KdiH

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4.0.3. Bamberg, Staatsbibliothek, Msc.Lit. 146 (olim Ed. II. 2)

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

2. Hälfte 15. Jahrhundert (259va: 1477).

Lokalisierung:

Bamberg.

Besitzgeschichte:

Aus dem Kloster Michelsberg, wohl für den eigenen Bedarf geschrieben (Schmidt).

Inhalt:
1. 1ra–24ra Benediktinerregel, deutsch
2. 25ra–85vb ›Die Evangelien der guten Meister von Prag‹
Register, Sonntagsevangelien, Heiligenevangelien
3. 87ra–102va Beichtspiegel
4. 104ra-259va Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Register, Vorrede, 24 Reden
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 260 Blätter + Pergament-Vorsatzblatt a; ursprünglich drei selbständige Teile (Text 1, Texte 2 und 3, Text 4), aber etwa gleichzeitig an gleichem Ort entstanden (und von denselben Händen geschrieben), wohl noch vor 1500 zusammengebunden, dabei stark beschnitten; 370 × 270 mm, Bastarda, zwei Hände (I: 1–106, 155va–259, II: 108–155va), zweispaltig, 40 (Hand I) und 41 (Hand II) Zeilen, rote und blaue Initialen, rote Überschriften, Autoritätennamen und Unterstreichungen, Strichelung.

Schreibsprache:

ostfränkisch.

II. Bildausstattung:

Eine ganzseitige Titelminiatur zu Text 1 auf Pergamentblatt av (siehe Nr. 97. Ordensregeln); 24 kolorierte Federzeichnungen zu Text 4 von anderer Hand (109ra, 110vb, 112va, 115rb, 117va, 120rb, 122vb, 125va, 129vb, 132vb, 135vb, 145va, 166rb, 170vb, 176rb, 181ra, 187vb, 193ra, 199ra, 206va, 226rb, 232rb, 240ra, 251va), ein Zeichner.

Zehnzeilige S-Initiale (60 × 50 mm) zum Beginn der Vorrede (108ra): blauer Buchstabenkörper auf rotem, mit gelbem Rankenwerk belegtem Rechteck, Deckfarben.

Format und Anordnung:

Spaltenbreite, 1/4–1/3 Spalte hohe Federzeichnungen (ca. 80–110 × 50–70 mm) vor dem Beginn jeder Rede, am Kopf, am Fuß oder in der Mitte der Spalte. Über, zuweilen auch unter der Illustration (in einigen Fällen auch auf der Folgespalte) zweizeilige rote Überschrift, danach durchschnittlich fünfzeilige rote, seltener blaue Initiale.

Bildaufbau und -ausführung:

Ungerahmt (nur 166rb mit einfacher Federlinie gerahmt), bis auf 109ra kein Bodenstück. Der bärtige, gekrönte Alte in geschlitztem, ärmellosem, gegürtetem Hemd (Krone und Gürtel deckend gelb koloriert) stets kniend, meist nach rechts gewendet, betend, seltener mit erhobenen oder vor der Brust gekreuzten Armen.

Gut proportionierte Körper mit etwas zu großen Köpfen, stereotype, aber routiniert gezeichnete Gesichter, »fleischig« wirkende Arme ohne Andeutung von Muskelbildung. Parallelstrichelung in den Schattenpartien der Gewänder, runde Faltenbrüche, ausgesparte Lichter; Bart- und Haupthaare mit feinen Pinsellinien auf eine leicht deckende Mischung von Hellgrau, Bläulich und Weiß aufgesetzt. Beine, Arme und Gesichter in zartem Orangerot sparsam – mit ausgesparten Lichtern – koloriert. Das Hemd des Alten nur 129vb mit wässrigem Ultramarin laviert, sonst immer ohne Kolorierung. Die locker über die Unterschenkel fallenden, nicht am Boden aufstoßenden Gewänder vermitteln den Eindruck, als würden die Figuren frei im Raum schweben statt zu knien. Zart wirkender Gesamteindruck der Zeichnungen durch dünne Federlinien und sparsame Kolorierung. Über dem 1. Alten, der schlanker als die übrigen ist und als einziger auf einem Bodenstück kniet, segnender Gottvater in zinnoberrotem Mantel hinter Wolkensaum.

Bei sechs Illustrationen spätere Hinzufügungen in linearer Federzeichnung von Dilettantenhand: Teufel in Flammen rechts neben dem 15. Alten (176rb); Kruzifix rechts neben dem 16. Alten (181ra); geißelschwingender Arm links hinter dem 18. Alten (193ra, Hemd des Alten und Arm schmutzigblau koloriert); Kopie des Gesichts des 19. Alten, neben dem Mund des Alten Inschrift Miserere mei deus (199ra); Spruchband vor dem Mund des 20. Alten mit der Inschrift o got sej genedig mir armen (206va); rechts neben und unter dem 21. Alten Kopien der Grundstock-Zeichnung von zwei verschiedenen Händen (222rb); alle diese Zusätze sehr ungeschickt und dilettantisch.

Bildthemen:

Einzelbilder der knienden vierundzwanzig Alten ohne Attribute.

Farben:

Deckendes Gelb, mit Weiß ausgemischtes Blaugrau, Orangerosa, Zinnober, Ultramarin.

Literatur:

Leitschuh/Fischer I, 1.2 (1898) S. 299–301. – Schmidt (1938) Nr. 81.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 58: 125va. Der achte Alte.

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Abb. 58.