87.2. Gesund durch das Jahr: astrologisch-medizinische Sammelhandschriften
Bearbeitet von Pia Rudolph
KdiH-Band 9
In dieser Untergruppe werden medizinische Handschriften beschrieben, die auf astronomischen Berechnungen beruhen. Es handelt sich um Kompendien, deren Texte in der Regel nicht einem Autor zuzuschreiben sind (Ausnahmen bilden Nr. 87.2.8. und Nr. 87.2.22.). Auf dem Verlauf der Sterne, die in einem Kalenderteil festgehalten werden, beruhen die medizinischen Anwendungen, die im Laufe des Jahres durchgeführt werden sollten. So werden hier normalerweise auch die angeblich krankheitsbringenden Tage (sog. verworfene oder ägyptische Tage) festgehalten. Da den Handschriften Kalenderberechnungen vorausgehen, werden sie häufig als Iatromathematische Hausbücher bezeichnet oder auch als Volkskalender, Almanache etc. (zur medizinischen Sammelhandschrift
Die vorkommenden Bildthemen sind mit denen in den Untergruppen Nr. 87.1. und Nr. 87.3. vergleichbar (in beiden auch Handschriften, die Kalenderteile beinhalten). Zu den Kalendermonaten werden die Tierkreiszeichen gezeigt, manchmal auch die Monatsarbeiten. Tabellen und Schemata können anspruchsvoll ausgeführt sein. Häufig schließt sich dem Kalender ein Text zu den Tierkreiszeichen an, die dann erneut illustriert sein können. Ein fester Bestandteil aller medizinischen Sammelhandschriften sind Aderlasstexte, wozu normalerweise auch die Darstellung eines Aderlassmanns gehört. Selten gibt es größere Bildprogramme (z. B. Nr. 87.2.5., Nr. 87.2.27.) oder über das Genannte hinausgehende Abbildungen (z. B. Nr. 87.2.11., Nr. 87.2.15., Nr. 87.2.16., Nr. 87.2.17.; ohne Kalender, aber mit astrologischem Anteil: Nr. 87.2.24.).
Dass die Kalenderberechnung einen entscheidenden Bestandteil medizinischer Verfahren darstellt, wird besonders in Nr. 87.2.3. augenfällig: Hier werden neben den Monatsarbeiten im Kalender auch Praktiken wie der Aderlass oder das Schröpfen gezeigt.
Mit Kalenderillustrationen ausgestattet, die wohl weniger einen medizinischen Zweck erfüllen als vielmehr astrologischen bzw. prognostischen Kontext haben und an anderer Stelle im KdiH beschrieben werden (Stoffgruppen 11. und 103a.), sind: Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2º Cod 25 (Nr. 49a.1.1.; Nr. 80.9.1.), Berlin, Ms. germ. oct. 9 (Nr. 65.2.1., wurde außerdem mit einem Zodiakusmann ausgestattet, der Kalender diente v. a. repräsentativen Zwecken), Coburg, Landesbibliothek, Ms. 5 (Nr. 11.4.12.), Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832 (Nr. 11.4.21.), Heidelberg, Cod. Pal. germ. 833 (Nr. 11.4.22.) sowie München, Cgm 7269 (Nr. 11.4.33.).
Ebenfalls im Grenzbereich zwischen Astrologie/Astronomie und Medizin angesiedelt sind die Handschriften mit den sog. Elsässischen Sternbilderfolgen (vgl. Untergruppe 11.2., ferner