4.0.6. Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Min. 1413; Min. 11639; München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv. Nr. 24363–24364; Inv. Nr. 40301–40302; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Kupferstichkabinett, Mn 389; Norica 377–378 (Kapsel 1607); Philadelphia, The Free Library of Philadelphia, The John Frederick Lewis Collection, M 44:12; Venezia, Museo Civico Correr, Classe IIa Min. Nº 139–143
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 1
Um 1450.
Bayern (
Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Fragmente:
1. Philadelphia, M 44 : 12: Rede des 5. Alten, Anfang; 2. Nürnberg, Norica 378rv: Rede des 7. Alten, Anfang; 3. Venezia, No 139r: Rede des 7. Alten, Schluß; 139v: Rede des 8. Alten, Anfang: 4. Venezia, No 140r: Rede des 9. Alten, Schluß; 140v: Rede des 10. Alten, Anfang: 5. München, Nr. 40302rv: Rede des 13. Alten, Bruchstücke des Anfangs; 6. München, Nr. 24363r: Rede des 13. Alten, Schluß; 24363v: Rede des 14. Alten, Anfang; 7. Venezia, No 141rv: Rede des 14. Alten, Schluß; 8. Nürnberg, Mn 389rv: Rede des 15. Alten, Anfang; 9. Venezia, No 143r: Rede des 15. Alten, Schluß; 143: Rede des 16. Alten, Anfang; 10. Venezia, No 142rv: Rede des 18. Alten, Schluß; 11. Nürnberg, Norica 377r: Rede des 19. Alten, Schluß; 377v: Rede des 20. Alten, Anfang; 12. München, Nr. 24364r: Rede des 20. Alten, Schluß; 24364v: Rede des 21. Alten, Anfang; 13. München, Nr. 40301rv: Rede des 22. Alten, Bruchstücke des Anfangs; 14. Berlin, Nr. 1413rv: Rede des 23. Alten, Anfang; 15. Berlin, Nr. 11639rv: Rede des 23. Alten, Schluß. |
Pergament, 15 Fragmentblätter, unterschiedlich beschnitten (296–382 × 218–178 mm, München Nr. 40301: 85 × 88 mm, München Nr. 40302: 91 × 98 mm [nur ausgeschnittene Initialen]), saubere Buchschrift, eine Hand, zweispaltig, 41–47 Zeilen, rote und blaue Initialen, rote Autoritätennamen und Strichelung.
bairisch.
Zwölf Deckfarbenminiaturen des 5., 7., 8., 10., 14., 15., 16., 19., 20., 21., 23. und 24. Alten; eine Hand, wohl die des Meisters der Marientafeln von der Münchener Domkreuzigung (
Spaltenbreite, 15zeilige, quadratische Initialen zu Beginn der Reden der Alten, gerahmt, mehrfarbig, mit Blätter- und Rankenornamenten, z. T. auch mit figürlichen Darstellungen: zwei Musikanten in Grisaille in der Z-Initiale Berlin Nr. 1413. Dreiseitiges, breites, vielfarbiges Akanthusrankenwerk (Berlin Nr. 1413r, München Nr. 24363. 24364, Nürnberg Mn 389. Norica 377–378 [bei 377r auf die Textspalte aufgeklebte Initiale B mit Rankenwerk auf Goldgrund, 13. Jahrhundert], Venedig No 139. 140. 143). Im Rankenwerk Berlin Nr. 1413 hanns niclam(oder: melam?): Illuminator der Ranken und Initialen oder Schreiber?
Schmales Hochformat, Spaltengröße, gerahmt von breiter, z. T. mehrfarbiger Pinsellinie, mitunter wird der Rahmen auch von den Architekturen durchbrochen. Stets als Titelminiatur, meist auf der rechten Spalte der dem Kapitelbeginn vorausgehenden Seite (bei Berlin Nr. 1413 und Nürnberg Norica 378 auf der linken Spalte, Textbeginn auf der rechten). Die jeweiligen Folgeseiten mit dem Textbeginn der Kapitel sind an drei Seiten von Akanthusrankenwerk umrahmt; große Zierinitialen markieren den Textbeginn.
In das schmale hohe Bildformat, das mit ständig variierten Baldachinthronen, mit Innenraumansichten, einmal auch durch einen Baumgarten mit Abschlußmauer gefüllt wird, ist die Sitzfigur des Alten in immer wechselnden Frontal- oder Seitenansichten, meist ein Drittel bis zur Hälfte der Bildhöhe einnehmend, eingefügt. Zuweilen ist das Hochformat, etwa beim Bild des 7. Alten, durch die Architektur des hochstrebenden Baldachinthrons eigens betont; häufig schließen Vorhänge direkt hinter den Sitzen den Raum ab; zweimal wird durch eine Mauer eine horizontale Bildteilung vorgenommen, die das obere Bilddrittel – einen Ausblick über die Mauer – als eigenständige Landschaftsdarstellungen erscheinen läßt (20. und 23. Alter). Auffällig ist die Vorliebe des Miniators für immer neue Varianten und zahlreiche Details, wie die Schlagschatten der Bäume beim 20. Alten und des hängenden Schlußsteins vom Baldachingewölbe über dem Thron des 7. Alten. Die in gelösten Bewegungen sitzenden Figuren tragen immer eine in der Form varriierende, oft auch in den Nacken geschobene Krone und schwerfallende, stoffreiche Gewänder, deren Falten in einigen Miniaturen relativ weich, auf anderen eckig gebrochen sind. Feinste Pinselschraffuren, z. T. mit Weiß oder helleren Farbtönen aufgesetzte Lichter, weiche Abstufungen der Tonwerte vom Licht zum Schatten. Sehr plastische Bildung der Gewänder, vorzügliche Zeichnung der rundlichen Köpfe und großen Hände; die Haupt- und Barthaare sind aus feinen gekringelten Pinsellinien mit Akribie durchgearbeitet. Der Reichtum und die Variationsbreite der Darstellungen, die Vorliebe für »realistische« Details, die Farbgebung, auch die Landschaftshintergründe, verraten nach
5. Alter leicht nach links gedreht mit aufgeschlagenem Buch auf einem mit Brokatteppich drapierten Baldachinthron sitzend (Philadelphia); 7. Alter frontalsymmetrisch mit aufgeschlagenem Buch auf einem Thron sitzend, der in einem hohen, kreuzgratüberwölbten Gehäuse mit Fialen an den vorgezogenen Seitenwänden steht, akanthusbesetzter Eselsrückenbogen vorne. Im oberen Balken AVE · MARIA · A(Nürnberg Norica 378ra,
Vielfältig schattiertes und aufgehelltes Farbgebinde aus Ocker, Braun, Rot, Lilarosa, Karminrot, Dunkelblau, Hellblau, Stahlblau, Violett, Olivgrün.
Abb. 64: Philadelphia M 44 : 12. Der fünfte Alte.