KdiH

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87.2.11. Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Ms. Berol. germ. quart. 1195

Bearbeitet von Pia Rudolph und Nicola Zotz

KdiH-Band 9

Datierung:

15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Mittelbairischer Raum.

Besitzgeschichte:

Befand sich im Besitz Heinrich Wilhelm von Starhembergs (1593–1674) in Riedegg (1r), wohl im Zusammenhang mit dem 1889 erfolgten Erwerb der Fürstlich Starhemberg’schen Bibliothek aus Eferding (Oberösterreich) in die Königliche Bibliothek zu Berlin gelangt, im Zweiten Weltkrieg nach Krakau ausgelagert.

Inhalt: Medizinische Sammelhandschrift, darin u. a.:
1. 1r–2r Rezepte
Nachträge
2. 2v–3r Von den vier Winden
3. 3v–52v Kalender
3v–4v Berechnungstabelle, 5r–9v Monatsverse, 10r–19v Tabellarischer Kalender mit nachgetragenen Monatsversen auf der Versoseite, 20r–33v Angaben zu Sonntagsbuchstaben, goldener Zahl, Sonnenfinsternis, Jahresbeginn, Schaltjahr, Lauf der Sonne und des Mondes (Stundentafeln auf 28v, 30v), 34r–37v Über die Planeten (Kreisschema auf 36v), 38r–51v Über die Tierkreiszeichen, 51v–52v Über die Jahreszeiten
4. 53r–65r Aderlasstraktat
5. 65r–70r Pesttraktat
6. 70v–163v Arzneibuch
89r–92v Urintraktat; ab 148v Nachträge
7. 164r–182r Alchemietraktat
8. 182v–183r Berechnung des Sterbetags
182v Kreisschema
9. 183v–184r Alphabete
10. 185v–199v Über Wein
Text wird auf dem in den Buchdeckel geklebten (nicht gezählten) Nachsatzblatt fortgeführt
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 199 Blätter (Blattverlust nach Bl. 8 [ein Blatt], 9 [zwei Blätter] und 69 [acht Blätter]), 215 × 151 mm, Bastarda, zahlreiche Hände und Nachträge, einspaltig, 20 Zeilen, dreizeilige (auf 65r achtzeilige) Initialen mit schlichtem Fleuronné (28r mit eingezeichnetem Gesicht), abwechselnd rote und blaue KL-Ligaturen, Rubrizierung.

Schreibsprache:

mittelbairisch.

II. Bildausstattung:

Drei Federzeichnungen von Schreiberhand (?) (38v, 59v, 89r), zwölf eingeklebte Zeichnungen von anderer Hand (39r, 41r, 42r, 43r, 44r, 45r, 46r, 47r, 48r, 48ar, 49r, 49v), unkoloriert; eine Bildlücke (2v) sowie zehn weitere Bildlücken (5r–9v).

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

38v Zodiakusmann in sehr einfacher, unbeholfener Federzeichnung, ohne die Darstellung der Tierkreiszeichen, die stattdessen in Schriftbändern auf dem und am Körper benannt sind. – 59v Aderlassmann, wie der Zodiakusmann wohl von der Hand des Schreibers. – 89r von anderer Hand Harnschau (neuzeitliche Beischrift: Doctor busch vom humelshagen) zu Beginn des Urintraktats. Der bärtige Arzt ist durch einen langen Mantel und eine auffällige, mit Federn geschmückte Kopfbedeckung gekennzeichnet; seine Arme und Beine, anatomisch ungenau, wirken wie angesetzt, das Gesicht hat durch die großen schwarzen Augen einen starren Ausdruck.

Im Tierkreiszeichen-Teil (38r–51v) Zeichnungen der Tierkreiszeichen in Medaillons eingeklebt (Widder bis Fische). Manche der Personen und Tiere werden stehend oder sitzend gezeigt und sind in Bewegungen eingefangen, andere sind in Aufsicht und eher starr oder schematisch dargestellt (z. B. Krebs, Skorpion, Fische). Alle befinden sich auf schraffiertem, mit Grasbüscheln versehenen Boden; Schraffur wird auch eingesetzt, um Plastizität und Rundungen zu erzeugen. Die Zeichnungen sind von nicht ungeschickter Hand, aber ohne große Sorgfalt angefertigt worden.

Auf 2v eine mit Federstrich gerahmte, quadratische Bildlücke über zehn Zeilen zu Beginn des Textes zu den vier Winden. Die zehn (ursprünglich zwölf, nach Bl. 8 fehlen September und Oktober) ungerahmten, halbseitigen Lücken jeweils unter den Monatsversen des Kalenders (5r–9v) waren wohl für Tierkreiszeichen oder Monatsarbeiten vorgesehen.

Literatur:

Degering 2 (1926) S. 207f. – Wegener (1928) S. 78f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 76: 49r. Wassermann.

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Abb. 76.