S-Initiale, Fleuronéewerk, Buchstabenkörper in Akanthusblättern auslaufend, Zinnober, Grün, deckender Purpur, weiß gehöht; die übrigen Initialen, im Durchschnitt siebenzeilig, z. T. mit Fleuronnéewerk oder ornamentalen Verzierungen, z. T. am Rande in zwei Akanthusblätter auslaufende Buchstabenkörper, Rot und Grün, mit breiterer Feder als die Miniaturen gezeichnet.

Format und Anordnung:

Spaltenbreite, 1/2–2/3 Spalte hohe Zeichnungen (75–160 × 70–80 mm) zu Beginn der Kapitel, meist am Kopf oder am Fuß der Spalte, aber auch zwischen dem Text, oft über den Schriftspiegel hinausreichend, ungerahmt. Davor die Kapitelüberschriften, danach Initialen.

Bildaufbau und -ausführung:

Kantiges Bodenstück mit zackig ausgeschnittenen Rändern, ähnlich einer dünnen Felsplatte, mit Gräsern und Blumen (104va mit einem kleinen Baum) bewachsen, auf dem der Alte meist steht, aber auch auf einem Kastensitz (12rb, 97va, 134vb), auf einem am Boden liegenden Kissen (21ra) oder direkt auf dem Boden (30rb, 47va, 160rb) sitzt. Körperhaltung, Gestik, Kleidung und Attribute der Alten wechseln ständig: sie tragen mit Silber bemalte Kronen, Mützen oder einen Pilgerhut (153vb), oft umgibt ein Heiligenschein aus Federstrichen den Kopf, sie stützen sich auf einen Stock oder lassen einen Rosenkranz durch die Finger gleiten, sie sprechen mit lebhafter Gestik oder verschränken die Hände unter dem Gewand, halten ein Buch in den Händen oder auf den Knien, haben ein Beutelbuch am Gürtel, raffen das Gewand oder verschränken, am Boden hockend, die Arme über den Knien. Das lange Gewand schiebt sich meist über dem Gürtel faltig zusammen und fällt, sich am Boden kurvig stauend, in langen Röhrenfalten herab, zuweilen wird der Mantel mit einer Brosche zusammengehalten. Große, schlanke Körper, schmale Hände und Gesichter, ausdrucksvolle Gestik und Mimik, kreisrunde Augäpfel mit einem Punkt in der Mitte, nie von einem Lid bedeckt.

Besonders bemerkenswert ist die Zeichentechnik: Mit sehr dünnen, aber sicheren Strichen sind die äußeren Umrisse der Figuren und des Bodenstücks gezeichnet, die Modellierung jedoch wird mit spitzer Feder durch ein abwechslungsreiches System kürzester Häkchen und Strichelchen erreicht, die manchmal in eine Folge von Punkten auslaufen, parallel nebeneinander stehen, auch Kreuzlagen bilden, als kurze Bogen sich häufen und dicht drängen, um wieder an helleren Stellen sich aufzulösen und so einen außerordentlich plastischen Eindruck erzeugen. Die Kolorierung tritt dagegen fast gänzlich zurück: lediglich die Kronen sind mit Silber belegt, sonst ist nur gelegentlich das Bodenstück gelblichbraun oder oliv getönt, sind die Schattenpartien des Gewandes durchsichtig blau laviert, selten die Gesichter in wässrigem Hellrot bemalt. Die vorherrschende Schwarz-Weiß-Wirkung der Miniaturen und das aus dünnen Federstrichen konstruierte graphische System, das eine im Kupferstich geübte Hand verrät, bewog Lehmann-Haupt zu der Vermutung, die Zeichnungen stünden in Zusammenhang mit dem Meister der Spielkarten. Die Technik der Miniaturen ist für die oberdeutsche Handschriftenillustration der Zeit einzigartig, ihre Qualität herausragend und im Rahmen der Entwicklung der Graphik im 15. Jahrhundert von Bedeutung.

Bildthemen:

Einzelbilder der Alten mit Büchern und anderen Attributen.

Farben:

Graublau, Hellbraun, grünlicher Ocker, helles Rot, Silber.

Literatur:

Barack (1865) S. 209. – Kautzsch (1894) S. 56f.; Benziger (1914) S. 20f.; Lehmann-Haupt (1929) S. 17–21. 76. 92. 220, Abb. 6 (104va). 7 (12rb). 8 (38ra); Jerchel (1932a) S. 59–62. 71. 75. Abb. 27 (104VA). 28 (47VA); Schmidt (1938) Nr. 37; Boeckler (1959) S. 8. 78, Abb. 48 (38ra).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 74: 97va. Der vierzehnte Alte.

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Abb. 74.