KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

4.0.15. ehem. Düsseldorf, Schrobsdorffsche Buchhandlung, o. Sign. (jetzt Privatbesitz)

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

Um 1400 (Kalender-Eintragungen 1v datiert 1397, aber von anderer Hand); Schmidt S. 384: 1. Viertel 15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Schweiz (Bern oder Zürich?).

Besitzgeschichte:

Pergamentfalze und -streifen des Einbands aus einer das Haus Kyburg betreffenden Urkunde vom 11. 12. 1374. Die Handschrift kam aus dem Besitz des 1519 verstorbenen Juristen und Humanisten Peter Falck, Freiburg/Schweiz (in einem Brief Falcks an seine Tochter vom 22. 6. 1515 möglicherweise diese Handschrift erwähnt: Du findest in miner libery[...] die viervndzwentzig alten [...]) in die Bibliothek des Freiburger Bürgermeisters Johann Meyer, gestorben 1612. Vier Handschriften aus dieser Sammlung (darunter auch die vorliegende) befanden sich schon 1926 im Besitz von Max de Diesbach, Uebewil (Villars les Joncs) bei Fribourg. Wohl in den sechziger Jahren über ein Berner Antiquariat an Lathrop C. Harper, New York, gekommen, dort 1963 von Major J. R. Abbey erworben und mit dessen Bibliothek 1978 bei Sotheby’s, London, versteigert. Bis 1984 im Besitz von Colin Franklin, Culham, Oxfordshire; über die Schrobsdorff’sche Buchhandlung in Düsseldorf in deutschen Privatbesitz gelangt.

Inhalt:
1. 1v–2r Teile eines deutschen Kalenders
2. 3r–9v Predigt über Lc 14, 33, deutsch
3. 9v Gebet, französisch
4. 11ra–191rb Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Vorrede, 24 Reden, Register
5. 191v Gebete, deutsch
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 192 Blätter, 292 × 210 mm, Bastarda, eine Hand (henrico ebinger), Texte 1–3 und 5 von einer jüngeren Hand des späten 15. oder frühen 16. Jahrhunderts, zweispaltig, 36–40 Zeilen. Am oberen Blattrand läuft die Schrift häufig in kalligraphische Schnörkel mit Grotesken, Gesichtern und Vögeln aus. Zwei- bis vierzeilige goldene Initialen mit roter Umrandung, rote Überschriften und Autoritätennamen.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

25 Federzeichnungen (10v, 12r, 14v, 17r, 21ra, 23vb, 27v, 31r, 34v, 40v, 44v, 48vb, 61vb, 89va, 95r, 102va, 108v, 117r, 123v, 131r, 137r, 157v, 164r, 173r, 182v), eine Hand, Verwandtschaft mit der Freiburger Rüdiger-Schopf-Werkstatt.

Zehnzeilige, spaltenbreite O-Initiale (55 × 65 mm) zu Beginn der Vorrede (11ra): goldener, in Blattwerk auslaufender Buchstabenkörper auf blauem, rotgerahmtem, gerautetem und mit Punkten belegtem Grund, als Buchstabenfüllung Rankenwerk.

Format und Anordnung:

Ganzseitige Titelminiatur gegenüber dem Beginn der Vorrede (10v); 24 spaltenbreite, hochrechteckige, 1/2–4/5 Spalte hohe (Höhe 100–188, durchschnittlich 145 mm) Einzelbilder der Alten zu Beginn der Reden, am Kopf oder am Fuß der Spalte, oben oder unten öfter über den Schriftspiegel ragend. Darunter oder auf der Folgespalte Kapitelbeginn mit drei- bis sechszeiliger goldener, rot gerahmter, einfacher Initiale, keine Kapitelüberschriften.

Bildaufbau und -ausführung:

Titelminiatur 10v: Vor einem flächigen, mit aus roten und weißen Punkten geformten Blümchen belegten, leuchtend mittelblauen Hintergrund stehen in vier Reihen zu je sechs Figuren übereinander die vierundzwanzig Alten in bodenlangen, weißen Gewändern mit goldenen Kronen, die Hände gefaltet, vor der Brust verschränkt, ausgebreitet oder im Redegestus ausgestreckt.

Einzelbilder der Alten: Hochrechteckige, von roter Pinsellinie umrandete, blaue Fläche, mit Blümchen aus roten und weißen Punkten belegt (wie Titelminiatur). Darauf die Figur des stehenden Alten – ohne Bodenstück – gesetzt, die in einer Hand ein langes, unbeschriftetes Spruchband hält, das seitlich, zuweilen auch oben oder unten, weit über die Bildfläche auf den Blattrand ragt. Lange weiße, unten gerade abschließende, ungegürtete Gewänder mit weiten Ärmeln, goldene Blattkronen. Schlanke Gestalten, die Körper meist in Vorderansicht gegeben, die Köpfe frontal oder im Halbprofil, variierende Armhaltung und Zeigegestik, starre, stereotype Mimik. Umrisse der Figuren von kräftiger, an- und abschwellender schwarzer Linie gefaßt; keine Strichelung, Modellierung des Gewandes durch sparsame graue Lavierung an den Innenrändern und entlang des durch wenige schwarze Parallellinien angedeuteten Faltenwurfs; rote Linie und Punktreihe entlang der Gewandsäume, Inneres der Ärmelöffnungen gelb. Haupt- und Barthaare aus wenigen parallelen schwarzen Strichen auf graublauem Grund; Inkarnat zartrosa, zwei rote Pinsellinien über und unter dem schwarzen Mundstrich.

89rb unten wieder übermalte Vorzeichnung des 13. Alten, die dann (an richtiger Stelle) im dafür vorgesehenen Raum 89va ausgeführt wurde.

Bildthemen:

Titelminiatur mit den vierundzwanzig Alten in vier Reihen zu je sechs Personen (10v); Einzelbilder der Alten mit Spruchbändern.

Die Handschrift ist ikonographisch bemerkenswert wegen des Titelbilds, den sonst in dieser Art nicht vorkommenden Einzeldarstellungen der vierundzwanzig Alten in vier übereinander angeordneten Figurenreihen.

Farben:

Deckendes Mittelblau, wässriges Blaugrau, deckendes Graublau, Gelb, Deckrot, Deckweiß, Schwarz, Pinselgold.

Literatur:

Adalbert Wagner: Peter Falcks Bibliothek und Humanistische Bildung. Bern 1926 (Bibl. des Schweizer Bibliophilen II,2), S. 111f.; Schmidt (1938) Nr. 1b; Catalogue of the Celebrated Library of the Late Major J. R. Abbey. The Tenth Portion: Thirty-four Manuscripts. 20th June 1978. Sotheby Parke Bernet & Co. London 1978, S. 35–37, Farbtafel A (10v), Taf. 10 (102v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 68: 61vb. Der zwölfte Alte.

Abb. 69: 10v. Titelminiatur mit den vierundzwanzig Alten.

4.0.15._Abb._68.jpg
Abb. 68.
4.0.15._Abb._69.jpg
Abb. 69.