KdiH

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87.2.12. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 32

Bearbeitet von Pia Rudolph und Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 9

Datierung:

Kurz vor 1368 (Suckale [1987] S. 100).

Lokalisierung:

Regensburg (? vgl. Suckale [1987] S. 100).

Besitzgeschichte:

Aufgrund des Kalenders kann die Handschrift wohl nach Regensburg verortet werden (Suckale [1987] S. 100). Vorbesitzer der Handschrift war der 22-jährige Braumeister Erhart, der seine Verehelichung 1404 in die Handschrift eintragen ließ (20v), danach möglicherweise Benedictus Schwerczer Modisst vnd Burger zu Passaw (22r), von dem ein Schreibmuster in die Handschrift eingebunden ist (erst später? Müller [1971] S. 194). Bevor die Handschrift an die Bayerische Staatsbibliothek (zunächst unter der Signatur Clm 13082) kam, wurde sie in der Stadtbibliothek Regensburg unter der Signatur Rat. civ. 82 aufbewahrt.

Inhalt:
1. 1r–2v Astrologisch-medizinische Anweisungen
2. 3r–4r Verzeichnis der Sonnen- und Mondfinsternisse 1370–1386
3. 5v–12r Kalender
astronomische Tabellen für die Wochen zwischen Weihnachten und Fastnacht (4v), astronomische Tabellen mit Tierkreis- und Monatsbildern (5r–11r, Kalender zum Januar doppelt aufgenommen: 5r ohne Illustration, 5v mit Tierkreis- und Monatsbild), Angabe der goldenen Zahl, des Sonntagsbuchstabens, der zwischen Weihnachten und Fastnacht fallenden Wochen und Tage für 1368–1405 (11v–12r)
4. 12v–20v Mondwahrsagetexte
Zodiakalmondbücher (Fassung P)
5. 20v Familiennachrichten
von einem Bräumeister Erhart
21v Bodenmaß eines Gefäßes
22r–v Schreibmuster
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament (22 Blätter) und Papier (zehn Blätter, unbeschrieben), 32 Blätter, 257 × 167 mm, (2r fehlt am unteren Blattrand ein Keil von 146 × 15 mm, 21r–v größeres Format 256 × 296 mm, gefaltet, quer beschrieben), Textualis (Kalender, umschreibender Text) und Bastarda, vier Hände (I 1r–20v, II 20v Erhart der Prewmaister, III 21v, IV 22r–v Benedictus Schwerzer), einspaltig, 30–39 Zeilen, kunstlose rote Überschriften, Initialen und Zierstriche.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

Zu Text 1: Zwei ganzseitige Federzeichnungen, die jeweils auf der Versoseite des Blattes abgepaust sind (1r, 1v, 2r, 2v). Zu Text 3: 24 kolorierte Federzeichnungen. Ein Illustrator.

Format und Anordnung:

Eingeleitet wird die Handschrift durch je zwei ganzseitige Zodiakus- und Aderlassmänner. Im Kalenderteil der Handschrift ist jeder Monat mit einem neunzeiligen Medaillon ausgestattet, das das Tierkreiszeichen zeigt, am unteren Rand des Blattes sind mittig platziert die passenden Monatsarbeiten dargestellt.

Bildaufbau und -ausführung:

Bei den je zwei Zodiakus- und Aderlassmännern ist jeweils der zweite Mann auf der Versoseite des Blattes von der Vorderseite vollständig nachgemalt, aber unkoloriert, der Zodiakusmann ohne Text. Der zweite Aderlassmann (2v) trägt eine Blume in der Hand. Die Handhaltung des Aderlassmannes auf 2r suggeriert, dass er etwas in der Hand hält. Möglicherweise sollte diesem Umstand in der Einfügung der Blume bei der Nachzeichnung Rechnung getragen werden. Die Kolorierung der Tierkreise auf dem Zodiakusmann (1r) ist in leuchtenden Farben durchgeführt, die Konturen mit kräftigem Strich gezogen, die Körper in sanftem Inkarnat grundiert. Zodiakus- und Aderlassmann stehen auf einer Blumenwiese, die am unteren Blattrand hügelig aufgeworfen ist und nur Platz für die Füße bietet.

Dieses Prinzip, den unteren Blattrand als Standfläche zu nutzen, setzt der Illustrator bei den Monatsarbeiten fort, die sämtlich an diesen Platz gesetzt sind. Auch in den mit roter Umrandung angelegten Medaillons mit den Tierkreiszeichen ist eine stilisierte Wiese als Standfläche angelegt. Die Illustrationen in sorgfältiger Federzeichnung, Plastizität durch Farblavierung der Schattenpartien. Suckale (1987, S. 100) hebt den »etwas derben Sinn für die Wirklichkeit« hervor, betont aber zugleich »die Frische in der Darstellung«. Der Illustrator ist um Varianz in der Darstellung bemüht, kenntlich beispielsweise an den wechselnden Kopfbedeckungen (Gugel, ausladender Strohhut, Blumenkranz, Jägerhut) und verschiedenen Schuhmodellen (Halbschuhe, geschnürte Stiefeletten, Schnabelschuhe, auch barfuß). Die Tierkreiszeichen überwiegend traditionell (der Skorpion als undefiniertes Mischwesen mit Skorpionsschwanz und rot-weißem kegelförmigem Aufbau auf dem Rücken, auf dem Zodiakusmann [1r, 1v] sieht er »wie ein Gürteltier aus mit einem Sporn auf der Nase«, Sudhoff [1914] S. 207).

Bildthemen:

Zu den Bildthemen: Hansen (1984) S. 207f.

Monatsarbeiten: Januar: Wärmen am Feuer, dabei grillt der auf einem Dreibein sitzende Mann mit Gugel über dem lodernden Feuer einen Vogel, erhitzt einen Topf und trinkt aus einem Krug (5r); Februar: Holzschlagen (6r); März: Pflügen (7r); April: Blumenpflücken (8r); Mai: Mann und Frau stehend im Gespräch, Liebespaar sitzt auf einer Wiese unter einem Baum, der Mann spricht zu der Frau, die eine Blume in der Rechten hält (8r); Juni: Heuernte mit der Sense (8r); Juli: Kornernte mit der Sichel (8v); August: Dreschen (9r); September: Aussaat (9v); Oktober: Weinlese (10r) ; November: Schweinemast (10v); Dezember: Schlachten (11r).

Literatur:

Petzet (1920) S. 56f. – Sudhoff (1914) S. 155, 207, 215f.; Müller (1971) S. 194f.; Hansen (1984) S. 207f.; Suckale (1987) S. 100.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

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Abb. 77.