KdiH

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4.0.24. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 322

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

1457.

Lokalisierung:

Oberrhein (Basel?).

Besitzgeschichte:

Vielleicht aus der Bibliothek der Margarete von Savoyen (Wegener); vor 1623 nach Heidelberg, bis 1816 in Rom.

Inhalt:
1ra–359vb Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Register, Vorrede, 24 Reden
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 2 + 359 + 3 Blätter, nach Bl. 4 und 5 je ein leeres Blatt, Bl. 5 und 6 Pergament, 268 × 187 mm, Bastarda, eine Hand (hans seiler,359vb), zweispaltig, 24–31 Zeilen, rote Überschriften und Kolumnentitel, drei- bis sechszeilige rote, blaue und grüne Initialen, z. T. auf Fleuronnéegrund oder mit kalligraphischen Verzierungen.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

26 kolorierte Federzeichnungen (5v, 6r, 6v, 11r, 16r, 23r, 29v, 37r, 45r, 54v, 69r, 80r, 91r, 120r, 176r, 185v, 197v, 208r, 222r, 232r, 244r, 255r, 293r, 308r, 325v, 342v), wohl drei Zeichner (A: 11r, 16r, 176r, 255r, B: alle übrigen Illustrationen, 5v von einer dritten, geübteren Hand).

Format und Anordnung:

Ganzseitige Miniaturen in der Funktion von Titelminiaturen vor jedem Kapitel; Illustrationen auf 16r–342v auf einzelnen, nachträglich in die Lage eingeschobenen Papier-Blättern des gleichen Wasserzeichens wie die übrige Handschrift: sicher gleichzeitig mit der Rubrizierung entstanden, da Grün in der Illustration nur dort vorkommt, wo die gegenüberliegende Seite eine grüne Initiale aufweist. Gegenseiten der Bildblätter leer. Miniaturen 1, 2 und 3 auf Pergament, ein leeres Papierblatt dazwischen.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Rahmung mit rot-grün-rotem oder doppeltem roten Farbstreifen. Mit Ausnahme von 5v schraffierte, teils auch unschraffierte Federzeichnungen, mit Aquarell- und Deckfarben in dünnem, trübem Kolorit bemalt. Scharfkantig gebrochener Faltenwurf; große, zuweilen plumpe, oft schlecht proportionierte Figuren, deren Köpfe jedoch gut individualisiert und »nicht ohne Ausdruck dargestellt« (Wegener S. 54) sind. Versuch abwechslungsreicher Gestik bei den stets gekrönten vierundzwanzig Alten, die lange, weiße Gewänder mit grau-braunen Schatten tragen. Die Federzeichnungen des Zeichners A unterscheiden sich von denen des Zeichners B durch dünne, enge Linienschraffuren und ungeschicktere Proportionierung der Figuren; in Anordnung, Technik und Kolorit jedoch kaum Unterschiede. Zeichnung auf 5v im Gegensatz zu den übrigen Illustrationen gänzlich mit Deckfarben in kräftigem Kolorit bemalt, Federvorzeichnung dadurch verdeckt.

6v–342v Die Alten im Redegestus auf einem Rasenstück stehend; vor jedem Alten kniet eine um die Hälfte kleinere, betende Mädchenfigur mit blondem Zopf, deren Gewand häufig den unteren Bildrand überschneidet. Blauer, nach unten aufgehellter Himmel; 6v zudem blaue Berge, schwarze Bäume und fliegende Vögel im Hintergrund, kräftigere, dunklere Farben, wohl auch durch den Malgrund bedingt, plastischer Rahmen.

5v Johannes auf Patmos (Deckfarbenminiatur). Vor einer aus scharfkantigen grauen Felsen gebauten Grotte sitzt Johannes (blauer Mantel, rotes Untergewand) mit aufgeschlagenem Buch, die linke Hand zur Stirn erhoben. Hinten rechts Landschaft in olivgrünem Grundton mit dunklen Baumreihen, zwischen denen Reiter und Bogenschützen sichtbar sind. Im Hintergrund Berge und sich im Wasser spiegelnde Eisgipfel. Am Himmel Maria mit dem Jesusknaben. (Umkreis der Werkstatt des Konrad Witz?).

6r Vision des Johannes. Die halbkreisförmig gruppierten, vom Beschauer abgewandten, betenden vierundzwanzig Alten knien auf grünem Bodenstreifen; am Himmel in rot-gelbem, von zwei Engeln gehaltenem Kreis Gottvater, umgeben von den himmlischen Heerscharen. Der Alte in der Bildmitte wendet sich dem Betrachter zu.

Farben:

Olivgrün, Kobalt, schmutziges Karmin, Zinnober, Grau, Gelb, Rotbraun, kräftiges Grün nur dort, wo die Gegenseite ebensolche Initialen zeigt. 5v Grau, helles Olivgrün, Schwarz, Weiß, Rosa, Blau, Purpur, Braun, Blattgold.

Literatur:

Bartsch (1887) Nr. 154. – Kautzsch (1894) S. 58; Kautzsch (1895) S. 31f.; Brandt (1912) S. 193–195. 205f., Abb. 40 (5v); Brandt (1913) S. 18–26, Abb. 1 (5v). 3 (6r). 4 (6v). 5 (23r); Escherich (1916a) S. 127–129; Escher (1917) S. 181; Wegener (1927) S. 53–55; Stange 1 (1929) S. 37; Jerchel (1932a) S. 41f. 71; Schmidt (1938) Nr. 15; Frommberger-Weber (1973) S. 84 Anm. 253; Mittler/Werner (1986) Nr. 21, Abb. S. 97 (44v). S. 98 (45r); Ott (1987) S. 130f., Abb. 26 (80r), S. 136f., Abb. 34 (5v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 86: 6r. Die vierundzwanzig Alten beten zu Gottvater.

Abb. 87: 69r. Der neunte Alte spricht zur minnenden Seele.

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Abb. 86.
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Abb. 87.