87.2.17. Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180
Bearbeitet von Pia Rudolph und Nicola Zotz
KdiH-Band 9
2. Viertel 15. Jahrhundert (1438 [132rb], 1440 [47vb]).
Elsass.
1807 aus der ehemaligen Erzbischöflichen Hofbibliothek an die Universitätsbibliothek gekommen.
Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 11.2.5.
Teil I | Medizinisch-praktischer Teil | |
1. | 1r–47v | Nicolaus Salernitanus, ›Antidotarium Nicolai‹, deutsch |
2. | 49v–68va |
Kräuterbuch
vgl. Stoffgruppe 70.
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3. | 72r–105va | Johannes de Rupescissa, ›Buch von der Heimlichkeit‹ |
Teil II | Astronomisch-astrologischer Teil | |
108r–215r | Zu den einzelnen Texten siehe Nr. 11.2.5. |
Papier, 215 Blätter, 285 × 215 mm, Bastarda, sechs Hände, ein- und zweispaltig, wechselnde Zeilenzahl.
überwiegend niederalemannisch.
79 kolorierte Federzeichnungen, davon je eine zu Text 1 (1v) und zu Text 2 (49v), die anderen in Teil II (siehe Nr. 11.2.5.). (Ob auf der leer gebliebenen Spalte 73vb ein Bild vorgesehen war, muss offen bleiben.) Entstanden im Zusammenhang mit der Werkstatt Diebold Laubers, Malergruppe A (Überlegungen zum Bezug zur Werkstatt bei
Die Zeichnungen des zweiten Teils gehören, wie auch Nr. 87.2.5., zu den Elsässischen Sternbilderfolgen (vgl. Einleitung 87.2. sowie die Handschriften unter Nr. 11.2.), ohne dass hier, wie in der Edinburgher Handschrift, auch medizinische Texte in die Sternbilderfolgen integriert worden wären.
Die beiden ganzseitigen, ungerahmten Illustrationen zu Beginn der medizinischen Texte zeigen jeweils einen Apotheker mit seinem Gehilfen, einmal in der Apotheke (1v, zum ›Antidotarium‹), das andere Mal in einem Kräutergarten (49v, zum Kräuterbuch). Links steht jeweils der Apotheker, der sich zu seinem kleiner dargestellten Gehilfen wendet. Der Meister trägt einen pelzverbrämten Rock und eine Kappe, unter der links und rechts seine Locken hervorquellen, der Gehilfe ist einfach gekleidet. Die durch rosa schattierte Wangen und rote Lippen gekennzeichneten Gesichter tragen keinen besonderen Ausdruck und ähneln einander. Der Maler hat, besonders bei den Gewändern, mit Schattierungen und Höhungen gearbeitet und so Plastizität erzeugt. Beide Szenen sind auf einem ockerfarbenen, nach hinten sich verdunkelnden Boden angesiedelt. Sie stammen von derselben Hand (im Unterschied zu den astronomischen Bildern in Teil II wohl nicht aus der Lauber-Werkstatt,
1v: Vor einem Tisch, auf dem verschiedene Gefäße aufgereiht sind, steht der Apotheker mit einer Waage in der linken Hand, während seine Rechte der einen Waagschale etwas hinzufügt. Der vor ihm sitzende barhäuptige Gehilfe ist dabei, in einem fast kniehohen, vor ihm stehenden Gefäß eine Arznei anzurühren (oder zu mörsern?).
49v: In dem von einem geflochtenen Zaun umgebenen Garten wachsen verschiedene Pflanzen (etwa eine Lilie). Der Garten ist in Aufsicht dargestellt, die Figuren und Pflanzen hingegen werden von vorne gezeigt. Der Apotheker präsentiert in seiner Rechten eine der Pflanzen, die er gepflückt hat, mit der anderen Hand hält er gemeinsam mit dem Gehilfen, der hier eine Gugel um den Kopf geschlungen hat, einen Korb, in dem schon andere Kräuter liegen.
Dunkelrot, Blau, Ocker, Braun.
Einzelne Abbildungen unter http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/handschriften/mII180.htm, http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/bdm/bdm1107.htm
Abb. 85: 1v. Ein Apotheker mit seinem Gehilfen.