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87.4. ›Secretum secretorum‹, deutsch

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 9

Mit ›Secretum secretorum‹ werden fingierte Briefe bezeichnet, in denen Aristoteles seine Lehren an Alexander den Großen weitergegeben haben soll. Die ursprünglich arabischen Texte kombinieren medizinisches Wissen (z. B. Diätetik, Wirkung von Edelsteinen, Tieren und Kräutern) mit Ratschlägen an den Fürsten. Lateinische Übertragungen wurden im 12. und 13. Jahrhundert vorgenommen. Das deutsche ›Secretum secretorum‹ ist in zahlreichen unterschiedlichen Fassungen überliefert (z. B. ›Buch der heimlikeit‹, ›Geheimnis der Geheimnisse‹ oder ›Lehren des Aristoteles‹), in denen die medizinische Komponente gegenüber dem Aspekt des Fürstenspiegels überwiegt. Laut Forster (2006, S. 240) hatte der Text in der Volkssprache deshalb wenig Erfolg, weil sich keine Übersetzung durchsetzen konnte. Vereinzelt sind deutsche ›Secretum secretorum‹-Fassungen illustriert worden, hauptsächlich mit dem Bild des Aristoteles gemeinsam mit Alexander. Einen größeren Bildzyklus gibt es nur in einer Handschrift in Basel.

Viermal sind die Briefe des Aristoteles an Alexander (nach Forster [2006]: ›Secretum secretorum‹, Fassung G3 [Prosa] und ›Lehren des Aristoteles‹ [Verse]) mit dem ›Iatromathematischen Hausbuch (Schürstab-Fassung)‹ (Nr. 87.1.) überliefert und dort auch, wohl zur besseren Auffindbarkeit, bei Textbeginn mit dem Bild von Aristoteles und Alexander illustriert (bzw. zur Illustration vorgesehen): Nr. 87.4.3., Nr. 87.4.4., Nr. 87.4.5., Nr. 87.4.6. Nur im ›Iatromathematischen Hausbuch‹ in Pürglitz (Nr. 87.1.3.) blieb das anschließende ›Secretum secretorum‹ (ebenso Fassung G3 und ›Lehren des Aristoteles‹) unbebildert.

Eine Darstellung des Aristoteles im Kontext des ›Iatromathematischen Hausbuchs‹ findet sich in London, Add. 17987, 116v (Nr. 87.1.4.). Auf 116r behauptet ein Vorspann, die folgende Lehre stamme von Aristoteles, wodurch der Text aufgewertet und legitimiert wird (Regula Forster sei für den Hinweis gedankt, dass es sich nicht um ein ›Secretum secretorum‹ oder einen Auszug daraus handelt). Der Text wurde als Pestgedicht von Hans Andree identifiziert (Haage [2012/13]). Des Weiteren findet sich ein Bild von Alexander und Aristoteles in der Wiener Sammehandschrift, die auch ein ›Iatromathematisches Hausbuch‹ überliefert, Cod. 3085, 40v (Nr. 87.1.16.) innerhalb der ›Tobiaslehre‹, die durchmischt mit Lehren des Aristoteles an Alexander überliefert ist (vgl. Nr. 44.7.). Darüber hinaus sind Auszüge des ›Secretum secretorum‹ in die ›Tafel van den kersten ghelove‹ von Dirc van Delft eingegangen und in diesem Zusammenhang auch mit Alexander und Aristoteles bebildert (Nr. 67.5.).

In dieser Untergruppe werden zwei vom ›Iatromathematischen Hausbuch‹ unabhängige ›Secretum secretorum‹-Fassungen mit Illustrationen behandelt. Zum einen findet sich eine Initiale mit dem Bild des Aristoteles in Krakau, Ms. Berol. germ. quart. 490 (Nr. 87.4.2.), worin gleich zwei unterschiedliche deutsche Fassungen verbunden sind, nämlich die von Hildegard von Hürnheim und die von (Michel?) Gernpaß. Zum anderen gibt es 17 Federzeichnungen in der Handschrift Basel, Universitätsbibliothek, O II 26 zum ›Buch der heimlikeit‹ (Nr. 87.4.1.), in deren Bildprogramm der Fokus deutlich auf die Belehrung des Fürsten gelegt wird.

Editionen:

Forster (2006).